Praxis
Standfest
Retronyms Wej steht sehr rutschfest auf Materialien jeglicher Art. Das gilt ebenso für ein Pad oder Smartphone, welches auf der Oberfläche platziert wird. Das Versprechen, eine vernünftige Unterlage anzubieten, ist folglich erfüllt. Daran ändert sich auch nichts, wenn man bei einer Performance wild mit den Fingern auf dem Touchscreen herumwirbelt. Wenn man an die überstehenden Ränder des Pads kommt, kann man im Eifer des Gefechts durchaus mal das Gerät auf der Unterlage verschieben, durch die Gummierung passiert das aber so träge, dass es sich eher minimal verschiebt als herunterzufallen. Durch die angeschrägte Auflagefläche ergibt sich für den Nutzer ein angenehmer Winkel zum Arbeiten.
Controller und MIDI
Das iPad (oder iPhone) stellt die Verbindung mit dem Wej ausschließlich über Bluetooth her, auch wenn es einen dedizierten USB-Port für das iPad gibt, dient dieser nur der Stromzufuhr. Angeschlossene Controller (in diesem Test jeweils das LPD8 und die Synth Station 25 von Akai) werden von den getesteten Apps anstandslos erkannt, insofern diese MIDI über Bluetooth anbieten. Der erste Versuch wird mit GarageBand unternommen, vorher muss der Silikon-Hub lediglich in den Einstellungen als MIDI-Gerät aktiviert werden. Viele von mir getestete Apps lassen sich so problemlos ansteuern. Bei einigen Programmen, wie zum Beispiel Elastic Drums, muss vorher die Wej-App gestartet werden, die dann für die MIDI-Kommunikation sorgt. Latenzen sind auf beiden Wegen nicht im störenden Maße zu spüren.
Es gab aber auch ein Problem. Aus irgendeinem mir unverständlichen Grund brach bei einem Testdurchgang plötzlich die Bluetooth-Verbindung zwischen iPad und Wej ab und ließ sich so ohne Weiteres nicht wieder herstellen. Diverse Neustarts der Wej-App führten zu keinem Ergebnis. Egal wie oft ich den Versuch unternommen habe, die beiden Geräte wollten sich partout nicht mehr miteinander verbinden. Nach mehrmaligen Ausschalten der Wej (durch Abziehen des Netzteils, einen Ein/Aus-Schalter hat das Ding ja nicht) und einem Neustart des iPads funktionierte das Ganze irgendwann wieder, als sei nichts gewesen. Stellt euch mal vor, das passiert fünf Minuten vor eurem Live-Gig. Suboptimal. Fairerweise muss ich anfügen, dass ich diese „Komplikation“ lediglich einmal erlebt habe und seitdem alles ohne Schwierigkeiten funktioniert. Ich habe allerdings auch gelesen, dass andere User ebenfalls ähnliche Schwierigkeiten erlebt haben.
Lightjockey
Kommen wir nun zu den RGB-LEDs. Bei Stromzufuhr leuchten diese einmal kurz auf, um den Betrieb zu signalisieren. Wird die zugehörige App gestartet, verwandelt sich die Leiste in eine funkelnde Lichtanlage. Wenn wir zu Hause auf dem Pad jammen, bekommen wir das Meiste davon allerdings nicht mit, weil die ganze Show ja auf der Rückseite stattfindet. Ein paar Reflektionen auf der Unterlage sehen wir natürlich, richtig flashy wird es aber erst für Zuschauer, denen wir mit unserem iPad gegenüberstehen. Wer also alleine spielt und das Geflimmer der LEDs genießen möchte, sollte sich einen Spiegel ins Studio stellen.
Grundsätzlich wird das Licht mit Hilfe der passenden App von Retronyms gesteuert. Neben dem Routen von MIDI-Daten ist das quasi ihre Hauptaufgabe. Hier werden die verschiedenen Patterns für das Licht ausgewählt und Werte für Helligkeit, Farbeinstellungen oder auch das Tempo in BPM eingestellt. Ebenso lässt sich das von Ableton entwickelte „Link“ verwenden, was einwandfrei funktioniert, dafür ist aber immer WLAN erforderlich. Über den MIDI-Button wird in den Learn-Modus umgeschaltet, um die einzelnen Licht-Parameter auf angeschlossene Controller zu mappen.
Wer noch mehr rausholen will, kann sogar das auf Arduino basierende Board des Wej hacken und dann zum Beispiel eigene Licht-Patterns programmieren. Das Licht der LEDs ist sehr hell und die Farben sind schön kräftig. Sicherlich macht es eine gewisse Freude, damit rumzuspielen, trotzdem wirken sie mehr wie ein Gimmick.