Praxis
Druckvoll und präzise klingen die Testobjekte
Auch gute Ausstattungen und edel gemachte Begleitlektüre hilft nicht, wenn der Sound am Ende wenig überzeugend daherkommt. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Rode TF-5 klingen ihrer Preisklasse angemessen, wenn nicht besser. An einer Baton-Rouge-Dreadnought-Gitarre, gespielt von Michael Krummheuer, und meinem Drumset musste sich das Stereopaar beweisen. „Fader hochziehen und genießen“, schreibt Rode auf seiner Webseite und ich muss sagen, dass sich dieses Prozedere im Testverlauf zuverlässig an allen Positionen realisieren ließ. Der Klangcharakter der TF-5 lässt sich am besten mit präzise, sauber und trotzdem hochmusikalisch beschreiben. Fangen wir mit der Akustischen an.
An der Akustischen wirken die TF-5 sehr greifbar und plastisch
Zwei Referenzen kommen im Verlauf des Tests zum Einsatz, einmal das Neumann KM 184 als (nicht gematchtes) Stereopaar sowie ein einzelnes Rode NT-5.
Zunächst möchte ich wissen, wie sich die TF-5 im Vergleich mit den beiden Neumännern in XY-Stereomikrofonie schlagen. Der Unterschied zwischen beiden fällt sofort auf. Wo die beiden KM 184 mit einem wolkigeren, „raumigeren“ Klang zu Werke gehen, packen die TF-5 das Signal mehr, stellen es kompakter und direkter dar, ohne langweilig zu wirken. Die Transienten sind sauber, schnell und nicht aggressiv, das Gespielte wirkt gleichzeitig schlanker in den Mitten, aber äußerst musikalisch und transparent. Insbesondere beim Picking fällt die exzellente Tiefenstaffelung der TF-5 ins Ohr. Alles erscheint greifbar und dreidimensional. In puncto Details liefern die beiden Australier ebenfalls ein hohes Niveau. An Platzhirsche der High-End-Klasse wie die Schoeps MK4/CMC6 mögen unsere Kandidaten nicht ganz heranreichen, das Gefühl von Mangel dürfte jedoch auch bei kritischen Hörern nicht wirklich aufkommen. Hier könnt ihr euch die Resultate anhören.
Der Monovergleich mit Rode NT-5
Da auch ein einzelnes Rode NT-5 zur Verfügung stand, haben wir es uns nicht nehmen lassen, einen kurzen Monovergleich aufzunehmen. Die Kapseln sind dabei auf das untere Cutaway gerichtet. Dass das TF-5 seinen Aufpreis wert ist, dürfte beim Abhören der beiden Beispiele schnell klar werden. Es klingt straffer, wesentlich detaillierter und ausgewogener als die günstigen Schwestermodelle. Zudem besitzt es eine viel bessere Tiefenstaffelung. Oder, wie ein Kollege es auszudrücken pflegt: Es klingt trotz mono mehr stereo.
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Exakt, aber trotzdem aufregend über dem Drumset
Wie nach den Ergebnissen an der Akustischen zu erwarten, machen die TF-5 auch über dem Drumset eine sehr überzeugende Figur. Mein Aluminium-Schlagzeug der serbischen Marke Oriollo kommt kompakt und gleichzeitig voluminös aus den Monitoren. Es fallen aber noch weitere Parameter positiv ins Ohr. Zum Beispiel die äußerst realistische Abbildung aller Teile des Kits. Im Vergleich mit den beiden KM 184 fällt auf, dass sich die TF-5 mehr auf die Instrumente fokussieren, besonders die Snaredrum klingt „fester“ und natürlicher. Das macht es einfacher, in akustisch nicht optimalen Räumlichkeiten aufzunehmen. Aber auch die Ausgewogenheit von Anschlägen und Sustain hört man bei anderen Kleinmembranern selten. Der Begriff „neutral“ hat, wie ich finde, bei Schlagzeugaufnahmen immer einen etwas schalen Beiklang, im Falle der TF-5 trifft er jedoch im positivsten Sinne zu.
An Hi-Hats braucht es ein Pad
Dass die Testkandidaten an lauten, nah mikrofonierten Quellen eine Pegelabschwächung benötigen, ließen die Messwerte schon vermuten, also schalte ich ein -15dB-Pad zwischen den RME UFX Preamp und das Mikrofon. Klanglich bietet sich abermals ein tolles Bild. An der 13er-Zildjian-K-Hi-Hat übertragen sie alle Details ohne harsch oder aggressiv zu klingen. Dass auch die Übersprechungen von den anderen Teilen des Kits wirklich toll klingen, sorgt im Kontext für einen seidigen, sauberen Klang, der den anderen Spuren nicht das Ergebnis vermatscht. Achtet dazu im Solo-File auf die Snaredrums und das Ridebecken. Obwohl alles andere als schlecht, liefert das KM 184 hier etwas nasalere, weniger fokussierte Resultate.
TF-5 und NT-5 in mono vor dem Drumset
Rode schreibt auf seiner Webseite, dass die TF-5 eine – für ein Stäbchen-Mikrofon – ungewöhnlich gute Basswiedergabe besäßen. Um das auszuprobieren, bietet sich eine meiner Lieblingspositionen für die Monodrums-Aufnahme geradezu an: schräg vor der Bassdrum – Snaredrum und Hi-Hat liegen in einer Linie dahinter. Das Resultat mit den TF-5 ist mächtig. Im Vergleich muss das NT-5 einpacken, es besitzt weder den Tiefbass noch die Straffheit oder die Details, die der teurere Testkandidat liefert.
Chris sagt:
#1 - 27.06.2019 um 12:48 Uhr
Lieber Max,
auch hier haben wir mal wieder so ne Aussage:
"Ein Klirrfaktor von 1 % THD bei einem Kilohertz und niedrigen 120 SPL lassen darauf schließen, dass an lauten Quellen ein Pad notwendig werden könnte."
Wenn die 120dB seitens der Schallquelle überschritten sind, hilft auch kein PAD!
Chris sagt:
#2 - 27.06.2019 um 13:38 Uhr
Ach und noch eins...Korrekt misst man bei einem Klirrfaktor von 0,5%.
Das bedeutet 6dB Abzug. Dann sind wir bei 114dB SPL max Schalldruck. Das schreckt mich jetzt nicht ab, aber ein guter und somit bedenkenloser Wert ist das bei weitem nicht. Mikrofone die so viel Geld kosten sollten mühelos einen Grenzschalldruck von 130dB bei einem Klirr von 0,5% erreichen.
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#2.1 - 27.06.2019 um 14:50 Uhr
Hallo Chris,üblicherweise geben Mikrofonhersteller den Klirrfaktor mit 0,5% THD+N an, das stimmt, viele aber auch mit 1%. Welche Klirr-Kurve von fast 0% an wirkt, ist von Mikrofon zu Mikrofon aber sehr unterschiedlich und nicht pauschal mit 6 dB Abzug errechenbar. Eine Kondensatorkapsel zerrt nach meinem Wissen kaum, es ist die nachfolgende Elektronik. Wird dazwischen ein Pad eingesetzt, kann man das Mikrofon auch mit höheren Schalldruckpegeln problemlos verwenden. Es ist einfach eine Frage der Ausrichtung beim Design des Mikrofons, ob es eher geringpeglige Signal rauscharm verstärken will oder hohe Schalldrücke auch verzerrungsfrei (bzw. -arm) übertragen will. Am Beispiel DPA 4090/4091 ist es gut zu erkennen, die wurden einmal als "normale", einmal als "high SPL"-Mikrofone verkauft, mit nur geringen Änderungen an der Elektronik.Beste Grüße
Nick (Redaktion Recording)
Antwort auf #2 von Chris
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChris sagt:
#2.1.1 - 28.06.2019 um 06:33 Uhr
Hi Nick,
eine sogenannte Klirrkurve spielt überhaupt keine Rolle und hat keinerlei Bezugspunkt. Natürlich weiß ich nicht wie genau gemessen wurde aber sei es dann eben 116dB bei 0,5% bspw. ...dann ist das immer noch viel zu wenig. Zitat aus Sengpielaudio: "Der Grenzschalldruck (max. SPL) sollte für 0,5 % THD (Klirrfaktor) angegeben sein. Ist die Angabe jedoch bei 1 % THD gemeint, dann sind glatt 6 dB abzuziehen, um einen korrekteren Vergleich zu haben". So, und nun zu deiner Aussage bezgl. der DPA Mikrofone. Nick, ehrlich? Das mag bei DPA durchaus so funktionieren wirklich Sinn macht das nicht und darf es auch nicht. Ein gutes Mikrofon, das auch hohe Schalldrücke mühelos und verzerrungsfrei übertragen kann, ist SELBSTVERSTÄNDLICH auch in der Lage geringpeglige Signale rauscharm zu verstärken. Das kann und darf doch kein Argument sein?? Auch die 35mV/PA sind etwas übertrieben. Hier kann man in den meisten Fällen davon ausgehen, daß man am Preamp gleich den PAD aktivieren muss. Und Nick, eine Kapsel übersteuert i.d.R. nie und wo dazwischen sollte man noch eine PAD Schaltung einbauen? Gute Mikrofone in Verbindung mit guten Preamps sollten generell ohne PAD Schaltung auskommen. PAD Schaltungen sorgen IMMER führ mehr rauschen und die Gefahr unzureichender Unterdrückung von Störgeräuschen nimmt zu.Von dem her ist das Design des Rode TF5 schon i.O. Nick, ich will nicht immer nur stenkern, aber ein Test allein an einer Akustik-Gitarre ist nur bedingt Aussagekräftig. Zugegeben, eure aufgenommenen Beispiele des TF5 klingen sehr gut und ich würde es auch einem KM184 aus klanglicher Sicht vorziehen. Ich würde sagen, anhand eurer Beispiele zeigt sich deutlich der Übertragungsbereich des TF5 und die Abbildung der Gitarre ist insgesamt deutlicher zu erkennen als bei den anderen Kandidaten. Die Übertragungsqualität eines Mikrofons spielt es erst in der Distanz zur Schallquelle aus (innerhalb des Hallradius natürlich). Erst dann wird deutlich, wie stabil das Pattern ist und wie gut das Bündelungsmaß. Bei einer Aufnahme einer Akustik Gitarre im Abstand von ca. max 30cm kann man nicht von Tiefenstaffelung oder gar Lokalisierung reden.
LG
Chris
Antwort auf #2.1 von Nick (Redaktion Recording)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenNick (Redaktion Recording) sagt:
#2.1.1.1 - 28.06.2019 um 07:12 Uhr
Hi Chris,ja ich bin auch der Meinung, dass 0,5% angegeben werden sollten, aber einfach für die Vergleichbarkeit (Das schreibe ich auch gerne in Testberichte.). Und natürlich ist auch dann die Aussagekraft echt beschränkt, denn je nach Schaltung klingt der Klirr sehr unterschiedlich, weil die Harmonischen nicht immer gleich sind und die Frage nicht beantwortet wird, wie sich das alles im Spektrum verhält (beispielsweise beim Coles 4038 durchaus interessant). Wir haben demnächst auch einen Testbericht eines Herstellers, der tatsächlich max. 0,1% angibt (weil sich in seinem Fall die Werte zu 0,5% nicht so stark voneinander unterscheiden und es danach wohl recht steil nach oben geht mit dem Klirr). Wie gesagt ist die Elektronik in ihrer Dynamik das begrenzende Element, selbst meine DPA-Druckempfänger in 130V-Technik, sind mit 16 dB(A) und 130 dB SPL (auch für 1%!) angegeben. Und sogar für die unbestreitbar technisch wie klanglich hervorragenden Schoeps Colette (MK4 an CMC6: 131 dB SPL / 0,5% THD, 14 dB(A)) gibt es einschraubbare Pads in 10 und sogar 20 dB. Wer weiß, vielleicht denkt Rode ja auch an diese Option? Der Autor hat übrigens sogar Snare nah mikrofoniert und war (natürlich mit Pad) von den Ergebnissen begeistert. Und klar hätten wir gerne für jeden Mikrofontest einen Chor statt "nur" ein Drumset und eine Akustikgitarre, aber das würde sicher den Rahmen sprengen und entspricht nicht dem Hauptanwendungsfeld der meisten Leser.Ich denke: Du hast Recht, die TF-5 klingen spitze (und das ist wohl das Wichtigste), wenn man diese Eigenschaften wünscht, besonders Hauptmikrofonierungen und Room/Ambience sind sehr interessante Aufgaben dafür, FOK klingt auch hervorragend.
Und ich finde auch: Ja, sie sind auffällig empfindlich abgestimmt (CMC6/MK4: 15 mV/Pa). Und auch wahr ist: Nur mit mittlerer Distanz und axial besprochen lassen sich wichtige Eigenschaften von Mikrofonen nicht ausreichend erkennen.
Auf jeden Fall ist es gut zu wissen, dass einige unsere Leser sich sehr mit der Materie beschäftigen und kritisch hinterfragen, statt nur auf die Sternchenbewertungen, Pro/Contra und das Fazit zu achten.So, jetzt muss ich aber mal weiter arbeiten, werde sonst noch Romanschreiber hier. :-)Beste Grüße
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #2.1.1 von Chris
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChris sagt:
#2.1.1.1.1 - 28.06.2019 um 07:58 Uhr
Hi Nick,
Ich stimme dir absolut in allen Punkten zu! Klasse Nick, Danke das du dir hier die Zeit nimmst. Kurz nochmal zurück zu den Mikrofonen. Ich bin überzeugt davon, daß das gute Mikrofone sind, keine Frage. Nun, will Rode mit seinem TF5 in der Oberklasse mitspielen und da tummeln sich bekanntlich einige andere bereits, die sich preislich auch unter dem TF5 positionieren. Bsp: Audio Technica AT4051b und das Telefunken M60Fet. ein Paarpreis von 1000.- wäre für mich absolut i.O. Sicher haben die anderen andere klangliche Eigenschaften, übertragen aber dennoch auf gleichem hohen Niveau. Und allein durch einen Namen wie Tony Faulkner....??
Na ja...Nick, passt..LG
Chris
Antwort auf #2.1.1.1 von Nick (Redaktion Recording)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernengaddabout sagt:
#3 - 26.09.2020 um 17:02 Uhr
135 dB SPL (1kHz @ 1% THD, 600Ω load) sind die Daten auf Rode. Bei der Veröffentlichung damals wurden versehentlich Platzhalter genutzt. Also mit 135 dB ist alles im grünen Bereich.