Praxis
Der Rickenbacker 4003 ist ein recht zierlicher Bass: Mit seinem flachen Korpus und dem super schlanken Hals wirkt er insgesamt sehr kompakt; außerdem besitzt er eine etwas kürzere Mensur und engere Saitenabstände als ein normaler Longscale-Bass. Manch einer wird sich deshalb erst an das Spielgefühl gewöhnen müssen, meinen Vorlieben kommt das filigrane Design des 4003 allerdings sehr entgegen, und ich habe mich auf dem Bass auf Anhieb wohlgefühlt. Die Saitenspannung ist wegen der 33-1/4-Mensur etwas geringer als bei einem 34″-Bass, weshalb sich der Rickenbacker 4003 sehr leicht bespielen lässt. Zudem sind alle Lagen mühelos zu erreichen und das flache Halsprofil liegt ganz wunderbar in der Hand.
Nur der Bügel über dem Stegtonabnehmer ging mir persönlich nach einiger Zeit gehörig auf die Nerven, weil ich mit der rechten Hand normalerweise genau in diesem Bereich anschlage. Wenn es mein Rick wäre, so würde ich die monströse Abdeckung wohl – wie viele andere Rick-Spieler auch – sofort abmontieren. Leider geht die Modifikation nicht ganz so einfach über die Bühne, zur Entfernung des Bügels muss nämlich der ganze Pickup mitsamt des Rahmens demontiert werden! Jeder, der einigermaßen virtuos mit einem Schraubenzieher umgehen kann, wird das aber locker schaffen, zumal auf YouTube einige ausführliche Anleitungen zu diesem Thema kursieren.
Trotz der kompakten Bauweise des 4003 handelt es bei meinem Test-Exemplar nicht wirklich um ein Leichtgewicht – er bringt stattliche 4,2 kg auf die Waage. Das Gewicht verteilt sich am Gurt leider auch nicht ganz so gleichmäßig, wie man es sich für einen perfekten Spielkomfort wünschen würde. Der leichten Kopflastigkeit kann man aber mit einem breiten, rutschsicheren Gurt recht wirksam entgegentreten.
Klanglich macht der 4003 schon trocken gespielt einen sehr guten Eindruck. Die Ansprache ist sehr direkt und alle Töne schwingen langsam und gleichmäßig aus. Ich konnte keinerlei Deadspots oder fundamentschwache Töne auf dem Griffbrett finden – für die ebenmäßige Klangentfaltung des Rickenbacker 4003 spielt die Neck-Through-Konstruktion sicher eine entscheidende Rolle!
Am Amp überrascht mich der mattschwarze Rickenbacker mit einem sehr vollen und klaren Sound, der sich entspannt im Bandkontext durchsetzen kann. Im ersten Clip hört ihr beide Tonabnehmer mit voller Lautstärke und komplett geöffneten Tonblenden:
Wenn man nur den Stegtonabnehmer einsetzt, wird der 4003 erwartungsgemäß aggressiver und mittenstärker, der Sound besitzt aber immer noch ausreichend Fundament für den Bandeinsatz:
Der perkussive Charakter des Stegtonabnehmers lässt sich mit einem kräftigen Zug am hinteren Tonblende-Regler noch verstärken. Mit dem Push-Pull-Poti wird nun ein Kondensator aktiv, der wie ein High-Pass-Filter auf den Sound wirkt. Der Rick klingt jetzt deutlich nasaler und noch eine Spur aggressiver, weil der obere Frequenzbereich stark in der Vordergrund tritt:
Für dich ausgesucht
Wer sich für einen 40034er interessiert und im Internet nach Audiofiles sucht, wird in erster Linie auf Plektrum-Beispiele mit Rocksounds stoßen. In der Tat hält sich bei vielen Tieftönern hartnäckig das Gerücht, dass der Rickenbacker beispielsweise für Slapsounds nicht wirklich geeignet sei. Ich finde allerdings, dass der Rick geslappt wirklich sehr knackig klingt und geradezu Jazz-Bass-ähnliche Sounds liefert. Auch aus spieltechnischer Sicht fand ich die Slapperei – wohlgemerkt trotz der riesigen Stegtonabnehmer-Abdeckung – nicht wirklich problematisch. Die rechte Hand agiert ja in der Regel eher kurz vor dem Griffbrett. Hier könnt ihr euch ein Bild vom Slapsound des 4003 machen. Für die Aufnahme haben ich wieder beide Tonabnehmer verwendet und einfach alle Regler voll aufgedreht.
Als nächstes hören wir uns an, was der Halstonabnehmer im Solobetrieb klanglich zu bieten hat. Der Singlecoil sitzt kurz vor dem Griffbrett und liefert dementsprechend extrem viel Tiefbass, erfreulicherweise klingt der Rick aber auch mit dieser Einstellung nicht schwammig.
Funktioniert das auch mit zugedrehter Tonblende? Ich finde schon! Klar, der Rick klingt jetzt sehr speziell, fast schon etwas synthymäßig, der Sound hat aber immer noch genug Kontur und macht sich in bestimmten Musikrichtungen ohne Frage sehr gut.
Wer sich ein noch umfassenderes Bild über die Klangmöglichkeiten des 4003 machen möchte, der sollte unbedingt den Rickenbacker-Test meines geschätzten Kollegen Oliver Poschmann aus dem Jahr 2014 durchlesen. Hier ist der 4003 im Stereo-Modus zu hören, außerdem hat Ollie seinen Testling natürlich auch mit dem Plektrum malträtiert und einige typische Rickenbacker-Rocksounds aufgenommen.