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RME Fireface UC Test

Details

Wurde doch die FireWire-Schnittstelle an den Computern der letzten Jahre immer als Wundertür mit hohem Datendurchsatz für Audio verkauft, so hatte ein USB-Anschluss meist  das Image, eine Mehrspurarbeit eventuell nicht leisten zu können. Um das aber sicher zu stellen, ging RME einen sehr schlauen Weg. Es wurden beim Fireface UC für die Kommunikation keine handelsüblichen USB-Bausteine eingesetzt, sondern in dem benutzen FBGA Chip (free progammable gate array = kleiner integrierter Schaltkreis) wurde einfach eine eigene USB 2.0 Schnittstelle reinprogrammiert. So konnte man das wirkliche Optimum aus diesen Schnittstellen herausholen und war nicht auf die üblichen und möglichen Eckdaten anderer USB Chip-Hersteller angewiesen.

Eine weitere Besonderheit ist die Implementierung einer getrennten Mac- und Windows-Software (Firmware) hinter der eigenen USB-Schnittstelle zur Realisierung verschiedener Übertragungsmechanismen. Bei Einschalten des Gerätes wird vom Interface sofort erkannt, welcher Rechnertyp angeschlossen ist und sofort die dafür notwendige Software aktiviert. So lassen sich beispielsweise auch für die unterstützten Rechnerplattformen getrennte Firmware-Updates realisieren. Die damit erreichbaren Latenzzeiten erzielen durch ein sehr ausgeklügeltes Low-Latency-Konzept unter beiden Betriebssystemen ziemlich sensationelle Werte. Der digitale Weg der Audiodaten vom Eingang zum Ausgang des Interfaces benötigt maximal drei  Samples, das entspricht ca. 68 Microsekunden bei 44,1 kHz und bei der größten möglichen Samplingfrequenz von 192 kHz  nur noch 15 Microsekunden. Diese Minimalwerte gelten auch für die digitalen Eingänge. Durch einen Trick aus der alten Bandmaschinenzeit werden die Eingangsdaten direkt auf einen virtuellen Monitorausgang geschickt und lassen so eine fast latenzfreie Arbeit bei den Aufnahmen oder beim Synchronisieren zu. Das RME Fireface rutscht hier auf der Datenseite in die wirkliche High-Class Ecke. Eine wichtige Vorraussetzung dafür ist  aber ein „schneller“ Rechner.

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Ingesamt hat das RME Fireface UC eine sehr schöne Oberfläche im Alulook  mit blau-grauen Feldern. Ein äußerst stabiles Gehäuse füllt ein halbes 19“-Format mit einer Höheneinheit aus. Die Beschriftung, weißer Siebdruck auf blau-grauem Untergrund, ist auch bei kritischer Arbeitsbeleuchtung sehr gut ablesbar.

Beim Fireface sind tatsächlich 18 Ein- und Ausgänge direkt in Echtzeit nutzbar. Jeweils acht analoge Wege gehen direkt per symmetrischer Klinkenbuchse rein und raus, acht weitere können digital über eine ADAT Schnittstelle angesprochen werden und die übrigen zwei Wege sind digitale Ein- und Ausgänge, die per S/PDIF über zwei Cinch-Buchsen beschaltet werden. Diese Schnittstellen verstehen oder produzieren aber auch bei Bedarf ein digitales AES/EBU-Signalformat.

Auf der Frontplatte sind Eingang 1 und 2 als Neutrik Combobuchse (XLR/Klinke) ausgeführt und verfügen über je einen zuschaltbaren Mikrofonvorverstärker, der vorne mit einem großen grauen Regler bedient wird. Eine grüne, zweistellige LED-Anzeige zeigt den eingestellten Verstärkungsgrad an. In 1dB-Schritten lässt sich die Vorverstärkung von 10 bis 65 dB regeln. Dieser griffige Drehknopf (Push-Encoder) kann durch einen Druck auf den Knopf in einen Channelmodus wechseln. Beim Drehen dieses Push-Encoders kann man nun die verschiedenen Ein- oder Ausgänge aufrufen und durch einen weiteren Druck auf den Knopf gelangt man wieder in den Levelmodus zurück, um den Pegel des angewählten Kanals zu korrigieren. Auch der Pegel am niederohmigen Kopfhörerausgang ist so regelbar. Hierbei kann man auch einen Stereomodus aufrufen, der immer die Pegel der Gruppen 1/2  bis  7/8 oder den Kopfhörerausgang zusammen für die jeweiligen Ausgänge bestimmt. Line-Input 5 bis 8 müssen in einem Kontrollfeld auf dem Computer verändert werden und haben nur drei Schaltstufen. Die Auswahl von Low-Gain, +4dBu oder -10dBV, und an den  Ausgängen in High Gain, +4dBu oder -10dBV ist möglich.

Ebenfalls auf der Frontplatte sind die Klinkeneingänge 3 und 4. Sie lassen sich auch als Instrumenteneingang schalten und haben dann eine Eingangsimpedanz von 470 kΩ. So kann man z.B. eine Gitarre oder einen Bass auch direkt an das RME-Interface anschließen, um Tracks in eine Recordingsoftware einzuspielen.

Zur Pegelanzeige aller Eingänge gibt es je eine grüne LED, die ein vorhandenes Signal am Gerät anzeigt. Einen zu hohem Eingangspegel signalisiert eine darüber liegende rote LED. Zum praktischen Ein- und Ausstöpseln des Kopfhörers liegt der Monitoranschluss ganz rechts auf der Frontplatte. Er ist sehr niederohmig gehalten und kann so einem angeschlossenen Kopfhörer wirklich „Dampf“ anbieten. Vier farbige LEDs auf der Frontplatte geben Auskunft über die digitale Welt der Beschaltung des Interfaces. WordClock, S/PDIF-Signal, ADAT-Signal und die Verbindung zum Computer wird signalisiert. Vier weitere farbige LEDs checken die Pegel der Ein- und Ausgänge von den ersten beiden Kanälen. Die Anzeigehelligkeit all dieser LEDs reicht auch bei direkter Arbeitsbeleuchtung aus, und sie sind alle gut ablesbar.

Die Rückseite des Fireface stellt die restlichen Anbindungswege zur Beschaltung zur Verfügung. Die Versorgungsspannung wird nicht über den USB-Anschluss des Rechners, sondern über ein externes Schaltnetzteil realisiert – mit einer grünen LED wird eine anliegende Spannungsanzeige am Versorgungsstecker signalisiert. Mit diesem Netzteil lässt sich auch eine Phantomspeisung von wirklichen 48 Volt an den Neutrik Combobuchsen auf der Frontseite für die XLR-Eingänge 1 und 2 sicherstellen. Die am USB-Port vorhandenen 5 Volt mit 500 mA würden für den Betrieb dieses Interfaces und einer Phantomspeisung nicht ausreichen. Ein kleiner Japanswitch neben dem Anschluss für die Stromversorgung fungiert als praktischer und Platz sparender Ein- und Ausschalter des Interfaces. Unter der Netzteilbuchse ist ein kleines mechanisches U-Profil befestigt, das man für das Spannungsführende Kabel oder einen vielleicht benutzten Kabelbaum, als Zugentlastung nutzen kann. Ein Super überlegtes und praktisches Detail, wie ich finde! Zur Anbindung des Wandlers an den Rechner gibt es daneben eine USB 2.0 Schnittstelle in einer stabilen Typ B Ausführung. Das notwendige Kabel dafür wird von RME mitgeliefert.

Line-Eingang 6-8 und die Lineausgänge 1-6 sind als symmetrische Klinkenbuchsen in der unteren Reihe auf der Rückseite zu finden. Die Abstände der Buchsen reichen aus, um auch „dicke“ Klinkenstecker einzusetzen. Digitale Ein- und Ausgänge, die im S/PDIF- oder AES/EBU-Format arbeiten können, werden per Cinchbuchsen bereitgestellt. Die eingestellte Samplefrequenz dieser Wege wird auf der Frontplatte per LED angezeigt. Daneben liegen zwei optische ADAT-Schnittstellen für jeweils acht weitere Ein- und Ausgänge. Man findet sie auf den Eingängen 9 bis 16 des RME Softwaremixers, „Totalmix“ genannt. Ein optisches TOSLINK-Kabel dafür gehört ebenfalls zum Lieferumfang des RME-Interfaces.
Für die Einbindung des Wandlers in einen Verbund mit mehreren digitalen Geräten lässt sich die Wordclock als Master oder als Slave über BNC-Buchsen anbinden. Ist das Fireface das letzte Gerät in einer Kette, so kann man den BNC-Ausgang zusätzlich auch über einen Minischalter mit 75 Ohm abschließen. Neben diesen Wordclock-Wegen liegt die MIDI-Schnittstelle. Sie ist aus bautechnischer Größe als kleine  9-polige Mini DIN-Buchse ausgelegt, die mit einem ebenfalls mitgelieferten Breakout-Kabel die MIDI In- und Out-Buchsen als normalen DIN-Stecker anliefert.
Zum Einbau des Fireface in ein 19“-Rack gibt es als optionales Zubehör das Rackmount RM-19. Mit ihm lassen sich ein oder zwei Einheiten direkt in ein Rack einbauen. Die Bohrungen auf diesem  Universal Rackmount-Adapter passen für alle RME Nicht-19-Zoll-Geräte.

Zu der Hardware gehört der schon erwähnte und mitgelieferte wichtige Softwareteil von RME, der nicht nur die notwendigen Treiber liefert. Als Zusatzpaket wird bei der Treiberinstallation auch ein 64-Kanal Mixer mit 42 Bit interner Auflösung auf dem Computer installiert. Es ist ein Standalone-Programm, das die Performance des benutzten Rechners kaum belastet. Zuständig ist diese Software für die Monitorarbeit und das Routing beim Aufnehmen. Jeder Eingang lässt sich so auf jeden Ausgang routen. Dabei ist die Darstellungsgröße der Anzeige variabel gehalten, damit man bei Benutzung eines kleinen Bildschirms (Laptop) auch alles Notwendige optisch erfassen kann. Eine kleine Besonderheit: Man kann mit diesem Mixer auch Subgruppen fürs Monitoring oder für die Aufnahme erstellen. Zur besseren Übersicht auf dem Bildschirm lassen sich auch die übereinander angeordneten Fader-Reihen, also die physikalischen Eingänge des Interfaces, die virtuellen Ausgänge des Recorders oder die Regler für die RME Interface Ausgänge ein- oder ausblenden. Es gibt auch eine Talkback-Funktion, in der der Weg zum „Sprechen“ und „Hören“ getrennt angewählt werden kann. Eine DIM-Funktion reduziert auf Knopfdruck die Abhörlautstärke und ein Mono-Schalter legt die beiden Kanäle übereinander. Über eine virtuelle Kreuzschiene kann auch sofort die Studioabhöre zu Kontrollzwecken auf die verschiedenen Monitorsummen 1/2,  3/4  oder 5/6 geschaltet werden. Für jeden Eingang gibt es eine Pegelanzeige, einen Fader, eine Panorama-Funktion, einen Mute- und einen Solo-Button. Acht speicherbare Presets kann man an diesem praktischen Tool per Mausklick selbst erstellen. Dieser Totalmixer ist softwareseitig auf einer erstaunlichen Programmgröße von unter 1 MB untergebracht.

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In einer neueren Version dieses Mixers, Totalmix FX, die schon als  kostenloser Download erhältlich ist,  gehen die RME-Ingenieure noch einen Schritt weiter. Es sind interne Effekte wie Hall und Echo erzeugbar und Phasen-Schalter in den einzelnen Kanälen vorhanden. Eine super Möglichkeit ist, den einzelnen Kanalzug optisch in der Größe auf das Aussteuerungselement zu reduzieren, um sich so nach der Einstellarbeit nur noch auf die Pegelanzeigen zu konzentrieren. Diese Anzeigen können auch in der Darstellung als RMS-Level umgeschaltet werden. Ein weiteres kleines Softwarepaket, das auch automatisch mit installiert wird,  liefert ein kleines Kontrollfeld zu Modifizierung der ersten vier Eingänge: Die Eingangsempfindlichkeiten, die Phantomversorgung oder das Datenformat für die digitalen Schnittstellen können hier übersichtlich bestimmt werden. Ein ganzes Paket von Mess- und Analysetools liefert der dritte Softwareteil von RME, das so genannte DIGICheck-Paket. Es kann z.B. eine separate zwei- oder vierkanalige Aussteuerungsanzeige mit horizontaler oder vertikaler Anzeige und frei bestimmbarer Größe auf dem Bildschirm ausgewählt werden. Ein Multi Channel Level Meter für acht oder 16 Wege, ein Spectrumanalyser, ein Vector Audio Scope, das bei 4-Kanal-Mixen die Pegel, den Korrelationsgrad und die Hörposition zeigt und ein Totalyser, der auf dem Bildschirm als Analyser mit den Summenpegeln und gleichzeitigem Korrelationsmesser arbeitet, sind ebenfalls mit an Bord. Es ist jedoch immer nur ein Tool anwählbar!  Alle Darstellungsgrößen dieser Werkzeuge sind auf dem Bildschirm frei bestimmbar. Wichtige Parameter, wie Anstiegszeiten und Abfallzeiten der VU-Meter, etc. lassen sich ebenfalls verändern.

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Alle diese erwähnten Tools arbeiten aber nur mit RME-Interfaces. Die interne Soundkarte eines Rechners ist mit diesen Tools so nicht nutzbar. Hier als Beispiel der so genannte Totalyser:

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Profilbild von SteveFromBerlin

SteveFromBerlin sagt:

#1 - 27.07.2011 um 16:24 Uhr

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Ein wirklich exzellenter Testbericht - vielen Dank!

Profilbild von Bdigitalo

Bdigitalo sagt:

#2 - 23.03.2014 um 04:57 Uhr

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Hey,wie ist es eigentlich, wenn man die Qualität bei einer Mikrofonaufnahme (u87ai) mit der eines Neve 1073 vergleicht?
lG

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