ANZEIGE

Roland F-20 Test

Praxis

Tastatur

Roland hat sogar diesem Einsteigermodell die Ivory-Feel-G-Tastatur spendiert. Das ist eine 88-tastige Hammermechanik, die auch in weitaus teureren Modellen verbaut wird. Die Klaviatur kann auf Anhieb überzeugen, hier stimmt einfach alles. Die Gewichtung ist sehr ausgewogen, das Repetitionsverhalten gefällt und die Bandbreite der Dynamik ist hervorragend. Wie beim akustischen Vorbild verfügt die Mechanik auch über einen Druckpunkt, der nach dem Anschlagen ein weiteres Absenken der Taste ermöglicht. Dies alles trägt zu einem sehr natürlichen Spielgefühl bei. Die Oberfläche der Tastatur wurde der antiken Elfenbein-Beschichtung nachempfunden, was sicherlich Geschmackssache ist, mir persönlich aber zusagt und die Griffigkeit erhöht. Am Übergang zum Gehäuse liegt eine rote Filzleiste, die das Innere vor Staub schützt und sehr vornehm aussieht. Auch die Garnierung und die Tastenabstände sind vorbildlich gearbeitet. Insgesamt ist die Tastatur ein echter Volltreffer.

Klänge

Die Klangauswahl des F-20 ist mit insgesamt 35 Sounds überdurchschnittlich groß. Das Gebotene geht weit über die üblichen Standards hinaus und bietet Klänge für diverse Stilistiken, sodass man dem Instrument in dieser Hinsicht fast schon Stagepiano-Qualitäten attestieren kann. Die Klangerzeugung der Klaviersounds beruht auf Rolands SuperNATURAL-Technologie.
Fangen wir mit dem Piano an: Sechs verschiedene Sounds sind in dieser Kategorie zu finden, wobei nur vier tatsächlich Klaviersounds sind. Der offene Charakter von Piano 1 wirkt sehr natürlich und erinnert fast eher an ein Upright als an einen Konzert-Flügel, da vor allem im Tiefmittenbereich aufgeräumt wurde. So bleibt der Klang stets drahtig und transparent, im Fortissimo mitunter sogar ein wenig schrill. Piano 2 hingegen wirkt etwas mächtiger und verfügt über mehr Reserven im Bass. So ist er eine gute Ergänzung zum etwas dünneren Piano 1. Bemerkenswert ist, dass auf viele Details geachtet wurde, die für ein Piano in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich sind. Neben der Halbpedalerkennung sind das auch Dämpfer- und Saitenresonanzen sowie Key-Off-Resonanzen. Dies alles trägt erfreulicherweise zu einem sehr naturgetreuen Klangbild bei. Piano 3 ist eine etwas poppigere Variante, Piano 4 hingegen ein schön schäbiges Honkytonk für stilechtes Barpiano im Western-Saloon. Die beiden verbleibenden Klänge in der Piano-Sektion sind Cembalo-Sounds, beispielsweise für die Interpretation von Barockmusik.

Audio Samples
0:00
Piano 1 (Stereoausgang) Piano 1 (Mikrofone) Piano 2 (Stereoausgang) Piano 2 (Mikrofone)

In der E-Piano-Abteilung sind neben drei verschiedenen Vertretern des elektromechanischen Vorbilds auch ein Clavinet, ein Vibraphon, eine Celesta und so genannte Synth Bells zu finden. Diese klingen allesamt anständig und runden die Palette der Vintage-Sounds und Mallets ab. Des Weiteren verbergen sich hinter dem Button „Other“ noch 22 weitere Klangfarben, die ein breites Spektrum abdecken. Neben drei Streichersounds, einer Harfe, zwei Hammond-Simulationen und zwei Kirchenorgeln verbirgt sich in dieser Kategorie eine umfangreiche Auswahl an Chor-Sounds (inklusive der lustigen Jazz Scat Voices). Außerdem gehören ein Akkordeon, zwei Gitarrensamples, ein Synth-Pad und drei verschiedene Bass-Sounds dazu.
Nicht alle dieser Klangfarben sind atemberaubend, aber sie decken doch eine Fülle von Anwendungsbereichen ab und brauchen mancherlei Vergleich zur Konkurrenz nicht zu scheuen. Man bekommt beim F-20 allemal eine größere Soundauswahl geboten, als gemeinhin in dieser Preiskategorie und Geräteklasse üblich ist.

Audio Samples
0:00
E-Piano (Stereoausgang) E-Piano (Mikrofone) Scat (Stereoausgang) Scat (Mikrofone)

Weitere Funktionen

Das F-20 ist ein verkapptes Alleinunterhalter-Keyboard, denn es hat 32 Rhythmen eingebaut und wandelt gehaltene Akkorde in Begleitpattern um. Sogar ein Intro und ein Outro kennt die Begleitautomatik. Die Bedienung ist zwar recht rudimentär und erschließt sich nicht sofort, dennoch ist dieses Feature eine nette Dreingabe mit einem gewissen Unterhaltungswert.
Natürlich gibt es auch einen Recorder, mit dem man sein Spiel aufzeichnen und als MIDI-File exportieren kann. Vom USB-Slot aus kann man sogar Audiofiles abspielen und auf dem F-20 dazu jammen.
Wer 30 Euro in den optional erhältlichen WLAN-Adapter investiert und über ein iPad verfügt, kann den Funktionsumfang noch einmal drastisch erweitern. Über das Netzwerk verbindet sich das F-20 mit dem iOS-Gerät, das mit der kostenlosen Piano Partner App zu einer großen Hilfe beim Üben wird. Man kann die Gehörbildung trainieren, aber auch Stücke aus einer umfangreichen Bibliothek einstudieren und dabei die linke und die rechte Hand separat stummschalten oder das Tempo reduzieren, um schwierige Passagen langsamer zu üben. Darüber hinaus lässt sich das F-20 über die App steuern, man kann beispielsweise Sounds und Rhythmen auswählen und verfügt über eine deutlich übersichtlichere Bedienoberfläche. Außerdem gibt es für das iPhone, iPad oder den iPod die ebenfalls kostenlose App Air Performer. Diese ermöglicht dem Instrument, Songs drahtlos vom iOS-Gerät zu empfangen, zu denen man dann spielen kann. Ganz nebenbei wird das Piano so zum Soundsystem für Apple-Geräte und man überbrückt damit quasi den fehlenden Audioeingang.

Bedienung

Das schicke Design der schlichten Bedienoberfläche hat zur Folge, dass man einige Funktionen leider nur nach dem Studium der Bedienungsanleitung aufrufen kann. Zwar ist die Auswahl von Sounds denkbar einfach und auch das Metronom lässt sich ohne akrobatische Verrenkung bei Tastenkombinationen bedienen. Für diffizilere Einstellungen wie beispielsweise Lautstärkeverhältnisse von Split-Sounds muss man allerdings zwangsläufig ins Handbuch schauen. Dieses ist aber sehr übersichtlich gestaltet und sehr verständlich geschrieben. Und die Grundfunktionen hat man auch ohne die Anleitung schnell begriffen. Vereinfacht wird die Bedienung natürlich, wenn man die oben erwähnte iPad-App benutzt. Dann ist das Aufrufen von Sounds, Songs und Begleitrhythmen wirklich ein Kinderspiel.

Kommentieren
Profilbild von Johanna Weiss

Johanna Weiss sagt:

#1 - 17.11.2020 um 15:40 Uhr

0

Hallo und danke für den Artikel!
Wissen Sie zufällig, wo man den Unterbau für dieses Modell bekommen kann?
Liebe Grüße
Johanna W.

    Profilbild von Michael Geisel

    Michael Geisel sagt:

    #1.1 - 22.11.2020 um 09:19 Uhr

    0

    Hallo Johanna, das Piano (Modelljahr 2014) ist laut Roland-Webseite [https://www.roland.com/de/p...] nicht mehr lieferbar. Ich würde zunächst Roland selbst (Sitz in Rüsselsheim) kontaktieren, dazu gehen Sie auf diese Webseite: https://www.roland.com/de/c.... Sollten Sie dort keinen Erfolg haben, hilft nur noch die Suche auf dem Gebrauchtmarkt (z. B. eBay-Kleinanzeigen ...). Ich hoffe, das hilft Ihnen ein bisschen weiter. Viele Grüße, die Redaktion

    Antwort auf #1 von Johanna Weiss

    Antworten Melden Empfehlen
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.