Praxis
Inbetriebnahme
Nach dem Einschalten ist das FP-30X nach kurzer Zeit spielbereit. Zunächst ist immer der Klavierklang eingestellt. Wählt man einen anderen Piano-Sound, so merkt sich das FP-30X diesen, auch wenn man die Kategorie wechselt. Auf diese Weise hat man seine drei Lieblingssounds immer griffbereit. Sind der Lieblings-Piano- und E-Piano-Sound sowie ein Pad-Sound aus dem Bereich “Others” gefunden, kann man bei einem Gig schnell zwischen diesen Pianos wechseln, im Dual-Modus auch gleichzeitig spielen oder das Lieblings-Pad hinzufügen.
Tastatur
Die verbaute PHA-4 Tastatur mit Ivory Feel macht sich für diese Preisklasse sehr gut. Dank Hammermechanik, Druckpunktsimulation und Elfenbein-Haptik ist das Spielgefühl sehr ähnlich zu dem eines Flügels. Die leicht strukturierte Oberfläche der Tasten erzeugt eine angenehme Griffigkeit, auch bei schwitzigen Fingern. Die Simulation des leichten Druckpunkts einer Flügelmechanik zeigt sich besonders vorteilhaft beim gefühlvollen Spiel leiser Passagen. Ohnehin berücksichtigt die skalierte Gewichtung, dass die tiefen Töne der Tastatur etwas schwerer gewichtet sind als die des Diskantbereichs.
Lautsprecher
Das integrierte 2x 11 Watt Verstärkersystem macht ordentlich Druck. Die beiden Lautsprecher sind links und rechts in den Gehäuseboden eingebaut und strahlen nach unten ab. Allerdings entspricht die maximale Lautstärke nicht ganz dem Pegel eines akustischen Klaviers. Der Klang ist ausgewogen, man darf aber von den beiden Speakern keine Wunder erwarten. Wer mehr möchte, der sollte sich die größeren FP-X-Modelle anschauen, denn die verfügen über ein viel ausgeklügelteres Verstärkersystem mit vielen Lautsprechern, die auch nach oben abstrahlen.
Klavierklänge
Kommen wir zum Wichtigsten: dem Klang. Mit den drei Tone-Tastern “Piano”, “E.Piano” und “Other” sind die groben Klangkategorien abgegrenzt. Zur Auswahl eines bestimmten Piano-Sounds muss man die entsprechende Tone-Taste drücken und gleichzeitig eine tiefe Klaviatur-Taste, für das erste Piano beispielweise die tiefste Taste “A”. Die Piano-Kategorie beheimatet 12 Sounds akustischer Klaviere, einschließlich eines Cembalos. Der Klaviersound basiert dabei auf der Roland SuperNATURAL Piano-Technologie. Mithilfe der “Piano Designer” App von Roland können viele Parameter des Piano-Sounds editiert werden. Damit habe ich den Flügelklang “Concert Piano” nach meinem Geschmack etwas angepasst. Das zweite Audiobeispiel zeigt den Sound zunächst mit Saiten- und Dämpferresonanz, danach ohne. Schön: das “Upright Piano” mit seinem intimen Klang und der typischen dezenten Verstimmung eines Klaviers.
E-Pianos und mehr
Die E-Piano-Kategorie beherbergt nicht nur klassische Rhodes-, Wurlitzer- und FM-Piano-Klänge, sondern auch Clavinet, Orgeln und ein Akkordeon. Rhodes und Wurly sind gut gelungen, die DSP-Effekte sind geschmackvoll eingesetzt, allerdings nicht editierbar. Man kann nur Brilliance (eine Art Equalizer) und Ambience (mittelmäßiger Hall) hinzufügen. Das funktioniert auch ohne App, über die Function-Taste. Dazu später mehr. Interessant ist, dass man bei den acht verschiedenen Hammondorgel-Klängen die Geschwindigkeit des Rotary-Effektes umschalten kann, indem man die Taste “E.Piano” drückt. Das ist eine sehr coole Funktion, denn dadurch klingt die Orgel viel lebendiger. Das Umschalten der Geschwindigkeit geschieht auch nicht abrupt, sondern fließend. Der Clavinet-Sound kommt in Begleitung eines Rhythms, den man über die App startet. Das letzte Audiobeispiel kombiniert das Concert Piano mit einem FM-Piano im Dual-Modus.
Für dich ausgesucht
Weitere Sounds
Alle übrigen Panel-Sounds sind in der dritten Kategorie “Others” abgelegt. Hier sind hauptsächlich String- und Pad-Sounds zu finden, die man über die Dual-Funktion unter den Hauptsound legen kann. Mir haben hier besonders die fetten Analog-Pads gefallen. Umständlich ist das Einstellen der Lautstärkeverhältnisse zweier Sounds im Dual- oder Split-Modus am FP-30X selbst. Intuitiver geht das mit der “Piano Every Day” App. Hier ein paar Beispiele der „Other“ Sounds:
Bedienung
Wie schon erwähnt, müssen Parameteränderungen mit der Function-Taste und der Klaviatur vorgenommen werden. Möchte man beispielsweise das Instrument um einen Ganzton nach unten transponieren, muss man die Function-Taste drücken und gleichzeitig die Note “Bb” unterhalb des mittleren C. In diesem Moment ist das Instrument stumm, sodass solche Bedienungsschritte auch nicht beim Klavierspiel stören. Die Legende der über die Klavier-Tasten aufzurufenden Funktionen ist oberhalb des schwarzen Filzstreifens relativ klein gedruckt.
Auf diese Weise können Parameter wie “Brilliance”, “Ambience” oder “Master Tuning” eingestellt werden. Auch die Auswahl eines bestimmten Sounds geschieht nach dieser Methode. Man muss die entsprechende Tone-Taste drücken und gleichzeitig eine tiefe Klaviatur-Taste. Für die Wahl des Klangs “Concert Piano” ist das beispielweise die Piano-Taste und gleichzeitig die tiefste Taste “A”. Die vielen möglichen Parameter-Steuerungen sind in der Bedienungsanleitung zusammengefasst:
Diese relativ umständliche Handhabung ist deshalb gegeben, da es nur wenige Bedienelemente und kein Display gibt. Will man komfortabler an einem Touchdisplay editieren, kommt man nicht um die Apps herum. Mit ihnen lassen sich auch die Klänge des Pianos bequem aus einer Liste auswählen.
Piano Designer App
Die Piano Designer App hilft speziell den Klavierklang an eigene Bedürfnisse anzupassen. Die Werte für Lid (Öffnungsgrad des Flügeldeckels) oder Saiten- und Dämpferresonanz bieten hier viel Spielraum. Auch die Art der Temperierung – also der Stimmung – kann für andere Kulturkreise eingestellt werden. Es ist sogar möglich, die Stimmung, die Lautstärke und den Klangcharakter für jede einzelne der 88 Tasten zu verändern (Individual Note Voicing). Alle diese Änderungen sendet man entweder zum FP-30X oder speichert sie als Preset in der App ab. Wird ein solches Preset zum FP-30X gesendet, sind die Änderung dauerhaft, auch nach dem Ausschalten.
Piano Every Day App
Die Piano Every Day App von Roland macht das Tablet zum Klavierlehrer. Man kann sich die 30 internen Songs des FP-30X sowie den im Instrument selbst aufgenommenen Song in Notenform darstellen lassen und damit üben. Auch rechte und linke Hand getrennt voneinander. Zusätzlich gibt es Gehörbildungsübungen und die Möglichkeit neue Übungsstücke in Form von Noten im Store zu kaufen. Auch ein Metronom kann in analoger oder digitaler Gestalt eingesetzt werden.
Sehr praktisch: Die App ist im „SETTINGS“ Menü dazu nutzbar, Einstellungen am FP-30X vorzunehmen. Wesentlich komfortabler, als am Instrument selbst. Im Menü “KEYBOARD and TONES” wählt man den Modus (Single, Split, Dual oder Twin Piano) und anschließend die gewünschten Klänge, auch aus den 256 GM-Sounds! Man kann selbst denselben Klang doppeln und einen davon in der Oktave zu verschieben. So baut man beispielsweise ein Salsa-Piano. Auch die Lautstärke-Balance der beiden Tones des Dual- oder Split-Modus ist in der App sehr komfortabel einstellbar.
Leider gibt es auch in der App keine Registrierungen für Klangeinstellungen. Will man mehr Komfort in Bedienung und 45 Registrations im Instrument, so muss man für das größere Modell Roland FP-60X schon über 1.100 € hinlegen.
Rhythms
Ein weiterer Pluspunkt der App ist die Möglichkeit, 21 Rhythms zu verwenden. Dadurch erhält das FP-30X eine Arrangerfunktion, die recht gut klingt. Akkorde werden erkannt und man kann sich so beim Klavierspiel von einer kleinen Band begleiten lassen. Jeder Rhythm besthet aus einem Intro, zwei Variationen, einem Ending und einem Auto-Fill.
Das Schlagzeug läuft auch alleine, ohne weitere tonale Patterns. Zusammen mit den Klangmöglichkeiten der App gibt es viel Raum zum Experimentieren.
Sonstiges
Schließt man das Roland FP-30X über USB an einen Computer an, erscheint es in einer DAW als “Roland Digital Piano”. Audio- und MIDI-Daten werden digital bidirektional ausgetauscht. Ich konnte so alle Audiobeispiele in diesem Test auf digitalem Weg im Computer aufnehmen und auch direkt über die Lautsprecher des Instruments abhören. Somit ist das FP-30X auch Audiointerface und MIDI-Masterkeyboard gleichzeitig. Ideal für die Musikproduktion zuhause oder im Studio. Auch können Audio-Dateien von einem Smart-Device via Bluetooth über die Lautsprecher des Instruments wiedergegeben werden. Die Software-Synths auf meinem iPad konnte ich problemlos über das FP-30X spielen. Die Möglichkeiten sind sehr vielseitig.
Guenter Kleppien sagt:
#1 - 06.01.2023 um 19:05 Uhr
Hallo liebe Leute, ein billiges allereinfachste Roland-Keyboard suche ich. Es kann auch gebraucht sein. Nur funktionieren sollte es. Ich habe noch ein defektes Roland-Keyboard MK-4901, nur ein Draht hat sich gelöst. Ich weiß nicht, wo er sich gelöst hat, das kann man nicht erkennen. Ich bräuchte den originalen Schaltplan o.ä. . Oder ein anderes Gerät. Wer kann mir helfen? LG. G. - (wird mein Name veröffentlicht ? - Bitte nicht! )