PRAXIS
Neben einer kleinen Bedienungsanleitung, einem Quickstart-Blatt und einer Tabelle zum Einstellen der „Sounds der Helden“ gibt es kein Zubehör. Zum Spiel mit dem Cube braucht man nur noch die Gitarre und ein Klinkenkabel und schon kann es losgehen.
Gesagt, getan, und schon sind wir beim ersten praktischen Einsatz. Ich habe den Amp mal zur Bandprobe mitgenommen um zu testen, wie er denn so gegen Bass und Schlagzeug ankommt und war sehr erstaunt. Das Teil macht ordentlich Dampf, setzt sich gut durch und kann sogar Cleansounds in Proberaumlautstärke wiedergeben. Allerdings wird es bei entsprechender Kampflautstärke schon etwas quäkig. Da kommt der Kleine dann doch an seine Grenzen – aber das ist ja auch logisch.
Was der Amp klanglich so alles zu bieten hat, hören wir in den folgenden Beispielen, für deren Erstellung übrigens der Recording-Out benutzt wurde. Dabei arbeiten wir uns schrittweise von Clean über Crunch bis zur fetten Verzerrung vor. Los geht es mit dem ersten Kanal, der Simulation des Roland Jazz Chorus 120. Hier sind von warm und jazzig bis spitz und funky alle erdenklichen Cleansounds erzielbar. In Verbindung mit einem leicht eingestellten Chorus-Effekt bekommen wir den typischen Klang des JC 120, der beispielsweise auch in Metallicas Clean-Parts zu hören ist. In Verbindung mit einer Strat der perfekte Sound für ruhigere Songs (Cube 30 X JC).
Ein weiterer Lieferant besonders klarer Sounds ist der Fender Twin Reverb, dessen Simulation auch an Bord des Cube 30x zu finden ist. Dieses Amp-Modell klingt etwas spitzer und härter als die JC Clean Variante. In Verbindung mit dem Tremolo-Effekt, der ja auch beim Original zur Verfügung steht, bekommen wir einen Sound, an dem Ry Cooder sicher seine Freude hätte (Cube30x-Trem). In diesem Zusammenhang fällt sofort die detailgetreue Nachbildung der Amp-Modelle auf. Die Wirkungsweise der Klangregelung ist nämlich bei jedem Amp-Modell anders. Nehmen wir zum Beispiel den Twin (Black Panel). Wenn man bei einem Original-Twin die Klangregelung komplett nach links dreht (7 Uhr), dann wird kein Ausgangssignal ausgegeben. Dasselbe passiert bei der Simulation im Cube 30x, allerdings eben nur bei der Twin-Simulation. Die Mittenfrequenz bei der Marshall Simulation beispielsweise ist höher als die des Metal-Amps. Das klingt zwar erst mal etwas verwirrend, aber die Einstellung des Klangs ist kein Drama, denn man erreicht eigentlich immer einen guten Grundsound, wenn man alle Regler auf mittlere Position (12 Uhr) einstellt. Damit ist der Grundcharakter der jeweiligen Ampsimulation gefixt und man kann mit dem Finetuning beginnen.
Für leicht angezerrte Sounds aus dem Bereich Blues, Country und Rockabilly eignet sich das Amp-Modell Tweed, die Nachbildung des Fender Bassman. Bissige Höhen und eine Verzerrung im höheren Mittenbereich lassen die 50er wieder aufleben. Das Ganze mit einem Schuss Delay versehen, die Gretsch Semi-Akustik angeschlossen und ab geht die Post (Cube30x-Tweed) .
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Als Nächstes ist der Marshall dran. Die Simulation klingt sehr scharf und höhenbetont, mit sehr gutem Durchsetzungsvermögen. In Verbindung mit der Strat die beste Wahl für Classic Rock und Funk Rock Sounds à la Chili Peppers (Cube30x-Classic).
Der Wirkungsbereich des Gain-Reglers ist bei allen Ampsimulationen des zweiten Kanals in der ersten Hälfte (von 7 Uhr bis 12 Uhr) am größten. Abhängig vom ausgewählten Amp-Modell kann hier von fast clean bis Hi-Gain alles eingestellt werden. Im Bereich zwischen 12 und 17 Uhr tut sich beim Gainregler dann nicht mehr so viel, aber das kennen wir ja auch von den Originalverstärkern. Hier ein Beispiel mit der Les Paul und der Rectifier-Simulation, wobei der Gainregler nur ganz wenig aufgedreht wurde. Das Ergebnis: ein crisp klingender Overdrive-Sound (Cube30x-Recti). Auch die Freunde von britischen Combo-Amps mit drei Buchstaben werden bedient. Hinter dem Namen Brit Combo verbirgt sich die Simulation eines Vox AC30. Bei mittlerer Gain-Einstellung erreicht man hiermit einen sehr guten Crunchsound, der schön knackig klingt. Besonders in Verbindung mit einer Tele kommen Old School Stones Riffs wirklich gut rüber. Die Verzerrung reagiert sehr dynamisch und man muss bei dieser Gain-Einstellung schon kräftig in die Saiten hauen, damit es auch zerrt. So soll das sein, der Crunch-Sound will hart erarbeitet werden (Cube30x-BritC).
Wir schwenken zu den Hi-Gain Sounds und wählen die Metal-Amp-Simulation. Mit diesem Amp-Modell liefert der Cube schon bei einer Gain-Einstellung von 11 Uhr das volle Brett. Und zwar – ungewöhnlich für diesen Amp-Typ – mit einer gehörigen Portion Mitten. Macht ja nix! Dafür kann man in dieser Einstellung wunderbar Classic Rock Riffs abfeuern (Cube30x-Metal) .
Aber keine Angst, der typische Mid-Scooped Metal Sound ist selbstverständlich auch realisierbar. Hierfür werden einfach die Mitten zurückgenommen und schon ist die amtliche Metal-Zerre am Start. Fügt man dann noch einen Flanger hinzu, landen wir ohne Umwege in den 80ern im Vorgarten von Van Halen. Der typische Jet Plane Flanger Sound lässt die Powerchords mal ganz anders klingen (Cube30x-Flange). Die Effektqualität ist wirklich sehr gut. Trotz hoher Verzerrung und extrem eingestellten Flanger klingt es nie matschig oder undefiniert. Auch das Einstellen mit nur einem Regler ist kinderleicht. Das spricht für eine gute Vorauswahl der Effekt-Grundeinstellungen. Wie man ja bereits gehört hat, macht der Amp über den Recording-Out gespielt einen recht guten Eindruck und empfiehlt sich deshalb (und nicht zuletzt auch wegen seiner Flexibilität), auch als Verstärker fürs Homerecording. Auch im Mix mit anderen Instrumenten kann sich das Ergebnis hören lassen. Die Gitarrensounds haben genug Durchsetzungskraft und man muss nicht endlos am EQ herum schrauben um zu einem zufrieden stellenden Ergebnis zu kommen. Überzeugt Euch selbst (Cube30x- Riff) .
Zum Abschluss folgt jetzt noch die Standard-Untersuchung in Sachen Dynamik und Akkordverständlichkeit. Zu diesem Zweck habe ich das Amp Modell Dyna gewählt. Laut Hersteller soll hier die Dynamik eines guten Röhrenamps besonders intensiv imitiert werden. Das wollen wir umgehend überprüft, indem ich den Gain-Regler voll aufgedrehe, zuerst an der Strat leicht mit den Fingern anschlage und dann sehr hart mit dem Pick. Hier das Ergebnis (Cube30x- Pick).
Sehr gut! Der Amp gleitet in die Verzerrung wie ein Großer. Die Spielnuancen sind genau zu hören und werden bestens übertragen. Weiter geht es mit der dynamischen Bandbreite beim Einsatz des Volume-Potis an der Gitarre. Auch hier kommt wieder die Strat zum Einsatz, zuerst mit weit heruntergedrehtem Volume-Poti, dann voll aufgedreht (Cube30x-Poti). Alle Achtung, die Bandbreite ist wirklich sehr groß! Von Clean bis stark verzerrt – und das alles mit dem Volume-Poti geregelt. Das habe ich bisher bei keinem Transistor-Amp gehört. Jetzt wird zu guter Letzt noch zur Les Paul gegriffen, die Metal-Simulation bei voll aufgedrehtem Gain aktiviert und die Akkorde E, G, D, A nacheinander angeschlagen. Sie sollten noch als solche zu erkennen sein (Cube30x-Chords). Auch hier gibt es keine Beanstandungen.
L.M. sagt:
#1 - 23.08.2023 um 20:45 Uhr
Kann ich bestätigen. Das „Problem“ mit dem Acoustic Channel sowie den Fakt dass der Rest ABSOLUT ÜBERZEUGT. 👍🏻