Praxis
Bedienung
Braucht es noch mehr Einstellungen? Ich denke nicht. Wobei man bei Tai Chi explizit dazu sagen muss, dass das Plugin trotz seiner Fülle an Parametern wirklich einwandfrei zu bedienen ist. Die GUI sieht erfreulich einladend aus, sodass es viel Spaß macht, tiefergehende Effekte zu erforschen – auch wenn man das nicht zwangsweise muss.
Man sollte aber auf alle Fälle einen Blick ins Handbuch werfen, um besser zu verstehen, was es mit den Parametern im Detail auf sich hat. Das Manual gibt es nur auf Englisch, ist dafür aber gut geschrieben. Eine Infobox mit Hoover wäre trotzdem schöner gewesen, genau wie eine etwas aussagekräftigere Beschreibung der Patterns.
Das Plugin ist jedenfalls funktional gestaltet – und damit gar nicht sperrig oder unnötig umständlich wie die altenLexicon-Plugins, die Exponential-Reverbs oder die nativen VSS Reverbs von TC Electronic. Die klingen allesamt zwar auch wirklich gut, sind im Vergleich aber eine Katastrophe in der Handhabung, sodass viele Anwender letzten Endes wohl nur Presets durchballern dürften bis es halbwegs passt und nur hier und da ein wenig tweaken. Das kann man bei Tai Chi zwar auch, doch verpasst man so die Möglichkeit, nach kurzer Eingewöhnung und etwas Lesen wirklich intuitiv und zielgerichtet selbst Hand anzulegen. Das lohnt sich aber – hören wir am besten einmal rein!
Über den Wolken
Fett, breit, dicht: Das sind nicht etwa die Attribute der letzten Party, sondern die Zusammenfassung der Ergebnisse, die sich mit Tai Chi schnell realisieren lassen. Ergänzen möchte ich noch, dass ich bei manchen Beispielen absichtlich stark überzeichnet habe. Tai Chi ist also nicht nur ein Extremeffekt für besonders krasse Soundeffekte. Bei manchen Parametern muss man nämlich sogar erst genau hinhören, um die Auswirkungen zu verstehen. Was ich eigentlich sagen will: Das hier ist kein Multi-Effekt-Plugin oder Crazy-FX-Dingens. Die vielen News, die ich über den Tai Chi gelesen habe, hatten bei mir nur irgendwie diesen Eindruck erweckt. Und auch, wenn der Reverb mehr als „etwas Raum“ erzeugen kann, ist er vor allem ein klassischer Master-Reverb der High-End-Klasse, der vor allem im Mix eine ausgezeichnete Figur macht.
Das simplere Tai Chi Lite tut es damit in den meisten Fällen sicherlich auch. Nur wenn man einmal Blut geleckt hat, gibt man sich in der Regel nicht mehr mit weniger Parametern zufrieden. Insbesondere die Vierband-Multiplier fehlen mir, machen sie doch vor allem die Anpassungen besonders schnell möglich und den Klang komplexer wie dichter. Auch der Compressor ist nicht zu unterschätzen, zumal man seine vollständige Funktionsweise nicht mit externen Plugins realisieren kann. Die Fidelity Settings mit der Bit-Reduction hingegen eignen sich vornehmlich für Vintage-Liebhaber. Am besten probiert man beide Demos einmal aus. 14 Tage ist das ohne weiteres möglich – und unter den FAQs findet man sogar noch weitere Serials, die weitere sieben Tage möglich machen: sehr fair!