Rototoms sind Klassiker. Die kessellosen Trommeln mit Rotations-Stimmsystem wurden schon vor vielen Jahren erfunden. Wir haben die aktuelle Version des kleinen Remo Rototom Sets getestet. Ganz so alt wie Trommeln mit Kesseln sind Rototoms noch nicht, trotzdem hat die innovative Konstruktion schon etliche Jahre auf dem Buckel. Erfunden hat sie 1968 der klassische Perkussionist Al Payson, der sie zunächst als Timpani-Alternative einsetzte. Die Firma Remo sicherte sich später das Patent und baut seither die „originalen“ Rototom Sets – wie jenes, das wir heute zum Test da haben. Ihr Vorteil ist nicht nur der einfache Tuning-Vorgang, den das Rotations-System ermöglicht. Die luftig aussehenden Instrumente sind auch auf klare Töne stimmbar, was sie von Schlagzeug-Toms unterscheidet.
Remo bietet seine Rototoms sowohl einzeln als auch als Sets mit Halteschiene und Stativ an. So lässt sich ein Drumset schnell und unkompliziert um drei weitere Tomsounds ergänzen. Wie sich die Zusammenstellung mit 6“, 8“ und 10“ im Einsatz bewährt, lest ihr auf den folgenden Zeilen.
Der erste Aufbau benötigt etwas Zeit
Gar nicht besonders groß, dafür ziemlich schwer kommt der Karton daher, in welchem sich das Remo Rototom Set verbirgt. Der Grund dafür ist, dass tatsächlich alles dabei ist, um die drei Trommeln spielfertig aufzustellen. Ich entnehme der Verpackung zunächst eine recht massive, doppelstrebige Stativbasis sowie eine Anleitung, welche den weiteren Zusammenbau koordinieren soll. Als Werkzeug liefert Remo einen Schraubenschlüssel und einen Stimmschlüssel mit. Beides wird benötigt, um die separate Trägerstange mit einer Art Montageplatte zu versehen und die Konstruktion dann mit dem Stativ zu verbinden. Anschließend werden die drei einzeln beiliegenden Gewinde in die Rototom-Rahmen eingeschraubt, die Felle (Remo USA Pinstripes) sind bereits vormontiert. Am Ende schiebt man die Trommeln in die Trägerschiene und fixiert sie mit den beiliegenden Arretierungs-Schraubhebeln. Das funktioniert recht gut, allerdings steht die 8“ Trommel etwas schräg, was sich auch mit längerem Herumgeschraube nicht beheben ließ. Auch sind die Arretierungshebel sehr grobschlächtig bearbeitet, am Spannreifen des 6er ist ein gut sichtbares Stück Chrom abgeplatzt. Dass die Stange mit den drei Toms nur mit einer einzigen Stimmschraube auf dem Stativ gehalten wird, finde ich persönlich ebenso etwas gewagt. Im Testbetrieb gab es allerdings keinerlei Probleme.
Das Stimmen per Rotation ist einfach
Der Charme von Rototoms liegt natürlich im einfachen Tuning durch Drehen der Rahmen. Durch das mittige Gewinde nähern sich der untere und der obere Rahmen entweder an oder entfernen sich voneinander, wodurch sich die Tonhöhe entsprechend ändert. Auch ohne die Kenntnis von Intervallen lassen sich so schnell gut klingende tonale Abstufungen erzeugen. Zu beachten ist, dass die Stimmschrauben möglichst gleichmäßig in die Metallrahmen eingedreht werden sollten. Ihr könnt sie übrigens auch für das normale Tuning verwenden.
Bevor ich mich jedoch an den knackigen Sounds erfreuen kann, stellt mich der hohe Aufbau und die Anordnung der drei Trommeln vor Positionierungsprobleme. Eine komfortable, eher flache Anordnung ist nicht möglich. Stattdessen muss die Konstruktion erhöht aufgebaut und stärker geneigt werden, damit sie nicht mit der Hi-Hat kollidiert. Diese Eigenschaft ist auch auf der anderen Seite des Sets zu beachten, wo es deswegen schwer ist, Becken oder andere Trommeln zu integrieren. Für stehende Drummer ist die Konstruktion hingegen optimal, speziell für große Personen.
Der Sound der Rototoms macht Spaß
Klanglich liefern diese Remo Rototoms genau das, wofür sie berühmt sind: einen klaren, perkussiven Ton, der dank der dicken Pinstripe-Felle sehr kontrolliert und „ploppend“ daher kommt. Den „dicken Bauch“ konventioneller Toms vermisst man gar nicht unbedingt, die Tonalität der Instrumente verleitet zu melodischen Fill-Ins und Grooves. Das Stimmen geht natürlich extrem einfach von der Hand, man hat daher viel Zeit, sich passende – oder absichtlich nicht passende – Intervalle auszudenken. Allerdings sollte man bei diesen kleinen Durchmessern recht genau zielen, denn die inneren Rahmen nehmen nochmals etwas mehr Fellfläche weg. Dazu kommt, dass das kleine 6er deutlich leiser ist als das 10“ und mehr Attack besitzt. Perfekte Homogenität sollte man also nicht erwarten.
Fazit
Die Remo Rototoms sind aus der Percussion- und Drumsetwelt nicht wegzudenken. Ihr klarer, tonaler Sound und das wirklich kinderleichte Tuning haben ihren ganz eigenen Charme. Unser Testset, bestehend aus 6“, 8“ und 10“ Toms, deckt natürlich eher die höheren Register ab, ist allerdings trotzdem recht variabel stimmbar. Naturgemäß fällt das 6“ Tom etwas aus dem Rahmen, denn es ist deutlich leiser als das 10er und besitzt mehr „Knall“. Konstruktiv und in Sachen Verarbeitung gibt es Schattenseiten. Das sehr hoch bauende Stativ erlaubt kaum eine Positionierung der Instrumente, wie man sie von Drumset-Toms gewöhnt ist, für stehende Performances passt es dagegen gut. In Anbetracht des hohen Preises sind auch Mängel wie der große Chrom-Abplatzer am Reifen des 6“ Toms sowie das leicht schräg stehende 8“ Tom kritisch zu bewerten. Die sehr grob bearbeiteten Arretierhebel vermitteln auch nicht gerade Premium-Flair. Hier sollte Remo als Anbieter des „Originals“ nachbessern, schließlich gibt es deutlich günstigere Kopien.
- sehr einfaches Tuning
- luftige, tonal saubere Sounds
- trotz kleiner Größen recht breite tonale Spreizung möglich
- hoher Preis
- Aufbauhöhe und Anordnung erschweren die Positionierung am Drumset
- teils unsaubere Verarbeitung
- Technische Spezifikationen
- Hersteller: Remo
- Bezeichnung: Rototom Set ER-0680-06
- Herstellungsland: Taiwan
- Kesselgrößen: 6“, 8“, 10“
- Zubehör: Haltestange, Stativ, Stimmschlüssel, Schraubenschlüssel, Anleitung
- Preis (Verkaufspreis am 25.6.2022): € 598,-
Herstellerseite: https://remo.com