Roland EL Cajon Test

Für jeden bühnenerfahrenen Perkussionisten klingt es fast zu schön, um wahr zu sein: Ein fetter Sound ohne große Ansprüche an den Soundmann. Die Möglichkeit, zusätzliche Sounds zu triggern, von Sound-Effekten bis hin zu elektronischen Drum Samples. Und all diese Features auch noch direkt am Instrument kontrollieren? Das zumindest verspricht Rolands neues „EL Cajon“. Wir haben dem Hoffnungsträger auf den Zahn gefühlt und getestet, ob der Hersteller sein Versprechen halten kann.

Roland_EL_Cajon_Header


Rolands EL Cajon war eines der innovativsten und aufregendsten Produkte im Percussion-Bereich auf der diesjährigen NAMM Show. Die Idee und das Konzept sind einfach klasse, und Roland bringt seine große Erfahrung im Bereich der elektronischen Percussion mit. Das Handsonic ist nach wie vor der Standard im Bereich der handgespielten digitalen Percussion und erfreut sich großer Beliebtheit auf den Bühnen der Welt. Das EL Cajon kombiniert nun dieses Konzept mit einem „echten“ akustischen Instrument. Somit hat man das Beste aus beiden Welten – zumindest in der Theorie.

Details

Das erste, was beim Auspacken rein gar nichts mit einem normalen Cajon zu tun hat, ist das beiliegende Netzteil. Das Instrument selber besteht, anders als traditionelle Cajons, aus schwarzem Kunststoff. Mit etwa 30x30x50 Zentimetern hat es die Maße eines normalen akustischen Cajons, und mit seinen sechs Kilogramm Gewicht ist es etwas schwerer, als man es von vergleichbaren Instrumenten gewöhnt ist. Die Spielfläche ist aus Sapeli Sperrholz gefertigt, mit Logo und Schriftzug versehen und hat ein rundes Loch mit einem Kunststoffgitter, welches als Resonanzöffnung fungiert und hinter dem sich der integrierte Lautsprecher verbirgt. Im vorderen Teil der Sitzfläche befinden sich die Bedienelemente. Über insgesamt vier Knöpfe, zwischen denen sich eine LED-Anzeige befindet, lassen sich die verschiedenen Sounds auswählen und der elektronische Teil des Instrumentes aktivieren.

Fotostrecke: 4 Bilder Das EL Cajon kommt inklusive Netzteil ins Haus.

EL Cajon hat Cajon Sounds, Percussion Sounds und Effekte unter der Haube

Auf der Hinterseite des Instrumentes befinden sich neben einem An/Aus-Schalter und den Ein- und Ausgängen noch weitere Kontrollelemente, mit denen sich die Empfindlichkeit der Trigger, das Verhältnis der beiden Trigger-Zonen (Kantenschlag und Bass) sowie die Lautstärke der elektronischen Sounds regeln lassen. Außerdem befindet sich hier ein Fach für Batterien, welche einen kabellosen Betrieb ermöglichen. Weiter oben auf der Rückseite befindet sich eine weitere Öffnung, von der ich vermute, dass sie als zweite Resonanzöffnung vorgesehen ist. Leider konnte ich dazu in der Anleitung keine weiteren Informationen finden. Auf der Unterseite steht das Instrument auf vier recht großzügig dimensionierten Kunststofffüßen. Unten auf der Rückseite befinden sich Ein- und Ausgänge und die Regler für Trigger Balance und Lautstärke.  Über den Mix-In Eingang können externe Klangquellen zum internen Signal dazugemischt werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Unten in der Frontplatte befindet sich ein Resonanzloch, hinter dem auch ein Lautsprecher angebracht ist.

Praxis

Bevor ich das Instrument mit Strom versorge, interessiert mich, wie es als akustisches Cajon klingt. Draufgesetzt und losgespielt finde ich den Klang ganz ok, aber vom Hocker reißen tut er mich nicht. Das EL Cajon klingt eher nach einem günstigen Cajon-Vertreter, der Bass könnte hier durchaus fetter sein. Aber Roland ist ja auch nicht auf Cajons spezialisiert, sondern unter anderem auf elektronische Percussion, und es klappert oder rasselt immerhin nichts. Die Snare spricht präzise an, und so lange die getriggerten Sounds den Klang ordentlich anfetten können, denke ich, dass das Ganze als Gesamtpaket immer noch funktionieren kann. 

Audio Samples
0:00
EL Cajon – rein akustischer Sound

Also den Netzstecker ausgepackt und ran an die Steckdose. Den Lautstärkeregler drehe ich voll auf, und die Regler für Trigger Balance und Trigger Threshold setze ich erst mal in die Mitte. Das EL Cajon ist mit 30 verschiedenen Sample-Instrumenten ausgestattet, aufgeteilt in die Bereiche Cajon, Percussion und Sound-Effekte, und ich fange an mit einem Sample von Rolands legendären Drum Computern aus den 80er Jahren. Das ganze klingt durch den eingebauten Lautsprecher schon ganz interessant, aber hier kann man natürlich keinen wirklich amtlichen Sound erwarten. Auch merke ich schnell, dass meine Einstellungen wohl noch nicht optimal sind. Die Sounds triggern unzuverlässig, und der Kantenschlag funktioniert fast gar nicht. Also experimentiere ich mit den Einstellungen für Threshold und Trigger Balance. Es dauert ein bisschen, bis ich eine Einstellung finde, die für mich funktioniert. Dafür setze ich den Threshold ganz nach unten und drehe den Regler für die Trigger Balance in Richtung Kante. So funktioniert das Ganze schon besser. Hier könnt ihr euch das im Video anschauen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Keine Clap-Corners: Der Kanten-Trigger ist in der Mitte positioniert.

Ein wichtiger Faktor, den man beim Spielen berücksichtigen muss, ist die Position des Kanten-Triggers. Dafür gibt Roland die Mitte der Oberkante an – was mich etwas verwundert. Normalerweise spielt man die Kantenschläge schließlich weiter außen, und es dauert einige Zeit, bis ich meine Technik entsprechend umgestellt habe. Ich hätte mir eine andere Platzierung der Trigger gewünscht, die es mir ermöglicht hätte, wie gewohnt zu spielen, denn die zwangsläufig veränderte Spieltechnik ist zum Cajon spielen einfach nicht optimal. In den folgenden Audio-Beispielen hörst Du eine Auswahl meiner Favoriten und die drei verschiedenen Sound-Bänke.

Audio Samples
0:00
EL Cajon – Soundüberblick EL Cajon – Cajon Sounds EL Cajon – Percussion Sounds EL Cajon – Effekte

Die Spieltechnik will für zuverlässiges Triggern umgestellt werden.

Mittlerweile habe ich festgestellt, dass ich neben der Spielposition auch meine Technik umstellen muss, um die Samples zuverlässig zu triggern. So lange ich mit meiner normalen Cajon-Technik spiele, habe ich immer wieder Aussetzer zwischen den Schlägen, wo entweder gar kein Sample oder aber der falsche Sound getriggert wird. Das beste Ergebnis erziele ich, wenn ich die Bässe mit den Fingerspitzen spiele. Das ist nicht unbedingt die ergonomischste Spielweise und auch nicht die, die akustisch am besten klingt, aber dafür triggern die Samples jetzt wesentlich zuverlässiger. 

Machine Gun oder reibungslose Übergänge? Wir machen den Dynamik-Check

Was die verschiedenen Sounds und die Dynamikstufen angeht, hätte ich mir mehr Sorgfalt beim Samplen gewünscht. Die meisten Sounds haben nur drei Layers, die in Abhängigkeit von der Anschlaglautstärke nacheinander ausgelöst werden. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Sounds sind dabei oft sehr abrupt und nicht immer zuverlässig zu kontrollieren. Außerdem stellt sich bei schnell aufeinander folgenden Schlägen durch das Wiederholen des gleichen Samples schnell ein „Maschinengewehreffekt” ein. Beides hätte durch aufwändigere Multisamples vermieden werden können und ist im Jahr 2016 eigentlich nicht mehr zeitgemäß, wo Speicher so gut wie kein Kostenfaktor und die Technologie schon wesentlich weiter voran geschritten ist.

Audio Samples
0:00
EL Cajon – Dynamik Demo der Samples

Fazit

Ich bin zwiegespalten, was Rolands neues EL Cajon angeht. Das Konzept ist richtig gut, aber die Ausführung leider etwas halbgar. Während das Spielen mit den verschiedenen Sounds eine Menge Spaß macht, gibt es zu viele Details, die das Gesamtbild beeinträchtigen und eine klare Empfehlung verhindern. Zum einen ist für zuverlässiges Triggern eine Umstellung der Spieltechnik erforderlich, zum anderen ist bei den Samples nur das Allernötigste an Aufwand betrieben worden. Jede halbwegs professionelle Sample Library für Drums oder Percussion bietet heutzutage aufwändige Multisamples mit genug Ebenen für eine brauchbare Dynamikansprache. Warum Roland sich auf im Schnitt drei Samples pro Instrument beschränkt, ist mir ein Rätsel. Den Verkaufspreis des EL Cajons finde ich, wenn man bedenkt, was alles im Paket drin ist – ein akustisches Cajon, ein Sound-Modul, Trigger und ein Lautsprecher – mit knapp über 400 EUR eigentlich angemessen. Man muss sich allerdings im Klaren darüber sein, dass man hier im Prinzip ein günstiges Cajon mit Extrafunktionen erwirbt und darf keine Wunder vom akustischen Klang erwarten. 
Für wen also ist das EL Cajon empfehlenswert? Ein Hobbymusiker, der nur ein paar coole Effekte beim Jammen mit Freunden sucht, kann mit den genannten Einschränkungen wahrscheinlich leben. Für Perkussionisten, die Konzerte spielen und neben gutem Sounds auf eine zuverlässige Ansprache und ein gut klingendes akustisches Instrument angewiesen sind, würde ich vor dem Kauf ein ausgiebiges Anspielen und Ausprobieren empfehlen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • tolles Konzept
  • Cajon, Trigger, Sound Modul und Lautsprecher in einem
  • funktioniert auch rein akustisch
  • 30 Sounds aus verschiedenen Bereichen
Contra
  • Spieltechnik muss angepasst werden
  • wenige Sample-Ebenen
  • Trigger nicht 100% zuverlässig
Artikelbild
Roland EL Cajon Test
Für 424,00€ bei
Rolands EL Cajon - Ein sehr gutes Konzept mit Luft nach oben.
Rolands EL Cajon – Ein sehr gutes Konzept mit Luft nach oben.

Technische Spezifikationen

  • Hersteller: Roland
  • Bezeichnung: EC-10 EL Cajon
  • Hybrid Cajon für akustische und integrierte elektronische Sounds
  • Maße (H x B x T): 50 x 30 x 30 cm
  • Modul & Trigger:
  • eingebautes Sound Modul mit 30 vorkonfigurierten Kits
  • zwei Sensoren zur Unterscheidung von Bass- und Rand-Schlägen
  • Spielfläche aus Sapeli
  • eingebauter Snare-Teppich
  • bis zu 12 Stunden Betriebsdauer mit sechs AA-Batterien, lässt sich aber auch mit Netzteil betreiben (im Lieferumfang enthalten)
  • Anschlüsse:
  • 3,5 mm Stereo-Klinken Eingang zum Anschluss eines MP3- oder CD Players
  • 6,3 mm Stereo-Klinken Ausgang zum Anschluss an Lautsprechern oder Mischpulten
  • Herkunftsland: China
  • Preis (Verkaufspreis): EUR 416,-
Hot or Not
?
Blick auf die Schlagfläche und Oberseite des EL Cajon

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Alesis | Strata Core | Sound Demo & Review
  • DrumCraft | Concert Snares | Sound Demo & Review
  • Meinl | Byzance Extra Hammered Cymbals 2025 | Sound Demo