Mit Rhodes Anthology vereint die Rhodes Music Group vier klassische E-Pianos in einem Plugin. Die US-Firma hat sich vorrangig mit ihrem hochpreisigen Prestige-Instrument Rhodes MK8 einen Namen gemacht. Sie ist aber auch für verschiedene Software-Produkte bekannt. Dazu gehört neben dem Rhodes V8 Plugin und dem Synthesizer Rhodes Chroma nun auch Rhodes Anthology. In dieser Kollektion befinden sich vier klassische und rare Modelle des Fender Rhodes, die zwischen 1965 und 2010 gebaut wurden.
Im Rhodes V8 Pro Plugin Test konnte ich mich schon im letzten Jahr von einem Flaggschiff unter den Rhodes-Simulation überzeugen. Lediglich der stolze Preis hielt mich von einer vollen 5-Sterne-Bewertung ab.
Rhodes Anthology ist günstiger und beansprucht nur etwa drei GigaByte eures Speichermediums. Anders als bei den meisten Sample-Libraries gibt es hier außerdem eine 14-tägige Demo-Version. Ihr könnt das Plugin also auch selbst vorab testen.
Checkliste zum Kauf von Rhodes Anthology
- Plugin mit vier Rhodes Pianos
- Klassische E-Pianos auf Sample-Basis
- Preamps, Mics und FX
- > Preset Library
DETAILS & PRAXIS
Rhodes Anthology mit vier E-Pianos
Im Grunde handelt es sich bei Rhodes Anthology schlicht um eine Sammlung mit aktuell vier unterschiedlichen Rhodes-Modellen. Das älteste von ihnen ist das Sparkletop 73, das zwischen 1965 und 1969 gebaut wurde. Optisch fällt es mit seiner silbernen Glitzerhaube auf. Es erzeugt einen warmen, schimmernden Klang. Deutlich verbreiteter war das Rhodes Stage 73 Mark 1, ein echter Klassiker. Zu hören ist das Piano auf etlichen Alben der 70er Jahre.
Für dich ausgesucht
Mit dem Rhodes MKV 73 sind im Anthology auch die 80er Jahre vertreten. Von diesem Piano gab es auch eine „MIDI-fizierte“ Variante, das Yamaha DX7 – es löste das Fender Rhodes sogar vorübergehend ab. Der US-Hersteller Rhodes brachte 2010 schließlich das Rhodes MK7 heraus. Es besticht bis heute mit einem einzigartigem Fiberglas-Gehäuse. Alle vier Instrumente aus der Rhodes History versammelt der Hersteller nun im Plugin mit dem sprechenden Namen Anthology.
Basisklang mit Amps und Mikrofonierung
Das skalierbare GUI rückt alle Parameter ins Sichtfeld. Auf der linken Seite wählt man die vier Rhodes-Modelle, die Amps und die Mikrofone. Anders als beim Rhodes V8 Plugin ist der Eingriff auf den Piano-Sound hier limitiert. Einzig mit der Funktion Timbre Shift könnt ihr den Basisklang ein wenig abwandeln.
Aufrufen kann man außerdem einen 1979 Rhodes Suitcase Cabinet und einen Duo Valve Amp – beide wirken fast immer ansprechender als der direkte Sound des E-Pianos. Zudem könnt ihr dynamische Mikrofone und Nierenmikrofone nutzen, um den Basisklang subtil zu färben.
Klangformung mit Preamps und Effekten
Auf dem Main Control Panel von Rhodes Anthology gab es Features zu entdecken, die ich schon vom Rhodes V8 Plugin kenne. Es handelt sich dabei um Vorverstärker- und Effekt-Module. Sie ermöglichen EQing, Panning sowie Chorus- und Phaser-Effekte. Die Parameter könnt ihr per MIDI steuern. Die Effekte laufen natürlich synchron zum Songtempo, wenn man das möchte.
An Bord sind außerdem ein Delay- und ein Reverb-Block, bei denen ihr aus den Typen Spring, Plate, Room oder Hall wählen könnt. Die Klangerzeugung und die Effekte bleiben insgesamt übersichtlich. Ihr braucht weder ins Manual zu schauen noch eigene Presets zu erstellen. Rhodes Anthology ist für Musiker gedacht, die einfach E-Pianos spielen und nicht stundenlang editieren möchten. Leider führte Version 1.0 noch zu Crashes unter Logic Pro und Ableton Live.
Auch bei Rhodes Anthology sind die Effekte wie das Salz in der Suppe.
So authentisch klingt Rhodes Anthology
Insgesamt zwölf Audio-Demos zeigen, dass das Plugin alle vier Rhodes-Modelle klanglich ziemlich perfekt nachbildet. Die Presets lassen sich sehr angenehm und dynamisch auf einem Controller-Keyboard spielen. Sie sind nach den vier Rhodes-Modellen sortiert. Der simpel gestaltete Preset-Browser könnte noch ein paar Suchfunktionen vertragen. Insgesamt habe ich vier organisch klingende Vintage-E-Pianos erlebt.
Selbst ohne direkte Hörvergleiche mit anderen Plugins wird schnell klar, dass Rhodes Anthology ein hohes Maß an Authentizität und Realismus bringt. Hört euch am besten die Beispiele an!
Rhodes Anthology und Alternativen
Rhodes Anthology konkurriert mit sehr vielen Plugins, die das Fender Rhodes per Sampling nachbilden. Dabei konzentrieren sich die meisten Plugins oder Libraries auf gängige Modelle wie das Rhodes Mark 1 Stage Piano, während Rhodes Anthology eine größere Auswahl an verschiedenen und auch ausgefalleneren Instrumenten mitbringt. Wer mehr Sounddesign betreiben möchte, sollte sich nach Alternativen umschauen. Hier empfehle ich das ebenfalls 2024 erschienene Bundle Native Instruments Electric Keys Times Duo. Übrigens, unser Best of Rhodes-Feature fast die wichtigsten Plugins zusammen und enthält einige Klangvergleiche.
FAZIT
Rhodes Anthology ist eine souveräne Kollektion für Liebhaber der klassischen Fender Pianos. Hier stimmt vieles: Sound, Library, Handling und auch der Preis. Allerdings wendet sich das Plugin hauptsächlich an Musiker, die ganz entschieden am Vintage-Sound festhalten möchten und keine neuen klanglichen Interpretationen suchen. Zwar ermöglicht die Effektsektion auch ein bisschen Sounddesign, den Basisklang der vier Instrumente kann man im Detail aber nicht bearbeiten.
Zugegeben, es gibt sehr viele Rhodes-Emulationen am Markt. Wer aber beim originalen Hersteller bleiben möchte, sollte Rhodes Anthology in der Demo-Version probieren oder sich gleich den Direktkauf gönnen. So weit alles gut Rhodes, bitte in naher Zukunft gern noch weitere Modelle integrieren!
Features
- Sample Library mit vier Fender Rhodes Modellen
- Sparkletop 73, Rhodes Mark 1 Stage 73, Rhodes MKV 73, Rhodes MK7 73 Timbre Shift, Preamps- und Effekt-Module
- Skalierbares GUI
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 10, Mac OS 11 (M1 Support), Online-Aktivierung, VST2, VST3, AU, AAX
- PREIS: 159 Euro (Straßenpreis vom 27.11.2024)
- Vier Rhodes-Modelle in einem Plugin
- Authentischer Sound
- Gute Effektsektion
- Preset Library
- Spielbarkeit
- E-Pianos nicht modellierbar