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Rhodes Mark 7 Test

Praxis

Die wichtigste Visitenkarte eines E-Pianos ist in erster Linie seine Tastatur, denn sie entscheidet darüber, wie nuanciert man den Sound des Instrumentes spielen kann und wie viel Inspiration und Freude dabei aufkommen. Allerdings sind Tastaturen meist reine Geschmackssache, weshalb es nicht leicht ist, über die Tastatur des Mark 7 etwas Stichhaltiges zu sagen. Ich möchte zugunsten von Rhodes einmal annehmen, dass die Tastatur meines Testgerätes nicht typisch ist für die Baureihe, denn sie ist schlicht und einfach desolat. Man kann sich vorstellen, dass sie bei korrekter Funktionsweise ein ganz brauchbares Spielgefühl vermittelt, auch wenn sie für meine Begriffe etwas unausgewogen ist, mit einem leichten Anschlag und einem sehr tranigen Rebound der Tasten. An diese Subtilitäten ist allerdings bei diesem Gerät nicht zu denken, denn vielfach kommen die Tasten überhaupt nicht mehr zurück, bleiben also einfach hängen. Diese Situation verbessert sich nicht gerade, wenn man versucht, mit Sustain-Pedal zu spielen.

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Zu Recht kann man darauf verweisen, dass eine Holztastatur komplizierter ins Lot zu bringen ist als Plastiktastaturen von E-Pianos. Andererseits müsste man bei Rhodes ja wissen, dass Holz arbeitet, dass es sich ausdehnt und zusammenzieht, und dies in der Konstruktion bedenken. Selbst wenn man auch die teilweise fast unspielbare Tastatur des Testgerätes per Einstellen wieder hinbekäme, ist es doch eine unschöne Situation, wenn ein Käufer, der für das Gerät viel Geld gezahlt hat, als erste Amtshandlung gleich mal in die Werkstatt muss, um überhaupt spielen zu können. Außerdem macht ja zum Beispiel Roland vor, dass auch Holztastaturen durchaus funktionstüchtig sein können. Leider ein fetter Minuspunkt.
Herzstück des Rhodes aber ist natürlich dessen Sound. Entsprechend gespannt ist man, wenn man das Mark 7 zum ersten Mal spielt. Für mich war diese Erfahrung eher ernüchternd. Im Vergleich zu Mark I und Mark II kann man den Sound durchaus eigenständig nennen, denn er hat Elemente von beiden, ist jedoch weder mit dem knorrigen Mark I noch dem eher glockigen Mark II wirklich vergleichbar. Allerdings klingt das Mark 7 für meine Ohren nicht nach einer lebendigen neuen Rhodes-Variante, sondern eher nach einer etwas misslungenen Rhodes-Kopie. Der Sound ist, spielt man ihn ohne Effekte und ohne EQ, recht monoton und geradlinig. Außerdem wirkt er ziemlich dünn und erwacht auch bei dynamischem Spiel nie so richtig zum Leben. Bei meinem Testgerät veränderte er sich außerdem ab dem zweigestrichenen Dis schlagartig und wurde deutlich glockiger. Möglicherweise lässt sich das durch eine Neujustierung beheben, sollte aber bei einem ganz neuen Instrument nicht vorkommen.

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Clean Soundwandlung Vergleich: Rhodes MKII Tremolo

Natürlich hilft das in der A-Serie verbaute Stereo-Tremolo durchaus, den Klang des Mark 7 ein bisschen zu pimpen. Es liefert (sofern das bei einem Tremolo überhaupt gewünscht ist) keinen eigenständigen Sound, sondern moduliert halt schlicht die Lautstärke des Ausgangssignals. Dafür erfreut es mit der Möglichkeit, nicht nur seine Intensität, sondern auch seine Geschwindigkeit regeln zu können – was ja z. B. bei einem Wurlitzer nicht möglich ist.

Beim EQ fällt vor allem positiv auf, dass er über durchstimmbare Mitten verfügt, sodass man in einem für den Rhodessound wichtigen Frequenzspektrum ordentlich eingreifen kann (Audiobeispiel). Damit lässt sich der Grundklang von tief-drückend, über knorrig bis attackreich gründlich bearbeiten. Für meinen Geschmack liefert das Mark 7 bei stärkster Anhebung der höchstmöglichen Mittenfrequenz einen Sound, der endlich ein bisschen aus der Deckung kommt und zumindest entfernt an die großen Vorgänger erinnert. Aber es kann ja nicht der Sinn sein, dass man den Klang erst so extrem bearbeiten muss, bis er funktioniert. Die Bassfrequenz des Equalizers scheint mir gut geraten zu sein. Sie ist gerade so tief, dass sie einen schönen Schub liefert, aber nicht zu wummern beginnt. Den Effekt des Höhenreglers nimmt man dagegen nur mit feinstem Sensorium und bei extremster Anhebung oder Absenkung überhaupt wahr. Aber ein wenig Glockiges trägt er durchaus bei.

Audio Samples
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EQ High EQ Mid EQ Bass Tremolo & EQ

An meinem Mark 7 der A-Serie gibt es darüber hinaus nur ein weiteres Feature, das die Erwähnung lohnt: der Aus- und Eingang für den Effekt-Loop. Damit lassen sich die Effekte, die man gemeinhin für Rhodes zusätzlich verwendet, elegant ins Signal einschleifen. Dabei kann von Nachteil sein, dass einige Bodentreter recht empfindlich auf zu hohe Pegel reagieren, weshalb man auf Gedeih und Verderb der voreingestellten Lautstärke des Ausgangs ausgeliefert ist (weil dieser sich natürlich beim Drehen des Volume-Reglers nicht ändert). Darüber hinaus ist zu bemängeln, dass der gesamte Effekt-Loop nur mono funktioniert. Wenn man schon zwei Stereo-Outputs am Mark 7 anbietet, wäre das Einschleifen von Stereo-Effekten absolut angesagt gewesen.

Die AM-Serie des Mark 7 bietet, wie gesagt, über die erwähnten Features hinaus auch MIDI. Zwar konnte ich dieses Merkmal mit meinem Testgerät nicht überprüfen. Da aber ein lichtbasiertes System eingesetzt wird, das auch bei der Midifizierung alter Rhodes schon länger Verwendung findet, kann man davon ausgehen, dass die Sache gut funktioniert. Als Schmankerl in dieser Abteilung warten nicht nur diverse Masterkeyboardfunktionen, sondern auch polyphoner Aftertouch. Zwar ist man bei der AM-Serie dann ganz oben an der preislichen Fahnenstange angekommen, aber wenn man schon tief in die Tasche greift, lohnt sich diese Variante vermutlich, da die Möglichkeiten im Setup mit MIDI natürlich sehr stark anwachsen.

Eine Anmerkung noch zum Gesamteindruck des Themenkomplexes Mark 7. Leider wird man das Gefühl nicht ganz los, dass die Firma Rhodes mit der Produktion ein wenig überfordert war und ihren Job nicht ganz erfüllen konnte. Nachdem das Instrument auf der NAMM-Show 2007 angekündigt wurde, hat es zunächst ewig gedauert, bis es tatsächlich beim Kunden ankam. Auch heute dauert die Lieferung offenbar mitunter sehr lange. Zudem kamen wohl bei einigen Kunden Geräte an, bei denen Tasten lose waren etc. In dieses Gesamtbild fügt sich die Website der Firma nahtlos ein, auf der man zwar überhäuft wird mit Testimonials von allen möglichen Rhodes-Größen, die auf das Instrument schwören, die aber weder annähernd übersichtlich ist noch wirklich viele Informationen bietet. Technische Details zum Mark 7 fehlen z. B. völlig. Die Bedienungsanleitung, die man dort herunterladen kann, ist ein schlechter Witz. Sie besteht aus acht verschiedenen Word-Dokumenten, die sich teilweise inhaltlich überschneiden und mitunter nur Fotos enthalten. Die Info aber, ob die Effekt-Loop-Anschlüsse mono oder stereo sind, bleibt man in dem Gewusel schuldig. Bei einem Instrument für knapp 4000 Euro sollte eine ordentlich gemachte, vernünftig gestaltete und gerne auch auf deutsch verfasste Bedienungsanleitung bitte möglich sein.

Und wenn wir nun abschließend die Ergebnisse mit unserer Wunschliste vom Anfang vergleichen? Der Sound ist wie immer Geschmackssache. Für mich ist er eher enttäuschend und keinesfalls zu vergleichen mit dem alter Rhodes Pianos. Auch das Spielgefühl wird jeder anders beurteilen. Mein Ding ist die neue Tastatur nicht, selbst wenn man hoffen kann, dass sie bei anderen Geräten einigermaßen funktioniert. Einen Preamp gibt es bei der A- und AM-Serie, sodass sich das Mark 7 vom Pegel her leicht ins Keyboard-Setup integriert. Beim Gewicht macht das neue Rhodes leider keine entscheidenden Pluspunkte, während mit EQ, Tremolo und MIDI immerhin ein paar sehr schöne Features angeboten werden, die zusätzliche Geräte einsparen und das Leben mit dem Rhodes sehr viel praktischer machen. Auf Extravaganzen wie eingebauten Chorus, Flanger oder Distortion hat man verzichtet. Dergleichen war aber auch nicht wirklich zu erwarten und bietet immerhin den Vorteil, dass man nicht für Dinge zahlt, die am Ende vielleicht nicht nach dem eigenen Geschmack sind.

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