Praxis
Hat man drei fast identisch aussehende Pedale vor sich liegen, fragt man sich natürlich, welches sich für welche Anwendung am besten eignet. Ich gebe zu, dass mich zu viele Optionen eher verwirren und manchmal ist weniger tatsächlich mehr, auch wenn beispielsweise Gitarrist Ingwie Malmsteen dies in Interviews vehement bestreitet. Aber hier geht es ja um uns Bassisten, und wir sind in der Regel erheblich bescheidener – zumindest in dieser Beziehung. Aber zurück zu unserem Test. Naheliegend suche ich mir zunächst einmal die beiden Pedale heraus, die sich – abgesehen von den unterschiedlichen Farben – optisch ähneln wie eineiige Zwillinge, nämlich „Classic Boost“ und „Clean Boost“.
Zunächst einmal möchte ich die einzelnen EQ-Elemente miteinander vergleichen und in erster Linie herausfinden, wo die offensichtlichen akustischen Unterschiede liegen. Bei dem folgenden Soundbeispiel ist hintereinander in zweitaktigen Wechseln immer zuerst der „Classic Boost“ und dann der „Clean Boost“ zu hören. Die Reihenfolge der EQ-Reglerpositionen sieht folgendermaßen aus, jeweils Maximalstellung entweder ganz rechts für boost oder links für cut:
1) Bass Boost „Lehle Classic Boost“
2) Bass Boost „Lehle Clean Boost“
3) Bass Cut „Lehle Classic Boost“
4) Bass Cut „Lehle Clean Boost“
5) Mid Boost „Lehle Classic Boost“
6) Mid Boost „Lehle Clean Boost“
7) Mid Cut „Lehle Classic Boost“
8) Mid Cut „Lehle Clean Boost“
9) Treble Boost „Lehle Classic Boost“
10) Treble Boost „Lehle Clean Boost“
11) Treble Cut „Lehle Classic Boost“
12) Treble Cut „Lehle Clean Boost“
Im Bass-Boost und Bass-Cut-Bereich hört man nahezu keinen Unterschied zwischen den beiden Pedalen, fast gar keinen im Mittenbereich, sehr deutlich jedoch bei den Höhen. Die Veränderungen nimmt man vor allem dann wahr, wenn man alle EQ-Regler gleichzeitig verwendet, also jetzt beim „Classic Boost“ und „Clean Boost“ die gleiche EQ-Gesamteinstellung wählt. Für eine deutlichere Wahrnehmung sind in diesem Fall Bass und Treble leicht geboostet, die Mitten etwas beschnitten:
Hören wir nun im Vergleich hierzu das dritte Pedal „Sonic Spark“, das eigentlich eher vom subtilen Einsatz lebt. Mit dem Enhance Regler lassen sich Obertönen betonen und mithilfe der EQ-Sektion „Bright/Deep“ (eine semiparametrische, durch das Frequenzband verschiebbare Mittenabsenkung) lässt sich der Sound breiter und offener gestalten. Tatsächlich verleiht man mit dem Sonic Spark dem Sound einen Röhrencharakter, muss allerdings den Potis mit spitzen Fingern zu Leibe rücken, denn der Klang kann ziemlich harsch werden, dreht man ein wenig zu weit. Bei diesem Beispiel sind alle Parameter ganz leicht geboostet.
Nach den ersten Erkenntnissen unseres Einstiegs-Quickies würde ich folgende Schnellcharakterisierung vornehmen:
Classic Boost: Vintage Tone
Clean Boost: Modern Tone
Sonic Spark: Tube Tone
Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit, denn so einfach und eindeutig ist die Unterscheidung nicht und man gelangt mit jedem Pedal zu durchaus ähnlichen Zielen, wenn man ausreichend forscht. Ich denke jedoch, dass man die beschriebenen Grundcharaktere gut als Ausgangsbasis nehmen kann, wenn es darum geht, das richtige Pedal für die eigenen Soundvorstellungen zu finden.
Für dich ausgesucht
Um die Palette der Eindrücke zu erweitern, folgen jetzt ein paar Beispiele und Ihr könnt selber urteilen, wo und wie sich die Unterschiede der einzelnen Basswitch Boost Pedale bemerkbar machen:
Fusion (Sadowsky Jazz Bass)
Nachdem sowohl Classic Boost als auch Clean Boost den Sound sehr schön einbetten, mit leichten Vorteilen für den Clean Boost in puncto „modern sound“, kann man beim Sonic Spark hören, wie deutlich er die Nuancen im Spiel betont. Vorher im Playback leicht kaschierte Passagen sind jetzt deutlich und detailliert abgebildet. Insgesamt würde ich die Einstellungen beim Sonic Spark dezenter wählen als im Soundbeispiel, aber das soll ja einer deutlichen Demonstration dienen.
Rhythm‘n Blues (Yamaha BB-Ltd. Jazz Bass)
In diesem Beispiel zeigt sich, dass man mit dem Classic Boost einem E-Bass mit fehlenden Mitten sehr gut zu einigen Muskeln verhelfen kann, der Clean Boost wirkt dagegen sehr aufgeräumt, speziell wenn man die Mitten absenkt. Der Sonic Spark verhält sich ähnlich, hier habe ich ihn vor allem dazu verwendet, die Saitengeräusche des Basses hervorzuholen und ihn dadurch etwas ungestümer klingen zu lassen. Wer einen extrem drahtigen, fast klaviersoundartigen Roundwoundsaiten-Sound erzeugen möchte, kann das mit Hilfe des Sonic Spark sehr schnell erreichen.
Rock mit Pick (Fender Precision)
Klarer Winner für Anwendungen mit einem Precision Bass ist der Classic Boost, dessen Treble Poti sich beim Absenken der Höhen verhält wie eine passive Tonblende am Bass. Der ganze Charakter des Classic Boost scheint sehr gut auf das Soundverhalten des Precis abgestimmt zu sein. Mit ihm klingen auch die beiden anderen Pedale gut, aber wer auf Vintagesound steht, wird beim Classic Boost am ehesten fündig.
Fretless Bass (Yamaha TRB-5F)
Auch bundlos überzeugt der Classic Boost und unterstützt am besten die Bedürfnisse des Fretlessbasses, speziell durch die Auslegung von Mitten- und Höhenregler. Der Sonic Spark funktioniert hier ebenfalls toll und arbeitet sehr schön die typischen Charaktereigenschaften heraus. Der etwas modernere Charakter des Clean Boost“hat nicht ganz die Wirkung der beiden anderen.
Rock mit Fingern (Music Man Sting Ray mit 2-Band EQ)
Da dem Stingray Bass generell die Mitten fehlen, entpuppt sich wiederum der Classic Boost als idealer Helfer, wenn es darum geht, dem Sound etwas mehr Breite zu verleihen. Der Sonic Spark dagegen betont die Stingray-typischen Hifi-Höhen, allerdings nicht unangenehm. Die Frage ist, inwiefern der Bass mit seiner aktiven Elektronik überhaupt die Unterstützung der Boosterpedale benötigt, denn in der Tat klingt hier das Bypasssignal schlichtweg am stimmigsten. Generell neigt der Clean Boost durch seine stärker ausgelegte Boostfähigkeit in den einzelnen Frequenzbereichen und speziell beim Pushen der Höhen dazu, bereits vorhandenes Grundrauschen noch stärker anzuheben. Entscheidend ist also, wie nebengeräuscharm der Signalweg vor dem Pedal ist.
Ich denke, es ist deutlich geworden, wo tendenziell die individuellen Stärken der einzelnen Basswitch Boost Pedale liegen. Natürlich bleibt es eine Geschmacksfrage und die Entscheidung liegt bei jedem einzelnen, welcher der drei Kandidaten ihn bei der Verwirklichung seiner ganz persönlichen Klangvorstellungen am ehesten unterstützen kann.