Praxis
Sound
Der Sound von Hook ist sehr gut. Das auf dem iPhone inbegriffene Sample-Pack „House Essentials“ orientiert sich am klassischen House-Sound, ohne dabei einer übermäßigen Retro-Nostalgie nachzuhängen. David Guetta mäßigen Hands-up House muss man hier nicht befürchten, das spricht für die Fachkenntnisse der Entwickler. Die Bässe, Drums, FX und Vocals klingen zeitgemäß und sind richtig gut aufeinander abgestimmt. Auch die Qualität der Samples ist hoch, alles klingt druckvoll, klar und ausgeglichen. Beim Stöbern im Content Store können diese Eindrücke bestätigt werden, die Vorschauen der sinnvoll eingegrenzten Pakete machen Lust auf mehr. Wie bereits erwähnt, fehlt leider noch etwas Auswahl an organischeren Sounds, der Fokus auf elektronische Instrumente grenzt dann natürlich auch die Zielgruppe der App ein.
Workflow
Obwohl die Anzeige von Hook nicht alle Sektionen vollständig darstellt und man somit aufs Scrollen angewiesen ist, um beispielsweise alle Pads oder Kanäle des Mixers erreichen zu können, bleibt die Bedienung sehr leicht. Der Workflow beim Abfeuern der Sample-Pads ist flüssig, die guten Sounds tun ihr Übriges, um schnell ein erstes Erfolgserlebnis zu verbuchen. Nur dass es keinen generellen Play/Pause-Button gibt, stört ein wenig, die Loops müssen demnach einzeln gestoppt werden, das nervt manchmal. Die Mixing-Sektion ist sinnvoll aufgebaut, alle Funktionen sind leicht zu erreichen, auch lassen sich mehrere Fader gleichzeitig bewegen. Die Equalizer klingen gut und nützlich, lassen das Signal aber nicht auf eine gänzliche Null filtern. Der Kompressor arbeitet ordentlich und macht als Summeneffekt in dieser Umgebung auch Sinn, ebenso wie die hochwertig klingenden Effekte Reverb, Delay und Chorus/Flanger. Toll ist hier die Möglichkeit, externe Apps als Insert-Effect zu nutzen. Dies hat im Test auch wunderbar geklappt und erweitert sinnvoll die Fähigkeiten von Hook. Wünschenswert wäre allerdings eine Liste oder Übersicht der damit kompatiblen Anwendungen, so tappt man ein wenig im Dunkeln.
Sample-Editing
Richtig gut funktioniert auch die Bearbeitung der Samples. Wo andere Apps teilweise durch fummelige Bedienung und fehlende visuelle Hilfen für Frust sorgen, ermöglicht Hook ein angenehmes und schnelles Editieren. Innerhalb von Sekunden werden Songausschnitte automatisch analysiert und taktgenau geloopt. Wenn es dann einmal vorkommt, dass der Beat nicht richtig sitzt, helfen angenehm steuerbare Nudge- und Transienten-Buttons.
Für die weitere Bearbeitung kommt dann die Transportsektion zum Einsatz. Hier ist positiv zu erwähnen, dass ein automatischer Tuner die Tonhöhe des Samples anzeigt, tolles Feature! Die drei Drive-, Ring- und Crush-Effekte, die pro Audio-Clip einzeln eingesetzt werden können, sind auf dem gleichen hohen Niveau wie die FX der Mixing-Sektion. Einzig eine ADSR-Hüllkurve könnte man vermissen, dennoch ist das Sample-Editing insgesamt wirklich toll gelungen und verdient ein ausdrückliches Lob.
MIDI und Sample-Import
Naturgemäß lassen sich auf iOS-Geräten, besonders iPhones, nicht alle Features der App gleichzeitig darstellen, somit kann es manchmal recht fummelig werden, wenn man beispielsweise gleichzeitig Zeit einen Loop starten und die EQs bedienen möchte. Dafür hat Retronyms aber passende Antworten gefunden, denn alle Parameter und Pads lassen sich per MIDI-Learn ganz einfach externen Controllern zuweisen. Hier bietet sich natürlich auch das bereits erwähnte „Wej“ an.
Doch auch ohne diesen Zusatz kann Hook mithilfe eines MIDI-Controllers als vollwertiger Loop-Sequencer live und professionell genutzt werden, beispielsweise als Ersatz für Ableton Live für Sets-Performances der selbst produzierten Tracks.
Auch im Studio kann Retronyms App positiv wirken, die Ableton Link Anbindung lädt zum Jammen ein, durch die sehr guten Import-Möglichkeiten können auch leicht inspirierende Remixe geschraubt werden. Apropos Import: Retronyms hat wirklich verstanden, dass eine Sampling-Toolbox nur wirklich Spaß macht, wenn die Audio-Schnipsel auch leicht eingebunden werden können und bietet dafür mit iTunes, Spotify, der Möglichkeit zu eigenen Aufnahmen über das iOS-Mikrofon oder dem Line-Input, dem Content Store und ihrem eigenen Management-Tool AudioCopy zahlreiche Wege. Auch stolpert man zu keinem Zeitpunkt über die Meldung, dass das Format der zu importierenden Datei nicht unterstützt wird, Hook schluckt anscheinend alles, wirklich sehr gut gemacht.
Ein weiteres Feature, um die Limitierung der iOS-Displays zu umgehen und um den Workflow zu verbessern, ist der Flux-Fader. Dieses Spannungs-Tool erweitert den Handlungsspielraum der App. Die durchdachte XY-Steuerung lässt das Faden in zwei Richtungen gleichzeitig zu, so kann man simultan einen Build-up Effekte und den Einsatz zusätzlicher Clips steuern, ein sinnvolles und gut umgesetztes Feature.