Details
Tastatur, Spielhilfen und Rückseite
Das 3-Oktaven-Keyboard ist ungewichtet und ohne Aftertouch, spielt sich aber gut und fühlt sich weder klapprig noch billig an. Statt Pitch- und Modulationsrad gibt es einen Stick, der beim Loslassen immer zurück in die Mittelposition springt. Hier würde ich mir den kleinen „Hold“-Button wünschen, wie ihn Korg z.B. beim neuen PS60 eingebaut hat und mit dem man eine Position des Sticks einfrieren kann. Das macht beim Pitchbend nicht viel Sinn, bei der Modulation ab und zu aber schon.
Auf der Rückseite finden sich folgende Anschlüsse:
OUT (L/Mono, R), Kopfhörer (Stereoklinke), Pedal (Hold oder Controller), MIDI (In, Out), USB Computer , USB Memory und Netzteil.
Auf der Oberseite gibt es noch einen Miniklinkeneingang für einen MP3-Player oder Ähnliches.
Konzept
Der GAIA soll laut Roland vor allem zwei Eigenschaften haben: Er soll so einfach zu bedienen sein, dass Einsteiger mit ihm lernen können, wie man an Sounds schraubt. Und zum zweiten soll er kompakt sein, so dass man ihn überall mit hinnehmen kann.
Kompakt ist er, und mit seinen 4,2 kg auch tatsächlich sehr leicht. Das Gehäuse ist komplett aus Kunststoff, der aber sehr steif ist und einen recht stabilen Eindruck macht. Zur Reisetauglichkeit trägt auch das Batteriefach bei. Mit acht AA-Batterien lässt sich der GAIA laut Hersteller bis zu fünf Stunden mobil betreiben. Also hat Roland hier schon mal nicht zuviel versprochen. Doch auch das andere Versprechen aus der Werbung wird erfüllt – der GAIA ist tatsächlich sehr leicht zu bedienen.
Ich möchte zunächst betonen, wie sehr es mich freut, dass hier trotz des günstigen Preises so viele Regler und Taster verbaut wurden, und das, obwohl ja genau diese Bedienelemente bei Keyboards am meisten auf den Preis schlagen. Diesen Bedienluxus findet man sonst in dieser Preisklasse nirgendwo. Also hier mal ein dickes Lob an Roland!
Jede Funktion lässt sich unmittelbar am Panel abrufen. Editiermenüs gibt es hier gar nicht. Ein Display im Übrigen auch nicht.
Die Presets lassen sich mit acht Tastern anwählen. Um eine bestimmte Programmnummer zu erreichen, muss man nie mehr als drei Knöpfe drücken: erst „Bank Select“ , dann die Banknummer und schließlich die Programmnummer. Die meisten aktuellen virtuell-analogen Synthesizer (außer die von Korg) haben nur noch Up/Down-Buttons und/oder ein Dial zur Programmanwahl. Dies kann im Live-Einsatz sehr nervig sein, wenn man z.B. spontan von Programm 1 zur Nummer 117 springen möchte. Und so freue ich mich als Live-Keyboarder wie ein kleines Kind über diese acht Knöpfe. Dieser Vorteil lässt es auch verschmerzen, dass man den Programmen in Ermangelung eines Displays keine Namen geben kann.
Es gibt übrigens 64 nicht überschreibbare Preset-Patches und 64 Speicherplätze für eigene Kreationen. Dies ist vielleicht nicht sehr viel, aber in der Praxis meistens ausreichend. Zusätzliche Programme lassen sich auf einen anschließbaren USB-Stick abspeichern.
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Aufbau der Tonerzeugung
Wie man schon am optischen Aufbau der Bedienelemente erkennen kann, besteht die Tonerzeugung des GAIA aus drei identischen Strängen. Jeder dieser Stränge enthält einen Oszillator mit Pitchhüllkurve, ein Filter mit Filterhüllkurve und einen Verstärker mit zugehöriger Hüllkurve – außerdem zwei LFOs und Effekte. Diese drei Layer können einzeln zu- oder abgeschaltet werden.
Dieser Aufbau ist für einen Analogsynthesizer eher ungewöhnlich. Normalerweise werden die Signale der zwei oder drei Oszillatoren zusammengemischt, bevor sie gemeinsam durch Filter und Verstärkerhüllkurve geschickt werden. Der Aufbau des GAIA lässt also Klänge zu, die mit herkömmlichen Analogsynthesizern nicht realisiert werden können, es sei denn, sie verfügen über die Möglichkeit, mehrere Programme übereinander zu layern. Die Polyphonie des GAIA wird mit 64 Stimmen angegeben. Diese Zahl reduziert sich auf ca. 20, wenn man alle drei Parts angeschaltet hat. Dies ist aber natürlich in der Praxis immer noch völlig ausreichend und erstaunlich viel für einen kleinen, preiswerten VA-Synth.
Hier mal die Details der Tonerzeugung im Schnelldurchgang:
Die zur Verfügung stehenden Wellenformen sind: Saw, Square, Pulse/PWM, Triangle, Sine, Noise und Super Saw. Es gibt Hard Sync und Ringmodulation.
Die Filter-Typen: Low Pass, High Pass, Band Pass und Peaking Filter (betont die Cutoff-Frequenz, ähnlich wie ein WahWah) Alles wahlweise mit 12 dB oder 24 dB Flankensteilheit.
LFO-Wellenformen: Triangle, Sine, Saw, Square, Sample&Hold, Random.
Unter den Effekten findet man Distortion, Fuzz, Bit Crash, Flanger, Phaser, Pitch Shifter, Delay, Panning Delay, Reverb und Low Boost.
Der Vollständigkeit halber sollte hier noch der Phrase-Recorder erwähnt werden, der maximal acht zwischen einem und acht Takte lange Sequenzen aufnehmen kann. Selbstverständlich gibt es auch einen Arpeggiator, bei dem man unter 64 verschiedenen Arpeggios auswählen kann.