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Roland F-140R Test

Praxis

Tastatur

Wie schon beim Vorgänger ist auch im F-140R Rolands PHA-4-Standard-Tastatur mit Druckpunkt und einer synthetischen Elfenbein-Oberfläche verbaut. Für diese Preisklasse haben wir es hier mit einer wirklich guten Tastatur zu tun. Sie liegt gut „in der Hand“ und lässt sich sehr dynamisch spielen. Die künstliche Elfenbein-Oberfläche bedeutet, dass die Tasten eine leicht raue Oberfläche besitzen, was dem Spieler zu etwas mehr „Grip“ verhilft. Ähnlich wie bei einem echten Flügel ist der Bassbereich etwas schwerer gewichtet und der Diskant dafür etwas leichtgängiger. Insgesamt ist die Tastatur jedoch nicht zu schwer gewichtet und erlaubt ein schnelles Repetieren. Ein weiteres Feature, mit dem nicht alle Tastaturen in diesem Preissegment aufwarten können, ist der Druckpunkt. Erst dadurch bekommt eine Tastatur einen wirklich authentischen Charakter.
Der Tastaturdeckel faltet sich nach hinten zusammen und dient zugleich als Notenhalter, wofür er für mein Empfinden etwas zu kurz geraten ist. Beim Ablegen einzelner Notenblätter passiert es gerne mal, dass die Blätter nach hinten etwas „überhängen“ und nicht optimal stehen. Ich würde mir wünschen, dass man hier zukünftig in die faltbare Abdeckung eine ausziehbare, größere Ablage integriert.

Pianosounds

Obwohl das F-140R eine breite Palette von Klängen bietet, geht es auch hier natürlich vorrangig um den Klaviersound. Das merkt man nicht zuletzt daran, dass es zur Soundauswahl nur über die Taster „Piano“ und „Other“ verfügt. Insgesamt stehen in der Piano-Abteilung 11 Klänge zur Verfügung, unter denen sich verschiedene Piano-Variationen sowie zwei Cembalo-Modelle befinden. Die SuperNATURAL-Klangerzeugung erzeugt bei den Klaviersounds diverse charakteristische Nebengeräusche wie Dämpfer-, Saitenresonanz- und Key-Off-Sounds, die die Authentizität der Klänge steigern.

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Piano 1 Piano 2 Piano 3

Die Klaviersounds klingen alle sehr brauchbar und lassen sich dynamisch spielen. Schön ist, dass alle Pianos bei leisem Spiel sehr soft und warm klingen und bei hartem Anschlag sehr brillant und durchsetzungsfähig werden. Allerdings hatte ich mehrfach das Gefühl, dass die Velocity-Auflösung etwas zu grob geraten ist.
Für den Betrieb mit einem Kopfhörer hat Roland dem F-140R einen 3D-Ambience-Effekt spendiert, der im Function-Modus hinzugeschaltet werden kann und dem trockenen Kopfhörersignal zu etwas mehr Räumlichkeit verhilft. Bei meinem Test musste ich feststellen, dass dieser Effekt beim ersten Spielen bereits aktiv war, obwohl er besser nur für den Kopfhörer benutzt werden sollte. Über Studiomonitore klingt er jedenfalls etwas künstlich. 

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Piano 1 (mit “3D-Effekt”)

Weitere Klänge

In der Kategorie „Other“ stehen weitere 305 Sounds zur Verfügung. Die Auswahl ist hier wesentlich größer als bei den meisten Digitalpianos und erinnert durchaus an typische Arranger-Keyboards. Neben E-Pianos und Orgeln findet man hier beispielsweise auch Streicher-, Gitarren-, Bass- und Drumsounds. Außerdem sind die 256 Klänge der GM2-Palette integriert, die zum Abspielen von MIDI-Files und für die Begleitautomatik zum Einsatz kommen. Hier hört ihr eine Auswahl:

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E-Pianos B3 Organ Strings Synth

Erfreulicherweise sind viele der Sounds aus der „Other“-Kategorie ebenfalls brauchbar, was man nun wirklich nicht von jedem Digitalpiano behaupten kann. Natürlich darf man hier keine Höchstleistungen erwarten, für ein Piano dieser Preisklasse bietet das F-140R aber eine sehr amtliche Qualität.

Split und Layer

Bei der großen Soundauswahl kommen die Split- und Layer-Funktionen des F-140R natürlich sehr gelegen, mit denen man zwei Sounds kombinieren kann. Im Splitmodus lässt sich die Tastatur an einem beliebigen Punkt teilen, im Layer-Modus kann man zwei Sounds übereinander legen. Die Lautstärkeverhältnisse der Sounds lassen sich jeweils anpassen. Außerdem bietet das F-140R den „Twin Piano Mode“, mit dem die Tastatur in zwei Bereiche mit identischem Tonumfang unterteilt wird. Das eignet sich besonders für Unterrichtszwecke.

Begleitautomatik

Im F-140R versteckt sich eine kompakte, aber dennoch beachtenswerte Rhythmusfunktion, mit der man sich beim Spielen selbst begleiten kann. Die Begleitautomatik wartet mit 72 typischen Styles auf, darunter neben gängigen Pop-Beats auch lateinamerikanische und traditionelle Rhythmen. Im Vergleich zu vielen typischen Arranger-Keyboards fallen das Angebot und die Möglichkeiten des F-140R eher etwas kleiner aus, lassen sich aber insgesamt dennoch gut gebrauchen. Die Styles werden über die Plus/Minus-Taster angewählt und dann über die drei Tasten Start/Stop, Intro/Ending und Variation links vom Display gesteuert. Auch eine Sync-Start-Option gibt es, die den Rhythmus synchron zum ersten Akkord startet – allerdings ist sie leider gut versteckt. Im Rhythmus-Modus wechselt das Piano automatisch in den Split-Modus – die linke Hand steuert dann die Begleitharmonien, während in der rechten Hand ein unabhängiger Sound für die Melodie ausgewählt werden kann. 

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Style 1 Style 2

Die Rhythmen klingen sehr nach einem klassischen Arranger-Keyboard und sind insgesamt sehr tauglich. Jeder Style verfügt über zwei Variationen, die durch Drücken des Variation-Tasters gewechselt und jeweils mit einem Fill-In eingeleitet werden. Die Intros und Endings sind ein weiteres nettes Feature, jedoch sind sie teilweise recht lang. Für so manches Intro oder Ending sollte man ein bisschen Zeit mitbringen – oder vorher „hinein hören“, um eventuellen Überraschungen vorzubeugen.

Songs, Aufnahme und Wiedergabe

Im Song-Modus des Roland F-140R lassen sich eine Menge vorprogrammierter Klavierstücke abspielen, darunter 69 klassische Stücke, 100 Czerny-Etüden und 20 Hanon-Übungen. Für eigene Aufnahmen bietet das Piano einen MIDI-Recorder mit einer Spur. Im internen Speicher können bis zu 10 MIDI-Songs aufgezeichnet und wiedergegeben werden. Insgesamt beträgt die Kapazität des Speichers etwa 30000 Noten. Per USB-Schnittstelle lassen sich MIDI-Files importieren und exportieren. Ist ein USB-Stick eingesteckt, so lassen sich von diesem auch Audio-Files im WAV-Format abspielen, aber leider nicht aufnehmen. Auch die Wiedergabe von MP3-Dateien ist leider nicht möglich. Wer zu einem Song mitspielen möchte, kann aber alternativ natürlich auch den Audioeingang zum Anschluss eines Audio-Players benutzen. Bei der Wiedergabe von Audio-Files kann man die „Center Cancel“-Funktion anwenden, die die Gesangs- bzw. Melodiestimme entfernen soll, außerdem lässt sich das Tempo regeln. Je nach Ausgangsmaterial liefern diese Funktionen sehr unterschiedliche Resultate und sind eher als Zugabe zu verstehen.

Bluetooth-Funktion

Ein praktisches neues Feature ist die eingebaute Bluetooth-Funktion. Besitzt man ein Tablet oder Smartphone, so kann man sich per Bluetooth mit dem Piano verbinden und beispielsweise MIDI-Files austauschen oder mit den Pedalen bzw. Tastern des F-140R die Notenseiten in einer Noten-App umblättern. Ich habe letzteres zu Testzwecken ausprobiert und die kostenlose App „PiaScore“ auf meinem iPhone 5 installiert. Anschließend habe ich im Function-Modus die Bluetooth-Funktion des F-140R aktiviert und konnte dann mein iPhone sofort mit dem Piano verbinden. Standardmäßig sendet das linke Pedal dann den „Page Down“- und das mittlere Pedal den „Page Up“-Befehl, sodass man bequem mit dem Fuß vor- und zurückblättern kann. Für die Nutzung von Noten-Apps ist die Bluetooth-Funktion auf jeden Fall ein praktisches Hilfsmittel und ich bin angenehm überrascht, dass dies so schnell und unproblematisch funktioniert hat!

Bedienung

Insgesamt ist die Bedienung des F-140R nicht ganz so unkompliziert, wie man es sich bei einem Digitalpiano eigentlich wünschen würde. Schon bei der Regelung der Lautstärke fällt auf, dass dies mit einem Schiebe- bzw. Drehregler viel einfacher von der Hand ginge. Zwar sind viele wichtige Einstellungen wie z.B. das Anwählen der Klänge schnell gemacht. Andere Einstellungen wiederum sind so wenig intuitiv, dass man eigentlich nicht ohne das Handbuch auskommt. Das kleine Display liefert zudem oft nur einen Anhaltspunkt. Wer beispielsweise die Anschlagdynamik anpassen möchte, muss erst nach den nötigen Informationen im Handbuch suchen und dann in mehreren Schritten – manchmal erst über das Function-Menü – zum gewünschten Ergebnis kommen. Hier hätten ein paar Taster mehr und ein aufschlussreicheres Display sehr geholfen. 

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