Praxis
Der Amp wird zuerst mit einer normalen Gitarrenbox getestet, dafür steht eine The Valve 4×12 mit Celestion Vintage 30 Speakern bereit. Die Box wird mit einem Mix aus Shure SM57 und Beyer M160 abgenommen. Es geht los mit dem Clean-Channel, der einen sauberen, unverzerrten Sound ausgibt. Der Gain-Regler ist dabei stillgelegt – zum Zerren bringt man diesen Kanal nur bei recht hoch aufgedrehtem (Master-) Volume. Aber das ist auch nicht der Sinne des Clean-Channels, denn für die heißeren Sounds steht ja der zweite Kanal zur Verfügung. Was den Schalldruck betrifft, kann der Amp mit seinen Clean-Sounds gut im Bandgefüge mithalten, solange nicht Festival-Lärm angesagt ist. Für eine normale Proberaum-Lautstärke und Beschallung der Club-Bühne ist das auf jeden Fall ausreichend. Klanglich bekommt man beim Cleansound eine etwas moderne Variante mit einem härteren Höhenbereich geboten, der Sound hat auch bei unverzerrten Klängen eine gute Durchsetzungskraft. Mit dem Wide-Schalter können zusätzlich die Bässe und Höhen etwas angehoben werden, der Unterschied ist hier aber nicht so drastisch wie die Auswirkungen beispielsweise mancher Bright-Switches von Fender Amps.
Weiter geht es direkt mit dem Distortion-Channel, der ja das Kernstück der Klangkonzeption des G20 darstellt. Ihr hört erst einmal eine nüchterne Bestandsaufnahme bei relativ mittlerer Klangregelung. Es geht los mit der Bandbreite des Gain-Reglers, dann der Unterschied zwischen Normal und Wide und im dritten Beispiel hört ihr die drei Einstellungen des Aggression-Schalters (aus, blau, rot).
Wie erwartet hat der Distortion-Channel einen modernen und knackigen Zerrsound mit scharfen Höhen und einem sehr strammen und transparenten Bassbereich. Das mag zwar mitunter etwas spitz klingen, wenn man die Gitarre isoliert hört, aber im Bandgefüge hat das Ganze eine sehr gute Durchsetzungsfähigkeit. Gefällt mir ausgesprochen gut! Mit den unterschiedlichen Schaltungsmöglichkeiten kann der Grundsound auch sehr gut an die angeschlossene Gitarre angepasst werden, ohne dass man erst einmal mit dem EQ hantieren muss. Ist der Sweet-Spot gefunden, geht es an die Feinarbeit und mit dem Equalizer kann der Sound entsprechend angepasst werden. Allerdings ist der EQ kein Tonverbiegungsmonster, hier geht es eher etwas dezenter und harmonischer zu, was dem Ganzen auch gut tut. Ein extremer EQ ist meines Erachtens auch nicht notwendig, weil der Grundsound einfach schon so gut und klar ist, dass einem nichts fehlt, wenn der Grundcharakter den persönlichen Geschmack trifft.
Die Bandbreite des Zerrgrades geht primär von Mid Gain bis High Gain, leichte Overdrive-Sounds sind eigentlich nicht angesagt, können aber auf jeden Fall mit dem Volume-Poti an der Gitarre eingerichtet werden. Der Amp reagiert auch bei hohen Zerrgraden noch auf die Aktionen mit diesem und dem dynamischen Umgang mit den Saiten. Die Klangtransparenz ist ausgesprochen gut, das hört ihr in den nächsten beiden Beispielen, wo bei recht hohen Gain-Einstellungen Akkorde jenseits der Powerchords gespielt werden und klar zu hören sind. Im dritten Beispiel hört ihr einen Leadsound, bei dem ich zuerst den Hals-Pickup mit niedriger Volume-Einstellung an der Gitarre gespielt habe, danach Hals- und Steg-Pickup mit maximalem Volume. Beim letzten Beispiel in dieser Runde geht es in den Keller, Drop C Tuning ist angesagt und auch das läuft mit dem G20 ausgezeichnet.
Jetzt kommen wir zum Silent Recording mit dem integrierten Virtual-Cabinet. Der Amp ist über den Balanced-Output direkt mit Audio-Interface verbunden. Zum direkten Vergleich und zur Orientierung hört ihr zu Beginn noch das Signal mit der mikrofonierten Gitarrenbox, danach folgen die sechs unterschiedlichen Settings des Virtual-Cabinets, die man mit dem Cabinet-Regler am Amp anwählen kann.
Für dich ausgesucht
Es stehen hier die typischen Features der Two Notes Torpedo Cab-Simulation zur Verfügung: Eine Auswahl von Lautsprecher-Cabinets, die mit zwei Mikrofonen abgenommen werden und entsprechend positioniert und gemischt werden können. Dazu kommen noch Equalizer, Endstufen-Simulation und ein Reverb.
Die Sounds sind im Vergleich zum mikrofonierten Cab recht dumpf, das liegt auch daran, dass die Einstellung Pre am Amp aktiviert ist. Dabei wird das Signal nach dem Preamp abgegriffen und zum Virtual-Cabinet geschickt, wobei die Endstufe noch digital emuliert werden kann. Dabei sollte man auch mit dem EQ experimentieren, aber mir haben die Sounds in dieser Form leider nicht so gut gefallen, vor allem, wenn man das Speaker-Signal im Ohr hat. Mit der Einstellung Post am Amp, bei der das Signal nach der Endstufe des G20 abgegriffen wird, war der Sound meines Erachtens besser und natürlicher. Die mitgelieferte Ausstattung an Impulsantworten ist leider etwas spartanisch und die virtuellen Revv-Cabs sind recht basslastig und präsent im unteren Mittenbereich. Da bin ich vom Two Notes Captor doch andere Sounds gewohnt und ich denke, da ist auch noch Luft nach oben. Immerhin hat man die Möglichkeit, bei Two Notes weitere virtuelle Cabs zu erwerben, die dann dem Ampsound, wie man ihn aus dem Speaker hört, auch noch näher kommen.
Hier sind zwei Beispiele mit dem virtuellen Cab und der Einstellung Post am Amp.