Praxis
Im Gegensatz zum MADIface USB hat das MADIface XT ein „richtiges“, gedrucktes und äußerst detailliertes Handbuch mit an Board, was natürlich auch alle Funktionen von Total Mix FX erklärt. Für die Installation braucht man das Handbuch aber nicht unbedingt. Für die Total Mix FX Software sollte man allerdings schon etwas Zeit mitbringen, sonst kann es hier schnell unübersichtlich und unverständlich werden. Bei dieser schieren Unmenge an Kanälen liegt das aber auch in der Natur der Sache. Eine Treiber-CD ist zwar ebenfalls dabei, die aktuellsten Treiber holt man sich aber nach wie vor wie immer am besten online ab. Das Schöne bei RME ist dabei, dass der USB-Treiber für fast alle aktuellen USB-Geräte gilt. Außerdem muss man sich für den Download auch nirgends umständlich registrieren oder dergleichen. Überrascht war ich übrigens auch, dass das Gerät mit ein paar wenigen Einschränkungen auch an einem USB-2.0-Port betrieben werden kann, was vor allem Nutzer älterer Laptops freuen sollte.
Sicherlich ist MADI grundsätzlich mehr im Live-Bereich beheimatet, wo es die gewohnte Langstrecken-Verkabelung extrem erleichtert und viele Konfigurationen bei einfachen Routing-Szenarien auch am Gerät erledigt werden können, sodass das MADIface hier auch als komplexer Router, Repeater und Splitter benutzt werden kann. Hinzu kommen verschiedene Havarie- und Redundanz-Modi, um sich auch gegen spontan brechende Kabel gewappnet zu fühlen.
Interessant finde ich das MADIface XT allerdings auch für größere Studios, welche wirklich viele Wandler/Kanäle benötigen. Das MADIface kann somit beispielsweise direkt am Produktionsrechner sitzen und hier als Monitorcontroller mit Mic-Anschlüssen punkten. Daran kann wiederum ein Talkback-Mic angeschlossen werden, was mit Total Mix FX auch als solches konfiguriert und einfach geschaltet werden kann. Dank der drei MADI Schnittstellen kann man aber nicht nur unterschiedlichste Wandler kombinieren, welche eventuell auch schon vorhanden sind, sondern sich auch eine Menge analoger Verkabelung sparen. Beispielsweise kann einer der angeschlossenen MADI-Wandler direkt bei den Mic-Preamps sitzen, während der andere im Outboard-Rack verbaut wird. Der Dritte wiederum kann im Aufnahmeraum für Rückspielwege oder dergleichen genutzt werden.
Das MADIface XT ist außerdem recht günstig, wenn man sich einmal auf folgendes finanzielles Rechenbeispiel einlassen möchte: Beispielsweise kostet ein MADIface XT und zwei “SSL X Logic Alpha Link Madi SX” rund 8.500 EUR, wofür man aber auch 48 analoge I/Os plus 16 nutzbare AES/EBU I/Os bei 96 kHz im Gegenzug erhält. Zum Vergleich: mit Avids “HD I/O 16×16 Analog” erhält man für rund 4.000 EUR nur 16 analoge I/Os. 48 Kanäle kosten somit rund 12.000 EUR und damit 30% mehr – AES/EBUs hat man in diesem Fall aber auch keine mehr frei.
Es ist zwar eigentlich fast überflüssig zu sagen, doch das MADIface XT beherrscht selbstverständlich auch alle Unterspielarten von MADI. Es ist also ein 64 und 54 Kanal Modus sowie 48 kHz und 96 kHz Framing verfügbar.
Die Ausgangswandler klingen übrigens gut, wie in allen aktuelle RME-Produkten. Das bedeutet, sie sind sehr linear und nüchtern, mit tiefen strammen Bässen sowie präzisen Höhen und detaillierten Mitten. Nur im A/B-Vergleich zu deutlich “high-endigeren” Wandlern, wie sie beispielsweise bei Metric Halo oder gar dem Bircasti M1 zu finden sind, lässt sich eine leichte “digitale Computerkälte” zu Ungunsten des RMEs feststellen. Allerdings spielt sich das im Bereich von Nuancen ab und ist damit für mich nicht weiter der Rede wert.
Selbstverständlich sind auch die Mic-Preamps von sehr hoher und guter Qualität. Vor allem aber sind sie mit 60dB Gain auch stark genug, um selbst schwächste Mics auf adäquate Level zu hieven. Klanglich sind sie dabei sehr neutral und fördern damit gut den Charakter eine Mikrofons zu Tage. Etwas schade finde ich es hier allerdings, dass es keine Anhaltspunkte für +4dBu und -10dBV Level gibt sowie, dass auf einen Instrumenten-Eingang verzichtet wurde, den man von anderen RME-Produkten durchaus gewohnt ist. Nichtsdestotrotz ist auch das kein echter Kritikpunkt, zumal sich sicherlich niemand ein MADIface kaufen wird, um damit puristische 2-Kanal Recordings veranstalten zu wollen. Aber hört doch lieber selbst!
Mongo Trisomie 31er sagt:
#1 - 09.07.2015 um 12:43 Uhr
Frage zur Verkabelung :
Angenommen, ich möchte viele analoge Instrumente anschließen zb mit klinken.
Müsste ich mir ein digitales Mischpult mit madi Ausgängen kaufen, was viele Kanäle hat?
Mischpulte mit madi kann ich nirgends finden.
Oder muss ich einen wandler mit madi kaufen und ihn dann ans madiface anschliessen?
Felix Klostermann sagt:
#2 - 09.07.2015 um 14:37 Uhr
Hallo Mongo Alko Chaker,
analoge Pulte mit MADI sind mir jetzt auf Anhieb nicht geläufig, insofern kommst du nicht drumherum extra Wandler zu kaufen. Das macht aber erst bei hohem Channelcount Sinn! Ich weiß ja jetzt nicht, wie viele analoge Kanäle du wirklich brauchst, aber im Normalfall bist du mit einem "normalen" Audiointerface mit vielen analogen Eingängen und beispielsweise USB2, USB3 oder Thunderbolt-Schnittstelle besser beraten. LG, Felix
Mongo Trisomie 31er sagt:
#3 - 09.07.2015 um 17:51 Uhr
hallo Felix Klostermann
danke für die schnelle Antwort. Für meine Zwecke reicht mir zB ein RME Fireface UC. Mich interessiert nur, für welche Anwendungen man ein MADIface braucht? Das meiste Equipment ist meines Wissens mit analogen Ausgängen ausgestattet.
Und wozu den Umweg mit einem zusätzlichen Wandler, wenn man das Audiointerface schon in den Wandler bzw ins Mischpult einbauen kann?
Ist das Madiface vielleicht für Produktionen mit Equipment mit Digitalausgängen gedacht?
Robster sagt:
#3.1 - 10.07.2015 um 11:53 Uhr
Madi ist sehr Sinnvoll bei 1. Hohen Kanalvorkommen.. z.b. Liverecording.
Die Grösseren Livepulte z.b. von DGICO oder AVID ... ist meist auch eine Madischnittstelle verbaut.Ein anderer Vorteil von Maxi ist ganz klar die Kabellänge und mit einem Router die Unterverteilungen die basteln kann.
Man könnte mehrere Studios mit einander verbinden und Sich Preamps die im Aufnahmeraum stehen teilen.
RME selber bietet direkt die passenden an.
Über einen Router kannst du z.b. auch die Eingänge an mehrere bearbeitenden Plätze gleichzeitig weitergeben .
z.b. wieder Live FOH, MONITOR, RECORDING, BACKUP.... USW...Ich finde so ein Interface sehr interessant da man sich relativ schnell in die ein oder andere Live oder Studio Struktur einklinken.Kostenfaktor ab 32 Ein und Ausgängen hält sich dann je nach Wandlerwahl auch im Rahmen.
Antwort auf #3 von Mongo Trisomie 31er
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