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Reloop RP8000 Test

Der Reloop RP8000 im bonedo.de-Test: Mit einem neuen Turntable bemüht sich Reloop, am bis in die Gegenwart wirkenden Erbe des kultigen Technics SL1210 MK2 zu kratzen. Trotz jährlich steigender Vinylumsätze wagt sich schon seit längerem kaum eine DJ-Equipment-Schmiede daran, einen Thronfolger zu etablieren. Sicherlich auch deshalb, weil sich im DJ-Pult nicht mehr alles um die Platte dreht. DJ-Controller und Multimedia-Player übernehmen zunehmend das Ruder. Wird es Reloop trotzdem gelingen, mit dem neuesten Advanced Hybrid Torque Turntable RP8000 dieses wieder herum oder gar an sich zu reißen?


Die Spatzen pfiffen es längst von den Dächern: “Hast du gehört, der Technics soll eingestellt werden?!“ Selbst Blogs orakelten das Ende der Legende herbei, bis es im Oktober 2010 Panasonic offiziell bestätigte. Es traf mich wie ein Schlag! Galt doch der Technics SL-1210 MK2 und seine Upgrades MK3/5 und M5G als unsterblich! Denn bei regelmäßiger Wartung begleitet der Technics seinen DJ über die komplette Karriere, es sei denn, der Gast-DJ hatte einen Stich, denn schließlich ist ein Turntable kein Getränkeabstellplatz und schon gar kein Aschenbecher. Selbst mit einem Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde wurde dem Plattenlaufwerk aus Japan als einziges Konsumprodukt gehuldigt, das 30 Jahre unverändert über das Produktionsband lief. Nur leichte Modifikationen wie der Null-Prozent-Reset-Knopf oder eine Erweiterung des Pitch-Umfangs, wahlweise auf 16 Prozent, bestätigen, dass er zumindest in den ersten 20 Jahren „State Of The Art“ war. Gegenüber den Mitbewerberprodukten von Vestax, Stanton, Numark und Reloop, die hinsichtlich der Ausstattung deutlich zulegten, manifestierte er allein durch seine Dominanz in allen DJ-Kanzeln und durch seine Zuverlässigkeit seinen wohlverdienten Status. Der Technics SL-1210 MK2 ist bis heute noch DER Club-Standard. Mit ihm muss man umgehen können. Mit der Bekanntgabe des Produktionsstopps aus Gründen rückläufiger Absatzzahlen und Zulieferproblemen bei den Bauteilen stellte sich die Frage, wer sein Erbe antreten wird? Vestax PDX 3000 MKII, seines Zeichens ein sehr ausgereiftes Gerät, das auch schon zu Technics-Produktionszeiten vor allem unter Turntablisten beliebt war, brachte aber beim Mixen manchen „Wheels Of Steel“-Anhänger unter die Räder, denn das manuelle Pitchbending mit ihm musste geübt sein. Ein Wechsel auf den Numark TTX? Sicherlich keine Frage der Technik. Schließlich waren seine Features, wie der Ultra High Torque bis 4,7 Kilogramm und Key-Lock-Funktion zum Einfrieren der Tonhöhe, völlig überlegen. Auch Stantons ST-150 galt als ernstzunehmendes Statement: Der Technics SL-1210 MK2 ist Geschichte, wir schreiben sie weiter. Mit kantigem Design, das schon etwas an die Optik des Urgesteins erinnert, kombinierten sie die gewohnte Ästhetik mit dem dreifachen an Drehmoment, stufenlos einstellbar und Einstellungsmöglichkeiten für Brake und Pitch-Range. Zwar ohne geraden Tonarm, aber mit den gleichen technischen Features, überzeugte auch Reloops RP6000 MK2, allerdings zu einem wesentlich günstigeren Preis.
Einige Jahre standen auf dem Plattenteller-Markt die Räder still, bis im Herbst 2013 Reloop verkündete: „Partners in vinyl! Raise the vinyl culture!“ Mit dieser Kampfansage stellte Reloop den ersten Advanced Hybrid Torque Turntable vor, den RP8000, der gleichzeitig als Controller dient. Schon sein Design ist vielversprechend: Die softe Form des RP6000 samt gummierter, matter Oberfläche weicht einem straighten Chassis mit dunkelanthrazitfarbigen, hochwertigen Finishing. Die beiden sehr auffallenden Start/Stop-Tasten erinnern an die eines Technics. Aber auch die Geschwindigkeitstasten, der Pitch-Fader und die Anordnung sind Design-Parallelen. Dies lässt vermuten, dass Reloop der Zielgruppe einen Turntable bieten möchte, der optisch vertraut, aber mit Features ausgestattet ist, die an die digitalen Ansprüche der DJs angepasst sind.

Details

Bevor sich der RP8000 meinem Urteil stellen kann, wird er von mir erst mal von seiner Kartonage befreit. Mit 9,7 Kilogramm bringt er zwei Kilogramm weniger als sein Vorbild auf die Waage. Für den mobilen DJ ein (ge)wichtiger Vorteil, zumal, wenn er im Doppelpack anreist. Apropos Transport: Aus Sicherheitsgründen sind Einzelteile wie Plattenteller samt Slipmat, Nadelbeleuchtung und Auflagegewicht separat verpackt und müssen manuell montiert werden. Zum weiteren Lieferumfang gehören diverse Kabel für Netzanschluss, Cinch-Ausgang, USB- und Link-Port.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Reloop RP8000 mit seinem Packungsinhalt.

Schon beim Herausheben des Chassis aus dem Karton bin ich sofort von seiner Oberfläche und Verarbeitung beeindruckt. Massiv wirkt der Turntable. Ein vibrationshemmender Sockel, gestützt auf vier, gegen Schock gedämpften Füßen, verstellbar in der Höhe, um auch kleine Unebenheiten beim Aufstellen zu korrigieren. Reloop zeigt hinsichtlich des Designs des RP8000 viel Liebe zum Detail: Die beiden Außenseiten sind mit dem Firmenlogo gebrandet. Eine mattschwarze Zierleiste verläuft um das Chassis. Sowohl die links vom Plattenteller platzierten Pads der Performance Mode-Sektion als auch der rechts angeordnete Pitch-Control sind eingelassen, ebenfalls gebettet auf mattem Schwarz. Über dem Pitch-Fader befinden sich die Tasten für seinen einstellbaren Umfang, wahlweise zwischen acht, sechzehn und fünfzig Prozent. Ein wichtiger Vorteil zum Vorgängermodell, der als kleinste Range zehn Prozent umfasste. Turntablisten, die ihre Routine auf Technics und den standardisierten acht Prozent einstudierten, konnten ihre Routine auf dem RP6000 daher nicht spontan performen.
Der RP8000 punktet mit weiteren neuen Features wie einem LC-Display, unter anderem für die Anzeige des momentan eingestellten Pitch-Wertes in Prozent. Ganz zu schweigen von der links platzierten Performance Mode-Sektion einschließlich einem schwarzen Rädchen, dem Trax/Browser. Darunter reihen sich vier kleinere Modi- und acht größere Trigger-Pads auf, die von ihrer Haptik hochwertig wirken, für den notwendigen Grip gummiert sind und sich sehr leichtgängig bedienen lassen. Dagegen altbewährt, der S-förmige Tonarm, der mit seiner Aufhängung komplett vom Vorgängermodell übernommen wurde.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Design definiert sich u00fcber Details wie Firmen-Branding und versenkte Bedienelementen.

Mein Blick schweift zur Rückseite und entdeckt zunächst zwei Halterungen für die optionale Abdeckung. Hier wurde mitgedacht: die zwischen den Halterungen versteckten Anschlüsse befinden sich in einer Mulde, um auch bei hochkanter Aufstellung des Turntables trotz herausragender Kabel ein nahes Aufstellen am Mixer zu gewährleisten. In der Mulde befindet sich links der Vinyl-Out auf Cinch-Basis, der per Schalter auf Line- oder Phono-Preamp gestellt wird. Je nachdem, welcher Eingang am Mixer oder Receiver noch frei ist. Daneben schließt sich die USB-Sektion an, untergliedert in den TT-Link Port, der mehrere RP8000 untereinander vernetzt, und den USB-Port für den digitalen Datenaustausch mit dem Laptop. Ganz rechts sorgt der Netzanschluss für die Stromversorgung. Über einen daneben platzierten Spannungswahlschalter lässt sich das Ganze auf europäische oder amerikanische Norm einstellen. Wer ein zu kurz geratenes Erdungskabel wie das des Technics vermisst…der RP8000 löst das Erdungsproblem generell über das Cinchkabel. Elegant. Alles verkabelt und angeschlossen? – Dann lassen wir nun die Teller drehen!

Fotostrecke: 2 Bilder In einer Mulde sind die Anschlu00fcsse versteckt.
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