Praxis
Tastatur
Die Hammermechanik des Testkandidaten entstammt Rolands neuester Tastaturgeneration, es handelt sich um die „PHA-4 Standard“-Tastatur mit so genanntem „Ivory Feel“. Letzteres bedeutet, dass man die Oberflächenstruktur der Tasten dem früher gängigen Elfenbein nachempfunden hat, ohne dass Elefanten dafür ihrer Stoßzähne beraubt wurden. Die synthetische Variante dieser Beschichtung erhöht die Griffigkeit und fühlt sich sehr gut an. Das Spielgefühl auf der Klaviatur ist hervorragend. Die Gewichtung wirkt sehr ausgewogen, die Tasten repetieren schnell und lassen eine große Bandbreite an Dynamikabstufungen zu. Das natürliche Anschlagsempfinden wird dadurch noch erhöht, dass die Mechanik über einen Druckpunkt verfügt. Dieser sorgt dafür, dass nach dem Anschlagen einer Note noch ein weiteres Absenken der Taste möglich ist, so wie es beim akustischen Vorbild konstruktionsbedingt der Fall ist. Die Gleichmäßigkeit der Tastenabstände und die präzise Garnierung sorgen in Verbindung mit der roten Filzleiste am Übergang zum Gehäuse auch optisch für einen guten Eindruck und zeugen von exzellenter Fertigungsqualität.
Klänge
Das F-130R hat nicht nur 11 Klaviersounds, sondern darüber hinaus auch noch 305 weitere Klänge mit an Bord. Das ist überdurchschnittlich viel für ein Gerät in dieser Klasse. Rolands “SuperNATURAL Piano”-Technologie sorgt dafür, dass die Klavier-Samples mit 128-stimmiger Polyphonie gespielt werden können und über einen großen Detailreichtum verfügen. So hat man neben der Halbpedalerkennung erfreulicher Weise auch an Features wie Dämpfer- und Saitenresonanzen sowie Key-Off-Resonanzen gedacht, was in dieser Preiskategorie eine Seltenheit ist.
Piano 1 heißt Concert Piano. Von Grand ist hier nicht die Rede, und tatsächlich könnte es sich auch um ein Upright handeln, denn ein Flügelsound hat normalerweise mehr Durchsetzungskraft im Tiefmittenbereich. Das Piano aus dem F-130R klingt aber ein wenig lyrischer, dezenter und bekommt dadurch eine angenehme Natürlichkeit, die dem perfektionierten, HiFi-mäßigen Grand-Piano manch anderer Hersteller eine sympathische Alternative entgegensetzt. Schön sind in jedem Fall die dynamischen Abstufungen und das Ausklingverhalten. Des Weiteren finden wir in der Pianoabteilung als willkommene Ergänzung die Varianten Ballade Piano, Bright Piano und Magical Piano, bevor bereits vorab gelayerte Kombinationen aus Piano und Strings, Piano und Pad oder Piano und Chor folgen. Zu guter Letzt gibt es noch ein wunderbar schrullig verstimmtes Ragtime-Piano und zwei Cembalo-Modelle.
Die 305 weiteren Sounds decken eine riesige Bandbreite an Anwendungsbereichen ab und machen das F-130R zu einer Art Alleskönner. Natürlich gibt es in der „Other“-Kategorie einige E-Pianos, also Rhodes, Wurlitzer, FM-Pianos und ein Clavinet. Außerdem sind diverse Mallets und verschiedene Streichersounds vorhanden. Einen nicht unbeträchtlichen Teil nehmen die Orgeln ein, die sowohl in Gestalt unterschiedlicher Kirchenorgeln als auch in diversen Hammond-Registrierungen vorhanden sind. Nach Harfe und Akkordeon folgen die Chöre, sortiert in männlich, weiblich oder dem sehr unterhaltsamen Jazz-Scat-Ensemble. Des Weiteren gibt es Pad-Sounds, drei verschiedene Gitarren und drei Bass-Sounds, bevor sich auf den Speicherplätzen 41-305 eine komplette GM2-Bank anschließt, mit der sich das F-130R fast schon als Brot- und Butterkiste qualifiziert. Hier sind auch acht Drumsets und ein SFX-Set zu finden.
Die Sounds sind größtenteils gelungen und erweitern das Anwendungsgebiet des Instruments enorm, wenngleich viele Nutzer keinen dringenden Bedarf an GM2-Oboen oder einer Jazzgitarre haben werden. Dennoch kann die klangliche Vielfalt eine Inspirationsquelle sein, und der eine oder andere Musiker wird sich über ein GM/GS-kompatibles Soundmodul freuen. In jedem Fall lässt das F-130R die Konkurrenz im Hinblick auf die klangliche Qualität und Vielfalt weit hinter sich.
Weitere Funktionen
Wie eingangs bereits erwähnt, trägt das Roland-Piano den Zusatz „R“ nicht umsonst in der Modellbezeichnung. Denn tatsächlich stecken ein paar Alleinunterhalter-Gene in dem Instrument, auch wenn man ihm das nicht unbedingt ansieht. Das F-130R kennt jedenfalls 72 verschiedene Rhythmen plus deren Variation. Doch damit nicht genug, denn die eingebaute Begleitautomatik bietet sogar Intros, Outros und Fill-Ins und kann liegende Akkorde in stilistisch passende Pattern umwandeln. Man muss schon etwas üben, um mit den wenigen Bedienelementen treffsicher zu hantieren – auf einem hauptberuflichen Entertainer-Keyboard wie dem Roland BK-9 lässt sich die Begleitautomatik deutlich komfortabler bedienen – aber der Spielspaß ist nicht zu unterschätzen.
Für dich ausgesucht
Bedienung
Das Missverhältnis zwischen den wenigen Bedienelementen und dem enormen Funktionsumfang ist unübersehbar. Für einen derart komplexen Aufbau benötigen andere Instrumente gern auch mal das Zehnfache an Buttons und Fadern. Auch das kleine Display hilft nicht immer darüber hinweg, dass viele Features nur mit Tastenkombinationen zu erreichen sind. Das erfordert fast immer das Studium des Handbuchs, und nicht immer ist jeder Bedienschritt intuitiv. An einige Tastaturkommandos gewöhnt man sich, aber beispielsweise die gezielte Auswahl eines Sounds ist ohne einen Blick in die Tabelle geradezu unmöglich. Anders verhält es sich mit der iPad-App, denn die ermöglicht einen weitaus übersichtlicheren Zugriff auf das Instrument. Hier haben Besitzer des kalifornischen Tablets eindeutig bessere Karten.
Alessio sagt:
#1 - 27.06.2015 um 13:45 Uhr
Bei mir klingen die ersten 3 Piano-Klänge wie aus einer Aludose klingend, also ein bisschen hochgepincht. Habt ihr das auch!
Maaattey U sagt:
#1.1 - 16.09.2015 um 18:44 Uhr
Ich habe mir überlegt mir das Gerät zuzulegen, weißt woran das bei dir liegen könnte?
Antwort auf #1 von Alessio
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAlessio sagt:
#1.1.1 - 17.09.2015 um 04:33 Uhr
Liegt daran, dass die Instrumente nicht auf alle 100 Lautstärken abgestimmt sind, die man mit dem Regler einstellen kann. So tönt das Klavier für mich nur auf St. 50 und 80 richtig gut, auf hundert wie gesagt ein bisschen blechern. Jedoch ist es ansonsten absolut preiswert, ein richtig gutes Spielgefühl, schöne Tasten, das Piano hat ein typisches Roland Design und hat man erst mal ein iPad drangeschlossen ( oder die Anleitung gelesen ), entdeckt man die vielen weiteren Funktionen und Sounds die enthalten sind. Absolute Kaufempfehlung
Antwort auf #1.1 von Maaattey U
Melden Empfehlen Empfehlung entfernen