DETAILS
Punch ist ein Software-Instrument mit VST-, AU- und RTAS-Schnittstellen und sowohl als 32-Bit als auch 64-Bit Plug-In verfügbar. Eine Standalone-Version gibt es nicht, aus meiner Sicht ist dies aber auch nicht notwendig. Wie der Name “Punch” vieleicht schon nahelegt, handelt es sich um einen Drum-Instrument.
Der Unterschied zu den typischen Mitbewerbern liegt in der Tatsache begründet, dass Punch sowohl Synthese- als auch Sampling-Techniken bedient. Dabei greift das Plug-In nicht nur auf fertige Samples zurück, sondern lässt auch die Verwendung eigener Samples zu. Als Hardware-Vergleich wäre hier die Machinedrum zu nennen.
Garniert wird das Ganze von einem internen Step-Sequenzer, der jedoch etwas extravaganter ausgefallen ist und dem wir uns später genauer widmen wollen. Abgerundet wird das Gesamtpaket von einer umfangreichen Effekt- und Mixer-Abteilung.
So ein komplexes Plug-In fördert natürlich das “in-the-box”-Denken, wodurch man gern in dieser einen Instanz bleiben möchte und nicht unbedingt in der DAW layern, routen und Effekte einbauen muss. Wer das doch nicht lassen kann oder will, dem gibt Rop Papen bis zu acht Stereo-Outs an die Hand bzw. Maus. Das muss man sich aber vor dem Laden des Instruments überlegen, da es zwei VST-Varianten gibt.
Die Rahmenbedingungen wären geklärt, widmen wir uns den “wahren” Details: In der unteren, linken Ecke finden wir die 16 Drum-Pads plus acht Sample-Drum-Pads. Ein Klick auf sie, und der entsprechende Sound wird getriggert. Ist „Dyn Select“ (dynamisches Selektieren) ausgewählt, wird beim Klick auf das Drum-Pad auch die entsprechende Pad-Page mit geöffnet. Anhand der kleinen Mini-Buttons innerhalb der Drum-Pads sieht man, welche Pad-Page gerade aktiv ist (Türkis). Das sieht für die BD, SN, HH, CLAP, T(o)M, USER, SAMP(ler) dann in etwa so aus:
Die Pad-Page enthält je nach Pad (Instrument) und ausgewähltem Modul mehr oder weniger umfangreiche Parameter zu Formung des Klangs. Die Verknüpfung aus Pad und Modul kann nicht vollständig selbst gewählt werden, so gibt es also auf den BD-Pads andere Module zu laden als auf den Clap-Pads sowie nur unter “Sample 1” bis “Sample 8” die Möglichkeit, eigene Samples zu laden, was sie auch durch den extra Browser unterscheidet. Die Einschränkung bei der Verknüpfung sorgt für eine gewisse Disziplin beim Programmieren und Belegen mit eigenen Sounds, was wiederum die Austauschbarkeit von Kits und MIDI-Clips fördert.
Grob gesagt gibt es für die ersten 16 Pads die Möglichkeit, zwischen zwei verschiedenen Klangerzeugungsarten zu wählen: Darunter gibt es pro Pad zwei bis zwölf “Models”, das heißt algorithmische Klangerzeuger, und die samplebasierten “Classic” Engines, welche als Grundlage unterschiedliche Samples von 808, 909, CR-78 und Co benutzen. Weiterhin gibt es eine “Punch” genannte Unterkategorie, die auch auf Samples basiert, allerdings direkt Herrn Papens Sammlung entstammen und weniger als fertige Samples, sondern vielmehr als Grundlage für weitere Soundmanipulationen verstanden werden sollten. Bedienunterschiede zwischen Classic und Punch gibt es nicht. Somit stehen insgesamt folgende Varianten zur Verfügung.
- BD1 / BD2: vier verschiedene Bassdrum-Algorithmen, vier auf “klassischen” Samples (TR, CR, etc.) basierende Samples-Engines sowie 20 Punch-Sample-Engines.
- SN1 / SN2: zwei verschiedene Snare Algorithmen, vier Classic Sampledecks und 61 Punch-Samples.
- CL-HH1 / OP-HH1 / CL-HH2 / OP-HH: drei “Model” genannte Algorithmen sowie vier Classic Closed Samples, vier Classic Open Samples und je sieben Punch-Samples pro Kategorie Open/Closed.
- TM/US1 und TM/US2: zwei Tom-Models, drei Classic-Samples und acht Punch-Samples.
- TM/US3: wie TM/US1 jedoch mit 44 anderen Punch-Samples plus 64 zusätzlichen Percussion-Samples.
- USER4 bis USER6: neun “Noise-Synth”-Models, 22 Classic-Samples für Percussions aller Art sowie dieselben 44 Punch-Samples und 64 Percussion-Samples, die auch TM/US3 zu bieten hat.
Alles klar?! Hinzu kommen, wie bereits angesprochen, die acht Sample-Decks mit der Bezeichnung SAMP1 bis SAMP8. Sie können jeweils zwei Samples laden und diese alternierend, gemixt und Velocity-gesplittet/gespreaded wiedergeben – soweit deren Besonderheit gegenüber den Classic- und Punch-Samples. Ansonsten gibt es für alle Samples umfangreiche Tuning-, Filter- und Amp-Envelope-Settings.
Jedes Pad verfügt außerdem über vier sogenannte “Quick-Edit” Regler, die grundlegende Klangänderungen schnell ermöglichen. Weiterhin kann jedes Pad auf Einzelausgänge, auf die vier FX-Busse/Engines oder Choke-Gruppen, geroutet werden, wobei Choke das Wechselspiel aus Closed und Open HiHats ermöglicht. Distortion-FX steht in jedem Pad mit 19 verschiedenen Zerr-Varianten und maximal zwei Parametern zur Verfügung. Allerhand.
Der eingebaute Sequenzer ist sehr witzig und mir persönlich in dieser Art und Weise noch nicht bekannt. Er kann acht Patterns gleichzeitig spielen, wobei jedes Pattern wiederum aus bis zu vier Tracks besteht, die in typischer Step-Sequenzer-Manier und mit 16-Steps programmiert werden können. Man baut also kleinere Micro-Grooves, die dann über acht Notenbefehle gestartet werden können (C3 bis G3).
So kann Pattern 1 zum Beispiel nur aus Kick und Snare bestehen, Pattern zwei aus einer HiHat-Figur und Pattern 3 aus einem anderen Percussion-Arrangement. Über die MIDI-Klaviatur kann man nun die einzelnen Pattern starten und so sehr einfach jammen. An sich sehr simpel, in der Praxis dennoch sehr effektiv und vor allem musikalisch. Darüber hinaus bietet der Sequenzer pro Step Einstellungsmöglichkeiten von Velocity, Panning, Tuning, Flaming, Envelope Speed, Time-Offset und Free-Run. Hinzu kommen pro Pattern Swing, Flaming-Speed und Humanize. Gerade letzteres ermöglicht wunderschön minimalistische Grooves. Und so schaut das Ganze in der Praxis aus:
Natürlich können alle Drum-Pads auch ganz konventionell über Notenbefehle gesteuert sowie die meisten Parameter auch über die DAW automatisiert werden. Das ist aber irgendwie selbstverständlich, oder?
Modulatoren dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die Mod/FX-Page bietet dazu zwei weitere AHD-Modulationshüllurvengeneratoren, zwei LFOs mit Humanize- und Symmetrie-Parametern für die ausgewählte Wellenform und eine kleine, feine Modulationsmatrix mit acht Slots. Hier werden auch die Effekte geladen und konfiguriert. Zwar kann nur ein FX pro Bus geladen werden, also maximal vier Effekte gleichzeitg (Distortion ausgenommen), doch die Auswahl an Effekten ist sehr gut. So bietet der Reverb auch gleich ein eingebautes GATE, was für Phil Collins Fans durchaus von regem Interesse sein sollte. Die FX-Sektion beherbergt auch weitere, allerhand nützliche und vielfältig Werkzeuge – 26 an der Zahl und im folgendem benannt: Mono Delay, Stereo Delay, Comb Filter, Reverb, HQ Reverb, Chorus, Chorus/Delay, Flanger, Phaser, WahWah Delay, Distort, Low Fi, Amp Sim, Waveshaper, Widener, AutoPan, Gator, Ring-Mod, Filter, Equalizer, Compressor, Noise-Gate, Ensemble, Cabinet, Multi Distort, AutoWah. Zusätzlich stehen fünf verschiedene Routingmöglichkeiten zur Verfügung.
Der Mixer sollte auch erwähnt werden: Lautstärke, Panning, Mute und Solo sowie die Konfiguration der vier FX-Returns können hier vorgenommen werden.
Weiterhin gibt es auch noch eine weitere “Easy” genannte Page, die ich aber eher als “Macro-Control”-Seite verstehe, da hier einfach nur ein Befehl an ein und dieselben Parameter aller Models, Sampler und Co geschickt wird, wobei es in jedem Drumpad für diese Funktion auch noch einen Bypass dafür gibt: “Easy Page Bypass”. Für Effekte ganz cool.
Was gibt es noch zu erwähnen? Ach ja, es gibt noch einen sehr detaillierten Manager, der die Verwaltung von Grooves und Presets sehr komfortabel gestaltet. Hier merkt man wieder einmal besonders, dass Herr Papen ein waschechter Sounddesigner ist und Organisation dabei das halbe Leben ist. Solch einen umfangreichen und internen Browser sieht man eher selten. Leider, denn die meisten Hersteller begnügen sich oftmals mit hässlichen und eingeschränkt-bedienbaren Betriebssystem-Ordnerstrukturen. Sehr gelungen das Ganze.