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Røde NT2-A Studio Solution Set Test

Hier hat das preiswerte Røde NT2-A die Chance sich unter den Studiomikros ganz oben zu platzieren. Nicht zwangsläufig ist ein ordentlicher Klang bei Studiomikrofonen nur weit jenseits der 1000-Euro-Marke zu finden. Diese These wird zwar nicht sehr oft, erfreulicherweise aber doch zumindest ab und zu von den seltenen Perlen unter den Budget-Mikrofonen bestätigt. Vor allem Herstellern wie MXL, Oktava oder eben auch Røde, die sich in diesem geldbeutelfreundlichen Preissegment ganz wie zuhause fühlen, gelingt es immer wieder, mit einigen Modellen erstaunliche Ergebnisse zu liefern.

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Als eines der besonders schlagkräftigen Argumente für die obige These wurde für lange Zeit das Røde NT2 gehandelt – ein Großmembran-Kondensatormikrofon, das mit einem wirklich sauberen Klang punkten konnte, der in keinem (bzw. einem sehr positiven) Verhältnis zu seinem geringen Preis stand. Inzwischen wurde die Fertigung der früher noch teilweise in Handarbeit hergestellten Komponenten voll automatisiert und von China nach Australien verlagert. Im Zuge dieser Umstrukturierung brachte Røde mit dem NT2-A einen Nachfolger für den Tiefpreis-Klassiker auf den Markt, der inzwischen zwar auch schon knapp sieben Jahre auf dem Korpus hat, seit kurzem aber in einem umfangreichen Studio Solution Set angeboten wird. Grund genug, um uns dieses Mikro noch einmal genauer anzusehen.

DETAILS
Das Studio Solution Set
Mit dem Studio Solution Set hat Røde ein echtes Rundum-Sorglos-Paket geschnürt. Zusammen mit dem NT2-A selbst erhält man eine Spinne zur Befestigung des Mikrofons an einem Stativ und zur gleichzeitigen Unterdrückung von Trittschall, einen Popkiller mit zwei Gewebeschichten zum Unterdrücken von Explosivlauten, ein sechs Meter langes XLR-Kabel und eine Stofftasche für das Mikrofon. Letztere schützt das NT2-A zumindest vor Staub und Kratzern, auch wenn ein Case zur dauerhaften Unterbringung sicher die bessere Alternative gewesen wäre. Das Set immer wieder in der relativ sperrigen Papp-Verpackung zu verstauen, ist meiner Meinung nach bestenfalls eine Übergangslösung. Als kleine Zugabe lässt sich eine ebenfalls enthaltene DVD verstehen, die in einem kurzem Film zeigt, wie eine komplette Studio-Session fast ausschließlich mit dem NT2-A bestritten wird. Als Lehr-DVD, die in ihrem Inhalt über allgemeines Grundwissen hinausgeht, möchte ich diese zwar nicht bezeichnen, ein gewisser Unterhaltungswert wird aber geboten. Auch wenn der in Nashville ansässige Produzent John Merchant sicher weiß, wovon er spricht, lassen sich Parallelen zu amerikanischen Homeshopping-Programmen, in denen ein hochmotivierter und anstrengend optimistischer Experte unablässig die Vorteile des beworbenen Produkts beschreibt, nicht ganz verleugnen.
Die mitgelieferte Spinne ist relativ groß und tragfähig, und das ist auch gut so, denn sie scheint der nicht unansehnlichen Last des immerhin 860 g schweren Schallwandlers gewachsen zu sein. Die elastischen Gummibänder, die das Mikrofon an seinem Platz halten, werden früher oder später zwar sicherlich ausleiern, wobei es sich aber um übliche Verschleißerscheinungen handelt, mit denen man rechnen muss. Als eine sehr schöne Idee empfinde ich, dass der Popkiller über einen kurzen und starren Galgen direkt an der Vorderseite der Spinne befestigt werden kann. Gerade die günstigeren Popkiller sind bisweilen schwer dazu zu bringen, stabil in der gewünschten Position vor dem Mikrofonkorb zu verharren. Ein solches Problem wird man in diesem Fall nicht haben. Winkel und Abstand zum Mikrofon können über zwei Gelenke eingestellt werden, und der Gewebeschutz bleibt somit verlässlich da, wo er sein soll.

Das NT2-A
Aber kommen wir zur Sache, nämlich dem NT2-A selbst. In der Gestaltung des technischen Innenlebens hat man sich hier an einem Prinzip orientiert, mit dem vor allem die Modelle der TLM-Reihe (TLM = transformatorloses Mikrofon) aus dem Hause Neumann bekannt geworden sind. In der Regel wird zum Erhöhen der geringen Ausgangsspannung von Kondensatormikrofonen ein Ausgangsübertrager verwendet, der im Falle der transformatorlosen Mikrofone durch einen Gleichspannungswandler ersetzt wird. Die von dieser Taktik verfolgten Ziele sind vor allem ein möglichst verzerrungsfreier Klang bei hohen Pegeln (also eine größere Dynamik) und ein geringes Eigenrauschen. Einer der Nebeneffekte solcher transformatorloser Schaltungen ist in der Regel ein geringeres Gewicht des Mikrofons.
Gerade mit diesem Wissen im Hinterkopf erscheint das NT2-A überraschend schwer, und dies lässt sich durchaus als Hinweis darauf verstehen, dass der interne Signalfluss nicht unbedingt minimalistisch gehalten ist und höchstwahrscheinlich die eine oder andere weitere Komponente ihren klangformenden Einfluss nimmt. Andererseits vermittelt das hohe Gewicht des solide wirkenden Vollmetall-Korpus im polierten Nickel-Finish natürlich auch ein gewisses Gefühl von Wertigkeit. Der Schutzkorb macht einen widerstandsfähigen Eindruck und ist in einen Metallrahmen eingepasst, der XLR-Anschluss ist von einem sauberen Gewinde zur Befestigung an der Spinne umgeben und sitzt fest an seinem Platz. Davon, dass es sich hier um einen Vertreter aus dem niedrigsten Preisbereich für Großmembran-Kondensatormikrofone handelt, bemerkt man rein gar nichts. 
An der Vorderseite des NT2-A ist unterhalb des Korbs ein Panel in den Korpus eingelassen, auf dem drei kleine Schalter untergebracht sind. Hier lässt sich ein Lowcut-Filter bei 40 oder 80 Hz zuschalten, das ein Signal von unerwünschten Tiefbass-Anteilen befreit. Mit der Pad-Dämpfung wird ein zu lautes Eingangssignal um wahlweise 5 oder 10 dB abgesenkt, was einen Grenzschalldruckpegel von bis zu stolzen 157 dB (bei 1 kHz) ermöglicht. Ein hervorragender Wert, der wohl auf die transformatorlose Schaltung des NT2-A zurückzuführen ist. Man kann getrost sagen, dass das Mikrofon in dieser Disziplin allen Anwendungen im Studio gewachsen ist und beispielsweise auch bei einem Einsatz als Direktmikro an einer Snare-Drum oder einem voll aufgerissenen Gitarren-Amp noch ausreichend Spielraum nach oben bleibt, bevor Verzerrungen auftreten. Die Doppelmembran der Kapsel ermöglicht zudem ein Umschalten zwischen verschiedenen Richtcharakteristiken, wofür der dritte Schalter zuständig ist. Während das alte NT2 nur Niere und Kugel anbot, lässt sich der australische Nachfolger auch auf Achtercharakteristik schalten. 
Was die Benutzer mancher mobiler Digitalrecorder, die auch Phantomspeisung anbieten, freuen wird: Das NT2-A arbeitet neben den üblichen 48 V auch mit einer reduzierten Versorgungsspannung von 24 V. Bei einer entsprechenden Funktion im Aufnahmegerät lässt sich auf diesem Weg also Strom sparen, was im mobilen Einsatz ja durchaus ein nicht zu verachtender Vorteil ist. Mit einem Feldübertragungsfaktor von 16 mV/Pa liegt das NT2-A in Sachen Empfindlichkeit im Mittelfeld, vor allem aber ein Signal/Rauschabstand von satten 87 dB(A) stellt sicher, dass das Eigenrauschen des Mikrofons nicht zum Problem wird. 
Der Übertragungsbereich wird typischerweise mit 20 Hz bis 20 kHz angegeben, was dem menschlichen Hörspektrum (im besten Fall seitens des Gehörs) genau entspricht. Der Frequenzgang wird auf dem Datenblatt für die Nierencharakteristik mit zwei leichten Betonungen in den tiefen Mitten und einer schon sehr deutlichen und breitbandigen Betonung des Bereiches zwischen 2 kHz und 15 kHz angegeben. Als linear würde ich dies nicht mehr bezeichnen (was aber nicht negativ gemeint ist, denn gerade bei Großmembranern wünscht man sich ja häufig einen eigenen Charakter bzw. eine leichte Färbung), aber ich würde vorschlagen, dass ihr einfach auf „Weiterlesen“ klickt und euch selbst ein Bild vom Klang dieses Mikrofons macht.

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