Das Rode Rodecaster Pro II tritt drei Jahre nach Erscheinen seines Vorgängermodells Rodecaster Pro in dessen Fußstapfen. Dazu haben Rode an den technischen Daten gearbeitet und ihrem Audio Production Studio weitere zeitgemäße Schnittstellen spendiert. In unserem Test erfahrt ihr, was das Rodecaster Pro II ausmacht, worin es sich vom Rodecaster Pro unterscheidet und wann für euch der Umstieg von Version 1 auf Version 2 sinnvoll ist.
Deshalb schauen wir uns zunächst an, was das Rode Rodecaster Pro II in Sachen Lieferumfang, Features und Technik zu bieten hat. Dabei werden wir Vorgänger und Testkandidat fortlaufend vergleichen, damit ihr den Überblick behaltet. Danach geht es dann ab in die Praxis, um zu hören, wie benutzerfreundlich die Neufassung dieses beliebten Podcast-Studios ist – und wie es klingt.
Details
Lieferumfang des Rode Rodecaster Pro II
Zum Lieferumfang des Rode Rodecaster Pro II gehört ein Netzteil, das an eine USB-C-Buchse des Podcast-Mixers angeschlossen wird. Außerdem liegt ein USB-C-Kabel bei, das mit drei Metern Länge ordentlich Freiheit beim Platzieren des Geräts verspricht. Das Rodecaster Pro II muss also keineswegs direkt neben einem PC oder Laptop als Recording-Einheit aufgebaut werden. Dem Vorgängermodell lagen noch Sound Pad-Karten bei, die beschriftet werden konnten, um den Überblick in Sachen Pad-Belegung zu behalten. Das ist hier nicht mehr der Fall. Gespart haben sich Rode in der Verpackung zum Glück auch den Schaumstoff. Hier setzt der Hersteller beim Rode Rodecaster Pro II ganz umweltbewusst auf eine ausgeklügelte Pappkonstruktion.
Der Rodecaster Pro II im Design-Check
Wie sein Vorgänger, so ist auch die Oberseite des Rode Rodecaster Pro II aus Metall. Allerdings setzen Rode beim Gehäuse dieses Modells nun auf schwarzes Plastik statt auf lackiertes Metall. Das hat auch Vorteile, wird doch dadurch Gewicht eingespart. Außerdem kann es auch bei heftigen Stößen nicht zum Ablösen von Lackierung kommen. Vier angeklebte Füßchen sorgen für Rutschfestigkeit auf glatten Oberflächen. Das Design ist insgesamt moderner und auch praxistauglicher geworden. Am deutlichsten wird das beim Touchscreen. Er misst nach wie vor eine Diagonale von 5,5 Zoll, war aber zuvor noch bündig in die Oberfläche eingelassen. Beim Rodecaster Pro II ist er dagegen in Richtung des Anwenders angeschrägt. Einzelne Parameter lassen sich nun komfortabel mittels Multifunktions-Joghweel justieren und bestätigen.
Auch das Layout der Drehregler wurde verbessert. Sie befinden sich nun übersichtlich auf einer Linie. Noch dazu sind sie von je einem Multicolor-Leuchtring umgeben. Die Farbe kann dabei frei zugewiesen werden. Kleinigkeiten wie eine Hinweislinie zur Beschriftung des Multifunktions-Joghweels, das ebenfalls von einem einen Multicolor-Leuchtring umgeben ist, sind eine praxisnahe Innovation. Ansonsten sind nach wie vor acht FX-Pads verbaut. Neu sind aber zwei Wahltaster, mit denen sich durch drei Bänke wechseln lässt, in denen unterschiedliche Belegungen für die Pads abgelegt werden können. Somit können hier bis zu 18 Pad-Belegungen verwaltet werden. Und als wäre das noch nicht genug, wurde der Regelweg der Fader von knapp 10 auf satte 11 cm verlängert. Geblieben sind dagegen die Vorhör- und Stummschalten-Funktionen mit separaten Buttons unterhalb eines jeden Kanals.
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Anschlüsse am Rode Rodecaster Pro II
Die Anschlüsse des Rode Rodecaster Pro II sind gegenüber der älteren Version des Rodecaster Pro ein echter Fortschritt. Denn die vier Haupteingänge sind nun nicht länger nur XLR-Steckern vorbehalten. Dadurch, dass hier hochwertige, symmetrisch beschaltete Combo-Buchsen der Firma Neutrik zum Einsatz kommen, können auch 6,35mm-Klinkenstecker mit Line- oder Instrumentensignalen verwendet werden. Nach wie vor finden sich vier große Klinkenbuchsen für den Anschluss von Kopfhörern, die auch allesamt unabhängig voneinander geregelt werden können. Außerdem finden wir auch wieder zwei große Klinkenbuchsen mit getrennten links/rechts-Signalen mit Line-Pegel als Monitorausgänge. Für die bestmögliche Signalqualität sind beide Buchsen symmetrisch beschaltet.
Weichen musste dagegen eine kleine Klinkenbuchse, mit der sich beim Vorgänger noch Smartphones, Tablets, Laptops und so weiter verbinden ließen. Das muss beim Rodecaster Pro II nun via Bluetooth oder per USB-C geschehen. Auch Telefonanrufe lassen sich per Bluetooth in den Mixer hineinrouten. Eine automatische Mix-Minus-Funktion sorgt dafür, dass ein Telefongast, der den Mix-Ausgang des Rodecaster Pro II mithört, nicht sein eigenes Signal wieder zurück-geroutet bekommt. Damit steht dem Feedback-freien Abmischen von Telefoninterviews für Podcasts und Vlogs nichts im Wege. SD-Karten-Slot und USB-C-Buchse sind auch wieder mit an Bord. Wahlweise kann statt einer SD-Karte auch ein zweites USB-Gerät angeschlossen werden. Wie gehabt findet sich auch wieder ein Kensington-Lock-Slot auf der Rückseite, mit dem sich das Gerät unterwegs gegen Diebstahl sichern lässt.
Die Rodecaster Pro II-Technik
Im Inneren des Rodecaster Pro II kommt eine DSP-Einheit mit vier Prozessorkernen zum Einsatz. Sie setzt Audio mit Algorithmen des renommierten Herstellers Aphex um und bietet neben Routing-Möglichkeiten auch etliche Klangbearbeitungen und Soundeffekte. Dazu gehören legendäre Aphex-Effekte, wie Aural Exciter und Big Bottom, die die Höhen und Tiefen des Signals anreichern. Und auch der Leveller Compellor, der im Masterkanal für satten Sound sorgen kann. Das Rodecaster Pro II arbeitet nun mit dem gegenüber USB 2.0 deutlich schnelleren und Vollduplex-fähigen USB-Standard 3.0. Deshalb müssen sich Nutzer hier allerdings auf eine maximale Datenkabellänge von 3 m gegenüber zuvor bis zu 5 m beschränken. Die USB-C-Buchse für die Stromversorgung führt auf den ersten Blick ein wenig auf die falsche Fährte. Denn wie sein Vorgänger ist auch die neue Version aufgrund ihres Stromverbrauchs nicht USB-Bus-powered, sondern benötigt zwingend den Einsatz des mitgelieferten Netzteils. Die Neuauflage hat übrigens keinen geräteinternen Speicher mehr. Das Aufzeichnen von Shows und Episoden muss deshalb über einen externen DAW-Rechner oder ein Smart-Gerät erfolgen. Das ist aber dann sowohl in Stereo als auch per Mehrspur-Recording möglich.
Technische Werte des Rode Rodecaster Pro II
Was auffällt, ist dass das Rode Rodecaster Pro II wesentlich kompakter ausfällt sein Vorgänger. Mit seinen Abmessungen von 60 x 305 x 270 mm in Höhe, Breite und Tiefe ist es über zwei Zentimeter weniger hoch und ganze viereinhalb Zentimeter schmaler. Dennoch wiegt es, wie das Vorgängermodell nur ein paar Gramm weniger als 2 kg. In Sachen Frequenzumfang hat sich nichts verändert. Noch immer wird sowohl von den Mikrofoneingängen als auch von den Monitorausgängen der gesamte typischerweise vom menschlichen Gehör genutzte Bereich von 20 Hz bis 20 kHz abgedeckt. Eine interessante Änderung gibt es dagegen bei der Eingangsimpedanz der Mikrofoneingänge. Sie ist mit 4 kOhm wesentlich höher als die 600 Ohm des älteren Rodecaster Pro. Damit sollten nun auch Mikrofone mit relativ hoher Impedanz mit noch größerer Wahrscheinlichkeit auch bei hohen Pegeln verzerrungsfrei arbeiten können. Der Einsatz eines Shure SM58, das immerhin mit 300 Ohm daher kommt, dürfte damit also gesichert sein. Auch der Umfang der Vorverstärkung ist immens größer geworden. Statt 55 dB umfasst die Gain Range des Rodecaster Pro II satte 76 dB. Zugleich wurde das Eigenrauschen auf -131,5 dBV(A) gesenkt. Zusätzlich sind die Monitor-Line-Ausgänge mit +4 dBu um 1 dBu lauter als zuvor. Und auch die Ausgansleistung des Kopfhörerausgangs wächst an und zwar von 220 mW auf 250 mW.
Hinzugekommen sind außerdem eine Ethernet-Buchse und eine WiFi-Anbindung für 2,4 GHz- und 5 GHz-WLANs. Auch die Möglichkeit zum MIDI-Control von DAW-Fadern per Podcast-Station ist hinzugekommen. Das war beim Vorgänger erst nach dem Update auf die Firmware 2.1.2 der Fall. Hinsichtlich der digitalen Audioqualität stehen nach wie vor 24 Bit-Bittiefe und 48 kHz-Abtastung für Dynamik und Genauigkeit in guter Homestudioqualität zur Verfügung. Und wie die erste Version des Rode Podcast-Studios lässt sich auch das Rodecaster Pro II mit PCs und Macs verbinden. Die Voraussetzung dafür ist, dass mindestens Windows 10 ab Version 1803 oder macOS 10.15 Catalina als Betriebssystem installiert ist. Beim Vorgänger war noch das macOS 10.11 Capitan ausreichend. Mit Mobilgeräten ist das Rodecaster Pro II ab den Betriebssystemversionen Android 9 und iOS 13 kompatibel. Außerdem müssen Smartphones und Tablets, die mit dem Rodecaster Pro II verbunden werden sollen, zwingend die Fähigkeit haben Digital Audio via USB-C senden zu können.
Daniele Corciulo sagt:
#1 - 22.12.2022 um 07:55 Uhr
Danke für den Test. Kann man das Gerät auch als klassischen Stand-alone Multitrackrecorder nutzen? Kann ich beispielsweise zuerst Keyboard aufnehmen, dann das aufgenommene Keyboardspielen wiedergeben und auf einer anderen Spur Gesang aufzeichnen? Ich weiss, es ist nicht der Hauptanwendungszweck, aber es wäre einer für mich.