Praxis
Roland FP-E50 Test: Wie klingt das Digitalpiano?
Hören wir zunächst einige Pianoklänge aus dem Roland FP-E50. Als erster Sound ist das Concert Piano voreingestellt. Alternativ können durch zweimaliges Drücken der Piano-Taste noch alle anderen Pianos in einer Liste angezeigt werden: insgesamt 27 akustische Pianos sind hier zu finden. Über einen Klick mit der rechten Maustaste stehen zudem zwei weitere Listen mit zusätzlichen Pianos zur Auswahl.
Die Auswahl an Pianos ist recht vielfältig und bietet viele Klaviere für verschiedene Musikrichtungen. Besonders gut gefällt mir das Concert Piano, das sehr dynamisch und ausgewogen klingt. Schön ist auch, dass es bereits vorkonfigurierte Layer-Sounds gibt, ohne dass man den Layer-Modus verwenden muss. Leider findet man hier keine Upright Pianos, die immer eine schöne Ergänzung zu den Flügelmodellen sind. Übrigens bietet das FP-E50 auch einen „One Touch Piano“ Taster, der das Digitalpiano sofort in den reinen Piano-Modus schaltet.
Der Piano Designer des FP-E50
Darüber hinaus verfügt das FP-E50 über den Piano Designer, mit dem unter anderem die Öffnung des Flügels sowie Nebengeräusche wie Hammer-Noises und Saitenresonanzen sowie Key-Off-Samples in mehreren Stufen stufenlos verändert werden können. Im folgenden Audiobeispiel habe ich das Concert Piano für diesen Roland FP-E50 Test, zunächst mit geschlossenem Deckel, dann stufenweise geöffnet aufgenommen. Im zweiten Beispiel folgen die Nebengeräusche in extremen Einstellungen – erst ohne, dann mit.
Weiter geht es mit den E-Pianos des FP-E50. 35 Sounds stehen hier – aufgeteilt in die beiden Listen EPiano1 und EPiano2 – zur Auswahl. Neben verschiedenen Rhodes- und Wurlitzer-Sounds gibt es hier aber auch noch zahlreiche FM-Pianos. Die Sounds sind insgesamt sehr abwechslungsreich und machen durchweg einen guten Eindruck. Durch die zahlreichen Effekte klingen die einzelnen Presets überdies ausgesprochen lebendig.
Die Zen-Core Engine des FP-E50
Bis auf die Piano-Sounds basieren alle folgenden Sounds auf Rolands Zen-Core Engine. Dazu gehören beispielsweise Streicher, Synth-Pads, Bläser, Gitarren sowie Clavinets und Mallets. Dass sich hier weit mehr Sounds tummeln als im Piano-Bereich, erkennt man schon an den vielen Seiten pro Sound-Kategorie. Die Navigation zeigte sich während des Roland FP-E50 Tests sowohl durch mehrfaches Drücken der Sound-Kategorie-Buttons als auch mit den Cursortasten recht einfach. Besonders gut gefallen mir die vielen Synthesizer-Sounds – hier spürt man förmlich, dass Roland eine echte Synthesizer-Legende ist, denn viele Presets erinnern an Juno, Jupiter und den D-50. Übrigens bietet Roland zahlreiche Expansion Packs an, mit denen sich die interne Soundbibliothek des FP-E50 noch ausbauen lässt.
Scene Mode und Chord Sequencer
Alle Einstellungen des FP-E50 kann man als sogenannte „Scenes“ ablegen. Durch Aufruf des Scene-Menüs – über die gleichnamige Taste auf dem Bedienfeld – konnte ich diese beim Roland FP-E50 im Test ganz einfach abspeichern. Neben zahlreichen Presets steht hier eine große User-Bank zur Verfügung, in der die Scenes komfortabel gespeichert und aufgerufen werden können. Ein weiteres praktisches Feature ist der Chord Sequencer, der vorkonfigurierte Akkordfolgen passend zum jeweiligen Rhythmus der Begleitautomatik abspielt. Hier können aber auch eigene Akkordfolgen eingegeben werden – dann läuft die Begleitung sogar ohne das Spielen mit der linken Hand.
Mikrofonanschluss und Vocal-Effekte des Roland FP-E50
Ein weiteres, besonderes Highlight im Test des Roland FP-E50 ist der Mikrofoneingang, über den ein dynamisches Mikrofon mit dem FP-E50 angeschlossen werden kann. Hinzu kommt ein recht umfangreicher Vocal-Effekt-Prozessor, der u. a. die gespielten Harmonien erkennt und beispielsweise passende mehrstimmige Gesänge – vom Duo bis zum Quintett – generiert. Der Voice Transformer erlaubt obendrein das Verschieben von Formanten, was allerlei interessante Resultate hervorbringt und die Stimme von natürlich bis synthetisch verändert. Was mich wirklich stark beeindruckt hat, das ist der eingebaute Vocoder des FP-E50, der wirklich fantastisch klingt. Zu Test-Zwecken habe ich ein Shure SM57 angeschlossen und das Ganze einmal ausprobiert.
Die Begleitsektion im FP-E50
Kommen wir nun zu einem der Hauptmerkmale des Roland FP-E50 im Test: der Begleitfunktion. Genau 177 Rhythmen befinden sich an Bord des Digitalpianos und sind in Kategorien wie Pop, Ballad, Dance, Latin etc. eingeteilt. Ganz so komfortabel wie bei den Sounds ist die Auswahl allerdings nicht, denn es gibt keine dedizierten Taster für die einzelnen Kategorien. Über das Display und mithilfe der Cursortasten ist der passende Rhythmus aber schnell gefunden. Die Rhythmussektion verfügt neben einem Intro und einem Ending immerhin noch über jeweils zwei Variationen, zwischen denen man einfach per Tastendruck wechselt.
Interactive Mode in der automatischen Begleitung
Neben der automatischen Akkord-Erkennung für die Begleitung (Accomp On/Off) bietet die Automatik auch den bereits erwähnten Interactive Modus, für den es einen Drucktaster im Bedienfeld gibt. Ist der Interactive Mode aktiv, dann wird der Begleitrhythmus in drei Abstufungen gespielt. Je nach Lage und Intensität beginnt der Rhythmus dann beispielsweise mit einer Viertel-Hihat und steigert sich dann hin zum Achtel-Rhythmus. Auch passen sich weitere Elemente an: im folgenden Audiobeispiel ändert sich die Begleitung alle 4 Takte, und nach 8 Takten kommen noch zusätzliche Pads hinzu, was dem Pattern noch mehr Struktur gibt. Für jeden Rhythmus bietet das Roland FP-E50 individuelle Nuancen – kurz gesagt – ein gelungenes Feature, das mir während des Tests sehr gut gefallen hat.
Tastatur und Lautsprecher des Roland FP-E50
Die verbaute PHA-4 Tastatur im Roland FP-E50 fühlt sich im Test sehr gut an. Sie ist nicht zu leicht gewichtet und bietet ein sehr kontrolliertes Spiel. Sie verfügt zudem über einen Druckpunkt wie bei einer echten Flügel-Tastatur und ist obendrein griffig. Damit lassen sich neben den Piano-Sounds auch alle weiteren Klänge gut spielen. Ebenso kann ich Gutes über das Lautsprecher-System des FP-E50 während des Tests berichten. Die Lautsprecher bieten einen sehr angenehmen, ausgewogenen Klang und bilden die internen Sounds des Digitalpianos gut ab. Ein zusätzlicher EQ im Menü ermöglicht zudem das Anpassen je nach Umgebung. Ob auf einem Tisch oder einem Stativ – das FP-E50 bietet entsprechende Presets.
Die Bedienung des FP-E50
Nach dem Drücken des Ein-/Ausschalters dauert es nur etwa acht Sekunden, bis das Roland FP-E50 Test-Gerät spielbereit ist. Wie sich im Test herausstellte, lässt sich das Roland FP-E50 sehr gut und einfach bedienen. Die Auswahl der Sounds und Rhythmen geht leicht von der Hand und ist dank des übersichtlichen und gut strukturierten Displays wirklich gelungen. Bei der Auswahl der Rhythmen wäre allerdings ein Jog-Dial hilfreich gewesen, aber das ist Jammer auf hohem Niveau. Auch die weiteren Menüpunkte sind gut strukturiert und die meisten Einstellungen lassen sich schnell und unkompliziert vornehmen – auch ohne lange Lektüre der beiliegenden Kurzanleitung.
Roland FP-E50 – Das sind die Alternativen
Features | Roland FP-E50 | Yamaha P-225 | Kawai ES520 |
---|---|---|---|
Tastatur | 88 Tasten Hammermechanik PHA-4 | 88 Tasten Hammermechanik Graded Hammer Compact (GHC) | 88 Tasten Hammermechanik Responsive Hammer Compact II |
Polyphonie | 256 | 192 | 192 |
Klangerzeugung | SuperNATURAL & Zen-Core | Yamaha CFX Virtual Resonance Modeling Lite (VRM Lite) | Harmonic Imaging (PH-I) |
Anzahl Piano-Sounds | 72 | 10 | 34 |
Begleitautomatik | ja | ja | ja |
Lautsprecher | 2 x 11 Watt | 2 x 7 Watt | 2 x 20 Watt |
USB MIDI/Audio | ja | ja | ja |
Bluetooth Audio | ja | ja | nur mit Adapter |
Bluetooth MIDI | ja | nur mit Adapter | ja |
Apps für weitere Funktionen | Piano Partner 2 | Smart Pianist & Rec ’n’ Share | Virtual Technician |
Gewicht | 17,1 kg | 11,5 kg | 14,5 kg |
Test-Bewertung | 4,5/5 | 4,5/5 | — |
Preis | 869 € | 899 € | 939 € |
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Tom Zob sagt:
#1 - 07.07.2023 um 10:13 Uhr
Vielen Dank für den aufschlussreichen Test. Erwähnen sollte man noch, dass das Gerät über ein Pitch- und Modulationsrad besitzt. Letzteres soll editierbar sein. Angeblich soll man es auch bei der Begleitautomatik einsetzen können, indem man damit nacheinander die einzelnen Begleitinstrumemte muten kann, so dass z.B nur bass und drums übrig bleiben. Wenn das stimmt, wäre das ein sehr interessantes Feature.