Praxis
Was liefert Predator-3 von Rob Papen klanglich?
Da wartet eine unglaubliche Zahl von über 6.500 Presets auf den neugierigen User. Eine Bank mit allen neuen Sounds des Predator-3 taucht aber nicht explizit auf. Am besten ruft man den Bank Manager auf, klickt „Order by Date“ und bekommt die aktuellen Sounds oben in der jeweiligen Bank angezeigt. Es ist sinnvoll, sich direkt seine Favoriten zu markieren.
Positiv zeigt sich der Basisklang. Im Vergleich zu Predator-2 klingt der Neue tatsächlich etwas runder und auch wärmer. Das liegt an der Verwendung eines neuen Codes, der erstmals beim virtuell-analogen RP-Synthesizer BIT zum Einsatz kam. Der Predator kann sowohl satt und ausgewogen als auch forsch, rotzig und aggressiv klingen. Die 20 einzeln angespielten Presets demonstrieren die klangliche Vielfalt: Sphärische Pads, treibende Arpeggiator-Phrasen, präsente Leads, drückende Bässe, modulierte Wavetable-Sounds, breite Sweeps oder auch typische Effekt-Sounds analoger Synthesizer liegen ihm.
Lässt sich der Predator-3 gut bedienen und wo liegen die Stärken?
Das Wichtigste vorweg: Der Predator-3 lässt sich tatsächlich sehr gut bedienen. Das GUI ist ansprechend und für die gängigen Monitore unterschiedlich skalierbar. Praktischerweise werden alle wichtigen Parameter auf einer Bildschirmseite dargestellt, was mit der erwähnten Multi-Page funktioniert. Wer sich lieber einmal inspirieren lassen möchte, kann mit dem Preset Variation Generator einige Varianten aus vorhanden Presets erzeugen lassen. Man kann sich mit dem Predator-3 in verschiedene Richtungen austoben, ohne schnell den Spaß zu verlieren. Wenn es dennoch zu kompliziert werden sollte, ist „Go2“ der passende Synth von Rob Papen.
Es sind persönliche Vorlieben: Den Predator-3 schätze ich sehr für die vielen Vintage/Retro-Presets von Minimoog über Jupiter bis zu PPG Wave, die Rob Papen absolut gekonnt umsetzt. Und auch für manch neuere und speziellere Spielart der elektronischen Musik (Dutch Hardcore, Dubstep oder PsyTrance) ist er geeignet. Der Ratcheting-Effekt beim Arpeggiator zaubert im Nu lebendige Phrasen für elektronische Musik. Es kann und darf eigentlich dabei noch mehr passieren, was die „Berliner Schule“ ab Mitte der 1970er Jahre hervorbrachte. Man kann den Arpeggiator in die Modulationsmatrix einspeisen und auch Effekt-Parameter damit steuern. Natürlich habe ich während des Tests versucht, ein paar Arpeggiator-Presets zu erstellen. So könnte es ungefähr klingen, wenn man bei Null anfängt und nach ein paar Minuten sein Ergebnis anspielt.
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Was könnte eventuell verbessert werden?
Meckern ist eigentlich verboten, denn der Predator-3 bietet sehr viel und ist trotz seiner enorm zahlreichen Presets noch lange nicht ausgereizt. Wenn man aber an dieser Stelle bereits einen Wunsch für Version 4.0 äußern darf: Bitte die Effektsektion noch um 1-2 FX-Blöcke erweitern und beim Routing dafür sorgen, dass sie auch parallel genutzt werden können. Außerdem käme es gut, wenn sich die Reihenfolge der seriell geschalteten Effekte spontan abändern lassen würde.