Der etablierte japanische Instrumentenhersteller Roland wagt das Experiment, seine Softwareinhalte, in erster Linie Emulationen und Sample Libraries eigener Hardwaregeräte, per Aboservice zugänglich zu machen. In Internetforen werden derartige Abo-Modelle häufig kontrovers diskutiert und stoßen bei einem beachtlichen Teil des Zielpublikums auf wenig Gegenliebe.
Dank des sogenannten „Loyalty Rewards Program“ ist das Abo-Modell der Roland Cloud allerdings gar nicht so unattraktiv, wie manch ein Skeptiker vielleicht befürchtet. Wie das Abonnement konkret funktioniert und ob überhaupt erstrebenswerte Instrumente und Sounds in der Roland Cloud zu finden sind, erfahrt ihr in unserem Testbericht!
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Details
Wie geht‘s?
Um in den Genuß der Roland Cloud zu gelangen, muss man sich zunächst hier registrieren und einen Account (Name und E-Mail-Adresse) generieren. Roland bietet eine einmonatige Testphase, in der die Cloud kostenlos genutzt werden kann. Laut den Informationen auf der Homepage ist keine weitere Aktion erforderlich, sofern man nach Ablauf dieser Testphase NICHT das kostenpflichtige Abo nutzen möchte. Wer sich dafür entscheidet, das Abo in Anspruch zu nehmen, hat die Wahl zwischen einer monatlichen (19,95 Euro) oder jährlichen (207 Euro ) Vertragslaufzeit.
Außer Spesen nichts gewesen?
Die Vorstellung nach einer zwölfmonatigen Nutzung und einer dreistelligen Euro-Investition nichts mehr in den Händen zu halten ist für einige Nutzer, besonders für jene, die Musik als Hobby betreiben, nicht sehr verlockend. Doch genau das wäre bei einem künftigen Abonnenten dank des „Loyalty Rewards Program“ nicht der Fall, sofern das Abo insgesamt 12 Monate (am Stück oder mit Unterbrechungen) beansprucht wurde. In diesem Fall erhält man eine zeitlich unbegrenzte Lizenz eines Plug-ins der Wahl. Vor diesem Hintergrund könnte man das Angebot auch folgendermaßen umformulieren: Kaufe für 207 Euro das Plug-in deiner Wahl und nutze alle anderen Plug-ins und Libraries ein ganzes Jahr lang! Es gibt definitiv schlechtere Angebote.
Installation
Nach der erfolgten Registrierung lädt und installiert man den Roland Cloud Manager, über den man bequem alle weiteren Inhalte herunterladen und installieren kann. Die derzeit verfügbaren Sounds und Instrumente beanspruchen ca. 22 GB auf meiner Festplatte, wovon der Großteil auf die Sample-basierten Instrumente bzw. Libraries entfällt, welche mit dem multitimbralen Sample Player „Concerto“ geöffnet werden. Die gesamte Installation verlief problemlos.
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Immer online?
Entgegen den Gerüchten, die ich im Internet gelesen habe, ist es zum Verwenden der Instrumente und Sounds der Roland Cloud nicht notwendig ständig online zu sein. Gemäß der Roland Homepage muss der Computer lediglich nach sieben Tagen wieder mit dem Internet verbunden sein. Über den Sinn dieses Erfordernisses könnte man diskutieren, aus meiner persönlichen Sicht hat dies keine hohe Relevanz, da mein Rechner praktisch immer online ist. Wenn man nun in der finnischen Wildnis produzieren möchte, muss man eben einmal pro Woche ein Internetcafé aufsuchen.
Soundinhalte (Samples)
Die Sample-basierten Libraries sind in drei Kategorien eingeteilt: Tera, Anthology und FLAVR Series. Letztere beinhaltet die Instrumente Electrode, Midnight, Grit und FunkyFever, die als Genre-basierte Softwareinstrumente bezeichnet werden, ohne dass man als normaler User ableiten kann, wessen Samples den einzelnen Patches zugrunde liegen – man muss ja auch nicht immer alles wissen. Die Editiermöglichkeiten sind eher rudimentärer Natur und vereinzelt kamen kleine Bugs, wie „Parameter-Haker“ zum Vorschein.
Ein Großteil der Volumes der Anthology Series sind in Jahreszahlen (1985, 1986, 1987, 1990) unterteilt, wobei sich die jeweilige Jahreszahl auf das Erscheinen entsprechender Instrumente aus dem Hause Roland bezieht. Wer Freude daran hat, kann also recherchieren, welches Instrument den Samples zugrunde liegt. Die weiteren Libraries Anthology-Orchestra Vol. 1-4 und Anthology-EP14 enthalten Orchesterklänge der (vermutlich) Neunzigerjahre und E-Piano-Sounds nicht konkret benannter Hardware.
Die Tera Series umfasst momentan die beiden Instrumente Guitar und Piano, deren Parameter natürliche Spiel-Artefakte fokussieren, einen Faltungshall beinhalten und ein möglichst authentisches Resultat liefern sollen. Tera Guitar erweckte bei mir optisch spontan den Anschein, als handele es sich hierbei um ein, dem virtuellen Gitarristen ähnliches Softwareinstrument mit Pattern-Modus, was aber nicht der Fall ist. Mit der herkömmlichen Tastenakrobatik können Keyboarder eine Stahlsaitengitarre spielen. Beide Tera Instrumente sind mit der Rainlink-Technologie ausgestattet. Hierzu findet man nur vage Informationen und keinen konkreten Hinweis, wie der ebenso bezeichnete Drehregler in beiden Instrumenten konkret genutzt wird. Der Hintergrund ist das Ziel, eine höhere und authentischere Auflösung zu erreichen, die der MIDI-Standard nicht gewährleistet. Vermutlich wird man künftig mehr hierüber erfahren.
Software Synthesizer
Bei den folgenden Instrumenten handelt es sich um Emulationen von Hardwaregeräten des japanischen Herstellers aus verschiedenen Dekaden. Die Auswahl umfasst analoge sowie digitale Synthesizer, bei denen Rolands ACB (Analog Circuit Behaviour)-Technologie sinngemäß nicht zum Einsatz kommt und dementsprechend auch kein „Plug-out“ in die Roland Synthesizer (Hardware) System-1 https://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/roland-aira-system-1-test.html und System-8 vorgesehen ist.
- System-8
- System-1
- Jupiter-8
- D-50 Linear Synthesizer
- JV-1080
- SH-101
- Juno-106
- System 100
- Promars
- SH-2
- Sound Canvas VA
Einige dieser Synthesizer haben wir bereits in ihrer Funktion als Plug-out-Synthesizer getestet, somit werde ich mich im Verlauf dieses Testberichts eher den anderen Soft Synths widmen. Dem insgesamt positiven Urteil meiner Testkollegen zu SH-101, System 100, Promars und SH-2 kann ich mich uneingeschränkt anschließen. Um Missverständnisse zu vermeiden: Alle Synthesizer, also auch die Plug-out-Synths in der Roland Cloud sind ohne den Besitz der entsprechenden Hardware (System-1, System-8) als AU- oder VST-Plug-in in kompatiblen DAWs zu betreiben.
Vintage Digital
Bei den Synthesizern JV-1080, D-50 und Sound Canvas VA handelt es sich bereits seitens der Hardware um digitale Instrumente, bei welchen die Klangerzeugung im kleineren oder auch größeren Umfang auf der Verwendung von Samples beruht. Der Sound Canvas von 1991 ist mir beispielsweise nicht unbedingt als legendärer Klangerzeuger in Erinnerung geblieben, allerdings handelt es sich hierbei um ein herausragendes Beispiel multitimbraler Klangerzeugung mit einem riesigen Angebot an Klängen zum Abspielen von Standard-MIDI-Files, der bestimmt die ein oder andere Kuriosität bereithält. D-50 und JV-1080 hingegen sind absolut stilprägende Studio-Ikonen. Letzterer war das Rückgrat vieler Pop- und auch Dance-Produktionen seit seinem Erscheinen im Jahr 1994.
R-MIX
Dieses Bestandteil der Roland Cloud ist, zumindest bisher, ausschließlich Windows-Usern vorbehalten. Als inzwischen ebenfalls ausschließlicher User von Apple-Computern muss ich es leider aus diesem Test ausklammern. Es soll sich dabei um eine Software zur Manipulation, Tempoänderung und Isolation einzelner Elemente bei Stereo-Mixes handeln. Zwei Stereospuren lassen sich gleichzeitig abspielen.
Rob sagt:
#1 - 28.02.2018 um 13:56 Uhr
Alternative: https://sites.google.com/si...
Flo sagt:
#2 - 05.10.2019 um 06:18 Uhr
Ganz ehrlich, zum Thema "absolut überzeugende Emulation" der Klassiker muss ich nach einer Gegenüberstellung von analoger TR808 und cloud 808 sagen, dass das eine eklatantes Fehlurteil ist. Die virtuelle 808 klingt wie eine anderer Drumcomputer, so weit ist sie entfernt vom Original. Jedes Sample basierte 808 Instrument wie zB die Waves Alchemy Kontakt Instrumente sind da um Welten näher dran.
Peter Koenemann sagt:
#2.1 - 05.10.2019 um 13:21 Uhr
Hallo Flo,dein Zitat ist unvollständig und somit die Aussage offensichtlich nicht korrekt verstanden worden. Im Testbericht steht „absolut überzeugende Emulation der digitalen Vorbilder“.Viele Grüße,
Peter
Antwort auf #2 von Flo
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