Praxis
Tastatur
Die Ivory Feel-G-Tastatur, die schon vom Vorgängermodell und anderen kompakten Roland-Pianos wie etwa dem F-120R bekannt ist, verdient auch beim FP-50 eine besondere Erwähnung. Sie lässt sich großartig spielen und ermöglicht eine gute Kontrolle, da sie sich sehr „griffig“ anfühlt. Sie ist nicht zu schwer gewichtet und verfügt über einen leicht spürbaren Druckpunkt – das ist wirklich angenehm und erinnert sehr an eine echte Flügeltastatur.
Klang
Extras hin oder her – bei einem Digitalpiano geht es natürlich zuallererst um den Klaviersound. Beginnen wir also direkt mit einer Auswahl verschiedener Piano-Klänge:
Mit Abstand am besten gefällt mir der Concert-Piano-Sound. Der Klang ist hervorragend und hat neben voluminösen Bässen einen besonders schönen Diskant. Den Grundsound dieses Pianos könnte man als warm bezeichnen, er zeigt aber durchaus „Zähne“, wenn man ihn etwas härter anspielt: Durch seine große Dynamik und entsprechende Brillanz ist er damit sehr vielseitig verwendbar. Im Zusammenhang mit der tollen Tastatur bekommt man hier richtig Lust aufs Spielen! Der zweite Piano-Sound („Ballade“) klingt – ähnlich wie bei den meisten Digitalpianos – wie eine Variante des ersten Pianos. Die weiteren Pianosounds klingen ebenfalls gut, sind aber nicht ganz so herausragend und authentisch.
Bleiben wir also beim Concert-Piano und schauen uns noch ein paar Highlights des FP-50 an: Die Einstellmöglichkeiten der verschiedenen Nebengeräusche. Im Menü des Pianos verstecken sich zahlreiche Klangparametern, die sich in 10 Stufen ein- bzw. ausblenden lassen. Dazu gehören u.a. die Dämpfer- und Saitengeräusche. Hier einige Klangbeispiele mit dem Concert-Piano:
Die Nebengeräusche verleihen dem Flügelklang einen besonders authentischen Charakter – so etwas ist wirklich toll. Von mir aus könnten alle Parameter schon in den Werkseinstellungen auf „10“ stehen. Ich persönlich würde mir übrigens wünschen, dass man die Geräusche noch etwas stärker hervorheben könnte. Besonders bei den Dämpfergeräuschen musste ich genau hinhören, um den Unterschied zwischen Stufe 10 und 0 zu hören, da sie sehr subtil sind. Es gibt durchaus Bereiche (z.B. in der Filmmusik), wo drastische Einstellungen trotz ihrer übertriebenen Anhebung immer noch natürlich klingen: Gerade deswegen erhält ein Instrument oft seinen besonderen Charakter. Hier möchte ich ermutigen: Es wäre noch etwas mehr drin gewesen!
Im Ausklang der Pianosounds trennt sich auch heute noch die Spreu vom Weizen. Hier hört man leider noch viel zu oft einen statischen Klang, der durch das „Loopen“ der Samples und unrealistische „Fade-outs“ hervorgerufen wird. Beim FP-50 treten diese Effekte zum Glück nicht auf. Man hört deutlich die typischen Schwebungen der ausklingenden Klaviersaiten. Hier ein weiteres Hörbeispiel:
Im Übrigen finde ich es etwas schade, dass es im FP-50 keine Upright-Pianos gibt. Bei den roten Schweden sind sie schon lange Bestandteil der Soundlibrary und bieten einen Kontrast zu den meist sehr ausgeglichenen und „glatten“ Flügelklängen. Ganz davon abgesehen sind Upright-Pianos beliebter denn je und seit einigen Jahren aus der Popularmusik nicht mehr wegzudenken.
Kommen wir nun zu den E-Pianos und weiteren Klängen. Leider hat sich hier nicht viel getan, und es scheint mir, als würden alle Sounds abseits der Klavierabteilung eher stiefmütterlich behandelt. Ein Phänomen, das man leider auch von den Konkurrenten schon lange kennt. Vermutlich liegt es daran, dass ein Digitalpiano hauptsächlich als Flügel-Ersatz konzipiert wird und alle weiteren Sounds eher eine untergeordnete Rolle spielen. Dennoch wären ein paar schöne E-Pianos wünschenswert und würden das FP-50 auch für den Live-Einsatz in aktuellen Stilistiken interessanter machen.
Es gibt einige brauchbare Rhodes-Sounds, spätestens aber beim Wurlitzer, Clavinet und anderen Sounds bekommt man den Eindruck, dass hier immer noch das veraltete Modell „Speicherplatz sparen statt Klotzen“ angesagt ist. Durchweg zeigen sich die Nachteile dieser – meines Erachtens überholten – Denkweise: große Pitch-Shifting-Intervalle der Samples, Looping und wenig Velocity-Stufen. Hier wäre sicherlich mehr möglich, schließlich schaffen das mittlerweile auch andere Keyboardhersteller.
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Effekte
Wer Wert auf Effekte legt, dem sei hier deutlich gesagt: Abgesehen von einem rudimentären Hall wird man im FP-50 leider nicht fündig. Ähnlich wie die meisten Parameter lässt er sich in 10 Stufen hinzuschalten. Für mein Empfinden ist er genau richtig, allerdings sind Nachhallzeit und andere Parameter nicht veränderbar. Je nach Musik wäre es hier von Vorteil gewesen, wenn man z.B. zwischen Raum oder langem Hall auswählen könnte – in dieser Preisklasse ist das sicherlich nicht zu viel verlangt.
Begleitrhythmen
Widmen wir uns nun aber einem wesentlich interessanteren Thema: der Begleitautomatik des FP-50. Sie bietet 90 Rhythmen und das typische Bedienfeld zur Steuerung (Start/Stop, Intro/Ending, Variation). Allen erfahrenen Begleitautomatik-Benutzern sei allerdings gesagt: Wer einmal an einem “hauptberuflichen” Entertainer-Keyboard wie zum Beispiel dem hauseigenen BK-9 oder der Yamaha PSR-S-Serie gesessen hat, der wird beim FP-50 einiges vermissen. Sowohl klanglich als auch von den Einstellmöglichkeiten her ist die eingebaute Rhythmussektion eher überschaubar und auf den Hausgebrauch ausgerichtet. So verfügen die Rhythmen nur über je zwei Variationen und auch die Begleitstimmen sind weniger ausgefeilt.
Doch beginnen wir von vorn: Das Anwählen der verschiedenen Styles geht einfach von der Hand und das klangliche Resultat ist durchaus brauchbar.
Ein kleiner Schwachpunkt scheint mir aber die „intelligente Akkorderkennung“ zu sein. Wenn man Akkorde nicht exakt auf die gewünschte Zählzeit spielt, klingt es bisweilen etwas hakelig, und die neuen Akkorde werden gelegentlich etwas zu früh oder zu spät gespielt. Das führt teilweise zu etwas merkwürdigen Ergebnissen.
Ein Unterschied zum Vorgänger FP-4F ist übrigens, dass Roland beim FP-50 auf den „Session-Partner“ verzichtet hat. Mit dieser Funktion war eine Art musikalische Session möglich, bei der die Begleitautomatik Rhythmen und Akkorde vorgab, zu denen man mit der rechten Hand improvisieren konnte. An ihrer Stelle gibt es beim FP-50 nur eine Auswahl an vorgefertigten Demo-Songs, zu denen man auch spielen kann. Da hier allerdings bereits ein kompletter Song abgespielt wird (den man aber z.B. im Tempo variieren kann), frage ich mich, ob man das als Spieler wirklich möchte. Vielleicht ist dies doch eher ein klassischer Demo-Modus, der die vielen Möglichkeiten des FP-50 präsentieren soll.
Registrierungen
Ein wichtiges Feature für die Live-Performance ist das Abspeichern verschiedener Klangeinstellungen. Im FP-50 heißen solche Einstellungen „Registrierungen“ und lassen sich durch Tastenkombinationen vornehmen (gleichzeitiges Drücken mehrerer Taster). Mit ein wenig Übung hat man den Dreh raus, jedoch verbirgt sich hier die Gefahr, dass man die eigens abgespeicherten Registrierungen nicht sofort zur Verfügung hat: Auch zum Abrufen müssen mehrere Taster gleichzeitig gedrückt werden. In Punkto Benutzerfreundlichkeit gibt es hier also einen kleinen Punktabzug.