Der Rodenberg BLDeluxe im Praxistest
Im Gegensatz zu den meisten Verzerrerpedalen werden beim Rodenberg BLDeluxe die Frequenzen unterhalb von 100 Hertz nicht beschnitten, sodass die Eingangsstufe des Gitarrenamps mit einem relativ fetten Signal gefüttert wird. Aus diesem Grunde würde ich davon abraten, die Vorstufe anzuzerren. Die beste Dynamik habe ich vor glasklar eingestellten Gitarrenverstärkern erhalten. Ich habe im Vorfeld verschiedene Amps ausprobiert und durch die Bank gute Soundergebnisse erhalten. Für den Test habe ich mein altes Marshall JMP-Topteil ohne Mastervolumen an den Start gebracht.
Am cleanen Amp zeigt der BLDeluxe sein Können
Dieser Amp ist ein wahres Cleanmonster und lässt sich nur unter ohrenbetäubendem Lärm zu einer rotzigen Verzerrung überreden. Mit den verfügbaren Gainreserven des Pedals kommen nicht nur Mainstream-, sondern auch Hard- und Heavyrocker auf ihre Kosten. Mehr Gain braucht kein Mensch. Brachiale Metalzerre á la Rammstein ist mit dem Rodenberg BLDeluxe aber nicht möglich. Bevor es ans Eingemachte geht, hier zuerst einmal der Amp ohne Pedal.
Bei Lowgain wird’s rotzig und körnig, bei Halbgas gehts in Richtung AC/DC
Auch wenn das Pedal erst ab etwa Halbgas-Gain aufblüht, möchte ich euch die Lowgain-Einstellung nicht vorenthalten. Ab 10-Uhr-Gain kommt das Pedal allmählich aus den Pötten und entwickelt eine leicht rotzige Verzerrung. Der Ton tendiert tatsächlich in Richtung eines leicht kotzenden klassischen Marshalls, mit einer eher grobkörnigen Zerrstruktur.
Mit Halbgas-Gain kommt man problemlos in AC/DC-Regionen. Der Sound ist spritzig und offen und interagiert ausgezeichnet mit der Anschlagsstärke. Hier hat man also wirklich nicht das Gefühl, über ein Pedal zu spielen, sondern über einen gut abgehangenen Gitarrenverstärker.
Auch bei höherer Verzerrung orientiert sich der BLDeluxe am klassischen Marshall-Sound
Das Pedal ist mit einem kleinen Schalter ausgestattet, der die Verzerrung bei Aktivierung fast verdoppelt. Dadurch kommt man hier in Zerr-Regionen, die an frisierte alte Marshalls erinnern. Hier der Gainregler auf 12 Uhr mit aktiviertem Gainboost.
Selbst bei maximaler Verzerrung klingt das Pedal weder flach noch überkomprimiert. Die Sounds haben Kante, aber genau das zeichnet den klassischen Marshallsound ja auch aus, der hier im weitesten Sinne Pate gestanden hat. Wer schon einmal einen kochenden JCM 800 gespielt hat, kennt das gewaltige Höhenbrett, das diesem Amp seine enorme Durchsetzungskraft verleiht. Hier der Gainregler auf Maximum mit aktiviertem Gain-Boost.
Die zupackende Dreiband-Klangregelung mit hervorragend abgestimmtem Mittenregler lässt keine Wünsche offen
Mit einer Dreiband-Klangregelung ist man im Gegensatz zu den meisten Verzerrerpedalen klar im Vorteil. Dadurch arbeitet das Pedal bestens mit allen möglichen Amps zusammen. Ich habe das Teil mit einem Princeton, einem AC 30 und mit dem Marshall JMP ausprobiert und die Soundergebnisse waren durch die Bank gut. In den drei folgenden Soundbeispielen stelle ich euch die Klangregelung einzeln vor. Da es hier teilweise große Lautstärkeunterschiede gibt, habe ich die Pegel der einzelnen Einstellungen nachträglich angepasst. Hier der Bassregler zuerst auf 9 Uhr, dann auf 12 Uhr und am Ende des Audiofiles auf 15 Uhr.
Der Mittenregler ist unglaublich gut abgestimmt und arbeitet äußerst effektiv. Hier kann man den Sound nicht nur fürs Solo mittig anfetten, sondern bei Fenderamps das berühmte Mittenloch stopfen. Aber Vorsicht, denn die Erhöhung des Ausgangspegels beim Aufdrehen der Mitten ist enorm. Hier also der Mittenregler in den drei Positionen 9 Uhr, 12 Uhr und 15 Uhr.
Wenn es hier überhaupt etwas zu meckern gibt, dann wäre es meiner Meinung nach der fehlende Presence-Regler, um den Obertonbereich feiner dosieren zu können. Ab 13 Uhr klingt es für meinen Geschmack einfach zu harsch.
Obwohl der Fat-Switch eher subtil ans Werk geht und die unteren Mitten und den Bassbereich nur dezent anreichert, ist das für meinen Geschmack fast schon zu viel des Guten.
Ulf sagt:
#1 - 10.05.2023 um 18:24 Uhr
Ich würde gerne noch mal genauer wissen, wie die Sounds aufgenommen wurden – das ist mir nicht ganz klar. Die Soundbeispiele klingen jedenfalls richtig gut. Danke für den Test. Viele Grüße Ulf
Robby Mildenberger sagt:
#2 - 16.05.2023 um 20:56 Uhr
Hallo Ulf, für den Test habe ich eine Gibson SG verwendet. Die Gitarre hat einen Burstbucker am Steg und einen alten Gibson T-Top am Hals (50's wiring). Als Verstärker habe ich einen alten Marshall JMP aus den 70er Jahren mit einer Leistung von 100 Watt genutzt. Der Amp war komplett clean eingestellt. Als Gitarrenbox kam eine 4x12 Marshallbox zum Einsatz, die mit gut eingespielten Greenbacks bestückt ist. Als Mikrofon habe ich lediglich ein SM57 verwendet. Das Mikrofonsignal wurde über einen Neve 1073 SPX-Preamp in ein Universal Audio Apollo Interface geleitet. Von dort aus ging es dann weiter in den Mac und in Logic Pro.
Alex sagt:
#3 - 30.07.2023 um 08:52 Uhr
Als Besitzer eines Rodenberg BL Deluxe schließe ich mich gerne dem Testbericht an. Hammerpedal, reagiert sehr schnell und nuanciert, klingt super und gehört für mich zu den musikalischen Tools, welche die Spiellaune fördern. Well done...
Simone sagt:
#4 - 05.09.2023 um 14:49 Uhr
Nice review! It sounds pretty smooth compared to a jcm 800. How does it compare to a silver jubilee?