Praxis
Die Details habe ich mit dem Tragegriff beendet und den Praxisteil möchte ich direkt damit eröffnen. Wie trägt sich der SPiN denn? Nun, das Gewicht ist niedrig, man möchte fast das Wort „Federgewicht“ benutzen. Der Griff lässt nicht sehr viel Spiel. Ich habe eher feingliedrige Hände und die passen ganz knapp hinein. Wer zu kräftigen „Pranken“ tendiert, wird sich da etwas mehr Platz wünschen. Allerdings ist es wegen des geringen Gewichts auch kein Problem, einfach nur Finger „einzuhängen“ und den Plattenspieler damit fortzubewegen.
Bedienung
Über das Thema Batterien, Energieversorgung und Stromanschluss habe ich mich ja bereits in der Einleitung ausführlich ausgelassen. Wenn der SPiN mit Strom versorgt ist und ich ihn einschalte, wird das mit einem grünen Licht seitens der Power-LED angezeigt. Die Knöpfe für die Bedienung liegen weit genug auseinander, die Potis lassen sich trotz ihrer geringen Ausmaße gut anfassen und drehen. Das liegt auch daran, dass diese an den Seiten etwas geriffelt sind und außerdem einen ausgewogenen Drehwiderstand haben.
Weil der Platz eng ist, müssen Kompromisse in Kauf genommen werden. Für mein Empfinden befinden sich die Knöpfe sehr nah am Tonarm, wenn dieser beim normalen Betrieb auf der dafür vorgesehenen Halterung liegt. Dies betrifft besonders den Start/Stopp-Knopf, der dann fast unterhalb vom Tonabnehmer sitzt. Man muss also aufpassen, dass man nicht an die Nadel kommt, wenn man den Plattenteller startet. Besser ist es also, erst die Nadel aufzulegen und dann den Knopf zu drücken. Viel Raum für eine günstigere Platzierung dieser Bedienelemente sehe ich allerdings nicht, insofern muss man sich daran gewöhnen. Kein Problem!
Klangliche Eigenschaften
Bevor ich hier anfange zu „kratzen“, lege ich erst einmal ein paar Platten auf und checke den Sound. Was aus dem SPiN rauskommt, klingt genau so, wie man sich das bei einem kleinen eingebauten 3 Watt Lautsprecher vorstellt. Was will man denn auch sonst davon erwarten? Der SPiN ist für den Einsatz im Garten oder Park gedacht und da erfüllt er völlig seinen Zweck.
Die Kopfhörerausgänge schalten den internen Lautsprecherweg sofort stumm, sobald ein Stecker eingestöpselt ist. Bevor ihr einen Kopfhörer anschließt und aufsetzt, solltet ihr aber auf jeden Fall die Lautstärke reduzieren. Denn es kann sonst sehr laut werden. Zwei Buchsen sind zwar verbaut, über zwei Kopfhörer gleichzeitig hören funktioniert jedoch trotzdem nicht. Der große Klinkeneingang bekommt immer den Vorzug, stellt also die kleine Klinke jedes Mal stumm.
Wenn ich über den Master-Ausgang mit einem Cinch-Kabel in einen Verstärker gehe, leistet der kleine Plastik-Plattenspieler absolut solide Arbeit. Der interne Vorverstärker ist jetzt nicht von der „fettesten“ Sorte und liefert einen eher nüchternen Sound. Schade, dass man den Phono-Preamp nicht optional deaktivieren und das Signal dann in einem Mischer oder entsprechend ausgerüsteten Verstärker schicken kann. Andererseits ist die Beschränkung auf ein Line-Signal natürlich für Anfänger weniger irritierend und die richtigen „Freaks“ haben per se einen amtlichen Turntable zu Hause stehen. Der Klangregler, mit dem ihr den Sound noch ein bisschen beeinflussen könnt, funktioniert nur für das Vinyl-Signal. Der Bluetooth-Eingang muss also ohne Klangregelung auskommen.
Wenn ich Musik über ein Abspielgerät (beispielsweise einen iPod) über Bluetooth verbinde, klingt das ankommende Signal lauter, als wenn ich vom gleichen Gerät über ein Kabel in den Aux-Eingang gehe. Das wäre zu verschmerzen, wenn ich den Plattenspieler im Verhältnis leiser drehen könnte – leider geht das nicht. Ich kann hier nur den externen Eingang (also Bluetooth oder Aux-In) regeln und die Gesamtlautstärke. So kommt es durchaus vor, dass die Schallplatte etwas lauter erscheint und sich das externe Signal nicht ausreichend verstärken lässt, um das vernünftig anzugleichen. Bluetooth eignet sich wegen der höheren Lautstärke des Signals also in der Praxis definitiv besser als der interne Aux-Eingang.
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Kann man mit dem SPiN mixen?
Meine kurze Antwort lautet „Jein“. Der Pitch-Bereich ist sehr ordentlich und lässt das Anpassen des Tempos durchaus zu, allerdings ist das präzise Justieren des Pitch-Reglers sowie das Abbremsen und Anschubsen der Platte nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl zu bewerkstelligen. Wer eine Herausforderung sucht, darf das gerne probieren. Aber ganz ehrlich: Dafür ist dieser Plattenspieler nicht gemacht. Mit Scratching sieht das allerdings schon wieder ganz anders aus.
Scratching und Spurtreue
In Bezug auf die Spurtreue gibt sich der Reloop SPiN absolut keine Blöße. Die ist wirklich ausgezeichnet und das auch in einigen Schräglagen. Da sieht man wirklich, dass der kleine Turntable genau für diese Zwecke konzipiert wurde. Klar, auf Stöße reagiert der Tonarm natürlich empfindlich, aber grundsätzlich hat der Plattenspieler diesbezüglich amtliche Nehmerqualitäten. Für mobiles Scratching seid ihr hiermit ohne Zweifel gerüstet. Wenn ihr euch den kleinen Turntable greift, ihn auf den Schoß legt und auf dem Vinyl „herumkratzt“, bleibt der Tonarm so gut wie immer sicher in der Spur.
Bluetooth
Wenn die Stromversorgung stimmt (siehe „Stromversorgung“ bei den Details), funktioniert die Bluetooth-Verbindung tadellos. Einfach Bluetooth am Smartphone oder MP3-Spieler aktivieren und die Pairing-Taste am Reloop SPiN drücken und schon sollte die Sache erledigt sein. Über ein paar Meter bleibt die drahtlose Connection locker bestehen, sehr gut! Bluetooth dient hier ja nicht der Verbindung mit externen Speakern oder dergleichen, sondern ist für das Einspielen von Musik in den Plattenspieler gedacht. Wer raus will, muss das über den Master-Ausgang machen.
Spin and Scratch Single und Super Spin Duck Looper App
Sehr schön für Neulinge ist die Beigabe der „Spin and Scratch“ Single sowie die kostenlose „Super Spin Duck Looper“ App. Ohne auch nur eine einzige Platte zu besitzen, können angehende Portablists sofort loslegen. Auf der Single sind ein paar Beats, Phrasen wie „Break it Down“ und auch zwei der berühmtesten Scratch-Sounds („Ahhh“ und „Fresh“ – Original von Fab Five Freddie – Change The Beat). Nachschub gibt es natürlich mittlerweile ohne Ende – auch wir haben schon mal darüber berichtet
Die zugehörige App, die es kostenlos für Android als auch iOS gibt, ist ebenfalls eine sehr nette Beigabe. Hier könnt ihr ein paar (typische) Beats als Endlos-Loop abspielen und auch das Tempo nach eurem Geschmack verstellen. Falls ihr für den Anfang ein paar praktische Grooves zum Trainieren sucht, seid ihr mit der App bereits gut beraten.
Crossfader
Der 45 Millimeter lange Crossfader ist aus meiner Sicht eine wirkliche Bereicherung. Ich bin bei Weitem kein Turntablist, bin mir aber sicher, dass Scratch-Profis das genau so sehen. Ein Crossfader bietet einfach viel mehr Nuancen beim Cutting. Der hier eingebaute bewegt sich butterweich und macht einen robusten Eindruck. Die Kurve ist so eingestellt, dass der Fader sehr schnell öffnet und nicht langsam überblendet. Werden viele so bevorzugen. Trotzdem wäre es noch besser, wenn man die Kurve verstellen könnte. Was wiederum problemlos geht, ist das Wechseln des Crossfaders. Wer diesen lieber auf der gegenüberliegenden Seite bevorzugt, kann das sehr schnell erledigen. Dafür müssen lediglich zwei Schrauben pro Seite gelöst werden. Wer dann hineinschaut, sieht einen Stecker mit einem roten Kabel. Hier passen auch Modelle (digital) von anderen Herstellern dran. Tolle Sache! Die Anleitung erklärt euch sehr genau, welche Schritte ihr beim Wechseln des Faders vornehmen müsst.
Aufnahme
Steckt ein FAT32-formatierter USB-Stick in der rechten Seite des Reloop SPiN, könnt ihr mit dem Druck auf den rot leuchtenden Rec-Button eine Aufnahme starten. Wenn die Taste dann blinkt, signalisiert das die laufende Aufzeichnung. Für das Beenden drückt ihr dann einfach noch mal drauf und fertig!
Auf dem Stick wird ein Ordner zur Speicherung angelegt. Die Aufnahme ist ausschließlich als MP3 mit 256 kBit/s verfügbar. Das Recording selbst erledigt das Gerät intern mit einer 16 Bit Auflösung in 44,1 kHz. Sämtliche Audiobeispiele habe ich übrigens mit einem USB-Stick aufgenommen. Der Zeitstempel der Aufnahmen stimmt witzigerweise überhaupt nicht und zeigt den ersten Januar 1970 an! Wenn ihr die Aufnahmen weiter verwenden wollt, solltet ihr auf jeden Fall noch einmal mit einem Audioeditor ran, denn die „Recordings“ sind nicht besonders laut. Das ist kein Nachteil! Ihr müsst euch nämlich nicht den Kopf darüber zerbrechen, bei wilder Vinyl-Akrobatik das Signal versehentlich zu übersteuern. Ordentlich Headroom ist immer in der Aufnahme, egal wie die Lautstärke eingestellt ist.