ANZEIGE

Roland BK-9 Test

Mit dem Backing-Keyboard BK-9 hat Roland seinen Begleitautomatik-Instrumenten einen neuen Anführer spendiert. Nach BK-5, BK-3 und dem Modul BK-7m wird die BK-Serie damit nach oben hin abgerundet. Nachdem der Hersteller – einst mit den Instrumenten der G-, E- und RA-Serien eine feste Größe bei den Entertainern – der Konkurrenz von Korg und Yamaha in der letzten Zeit in der oberen Mittelklasse nichts mehr entgegenzusetzen hatte, soll das BK-9 verlorenen Boden gut machen. Ob das gelingt, klären wir in diesem Test.

Das Roland BK-9 rundet die BK-Serie nach oben ab
Mit dem BK-9 meldet sich Roland in der oberen Mittelklasse zurück


Mit einem Verkaufspreis von rund 2000 Euro tritt das neue Entertainer-Keyboard unter anderem gegen das Yamaha PSR-S950 und das Korg Pa-800 an. Anders als die beiden nächsten Konkurrenten verfügt es jedoch über eine ausgewachsene Tastatur mit 76 Tasten. Das BK-9 ist damit neben dem eine Klasse höher angesiedelten Korg Pa3X 76 das einzige derzeit erhältliche Arranger-Keyboard mit einer so großen Tastatur. Kann Rolands Neuling an die Erfolge aus vergangenen Zeiten anknüpfen und in den Revieren der Konkurrenz wildern? Wir werden es herausfinden.

Details

Trotz der über sechs Oktaven umfassenden Klaviatur lässt sich das BK-9 überraschend leicht aus dem Karton heben. Gut neun Kilogramm sind wirklich nicht viel für ein so großes Keyboard – der Entertainer-Rücken wird es danken. Wer jetzt ein schäbiges Plastikgehäuse erwartet, den kann ich beruhigen: Das Instrument macht einen sehr wertigen Eindruck und ist nur zum Teil aus Kunststoff gefertigt. Das gesamte Bedienpanel besteht aus Metall, was dem BK-9 zu einer hochwertigen, langlebigen Erscheinung verhilft. Auch die Drehregler, Taster und Fader scheinen mir von guter Qualität zu sein. Sofort ins Auge fallen die beiden zentral angeordneten Displays, die in einen spiegelnden Einsatz eingebettet sind. Sehr schick! Statt eines einzigen großen Bildschirms setzt Roland beim BK-9 auf eine Lösung mit zwei getrennten, gleich großen Anzeigen. Wie sich das auf die Bedienung auswirkt, dazu später mehr. Integrierte Lautsprecher besitzt das BK-9 übrigens nicht. Zwar werden Anwender in dieser Liga zumeist über eine PA verfügen, aber zu Monitoring-Zwecken können eingebaute Speaker ja schon gelegentlich praktisch sein. Leider gibt es auch keine separat erhältliche, passende Lautsprechereinheit wie etwa für den Yamaha Tyros oder das Korg Pa3X. Man muss also zu einer externen Lösung greifen. Im Lieferumfang enthalten ist dafür ein stabiles Notenpult.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Roland BK-9 ist das einzige Keyboard in dieser Klasse mit 76 Tasten

Bedienfeld

Alle Taster des BK-9 sind beleuchtet. Mit wenigen Ausnahmen sind sie blau illuminiert, was dem Instrument eine futuristische Anmutung verleiht. Knöpfe, auf die man während des Spielens schnell zugreifen muss, sind besonders groß und nahe der Tastatur angeordnet.
Das Bedienfeld beginnt auf der linken Seite mit fünf fest zugewiesenen Drehreglern. Neben dem Lautstärkeregler findet man hier Potis für die Line- und Mikrofon-Eingangspegel, den Hallanteil für das Mikro und die Balance zwischen den Begleitspuren und den Keyboard-Parts. Diese Regler sind echte Hardware – ihre Stellung entspricht immer dem gerade eingestellten Wert. Sehr schön, dass man für diese Einstellungen keine besondere Displayseite oder ein Menü aufrufen muss. Rechts daneben liegt Rolands bekannter Infrarot-Controller “D-BEAM“, der über Handbewegungen in der Luft gesteuert wird. Ich persönlich bin noch nie Zeuge geworden, wie jemand den D-BEAM tatsächlich benutzt hat, aber Spaß macht es schon, Klangparameter in bester Theremin-Manier zu beeinflussen. Über vier Taster lässt sich der Controller zuweisen. Er kann beim BK-9 nicht nur Controller-Daten erzeugen, sondern auch DJ-Effekte, Sound-Effekte und kleine Instrumentalakzente abfeuern.
Der Rest der linken Bedienfeldseite wird von den Begleitungsfunktionen eingenommen. Hier liegen die Taster für Rhythmusauswahl, Metronom und Tempo sowie die Style-Steuerung (Start/Stop, Sync Start, Intro, Ending, 4x Variation, Auto-Fill). Daneben gibt es Knöpfe für die Bass Inversion (so spielt der Bass nicht stur den Grundton des Akkords, sondern den tatsächlich gespielten tiefsten Ton), den Song Recorder und glücklicherweise einen eigenen Tap-Tempo-Taster. Den Abschluss machen zwei Buttons für den „Chord Loop“. Diese Funktion ermöglicht das schnelle Aufzeichnen und Loopen einer Akkordfolge (auch spontan, während der Arranger läuft), wodurch die Hände für andere Aufgaben frei werden. Gute Idee!

Fotostrecke: 4 Bilder Für Line- und Mic-Eingangspegel, den Hallanteil für das Mikrofon und die Balance gibt es fest zugewiesene Drehregler

In der Mitte liegen die beiden erwähnten Displays. Sie messen jeweils etwa 9,5 cm in der Diagonalen bei einer Auflösung von 160×160 Pixeln. Zusammengenommen ist das zwar mehr Auflösung als die direkte Konkurrenz zu bieten hat, aber sowohl das PSR-S950, als auch das Pa-800 verfügen über Farbdisplays, beim Korg-Modell sogar als Touchscreen. Beim Roland BK-9 muss man hingegen mit einfarbigen Anzeigen vorlieb nehmen. In meinen Augen ist das aber gar nicht unbedingt ein Nachteil – zuviel Farbe verwirrt manchmal nur. Helligkeit und Kontrast der Displays können eingestellt werden, sodass die Anzeigen in jeder Situation gut ablesbar sind. Die Aufteilung auf zwei getrennte Displays macht es beispielsweise möglich, Auswahllisten und Menüs zu öffnen, ohne dass die Gesamtübersicht über das Geschehen davon verdeckt wird. Über zwei beleuchtete Taster unterhalb der Displays kann die gewünschte Anzeige zum Editieren von Werten in den Fokus geholt werden. Darunter befinden sich zehn kurze Schieberegler, die verschiedene Aufgaben verrichten können. Ihre Haupteinsatzgebiete sind der Mixer und die Zugriegelorgel-Simulation („Harmonic Bars“). Diese Betriebsarten werden durch zwei LEDs gekennzeichnet.  

Fotostrecke: 4 Bilder Ein großes silbernes Datenrad dient der Navigation und Werteingabe

Rechts von den Displays liegt zunächst die Navigations-Schaltzentrale in Form eines großen, silbernen Datenrads. Es verfügt zusätzlich über eine Druckfunktion, die die Aufgabe einer Enter-Taste übernimmt. Das Rad wird von Plus/Minus-Buttons und einem Exit-Taster begleitet. Daneben findet man hier einen Taster zum Wechseln des „aktiven“ Displays (zusätzlich zu den beiden Buttons unterhalb der Anzeigen) sowie einen Knopf zum Aufrufen des Mixers. Über die zahlreichen kleinen Taster rechts davon erreicht man diverse Funktionen, wie zum Beispiel den Registrierungsspeicher bzw. die Musikdatenbank, die sogenannten „Makeup Tools“ zur Bearbeitung von Rhythmen, die Effekte, die automatische Harmonisierung und die Liedtext-Anzeige. Auch die Taster zum An- und Abschalten der vier Keyboard-Parts (Upper 1/2, Lower und Manual Bass), zwei praktische Knöpfe zur schnellen Aktivierung eines Piano- und eines Orgelmodus sowie ein Taster für die vier One-Touch-Settings pro Style befinden sich hier.
Darunter liegen die Auswahltaster für Klangfarben. Die zehn Kategorie-Buttons dienen nebenbei auch zur Auswahl der zehn speicherbaren „Favorite“-Sounds pro Part und zur numerischen Werteingabe. Zu guter Letzt gibt es noch einen Knopf zur Aktivierung der „Audio Keys“, wohinter sich eine Art Sampling-Funktion verbirgt: In diesem Modus kann man über die oberen sieben Tasten der Klaviatur Audio-Clips von einem USB-Stick abfeuern. Links von der Tastatur befinden sich der Pitchbend-/Modulation-Hebel sowie vier Taster (S1-S4), denen sich verschiedenen Funktionen zuweisen lassen. Zum Beispiel können sie spezielle Spielweisen der SuperNATURAL-Klänge aktivieren, als Leslie-Switch dienen oder diverse Arranger-Aufgaben wie Fade In/Out, Chords On/Off oder Ritardando übernehmen.

Fotostrecke: 6 Bilder Anschlussseitig ist das BK-9 gut ausgestattet

Anschlüsse

Rückseitig lässt das BK-9 keine Wünsche offen. Neben einem Stereoausgang und einem Stereo-Line-Eingang (jeweils 2x Klinke) gibt es einen Mikrofoneingang, der als XLR/Klinke-Kombibuchse ausgeführt ist und auf Wunsch Phantomspeisung liefern kann. Für ihn steht ein unabhängiger Halleffekt zur Verfügung, der aber nur im Hallanteil geregelt werden kann und keine weiteren Einstellmöglichkeiten bietet. Bei den Pedalen ist für alles gesorgt: Es gibt Buchsen für Sustain (Hold), Expression und ein zuweisbares „Control“-Pedal, das entweder ein Expressionpedal oder ein Fußtaster sein kann. So kann ein Pedal zum Beispiel als Leslie-Switch oder als Start/Stop-Schalter konfiguriert werden. Zum Anschluss des optional erhältlichen 7-fach-Fußcontrollers Roland FC-7 steht eine weitere Buchse zur Verfügung. Über ihn kann auf Wunsch die gesamte Rhythmussteuerung mit dem Fuß gemacht werden. Es folgen ein MIDI-Trio (In/Out/Thru), ein USB-to-host-Port zur Verbindung mit einem Computer und ein Videoausgang, an den ein externer Monitor angeschlossen werden kann.
Zwei weitere Anschlüsse liegen gut zugänglich an der Vorderseite bzw. auf dem Bedienfeld. Vorn links befindet sich ein Kopfhörerausgang. Unter einer Klappe auf dem Panel verbirgt sich ein Anschluss für einen USB-Stick, wobei nicht allzu große Sticks komplett unter der Abdeckung verschwinden können und dann gegen Stöße geschützt sind. Der USB-Stick dient zum Abspielen von MIDI-Files, als Aufnahmemedium für den Audio-Recorder sowie den Sequencer und auch zum Speichern von Registrierungen (Performances) und User-Rhythmen. Ohne USB-Stick besitzt das BK-9 keinerlei Speicher für User-Daten – ein ausreichend großer Stick sollte also gleich mit eingeplant werden. Das Prinzip ist konsequent und stellt die Erweiterbarkeit sicher. Trotzdem schade, dass man nicht wenigstens ein paar Registrierungen direkt im Instrument sichern kann.
Leider setzt Roland auch beim BK-9 auf ein externes Netzteil. Einem Instrument wie diesem, das ganz klar für den Bühneneinsatz im mindestens semiprofessionellen Segment gedacht ist, würde ein eingebautes Netzteil nebst universeller Kaltgerätebuchse besser zu Gesicht stehen, wie ich finde.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.