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Roland GR-20 und GK-3 Test

OBERFLÄCHE
Mit einer Breite von 314 mm, einer Tiefe von 245 mm und einer Höhe von 63 mm kommt der GR-20 in der vertrauten Form eines Multieffekt-Bodentreters daher, und auch seine 1,7 kg sollten den Musiker „On The Road“ nicht übermäßig belasten.

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BANK SELECT
Übersichtlich und logisch aufgebaut präsentiert sich die Oberfläche des GR-20.
Alle Sounds sind nach Klangfarben geordnet auf zehn Bänke verteilt, die mit einem Drehregler in der linken oberen Ecke des Kunststoffgehäuses manuell ausgewählt werden können. Die deutliche und eindeutige Beschriftung weist den Weg, und eine rote Leuchtdiode kennzeichnet gut sichtbar jede aktive Bank.
Diese Bänke mit Piano, Orgel/Keyboard, Bass/Gitarre, Bläser, Flöten, Streicher/Orchester, Synth- & Lead-Sounds, Vocal-/Flächen-Sounds, Ethno-Sounds und Schlagzeug/Percussion bieten jeweils eine verschieden große Auswahl, sodass auf der Suche nach dem richtigen Sound zumindest eine grobe Richtung vorgegeben wird.

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So kann man sich auf der Bank „Synth & Lead“ zwischen 93 Werksounds entscheiden, während bei ”Wind”-Instruments „nur“ 31 Sounds angeboten werden. Die jeweils angewählten Patchnummern sind auch im Stehen gut auf dem zweistelligen Display ablesbar. Insgesamt lassen 469 liebevoll vorprogrammierte Werksounds aufhorchen.

Hat man sich für eine Bank entschieden, kann man die einzelnen Patches entweder:

– mit dem Number/Value-Drehregler am GR-20 manuell
– oder mit den „Fußschaltern“ HOLD und GLIDE
– oder aber mit den zwei Tastern Up & Down des im Lieferumfang eingeschlossenen Controllers des GK-3, der am Knopf oder an der Decke der Gitarre montiert wird, auswählen.

Auf der Bühne wird man mit dem letztgenannten Tool jedenfalls beweglicher und braucht nicht mehr in der Nähe des Gerätes anzuwachsen.  Allerdings ist das Wechseln der Bank mit den beiden Tastern des Controllers problematisch, da man die nächste erst erreicht, wenn alle Patches der vorherigen Bank durchgezappt wurden. Deshalb empfiehlt es sich, im Livebetrieb mit der zusätzlichen, elften USER-Bank zu arbeiten. Soll ein guter Sound für die Performance genutzt werden, kann man ihn „grabben“ und auf der USER-Bank parken. Alle gesammelten Soundprogramme können dann modifiziert, kopiert oder auch getauscht werden, damit sie beim Gig in der richtigen Reihenfolge zur Verfügung stehen. Die Kapazität von insgesamt 99 belegbaren Speicherplätzen sollte eigentlich für ein zweistündiges Konzert reichen.

Programmings
Die sekundären Parameter eines Werksounds kann man mit wenigen Handgriffen modifizieren. Mit PATCH-EDIT wird beispielsweise die Cutoff-Frequenz von 0-99, die Resonanz von mild bis aggressiv und die Anschlagdynamik in sechs Stufen eingestellt. Ein Pitch-Transpose bis zu zwei Oktaven höher oder tiefer ermöglicht, wie beim Keyboard, das Spiel eines Stücks in einer anderen Tonart, ohne dass man sich von gewohnten Fingersätzen und optischen Fixpunkten lösen muss.
Darüber hinaus wird jeder Sound auch von einer einfachen internen Effektsektion unterstützt. Die Parameter dieser Abteilung können ebenfalls „al gusto“ eingestellt werden. Das neue Soundprogramm wird dann mit WRITE auf einem freien Speicherplatz der USER-Bank geparkt. Mit  Bulk Dump/Bulk Load können gelungene Programmings und alle Systemparameter per MIDI-Schnittstelle auf externen Geräten wie einem Computer, einem Hardware-Sequenzer, einer Workstation oder auch einem zweiten GR-20 archiviert und wieder abgerufen werden, was dem internen Speicher zugutekommt.

GR-20 ALS BODENTRETER
Die beiden Fußtaster GLIDE und HOLD, die sich in vorderster Front aufhalten und das große Expressionpedal auf der rechten Seite machen aus dem GR-20 einen waschechten Bodentreter. Mit einem sanften Druck auf GLIDE kann die Tonhöhe des aktuell gespielten Tons – ähnlich dem Pitch-Bend-Wheel am Keyboard – geändert werden. Die wichtigsten Parameter des Effektes wie Größe, Richtung und Geschwindigkeit des Intervalls lassen sich vom Benutzer per GLIDE TYPE definieren.

Drückt man mit dem Fuß HOLD, kann der aktuell gespielte Sound bis zum nächsten Stromausfall weiterklingen, oder bis man den Fuß vom Gaspedal nimmt. Drei Optionen werden angeboten, betätigt man den HOLD -Taster:

Audio Samples
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Kombi-Sound Strings

 Zunächst können kaskadenartige Synth-Flächen sukzessiv aufgebaut werden, sodass bis zu 48 Töne gleichzeitig erklingen. Zweitens kann ein Solo mit normalem Pickup-Signal über eine stehende Fläche gespielt werden. (Audio:Kombi Sound Strings Godin). Drittens können einzelne Synth-Bässe ein Solo unterstützen, das mit einem Synth-Sound gespielt wird. Die Funktionen des großen EXP-Fußpedals und der beiden Fußschalter Glide und Hold werden vom Benutzer definiert: Mit Glide und Hold können diverse Controller für beispielsweise Modulation oder Expression ferngesteuert werden. Alternativ kann man mit den beiden Tastern auch per Up & Down die  Patches auswählen. Bei den meisten Werksounds wird das große EXP-Pedal für die Lautstärkeanpassung genutzt, allerdings können bei Bedarf auch Filter-Effekte wie die Cutoff-Frequenz moduliert werden. Die Programmierung dazu wird mit dem EXP-Taster manuell vorgenommen. Richtig eingesetzt können die Pedale einem synthetischen Sound noch mehr Leben einhauchen.

Die Effektsektion
Direkt über den beiden Fußtastern HOLD und GLIDE findet sich die Effektsektion mit fünf Drehreglern für Attack, Release (= Ausklingverhalten), Chorus, Reverb/Delay und Level zum Einstellen der Lautstärke in Relation zu den anderen Patches.  Die wichtigsten Eigenschaften eines Effektes wie Lautstärke und Intensität können mit einem Handgriff ganz spontan und „unbürokratisch“ modifiziert werden. Sämtliche Einstellungen werden für jeden Sound individuell vorgenommen und mit dem jeweiligen Patch abgespeichert.
Dank der internen Effektsektion kann man „vorläufig“ auf ein externes Multi-Effektgerät verzichten. Man sollte aber bedenken, dass man sein einziges Multi-Effektgerät ja unter Umständen noch für den separaten zweiten Amp benötigt, der das herkömmliche Signal verstärken soll. Aber dazu später mehr.

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Reverb und Delay werden mit demselben Regler gesteuert, allerdings nicht gleichzeitig. Auf der rechten Seite gibt es nur Reverb und auf der linken Seite nur Delay, eine Drehung am Regler verändert lediglich die Effektstärke. Weitere Effektparameter, die man vielleicht aus dem Studiobereich kennt, können nicht programmiert werden. Die Effektsektion ist zwar recht bescheiden ausgestattet, dafür aber mit wenigen Handgriffen zu bedienen.

Anschlüsse
Sämtliche Ein- und Ausgänge befinden sich auf der Rückseite des Geräts.
Mit dem im Lieferumfang eingeschlossenen 13-poligen und fünf Meter langen GK-Kabel wird die GK IN-Buchse mit dem Eingang des Controllers verbunden. Auch das Signal eines magnetischen Pickups wird in der Regel über das 13-pin Kabel transportiert. Die Guitar-Out-Buchse sorgt dafür, dass der Normalbetrieb mit herkömmlichen magnetischen oder piezophonischen Pickups aufrecht erhalten wird. Der Mono-Klinkenausgang wird dazu mit dem Eingang eines separaten, herkömmlichen Gitarrenverstärkers verbunden. Vorher sollte man den Klinkenausgang der E-Gitarre mit dem Klinkeneingang am Controller des GK-3 verkabeln. Mit dem mitgelieferten extrakurzen Patchkabel gibt es keinen Kabelsalat.

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Die beiden Klinkeneingänge Mix In L / Mix In R (Mono) bieten die Möglichkeit, ein externes Multi-Effektgerät, einen Sequenzer oder ähnliches einzuschleifen.
Über MIDI IN/OUT können die Effekt- und Soundprogramme und die Programm-Changes dann an jedes beliebige Patch des GR-20 angebunden werden.

Die zwei Klinkenbuchsen OUTPUT L (PHONES) / OUTPUT R (MONO) liefern schließlich das Hauptsignal (Main), wobei der Output-Level-Regler für die angepasste Ausgangslautstärke sorgt. Grundsätzlich wäre für alle Synth-Sounds eine neutrale Verstärkung mit einer Gesangsanlage oder einem Keyboardverstärker ideal. Am besten eignen sich Zwei-Wege-Monitore mit Hochtönern.  Dem Speaker eines herkömmlichen Gitarrencombos kann man zwar über System Edit noch ein paar Höheneinheiten verpassen, aber wenn sich die Möglichkeit bietet, sollte man eine Verstärkung mit Hochtoneinheit vorziehen. Die L-Buchse kann außerdem für den Anschluss eines Kopfhörers benutzt werden.
 
Darüber hinaus kann auch im Livebetrieb ein externes Mulit-Effektgeräte den Synth-Sound verschönern. Die Vernetzung der beiden Komponenten über die MIDI-Schnittstelle mit insgesamt 16 Kanälen wird mit Patch-Link vorgenommen.

Das GK-3 Tonabnehmersystem
Äußerst kulant ist es, dass Roland den GR-20 mit dem neuen, zweiteiligen GK-3 (Tonabnehmerstab + Controller) ausliefert. Nach dem Studium der Broschüre gelang es mir auf Anhieb, das System auf einer fenderähnlichen Gitarre funktionsfähig zu installieren. Ob die Montage aufwendig ist oder nicht, hängt schließlich von der Beschaffenheit der Decke des jeweiligen Instruments ab, ob diese also eben oder gewölbt ist.

a)    Der Tonabnehmerstab
Der hexaphonische Tonabnehmerstab wird zwischen Brücke und Stegtonabnehmer geschraubt oder geklebt und nimmt mit sechs entsprechend zugeordneten Magneten die Schwingungen jeder Gitarrensaite einzeln ab. Dieses Prinzip und der mit neuen Magneten ausgerüstete Tonabnehmerstab sollen nun eine noch sauberere Trennung, Verarbeitung und Verstärkung jeder einzelnen Saite gewährleisten als das Vorgängermodell.

Aber welche Gitarren sind für die Montage des Tonabnehmerstabes geeignet?
Im Prinzip hat Roland an alle Gitarrentypen gedacht: elektrische und akustische, Flat- und Archtop. Außer auf 12-saitigen verspricht der Hersteller die Installation bei allen Stahlsaiten-Gitarren. Sogar Bässe akzeptiert er, und mit der komfortablen Tonerkennung wird der Tonumfang per Knopfdruck auf das neue Instrument eingestellt.

Konzertgitarren mag der GK-3 nicht, denn die Magneten können die Schwingungen der Nylonsaiten nicht erfassen. Seit einiger Zeit fertigt die Firma Godin Nylongitarren mit integrierter 13-poliger Schnittstelle. Ob dieses GK-System hohen Ansprüchen genügt? Dazu später im Test mehr.

Für jeden Gitarrentyp sind im Lieferumfang jede Menge Utensilien wie Abstandshalter, Unterlagen, Polster, Klebebänder, Schrauben, Federn oder Sicherungsscheiben enthalten, die eine fachgerechte Montage ermöglichen. Für alle Gibson-Gitarren und Kopien wurde zum Beispiel ein stabiler Metallhalter konstruiert, der an den beiden „Verankerungen“ der Gibson Brücke befestigt wird. Auf jeden Fall muss das mitgelieferte Material nach dem Auspacken zuerst einmal sortiert und zugeordnet werden. Natürlich kann dieser Test nicht zeigen, ob sich alle Konstruktionen in der Praxis auch langfristig bewähren.
 
Vor der Installation ist einiges zu beachten. So soll der Abstand vom echten Steg zum GK-3 nicht mehr als zwei Zentimeter betragen. Auch der Abstand der Magneten zu den Saiten sollte genau berechnet werden und nicht mehr als einen Millimeter betragen. Das System funktioniert außerdem nur dann tadellos, wenn die Verläufe der beiden Wölbungen, nämlich die des Griffbrettes und die des Tonabnehmerstabes, miteinander korrespondieren. Die Wölbung des Stabes kann man jedenfalls justieren, und mit den mitgelieferten Werkzeugen Abstandsmesser und Schraubendreher sollte man alle Hürden leicht überwinden können.Beruhigend ist die Tatsache, dass die deutsche Bedienungsanleitung, die vor der Installation unbedingt studiert werden sollte, auf viele mögliche Tücken eingeht und gibt viele Tipps gibt. So soll es beispielsweise bei Gitarren mit Floyd Rose und Humbucker Probleme geben. Aber die Lösung ist auch hier parat:  „Entfernen Sie den Rahmen Ihres Humbuckers“.

Der Tonabnehmerstab kann in der Testphase mit einem Doppelklebeband auf der Decke oder auf dem Schlagbrett der Gitarre befestigt werden.
Der Hersteller weißt allerdings darauf hin, dass es beim Lösen des Klebebandes zu Lackschäden bei der Gitarre kommen kann. Deshalb sollte nach einer kurzen Testphase die dauerhafte Montage mit einer Schraube erfolgen. An dieser Stelle wird man dann doch nachdenklich. Eine Schraube in der Decke einer 10-Top PRS? Die Montage mit Klebeband auf dem Schlagbrett einer fenderähnlichen Alesis-Gitarre hatte sich beim Test aber auch langfristig bewährt.

b) Der Controller
Mit dem Controller kann die Basisstation, also der GR-20, ferngesteuert werden – zumindest in Lautstärke und Patchauswahl – und mit einem Umschalter wird zwischen Synth- und herkömmlichem Gitarrensound oder einem Mix aus analogem und digitalem Signal gewählt. Deren Anteile kann man bequem mit dem Volume-Poti der Gitarre oder dem Volume-Poti des Controllers (Synth-Sound) regeln.

Zur Befestigung des Controllers werden drei Möglichkeiten vorgeschlagen: mit Doppelklebeband, mit Schrauben und mit einem Metallhalter. Mit einem Doppelklebeband kann der flache Controller an jeder gewünschten Stelle angebracht werden, vorausgesetzt, man findet eine ebene Fläche. Probleme kann es dagegen bei Gitarren mit gewölbter Decke wie einer Gibson geben. Jedenfalls ruft der Hersteller zur Besonnenheit auf und warnt den allzu extrovertierten Gitarristen vor einer „wilden Bühnenshow“.

Wir hatten den Controller zunächst mit dem Doppelklebeband auf der flachen Decke einer fenderähnlichen Gitarre befestigt. Leider hatte es sich schon nach kurzer Zeit wieder gelöst, sodass sich das Thema Klebeband auch ohne Bühnenshow schnell erledigte. Die Befestigung mit einer Schraube tut jedem stolzen Besitzer einer edlen Gitarre ziemlich weh, deshalb wurde diese Möglichkeit erst gar nicht in Erwägung gezogen. Die ideale Lösung brachte schließlich die mitgelieferte Metallhalterung. (Foto machen).

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