Praxis
Aber nun endlich Musik: Das Anschließen des Mixers geht überschaubar schnell. Dann aber herrscht erstmal Stille. Im Kopfhörer ist Sound, aber nicht in der Booth und nicht auf dem Hauptausgang. Jetzt kommt das kleine blaue Stereoklinkenkabel ins Spiel. Die Send/Return-Schleife ist tatsächlich eine Unterbrechung des Signalwegs, ohne Überbrückungskabel kein Sound, nicht mal am Record-Out.
Aufwärmphase
Beim Einschalten dimmen die VU-Meter erst nur leicht. Da es sich um eine Class-A-Schaltung handelt, benötigt der Darth einige Zeit, um alle internen Spannungen zu stabilisieren. Das vollständige Aufwärmen des Mischers dauert bis zu fünf Minuten, aber er kann natürlich schon gleich nach dem Einschalten genutzt werden.
Die Regler fühlen sich sehr gut an. Durch die geriffelten Seiten und die großzügige Ausführung ist das Schrauben eine wahre Freude. Dabei fällt auf, dass die Regler für die relevanten Lautstärken (beide Kanäle, Booth Out und Master Out) schwergängiger reagieren als die recht leichtgängigen EQ- und Kopfhörer-Potis. Das ist sinnvoll, um plötzliche Lautstärkesprünge zu vermeiden, zeigt aber auch, dass der Darth nicht für rasche Lautstärkeveränderungen gedacht ist.
Kopffreiheit
Auch die EQs reagieren sehr gutmütig. Trotz 12 dB Cut und Boost klingen sie immer völlig ausgewogen. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass sie vorrangig zum dezenten Anpassen der jeweiligen Schallplatte an die Anlage gedacht sind.
Übersteuern kann man den Darth mit Schallplatten beim besten Willen nicht. Trotzdem klingt er am besten, wenn die Kanallautstärkeregler bei 0 dB Unity Gain gehalten werden, das ist der weiß-silberne Punkt bei ca. 2 Uhr Stellung. Über den letzten Regelweg steht dann noch mal sehr viel Headroom-Reserve zur Verfügung, denn ganz Rotary-Klassiker verzichtet der Darth auf eine Gain-Regelanpassung.
Der Record Out lässt sich in der Ausgangslautstärke nicht regeln und ist laut Hersteller bei ca. -10 dBv festgelegt, ist aber laut genug. Für die Audioaufnahmen hatte ich ein IK Multimedia iRig Pro Duo I/O am Record Out und die beiden Gain-Regler des Recorders jeweils auf Position 2. Wer mehr Lautstärke benötigt, kann den Booth Out nutzen.
Vorsicht! Der Kopfhörerausgang des Darth ist hingegen RICHTIG laut. Da können schon mal die Ohren übersteuert werden.
Liebe zum Detail
Der Darth ist ein entschleunigter Mixer. Hektisches Mixing ist kaum möglich und wird auch nicht belohnt. Mit seinen cremig-schwergängigen Volume-Potis mixt man ruhig und gefühlvoll. Auch die VU-Meter zappeln nicht aufgeregt herum, sondern wippen grundentspannt hin und her.
Die 3-Pin-Netzteilbuchse wird mit einem soliden Schraubring gesichert. Auch die großformatige Erdungsschraube bietet guten Halt für das Ground-Kabel. Alle Potis sind sauber verschraubt. Die Cinch-Buchsenkappen sind etwas dicker, so dass auch die fast drei Jahrzehnte lang ausgeleierten Anschlusskabel meines 1992er Technics fest aufsitzen. Die Kopfhörerbuchse mit dem feinen Rädelschräubchen sorgt für festen Sitz des Headphone-Steckers.
Klang
Was soll ich sagen: super! Mit großer Lässigkeit gibt der Darth jede Schallplatte seidenweich wieder. Gerade bei Jazz- und Klassikschallplatten entsteht ein sehr detailliertes Klangbild, gute Abtastnadel und Abhöre vorausgesetzt. Mit einem kleinen Hauch EQ klingen dumpfe Pressungen frischer und lasche Cuts erhalten mehr „Wumms“. Die EQs eignen sich tatsächlich mehr fürs Korrigieren und Anpassen als fürs Manipulieren und Verschrauben.
Für wen ist das?
Der Resor Electronics Darth Rotary DJ-Mixer setzt völlig auf minimalistisches Design in Form und Klang. Wildes Mixen ist hier nicht möglich und auch nicht gewollt. Auch vom Formfaktor passt er nicht optimal in eine DJ-Booth. Mit seinen 9,8 cm Bordwandhöhe überragt er meine Technics Turntables um 1,5 cm, ist kürzer und schmaler. Und obwohl er in einem superrobusten Koffer kommt, der zum Reisen einlädt, würde ich persönlich diesen Mixer eher bei mir im Wohnzimmer als am DJ-Pult aufbauen.
Hier erfreut er das Auge und die Ohren mit seinem ästhetischen Äußeren und seiner hohen Klangreinheit. Auch als „Vorstufe“ zum Sampling von Vinylschallplatten macht er eine gute Figur. Ein Mixer zum Zuhören, nicht zum Rumschrauben. Aber auch tourende DJs, die sich durch Musikauswahl und höchste Klangtreue definieren, könnten mit dem Darth im Köfferchen ihren idealen Partner finden.
Zuhören
Ich hätte euch zu gerne Jazz oder Klassik zum Hören gegeben, aber uns sind da durch das Copyright leider die Hände gebunden. Für die Audiobeispiele habe ich daher lizenzfreie Loops vom Irrupt Audio Loops Doppel-Vinyl mit fast 200 closed loops ausgewählt, das exklusiv bei der Superbooth 17 zu kriegen war.
Ich fade jeden Loop kurz bei passiver EQ-Einstellung ein, dann drehe ich den Bass ganz rein, dann voll rein, wiederhole das mit den Höhen und fade dann wieder aus. Mehr kann man ohne externe Effekte mit dem Darth Mixer eben auch nicht tun.
Im letzten Soundfile habe ich den Mixer über eine externe Stromsteckerleiste aus- und wieder eingeschaltet. Man hört dank Einschaltverzögerung nur ein leichtes Knistern. Vorbildlich.
Zusehen
Für die Musik im Video bedanke ich mich sehr herzlich bei meiner Berliner DJ-Kollegin Cinthie, deren Song „Citylights“ von ihrer aktuellen LP „Skylines. City Lights“ zu hören ist. Hier kann man schön hören, wie die weiche Bassline über den Bass-Regler dezent und dennoch kraftvoll hervorgehoben wird.
Um auch ein wenig Mixaction bieten zu können, habe ich für den zweiten Teil des Videos ein Ninja Tune Zen Delay angeschlossen.
Damit ist natürlich all jene Klangmanipulation möglich, für die der Darth nicht vorrangig entwickelt wurde. Er ist aber auch ein perfekter Partner für persönliche Lieblingseffekte wie z. B. einen Alpha Recording System Model 3500 DJ Isolator oder einen Enjoy Electronics Reminder. Weitere interessante externe DJ-Effekte findet ihr in unserer Bonedo-Liste.
Ortstermin
Bei der Rückgabe des Darth hatte ich Gelegenheit, Resør-Mastermind Aleksandar Jovicic in seinem Neuköllner Workshop zu besuchen. Hier entstehen alle Darth-Mixer in Handarbeit und werden nach Fertigstellung noch mal einem genauen Test unterzogen.
Die Schaltungen sind komplett diskret aufgebaut und sämtliche Bauteile stammen aus deutscher Fertigung. In Rücksprache mit Herrn Jovicic sind Sonderwünsche möglich, wie z. B. schwarze Beschriftung auf schwarzem Grund, Holzarten passend zum heimischen Mobiliar, ein seitlich versetzter Kopfhöreranschluss oder auch Versionen ohne Phono-Vorverstärker.
Vergangenheit und Zukunft
Solch ein klares Design entsteht nicht gleich beim ersten Wurf: Im Resør-Workshop stehen einige frühen Prototypen, die verschiedene Ansätze verfolgen und die wir hier exklusiv zeigen dürfen. Ich lasse sie mal unkommentiert, denn Rotary-Freunde werden sicher sofort ihre Schlüsse ziehen. Teilt sie uns gerne in den Kommentaren mit.
Und auch die Zukunft ist schon als Entwurf in gezeichneter Form auf anderen Photos zu erahnen: anscheinend plant resør einen Vierkanal-Mixer.
fading sagt:
#1 - 27.02.2021 um 22:06 Uhr
sehr feines Teil, freuch mich drauf!