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Rode NTR Test

Praxis

Designstück

Ich kann mir nicht helfen: Optisch erinnert das Rode NTR an „Raumpatroullie Orion“, die schwarz-weiße Science-Fiction-Serie aus den Urzeiten der deutschen Fernsehlandschaft. Ich kann mich kaum entscheiden, ob ich das Bändchenmikrofon nun grazil und luftig oder eher bullig und grobschlächtig finden soll. Irgendwie ist es beides. Naja: Das Ding ist auffällig, und das finde ich gut. Und stabil wirkt es auf jeden Fall auch.

Spaciges Design! Das Rode NTR kann man mögen oder nicht – extravagant ist es in jedem Fall!
Spaciges Design! Das Rode NTR kann man mögen oder nicht – extravagant ist es in jedem Fall!

„Bändchen sind dumpf“ – Denkste!

Die Arbeit mit dem Mikrofon überrascht zunächst: Während man Ribbon-Mikrofone gemeinhin mit Höhenarmut assoziiert, klingt das NTR geradezu spritzig. Es ist damit höhenreicher als beispielsweise ein Royer und recht weit entfernt von den klassischen RCA/AEA- und Coles-Bändchen. Das verblüfft, freut mich aber zunächst. 

Audio Samples
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Rode NTR 15 cm Rode NTR 40 cm Rode NTR 40 cm, 45 Grad Coles 4038 40 cm Rode NTR 70 cm

Ausgangsübertrager zurückhaltend

Hingegen zu erwarten war, dass das NTR feinfühlig reagiert. Transienten werden von dem leichten Metallbändchen schön mitgenommen. Die Textur von Audiosignalen transportiert das Rode erstaunlich klar. Was sich bislang sehr positiv liest, muss es nicht zwangsläufig sein. Ich habe an ein Bändchen eine etwas andere Erwartungshaltung – für sehr saubere, klare Signale verwende ich lieber Kleinmembran-Kondensatormikrofone. Beim Rode NTR hält sich diese bei Ribbons oft auszumachende „Staubigkeit“ des Signals deutlich in Grenzen, auch die leichte Anreicherung im hochpegligen Bereich und auf den Signalspitzen der Konsonanten oder Schlaginstrumenten ist nicht in nennenswertem Umfang vorhanden. Das beliebte Reiben des Ausgangsübertragers tritt beim NTR stark in den Hintergrund. 

Das NTR zeigt verhaltenen Bändchencharakter – für manche wird das eventuell zu wenig sein.
Das NTR zeigt verhaltenen Bändchencharakter – für manche wird das eventuell zu wenig sein.

Unerwartete Talente

Einerseits ist das Mikrofon kein extremes „Charakterschwein“ wie ein Coles, dafür hat es aber ein Talent, welches man Mikros mit dem Empfänger-/Wandlerprinzip Bändchen üblicherweise zuletzt zuschreiben würde: Es ist durchaus ein Allrounder! Und das kann man von Royer, Shure und Beyerdynamic, und erst recht nicht von Coles oder AEA behaupten. Ich persönlich brauche das nicht, aber für so manchen Leser könnte das NTR das Standard-Mikrofon werden. 

Doch lieber EQ?

Ich habe aber dennoch den Eindruck, als sei die Höhenstärke des Mikrofons gezielt gezüchtet worden, weniger durch den Motor (das ist die Bändchen-Magnet-Einheit, also quasi die „Kapsel“) als durch die Aktiv-Elektronik. Um es auf den Punkt zu bringen: Ein wenig wirkt es so wie ein klassisches Bändchen mit anschließendem High-Shelf-EQ. Gut, anheben oder tilten tue ich das Signal meiner 4038 auch sehr gerne, allerdings haben ich dort die EQ-Auswahl und kann alle Parameter selber steuern. 

Stabile Acht

Die Richtcharakteristik Acht ist höchst flexibel und findet ganz zu Unrecht so wenig Anwendung. Beim Rode NTR ist sie zudem sehr stabil. Das ist nicht unerheblich, denn das Verhalten auch außerhalb der Hauptachse hat bei einem Mikrofon immer enorme Auswirkungen auf den Klang, besonders, wenn Raumanteil mit aufgezeichnet wird. 

Proximity-Effekt wenig ausgeprägt

Der Bass verschwimmt nicht und bleibt konkret, das zeigt, dass das Mikrofon mit ordentlich Kenntnis designt und auf hohem Niveau gefertigt wurde. Der sonst gerne sehr starke Proximity-Effekt ist bei Rodes NTR recht schwach ausgeprägt (für ein Bändchen…). Das Signal neigt auch bei naher Besprechung nicht dazu, im „Mulm“ zu versinken. Außerdem ist das spacige Ribbon-Mikro tatsächlich recht unabhängig für Trittschall – die elastische Aufhängung tut ihren Dienst. Allerdings nervt es, die Konstruktion vor einem Transport immer wieder fixieren zu müssen.

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Preamp? Egal.

Fast schon schade ist es, dass dem NTR die Art des Preamps nicht sonderlich wichtig ist. Während man mit der Kombination mit verschiedenen Preamps (und Eingangsimpedanzen!) bei einem Coles 4038 deutliche Unterschiede wahrnehmen und den Sound steuern kann, ist dieser Umstand beim aktiven NTR kaum vorhanden. Schade auf der einen Seite, aber dafür eben auch vorhersehbarer im Ergebnis.

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