Praxis
Um euch einen ersten Eindruck vom Sound des Roland JD-XA zu vermitteln, haben wir ein kleines Video gedreht. Bevor wir in die Details der Klangerzeugung einsteigen, könnt ihr den Synthesizer hier schon einmal in Aktion erleben. Film ab!
Analoge Sounds
Im Vergleich zum JD-Xi sind die analogen Stränge des JD-XA ungleich komplexer aufgebaut, was sich natürlich auch in den Sounds ausdrückt, die sie hervorbringen. So bietet der XA zwei vollwertige Oszillatoren mit Sync, Ring- und Crossmodulation pro Stimme, während man beim Xi mit einem Oszillator und einem hinzuschaltbaren Suboszillator auskommen muss. Auch beim Filter hat jede der vier analogen Stimmen des JD-XA viel mehr zu bieten als der JD-Xi, nämlich fünf verschiedene Filtertypen und Filter Overdrive. Hinzu kommt natürlich die Tatsache, dass der XA das Ganze in vierfacher Ausführung bereit hält, sodass man bis zu vierfach polyphon oder im vierfachen Unison spielen kann.
Beginnen wir mit den Oszillatoren, deren Grundsound mir sehr gut gefällt. Wie man es von Roland erwartet, klingen die Grundschwingungsformen aufgeräumt und sauber:
Mit Cross- und Ringmodulation sowie Oszillator-Sync lässt sich das Klangspektrum erheblich erweitern. Bei der Oszillatorsynchronisation ist zu beachten, dass der erste Oszillator zum zweiten synchronisiert wird und nicht andersherum, wie es bei vielen anderen Synthesizern der Fall ist. Auch wirken die LFOs und die Pitch-Hüllkurve standardmäßig auf beide Oszillatoren, was sich für Sync-Sounds eher nicht anbietet. Das lässt sich zwar im Menü ändern, aber leider nicht schnell und einfach auf dem Panel.
Das analoge Filter gefällt mir ebenfalls gut, insbesondere die beiden 24-dB-Tiefpass-Varianten. Sie unterscheiden sich recht deutlich im Klang und es lohnt sich, beim Programmieren auch mal die jeweils andere Version auszuprobieren. Beide lassen sich in Eigenschwingung versetzen, was sich gut kontrollieren und einsetzen lässt. Allerdings führt voll aufgedrehtes Keytracking nicht dazu, dass man die Cutoff-Frequenz chromatisch spielen kann, ein leichter Oktavversatz bleibt bestehen.
Die 12-dB-Filter, darunter der dritte Tiefpass, der Hochpass und der Bandpass, zeigen bei viel Resonanz ein Flirren ähnlich dem eines Wasp-Filters. Bei etwa 75% kippt die Resonanz um und das Filter ist dann kaum noch kontrollierbar.
Für dich ausgesucht
Die Modulationsmöglichkeiten sind nicht mit denen eines Alesis Andromeda oder Oberheim Matrix-12 vergleichbar, aber doch erfreulich vielseitig. Die maximale LFO-Geschwindigkeit reicht in den hörbaren Bereich und erlaubt beispielsweise Filter-FM-Effekte:
Zusätzlich zu den direkt über das Panel erreichbaren LFOs und Hüllkurven (die beim JD-XA im Gegensatz zum JD-Xi auch gut bedienbar sind) ist im Menü eine Matrix mit vier Slots verfügbar, über die man beispielsweise Aftertouch, Velocity oder externe MIDI-CC-Befehle zur Modulation von jeweils vier Zielen einsetzen kann.
Interessant ist auch die Option, das Eingangssignal vom Mikrofoneingang zur Modulation zu verwenden. Seine Lautstärke kann als Modulationsquelle für verschiedene Ziele zum Einsatz kommen. Im folgenden Beispiel klopfe ich auf das Mikro und moduliere damit die Pulsbreite von Oszillator 1:
Insgesamt ist der analoge Teil des JD-XA deutlich potenter und flexibler als jener des JD-Xi. Ganz besonders gut gefällt mir, was der JD-XA in Sachen analoge Flächen hervorbringt. Aber auch Bässe, Leads, Sequencer-Sounds und Effekte gelingen schnell und können klanglich meist überzeugen. Hier hört ihr ein paar Beispiele, bei denen der digitale Teil des JD-XA ungenutzt blieb:
Digitale Sounds
Die vier digitalen Blöcke arbeiten mit der SuperNATURAL Synth Engine, wie sie beispielsweise auch im Jupiter-80 zum Einsatz kommt. Ein Sound (Tone) besteht aus bis zu drei Partials, die jeweils einen virtuell-analogen Oszillator oder ein PCM-Sample erzeugen können und mit eigenem Multimode-Filter, LFO und Hüllkurven ausgestattet sind (diese lassen sich im digitalen Teil auch loopen). Die virtuell-analogen Oszillatoren bieten verschiedene Varianten der Grundschwingungsformen und den beliebten Super Saw. Unter den 450 PCM-Samples sind Synthesizer-Sounds, allerhand Digitales und eine Reihe von Naturinstrumenten, sodass man dem JD-XA theoretisch auch Orgeln, Gitarren und Gospelchöre entlocken kann. Dafür ist er aber eher nicht gemacht – ich sehe diese Samples eher als einen großen Fundus von Ausgangsmaterial für die kreative Klanggestaltung. Schon ein einzelner SuperNATURAL Synth Sound kann sehr fett klingen, bis zu vier solche Sounds lassen sich beim JD-XA übereinander legen und mit den analogen Klängen kombinieren.
Hybrid-Sounds
Die analogen und digitalen Komponenten lassen sich kombinieren, sodass man theoretisch ein Gebilde mit bis zu 20 Oszillatoren erschaffen kann – 8x analog und 12 digitale „Partials“. Über MIDI lassen sich die je vier analogen und digitalen Stränge zudem im achtfachen Multimode ansprechen und als acht separate Sounds spielen. Bei der Editierung bin ich aber immer wieder darüber gestolpert, dass man zwar die vier analogen Stimmen und auch die vier digitalen Parts gleichzeitig bearbeiten kann, nicht aber Kombinationen aus beiden Welten. Wegen der unterschiedlichen Struktur der analogen und digitalen Blöcke wäre das wohl kaum realisierbar gewesen, aber es bedeutet, dass man bei einem Hybrid-Sound aus analogen und digitalen Komponenten beispielsweise beim Drehen am Cutoff-Regler jeweils nur die analogen oder die digitalen Teile beeinflussen kann. Da kann man schon mal die Übersicht verlieren und im Hinblick auf eine Performance ist das auch nicht besonders praktisch. Möchte man zum Beispiel bei einem Hybrid-Sound den Filter-Cutoff beider Komponenten gleichzeitig im Zugriff haben, so muss man die entsprechende Modulation jeweils auf der Tone-Ebene programmieren und beispielsweise auf das Modulationsrad legen.
Sequencer
Der Pattern-Sequencer des JD-XA ist sehr leicht zu bedienen und eine schöne Zugabe. Anders als bei der Pattern-Maschine JD-Xi betrachte ich ihn hier jedoch nicht als ein Charakter stiftendes Element des Synthesizers. Wie beim kleinen Bruder wird pro Program ein Pattern gespeichert. Der Sequencer bietet 16 Spuren bzw. Parts, die zur Steuerung der internen Klangerzeugung oder externer Instrumente eingesetzt werden können (für jeden Part kann das separat eingestellt werden). Die Länge eines Patterns kann 1-4 Takte betragen, die Auflösung lässt sich auf 16tel, 32tel sowie Achtel- oder 16tel-Triolen einstellen. Zur Aufnahme gibt es einen Echtzeitmodus samt Metronom, in dem man auch Reglerbewegungen aufzeichnen kann, und einen Step-Modus, in dem man Steps durch Drücken von Tasten auf der Klaviatur und gleichzeitiges Drücken des gewünschten Step-Tasters eingibt. Das ist kinderleicht und macht eine Menge Spaß.
Vocoder
Der Vocoder entspricht dem des JD-Xi und lässt sich nur in einigen wenigen Parametern einstellen. Es gibt lediglich drei Hüllkurven-Settings (Sharp, Soft, Long) und ein Hochpassfilter, auf die einzelnen Bänder hat man keinen Zugriff. Das reicht für ein paar typische Effekte aus – wer jedoch einen voll ausgestatteten Vocoder benötigt, sollte sich woanders umsehen.
Bedienung
Wegen der vielen Bedienelemente und einer für mein Empfinden insgesamt gut durchdachten Oberfläche geht die Programmierung schnell von der Hand. Zwar sind diverse speziellere Einstellungen nur im Menü zu finden, aber durch eine geschickte Verzahnung von Hardware-Bedienelementen, Display und Menüs ist das gar nicht so schlimm. Beim Drehen an einem Regler werden nicht nur Parameter und Wert angezeigt, gleichzeitig ist damit auch das Menü an der entsprechenden Stelle geöffnet. Mit den Blätter-Tasten ist man dann sehr schnell bei weitergehenden Einstellungen, für die es kein eigenes Bedienelement gibt. So wird vermieden, dass man das Menü erst umständlich öffnen und dann lange nach dem entsprechenden Eintrag suchen muss. Beispiel: Wenn man etwa eine Hüllkurve justiert und einen der vier Fader bewegt, zeigt das Display dies an, zugleich muss man nur noch zwei bis drei Mal drücken, um zur Anschlagempfindlichkeit der Hüllkurve zu gelangen. Das finde ich sehr gut gelöst und es nimmt dem langen Einstellmenü ein wenig den Schrecken. Dennoch ist das Fehlen eines Datenrads bedauerlich.
Anders als der JD-Xi besitzt der JD-XA glücklicherweise einen „Catch“-Modus zum Abholen der Werte, sodass sich hörbare Sprünge beim Drehen vermeiden lassen. Bei insgesamt acht Parts, von denen vier aus je drei Partials bestehen, ist das auch unbedingt nötig.
Vor allem am Anfang kann die Auswahl bestimmter Parts zur Editierung etwas verwirrend sein. Man muss sich schon genau klar machen, auf welchen Parts bzw. welche Parts die Bedienelemente gerade wirken. Mit der Zeit hat man das aber drauf und der Blick und die Hand wandern automatisch nach links zur Auswahl der Parts. Alles in allem gefällt mir das Bedienkonzept gut. Einem so vielschichtigen Synthesizer ein Bedienfeld zu verpassen, mit dem man alles einigermaßen im Griff hat, ist eine hohe Kunst – und in diesem Fall ist es für mein Empfinden recht gut gelungen.
Holger sagt:
#1 - 22.07.2015 um 16:33 Uhr
irgendwie klingt der zu digital ;)
Analoge Synth haben Seele das Ding ist okay, aber kein Ersatz für die Klassiker