Roland Bridge Cast X in der Praxis
Für meinen Test schließe ich das Roland Bridge Cast X per USB-C an mein MacBook Pro an, auf dem bereits die passende Steuer-App läuft. Ganz wichtig: Auch beim Mac müsst ihr vor der Nutzung der App die passenden Treiber installieren, sonst erkennt die Software das Gerät nicht richtig. In die zwei HDMI-Ins schicke ich das Bild einer Sony Alpha 6400 in 4K und das meiner Playstation 5, welche zusätzlich über ein zweites USB-C-Kabel mit dem Interface verbunden ist.
Außerdem gehe ich mit einem Shure SM7B in den Pre-Amp des Bridge Cast X. Per 3,5-mm-Klinke schließe ich noch meine Kopfhörer an. Da mein Laptop in der Lage ist, andere Geräte mit Strom zu versorgen, braucht es kein Extra-Netzteil, um die Streaming-Konsole zu starten. Die schaltet sich nämlich von allein ein, sobald eine USB-Verbindung besteht und schon kann‘s losgehen.
Steuerung am Gerät
Steuere ich das Bridge Cast X nur über die am Gehäuse angebrachten Buttons und Regler, sind meine Möglichkeiten noch auf die voreingestellten Grundfunktionen begrenzt.
So nennen sich die vier Kanäle zu Anfang noch wie beschriftet MIC, CHAT, HDMI und GAME. Über die Dreh-Regler sind die Ausgangspegel der einzelnen Channels einzustellen. MIC muss ich wohl nicht weiter erklären, hier geht’s um die Stimmlautstärke. Chat bezieht sich auf die Stimme eines potenziellen Gesprächspartners, zum Beispiel über Discord. HDMI ist für Konsolen-, Cam- oder PC-Sound reserviert. Das Drehen der Knöpfe geht leicht von der Hand, der Widerstand ist angenehm und auch optisch macht die Pegelanzeige, bestehend aus linksum angebrachten LEDs, durchaus was her.
Für dich ausgesucht
Was mir ebenfalls gut gefällt, ist die Möglichkeit, zwischen zwei Mischungen zu wechseln. So steht mir frei, ob ich einen Monitorsound und einen für die Audience haben möchte. Bei Bedarf können die Mix-Verhältnisse aber auch auf Knopfdruck gekoppelt werden.
Hall- und Voice-Presets
Durch insgesamt fünf voreingestellte Hall- und Voice-Change-Presets navigiere ich mich über den Select Button der „Mic Effects“-Sektion. Zwei weitere Drehregler bestimmen Pitch und Formant, die ich auf allen Effekten anwenden kann. Reverb-Anteil und Hallfahne sind hier allerdings noch nicht einstellbar.
Die Sounds, die ich hier finde, klingen allesamt gut und regen zum Herumprobieren an. In Streaming-Situationen können die durchaus von Vorteil sein.
Unter „EQ“ sind ebenfalls fünf voreingestellte Frequenz-Einstellungen auszuwählen, die an das Sounddesign verschiedener bekannter Spiele angepasst sind. Dadurch kann der Spieler dann zum Beispiel Schritte besser wahrnehmen, was gerade kompetitiven Zockern zusagen dürfte.
Die zwei HDMI-Ins ermöglichen es, zwischen dem Bild etwa einer Gaming-Konsole und dem einer DSLR-Kamera zu switchen. Das funktioniert auch zuverlässig, braucht aber immer auch ein paar Sekunden. Dann wechselt natürlich auch der HDMI-Sound. Nicht möglich sind dagegen Bild-in-Bild-Anwendungen oder Überblendungen zwischen den zwei Bildquellen. Hier handelt es sich eher um einen HDMI-Switcher als um einen Video-Mischer – nicht verwechseln!
Vier der sechs leuchtenden Touch-Buttons rechts auf dem Bedienpanel sind mit verschiedenen Soundeffekten belegt, die ich auf Knopfdruck abfeuern kann, die beiden unteren lassen mich zwischen den insgesamt fünf Bänken hin und her wechseln. Die haben dann unterschiedliche Funktionsbereiche wie etwa das Betätigen von Hotkeys, SFX und MIDI-Befehle.
Steuer-App für maximale Bedienfreiheit
Jetzt geht der Spaß erst richtig los – nun kann ich nämlich alle Funktionen des Bridge Cast X nach meinem Belieben anpassen und mir meine eigenen Presets zusammenbasteln.
Ich beginne mit dem Einstellen meiner Stimme. Dabei direkt der erste Dämpfer: Ja, der Pre-Amp kann ordentlich laut aufgedreht werden, wie Roland auch auf ihrer Website betont – so bekomme ich dann auch ein SM7B auf eine angemessene Lautstärke. Wenn da nur nicht das in meinen Augen zu laute Grundrauschen des Pre-Amps wäre. Vor allem bei Mikrofonen mit geringem Output. Ich verstehe, dass bei einem so vielseitigen Produkt auch irgendwo gespart werden muss, wenn man es für knapp 500 Euro verkaufen möchte. Es wäre auch nicht so ein Problem, hätte man nicht explizit die Soundqualität des Pre-Amps betont. So hingegen kann ich den Mikrofonsound meines SM7B ohne Vorverstärker jedoch nicht verwenden, ohne einen gewissen Rauschanteil zu akzeptieren. Ich wechsle daher auf mein altbewährtes V7. Jetzt muss ich nicht mehr so stark aufdrehen und das Grundrauschen ist auch nicht mehr so hoch. Viel besser.
Cleanup und Cloud
Das „Mic Cleanup“-Untermenü der Bridge Cast App lässt mich die EQ-Kurve für meine Stimme anpassen, einen Noise Supressor sowie De-Esser gibt es auch. Der Kompressor bietet alle gängigen Parameter, die man benötigt, um Redebeiträge Broadcast-tauglich zu machen. So bekomme ich schnell einen ordentlichen Klang an den Start.
Mit etwas Hintergrundmusik kann auch der letzte Rest an Grundrauschen übertüncht werden. Dazu steht mir BGM Cast in der App zur Verfügung, welche lizenzfreie Sounds und Songs bereitstellt.
Um die nutzen zu dürfen, muss ich mich erstmal in der Roland Could anmelden, dann kann ich mich zwischen Abo-Modell und Free Plan entscheiden. Letzterer stellt eine entsprechend stark abgespeckte Variante der Bezahl-Option dar, was für Background-Musik und ein paar grundlegende Sound-FX aber vollkommen ausreicht.
Die Qualität der Klänge ist auch gut. Gut mitgedacht, Roland. Was hier noch verbessert werden sollte: Roland Cloud merkt sich meine Anmelde-Daten und Logins nicht, weshalb ich mich bei jedem Start der App neu anmelden und dann mal wieder die AGBs bestätigen muss. Das kann mit der Zeit ordentlich auf die Nerven gehen. Glücklicherweise sollte ein solches Problemchen aber durch ein einfaches Update zu beheben sein.
Unter „Mic Effects“ kann ich nun auch die Reverb-Anteile und Pitch Settings meines Mikrofons einstellen und die fünf Werks-Presets durch meine eigenen ersetzen.
Damit ihr euch selbst einen Eindruck davon machen könnt, habe ich jedes einzelne mal aufgenommen. In der letzten Aufnahme spiele ich ein bisschen mit den unterschiedlichen Fadern herum – einen Kampfdroiden à la Star Wars kann man mit dem Bridge Cast X auf jeden Fall ohne große Probleme nachahmen.
Roland Bridge Cast X Audiobeispiele
Die eigene Anpassung der sechs Touch Buttons geht ebenso locker und intuitiv von der Hand wie eigentlich alle Funktionen des Bridge Cast X. Hier kann ich unter „Command“ alle möglichen Befehle und Farben zuordnen. Ich möchte die Musik fix starten und stoppen können, also lege ich die entsprechende Funktion auf einen meiner Knöpfe. Drei weitere spiegeln Key Commands in OBS wider – jetzt kann ich zwischen einzelnen Szenen im Programm hin und her springen.
Wie das dann aussehen kann, seht ihr in folgendem Video. Hier habe ich Drehregler in der „Home“-Ansicht der App mit der Klangreglung meiner Stimme, Hintergrundmusik und dem In-Game-Sound meiner Playstation beauftragt. Letzteren schicke ich über ein weiteres USB-C-Kabel in die Mixing-Konsole, um den PS5-Sound unabhängig von den HDMI-Quellen zumischen zu können. Bitte beachtet, dass die Bild-Komprimierung nicht vom Interface herrührt, das liegt leider am Format des OBS-Recordings.
Roland Bridge Cast X – mögliche Alternativen
Wie eingangs erwähnt tritt Roland ,it dem Bridge Cast X unter anderem in Konkurrenz zu Produkten wie wie Mackie Mainstream oder Blackmagics ATEM Mini, die wir hier noch einmal tabellarisch aufgeführt haben.
Mackie Mainstream | Roland Bridge Cast X | Blackmagic Design ATEM Mini Pro | |
Preis | 319 € | 499 € | 319 € |
HDMI-Ins | 1 | 2 | 4 |
HDMI-Pass-Through | 1 | 1 | 1 |
Mic-Inputs | 1 x XLR, 1 x Mini-Klinke | 1 x XLR, 1 x Mini-Klinke | 2 x Miniklinke |
Gewicht | 0,6 kg | 1,35 kg | 0,55 kg |
Programmierbare Pads | 6 | 6 | – |
Frank Walter sagt:
#1 - 26.06.2024 um 13:33 Uhr
Danke für den informativen Test. Eines hat mir gefehlt, und zwar der der Grund warum ich das Gerät wieder zurückgeschickt habe: Der Mute-Knopf des Mikros macht einen sehr lauten "klick", der in leiser Umgebung/ohne Hintergrundmusik immer im Mikrosignal hörbar ist. Für mich ein klarer Konstruktionsfehler und No-go.