Praxis
Inbetriebnahme einfach
Die Inbetriebnahme des Rode AI-1 an meinem Studiorechner (einem MacPro Quad Core) gestaltet sich denkbar einfach: Anschließen und – dank „class compilant“ – loslegen. Die ersten Schritte werden einem durch ein nett bebildertes Quick-Start-Manual erklärt, wer mehr wissen möchte, muss sich die Anleitung von der Rode-Webseite herunterladen.
Direct Monitoring
Ein Druck auf den Level-Regler des AI-1 aktiviert das Direct Monitoring, dann wird das Eingangssignal direkt zum Ausgang geschickt, was absolut latenzfreies Monitoring ermöglicht. Klar, diese Verschaltung erlaubt nicht das Abhören von Effekten wie Amp-Simulationen, aber dieses Problem haben alle Audiointerfaces ohne eigene DSP-Power. Bei dieser Art von Monitoring ist die Abhörlautstärke und das Verhältnis zwischen Eingangssignal und Playback etwas kompliziert zu regeln. Die beste Reihenfolge ist: Eingangssignal mit dem Gain-Poti einpegeln und dieses Poti nicht mehr anfassen. Dann den Lautstärkeregler aufdrehen, bis das Eingangssignal laut genug ist. Was jetzt noch fehlt, ist das Playback und dessen Lautstärke kann nur aus dem Aufnahmeprogramm heraus geregelt werden. Manche Audiointerfaces besitzen einen Mix-Regler, mit dem sich das Lautstärkeverhältnis von Eingangs- und Playbacksignal anpassen lässt: Das ist sicherlich die elegantere Lösung.
Sauberer Preamp
Für die ersten Aufnahmen nutze ich eine E-Gitarre und den Kopfhörerausgang des Rode AI-1. Dank automatischer Umschaltung auf den High-Z-Eingang geht das ziemlich flott (einfach Kabel anstecken) und nach wenigen Sekunden liegen die ersten Gitarrenaufnahmen auf der Festplatte. Der Sound auf dem Kopfhörer gefällt mir schon mal sehr gut, der Preamp ist definitiv auf der „sauberen Seite“, das Signal klingt transparent und unverfälscht. Der Eindruck setzt sich fort, als ich den Jazz-Bass anstöpsel, auch hier höre ich einen druckvollen und sauberen Pickup-Sound!
Maximales Gain
Ich bin mir nicht sicher ob es dem Nuvoton-IC geschuldet ist, dass das maximale Gain der Mikrofonvorstufe lediglich +45 dB beträgt, aber dass dieser Wert recht gering ist, da bin ich mir sicher. Zudem beginnt die Vorstufe im letzten Verstärkungsdrittel doch stark zu rauschen. Das tun (fast) alle Vorstufen, doch beim AI-1 verliert man dadurch weitere Dezibel an wertvoller Aussteuerungsreserve. Solange das Mikrofon ein starkes Ausgangssignal liefert und man Stimmen in Direktabnahme aufnimmt, ist das kein Problem. Wer mit dem AI-1 aber auch akustische Instrumente aus größerem Abstand aufnehmen möchte, kommt dann früher oder später an die Grenze des Gain-Reglers beziehungsweise in den Bereich, in dem der Preamp rauscht.
Tip-Top-Klangqualität
Schon beim Monitoring der Aufnahmen hat mir der Sound des Kopfhörerausgangs des Rode AI-1 sehr gut gefallen. Er liefert ordentlich Pegel und befeuert auch einen hochohmigen Studiokopfhörer ohne Probleme. Positiv gestimmt schließe ich jetzt meine Monitor-Lautsprecher an den Line-Out an und höre erstmal … nichts?! OK, dann habe ich es kapiert: Das Poti auf der Vorderseite bestimmt ja auch die Lautstärke des Line-Ausgangs und zudem ist der Line-Ausgang und der Kopfhörerausgang nicht gleichzeitig nutzbar. Das Anstecken eines Kopfhörers schaltet die Line-Ausgänge stumm. Die Klangqualität des Line-Outs kann ebenfalls überzeugen, der transparente Grundsound des AI-1 ist auch hier zu hören.
Für dich ausgesucht
Ich will einen Mixer!
Es ist ja nett, dass das Rode AI-1 ein Plug’n’Play-Interface ist und im Prinzip keinerlei zusätzliche Treiber oder Software benötigt. Während der Arbeit mit dem AI-1 wünsche ich mir allerdings ständig zumindest ein kleines Software-Panel. So muss ich zum Beispiel ständig Kabel an- und abstecken, um Feedbackschleifen zu vermeiden, weil es keine Mute-Funktion für den Input gibt. Und das ständige An- und Abstecken des Kopfhörers, wenn man mal über die Lautsprecher abhören möchte, ist der Haltbarkeit der Buchse sicherlich nicht dienlich.