Die gute Tastatur und eine übersichtlich gestaltete Bedienoberfläche lassen sofort eine Beziehung zum Instrument entstehen. Die Modulationsmöglichkeiten mit den Controllern funktionieren mehr oder weniger selbsterklärend, manches erfordert natürlich etwas Übung. Besonders mit dem „versteckten“ Aftertouch-Rad kann man den Klängen während des Spielens mit Filterverläufen u.ä. zu großer Lebendigkeit verhelfen. Trotzdem schade, dass die Tastatur nicht aftertouchfähig ist.
Als wesentlich unvorteilhafter empfinde ich aber die Tatsache, dass man einen Rechner benötigt, wenn man klanggestalterisch tätig sein möchte. Erst mit dem Software Editor bekommt man Kontakt zur Klangerzeugung im AX, auch wenn ich den Arbeitsfluss nicht ganz optimal finde. Denn man muss trocken und theoretisch Einstellungen am Rechner vornehmen und anschließend den AX zur Hand nehmen, um das Ergebnis auf seine Praxistauglichkeit überprüfen zu können. Okay, diesen Kompromiss muss man eingehen, auch wenn Sounds basteln eigentlich anders geht. Auf der anderen Seite müsste der AX-Synth übersät mit Encodern, Tastern und einem großen grafikfähigen Display sein, wollte man alles am Gerät selber bewerkstelligen. Die ansprechende Klarheit des Designs wäre damit dahin.
Die Klänge des AX-Synth beruhen auf der Klangerzeugung des Fantom X, dem Workstation-Flaggschiff aus dem Hause Roland. Insgesamt warten im AX-Synth 264 Patches (Soundprogramme) auf ihren Einsatz. Sie sind in acht verschiedene Kategorien unterteilt: Synth Lead 1, Synth Lead 2, Bass, Lead Guitar, Brass/PolySynth, Strings/Pad, Organ/Clavi und Choir/Piano. Alle acht Kategorien verfügen über 32 Variationsklänge. Hinzu kommt noch die Sektion „Special Tone“, acht Klänge, die eigens für den AX-Synth angefertigt wurden: Violine, Cello, Shakuhachi (eine asiatische Bambusflöte), Posaune, Trompete, Saxophon, Streicher und JazzSkat-Gesang. Laut Aufschrift auf der Oberfläche sind die Special Tones sogar SuperNATURAL, was wohl „sehr realistisch klingend“ meint. Die maximale Polyphonie des AX liegt bei 128 Stimmen, einen Multimode, Tastatur-Split-Mode u.ä. gibt es nicht.
Hier ein Querschnitt der „normalen Tones“
Das sind gute, hochwertige Standardsounds, wie man sie aus vielen Pop/Rock-Produktionen und von vielen Live-Konzerten her kennt, jedoch nichts, was man jetzt besonders hervorheben müsste. Letztlich darf man bei einem Instrument der mittleren Preisklasse, das viele Musiker ansprechen soll, auch nicht zu viele klangliche Besonderheiten erwarten. Schade, dass die Klänge beim Umschalten abreißen. Das „Nicht-Abreiß-Feature“ der Fantom Serie wurde im AX-Synth leider nicht integriert.
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Und so klingen die „Special Tones“:
Jeder, der sich schon einmal ernsthaft mit Sampling Libraries auseinandergesetzt hat, wird hier wohl eher wissend schmunzeln. Man wird schon realistischere Klänge gehört haben, und warum Roland diese Sounds so hervorhebt, ist mir ein Rätsel. Der Unterhaltungsmusiker wird das vermutlich nicht so kritisch sehen und allenfalls bemängeln, dass sich seit den 90er Jahren nicht viel bei den ROMpler Sounds getan hat. Das gilt aber nicht nur für Roland, sondern auch für die direkten Mitbewerber Korg, Kurzweil und Yamaha.
Jeder, der sich schon einmal ernsthaft mit Sampling Libraries auseinandergesetzt hat, wird hier wohl eher wissend schmunzeln. Man wird schon realistischere Klänge gehört haben, und warum Roland diese Sounds so hervorhebt, ist mir ein Rätsel. Der Unterhaltungsmusiker wird das vermutlich nicht so kritisch sehen und allenfalls bemängeln, dass sich seit den 90er Jahren nicht viel bei den ROMpler Sounds getan hat. Das gilt aber nicht nur für Roland, sondern auch für die direkten Mitbewerber Korg, Kurzweil und Yamaha.
Auch wenn die Klänge des AX-Synth komplett aus ROM-Samples erzeugt werden, ist dieses Instrument aber nicht als schnöder ROMpler zu verstehen. Eine virtuell-analoge Synthese gibt es hier zwar nicht, dafür aber die mit vier Tones arbeitende Fantom-Klangerzeugung. „Tone“ ist als ein Layer zu verstehen, der als Ausgangspunkt eines Klangs einen Wavegenerator (WG) einsetzt. Der WG (als Quasi-Oszillator) greift auf eine der 312 ROM-Wellenformen (wie beispielsweise ein Piano Multisample) zurück. Alle vier Tones können verschiedene Wellenformen abspielen – so lassen sich die unterschiedlichsten Layersounds erstellen!
Im weiteren Verlauf der Klangerzeugung findet man dann typische Bausteine wie Filter, VCAs, LFOs und Effekte. Jede Synthese-Sektion stellt viele Parameter für differenzierteste Klangbearbeitung bereit. Auch in der Effektsektion wird nicht gekleckert: Von Reverbs und Delays über Chorus/Flanger/Phaser und EQs bis hin zu Verzerren, Amp-Simulationen und Bitcrushern gibt es hier von allem reichlich! Die Qualität der Effekte reicht von brauchbar bis richtig gut.
Für jegliche Eingriffe in die Sounds muss jedoch oben schon erwähnter Software Editor herangezogen werden, denn am Instrument selbst lässt sich kaum etwas „schrauben“. Die Software liegt für Win und Mac vor. Um damit arbeiten zu können, muss man den AX-Synth per USB-Kabel mit dem Rechner verbinden. Der Editor funktioniert problemlos und erleichtert durch eine gute Übersicht auf dem Bildschirm nicht nur das Editieren, sondern auch das Verstehen der Synthese. Komischerweise kann über USB nur MIDI vom Rechner zum AX gesendet werden. Andersherum geht’s nicht, dafür muss dann die „normale“ MIDI-Schnittstelle herhalten.
Zur Demonstration, wie man die Klangerzeugung des AX-Synths kreativ einsetzen kann, hier noch ein Rotary/Chorus Orgelsound, bei dem ich während des Spielens per Modulationsgriff nicht das hiermit typischerweise verknüpfte Vibrato steuere, sondern die Lautstärke des zweiten Tones anhebe. Der Orgelsound besteht nämlich aus zwei Tones: Der erste ist ein dunklerer Orgelklang ohne viele Obertöne, der zweite ein heller Orgelsound in einer höheren Fußlage. Wenn man nun die Lautstärke des zweiten Tones anhebt, kann man so ganz gut das Bearbeiten der Drawbars simulieren, wie es der Organist bei einer echten Zugriegelorgel machen würde. Das Ergebnis: Der Orgelklang wird lebhafter. Aber auch andere Effekte wären hier natürlich denkbar, eine dynamisch einsetzende Verzerrung, ein Tremolo, ein Reverb … oder auch bis zu vier Modulationen gleichzeitig!
Dem Benutzer stehen 16 ausgewiesene „Favorite“ Speicherplätze zur Verfügung, in denen man beispielsweise Eigenkreationen oder auch die wichtigsten Sounds fürs Live-Set ablegen kann. Das empfinde ich als zu wenig, allerdings kann man Werkpresets überschreiben. Zur komfortableren Organisation der Sounds mittels Rechner liefert Roland die Software „AX-Synth Librarian“ mit.