Praxis
Steuerung über MIDI
Gerade weil das durchaus komplexe Bedienkonzept mit den Tastern, Encodern und dem LCD im hektischen Studio-Alltag nicht immer vollständig intuitiv ist, kann es sehr zur Übersicht beitragen, den RME OctaMic XTC direkt vom Bildschirm eines Rechners aus zu steuern. Bei einer Verwendung als eigenständiges Audiointerface lässt sich der virtuelle Mischer TotalMix wie erwähnt leider nicht nutzen. Wenn man allerdings mit einem anderen Interface von RME arbeitet, das mit eben dieser Software läuft, und der OctaMic XTC über eine seiner digitalen Schnittstellen als Satellit angebunden wird, dann funktioniert eine solche Steuerung sehr gut.
Bei der Verwendung von MADI ist dazu nicht einmal eine zusätzliche MIDI-Verbindung nötig, denn die Steuerdaten werden direkt in den MADI-Stream eingebettet. Das Gleiche gilt übrigens auch für eine direkte USB-Verbindung mit einem Rechner. So ist es also möglich, das Gain, die Phantomspeisung und das Pad oder den Instrumenten-Modus ganz unkompliziert aus der gewohnten Umgebung heraus zu steuern, und das sollte vor allem für erfahrene RME-User äußerst angenehm sein.
Wenn man ein Audiointerface von einem anderen Hersteller verwendet oder der OctaMic XTC selbst als Audiointerface fungiert, dann muss man zur Steuerung des Geräts auf die RME MIDI Remote zurückgreifen, die man kostenlos von der Website des Herstellers herunterladen kann. Die grafische Benutzeroberfläche der Software sieht zwar ein wenig nach den 90er-Jahren aus, erfüllt ihren Zweck aber sehr gut. Die Möglichkeiten zur Steuerung sind im Vergleich zu TotalMix sogar noch deutlich erweitert, denn auf diesem Weg lassen sich sämtliche Parameter des OctaMic XTC vom Bildschirm aus steuern – zum Beispiel also auch das Routing oder die Zuweisung einzelner Kanäle zu Gain-Gruppen. Auch für Anwender, die bereits TotalMix verwenden, kann die virtuelle MIDI-Fernsteuerung also sehr interessant sein. Zur Einrichtung müssen nur die entsprechenden MIDI-Ports angegeben werden, und schon steht die Kommunikation.
Sauberer und hochwertiger Klang
Wer auf der Suche nach hochwertigen und neutralen Preamps ist, der wird bei RME bestens bedient. Anliegende Signale werden detailliert eingefangen, und auch bei höheren Verstärkungen bleibt der Grundklang weitgehend frei von Färbungen. Für die Gesangsaufnahme mit dem Neumann U47 fet, das von vornherein einen recht geringen Output bietet, waren deutlich über 50 dB Gain nötig, und wie man hört, erledigt der OctaMic XTC diese Aufgabe mit Bravour. Gerade da Vorverstärker von RME in dieser Hinsicht zur Referenz in ihrer Preisklasse zählen, erschien es mir für diesen Test interessant, einmal mit offensichtlich färbendem Equipment zu vergleichen. Der Universal Audio LA-610 ist im Preis pro Kanal natürlich wesentlich teurer und dementsprechend ist dies kein fairer Wettkampf. Hier lässt sich jedoch sehr gut erkennen, warum Röhren-Preamps vor allem für Lead-Vocals im erweiterten Rock/Pop-Sektor eine so beliebte Wahl sind. Das Signal wirkt in diesem Fall weniger analytisch und wird im Gegenzug dicker und vor allem weicher abgebildet.
Beim Tracking von Drums über acht Kanäle wurde ebenfalls mit färbendem Röhren-Equipment verglichen. Und auch wenn der Preisunterschied pro Kanal nicht ganz so drastisch ausfällt wie beim LA-610, so ist die Zusammenstellung aus dem Universal 4-710d (Röhre-/Transistor-Hybrid, hier mit 100% Röhre) und dem Manley Force doch zumindest noch etwa doppelt so teuer wie der OctaMic XTC. Im folgenden Video gibt es eine direkte Gegenüberstellung, bei der man auch in die Einzelspuren reinhören kann. Wer noch mehr Preamp-Vergleiche hören will, der wird unter anderem hier fündig.
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