Der Roland Juno-D6 ist ein preiswerter, kompakter und klanglich flexibler 61-Tastatur-Synthesizer. Wie bislang alle Roland Junos möchte er die gute Qualität größerer Modelle finanziell attraktiver machen. So präsentiert er sich als eine Budget-Variante der Roland Fantom-0-Serie. Den Fantom-07 hatten wir vor einem Jahr im Roland Fantom-07 Test kritisch beleuchtet und mit 4,5 Sternen bewertet.
Sicherlich fragt ihr euch, ob sich nun ein Juno-D6 für unter 1.000 Euro ähnlich souverän auf der Bühne oder im Homestudio schlägt. Ja, das kann er und daher sollten alle Musiker, die nicht so viel für ein neuen Allround-Performance-Synth finanzieren möchten, diesen Test lesen.
Roland Juno-D6 – das Wichtigste in Kürze
- Synthesizer-Keyboard mit 61er Tastatur
- ZEN-Core Sound-Engine
- 128 Stimmen
- 8 Parts, Split, Layer
- 2 x 128 Scenes
- Sequenzer, Rhythm Pattern, Arpeggiator
- 93 Effekt-Typen, 13-Band-Vocoder
- Phrase-Pads
- USB-Audio-Interface, USB-C Port
Roland Juno-D in drei verschiedenen Größen
Insgesamt könnt ihr zwischen drei Größen wählen: Juno-D6, Juno-D7 und Juno-D8. Sie unterscheiden sich einzig in Gehäuse, Tastatur (61, 76 und 88 Tasten) und Preis. Alle kritischen Worte gelten also auch für die beiden Produktvarianten. Schon jetzt möchte ich besonders den Juno-D7 für Live-Keyboarder hervorheben. Er ist nicht einmal 100 Euro teurer als der Juno-D6 und wartet mit 76 Tasten auf. Bei pianistischen Parts und Keyboard-Splits kann man sich besser entfalten. Natürlich hat der Juno-D einige Konkurrenten. Mehr dazu in einem tabellarischen Vergleich.
Roland Juno-D6 als Budget-Variante des Fantom
Der Juno-D6 ist kein typischer Juno mit virtuell-analoger Tonerzeugung. Konzeptionell ähnelt er einem Roland Fantom-0 wie auch den großen Fantom-Modellen. Beim Preis unterbietet sich aber Roland selbst. Reduziert wird nach dem „Einfach-Weniger-Prinzip“. Das heißt: weniger Bedienelemente, weniger Anschlüsse, weniger Speicher, weniger Stimmen, weniger Sampling und vermutlich auch weniger Prozessorleistung. Natürlich fällt auch das Display einfacher aus und die Tastatur reagiert nicht auf Druckdynamik.
Mit der Zen-Core-Engine als Soundquelle ist aber die Kompatibilität mit dem Roland Fantom gegeben. Anders formuliert: Die vielen Standardsounds klingen beim Juno-D6 so gut wie bei Roland-Synthesizern, die mehr kosten. Ob man die Tonewheel Organ, das V-Piano oder das analoge Stereo-Multimode-Filter des großen Roland Fantom benötigt? Vielen Musikern ist ein kleiner Preis wichtiger als diese Features.
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Roland Juno-D6 im Überblick
Der Juno-D6 basiert klanglich auf der ZEN-Core-Engine und einem umfangreichen Effektsystem. Es stehen über 3.800 Sounds aus praktisch allen bekannten Sparten wie Piano, Organ, Strings, Brass, Synth, Drums oder World bereit. Zusätzlich lässt sich ein Expansion der EXZ-Serie aufnehmen und weitere Sound Packs aus der Roland Cloud konsumieren. Das Panel ist leicht zu überschauen. Es gibt ein Display, vier Slider, vier Knobs, acht Pads mindestens 16 Tasten zur direkten Soundanwahl und weitere Bedienelemente.
Für den Live-Gig lassen sich 128 Favoriten zusammenstellen sowie Split- und Layer-Kreationen bilden. Der Mikrofon-Eingang beziehungsweise der Vocoder ist eine tolle Option für singende Keyboarder. Songs und Backingtracks können als Audio-File (WAV, AIFF) abgespielt werden. Über acht Pads lassen sich importierte Samples oder Drum Grooves triggern. Im Studio assistieren ein 8-Spur-Sequenzer, der Arpeggiator und die Chord-Memory-Funktion. Hier bietet der Juno-D6 sieben Parts plus einem Drum-Part. Mit dem USB-C-Port integriert der Synthesizer noch ein Audio/MIDI-Interface.
Roland Juno-D6: Ausgepackt
Der Roland Juno-6D schaut auf dem Keyboardstativ ziemlich solide aus. Natürlich fühlt sich die Hardware aus viel Kunstoff nicht sehr hochwertig, aber dennoch gut an. Mit nur 5,8 Kilogramm zeigt sich das Keyboard sehr transportfreundlich. Die leichtgewichtete 61er Tastatur ist angenehm spielbar, reagiert aber nicht auf Aftertouch. Neben dem Roland-typischen Pitchbend/Modulations-Hebel fehlen leider zuweisbare Taster, die ich beim Roland Fantom für ein artikulatives Spiel schätze.
Die Rückseite geht voll in Ordnung. Im Grunde bekommt ihr alles für den Live/Studio-Betrieb. Leider ist die Stromversorgung extern, das Netzteil will also nicht vergessen werden.
Roland Juno-D6: Aufs Panel geschaut
Die Oberfläche des Roland Juno-D6 finde ich gelungen. Sie ist klar strukturiert und die einzelnen Sektionen erklären sich quasi von selbst. Zentral liegt das grafikfähige LC-Farbdisplay mit 480 x 272 Punkten (beim Fantom-0 ist es ein 5,5“ Touchdisplay). Eine Motional Pad-Funktion des Fantom-0 gibt es mangels Touchscreen nicht.
Links vom Display befinden sie die Keyboard- und Sound Modify-Sektion des Juno-D6. Das sind praktische Slider, Taster und Drehregler für intuitive Eingriffe. Ihr könnt euch zwischen Single, Split und Dual (sowie Super Layer = zwei gedoppelte Sounds) entscheiden sowie Chord Memory, Arpeggio und Oktav- und Transpose-Tasten benutzen.
Auf der rechten Seite liegen das Phrase Pad und Sequenzer-Funktionen. Mit den 2 x 4 Pads könnt ihr vieles anstellen, so etwa Samples triggern oder Spuren anwählen und stumm schalten.
Roland Juno-D6: Aufbau und Organisation
Der Roland Juno-6 besteht aus vier Bereichen: Synthesizer, Sampler, Controller und Sequencer. Bei der Klangerzeugung mit dem „Tone“ als kleinste Einheit gibt es vor allem die Zen-Core-Engine. Öfter umfassen sie bereits Effekt- und EQ-Einstellungen.
In bis zu acht Zonen lassen sich die einzelnen Tones frei kombinieren. Alle Sound-, Effekt- und Sequenzer-Einstellungen lassen sich in einer „Scene“ speichern. Dafür bietet der Roland Juno-D6 insgesamt 256 Plätze. Sie sind in zwei Bänke mit jeweils 128 Scenes organisiert. Erfreulicherweise hat Roland den Speicher schon ordentlich aufgefüllt – mehr dazu im Praxisteil. Nicht vergessen möchte ich die 128 User-Speicherplätze.
Roland Juno-D6: Klangerzeugung und Effekte
Der Roland Juno-D6 basiert auf der ZEN-Core-Technologie. Sample- und virtuell-analoge Sounds bedient sie im großen Stil. Es kommen über 3.800 Tones und über 90 Drum-Kits zusammen. Die ZEN-Core-Engine ist kompatibel mit mehreren Soft- und Hardware-Produkten von Roland. Grundsätzlich sind Sounds vom Computer auf die Workstation übertragbar.
Anders als beim großen Roland Fantom und dem Fantom-0 müsst ihr auf zusätzliche Engines verzichten: V-Piano Engine und Virtual Tone Wheel Engine, SuperNatural Acoustic und SuperNatural Electric Piano sind auch nicht vorhanden.
Es lässt sich aber eine Expansion der EXZ-Serie nutzen und so etwa den Fundus an hochwertigen Samples akustischer Instrumente erweitern. Eine Vocoder-Sektion in Mono mit 13 Bändern und zehn Voreinstellungen als Scenes bietet der Juno-D6 außerdem.
Das Effektsystem des Roland Juno-D6 ist sehr vielschichtig und versorgt jeden der Parts mit einem Multieffekt, einem Equalizer, zwei Insert-Effekten. Neben den Standards wie Hall, Delay oder Modulationseffekte gibt es auch ein paar Kreativ-Effekte.
Roland Juno-D6: Sampling, Arpeggiator und Sequenzer
Im Grunde ist das Sampling ein Randthema. Es beschränkt sich beim Juno-D6 mehr oder weniger auf „Pad-Samples“. Die Aufnahmen können direkt über den Line/Mikrofon des Geräts erfolgen oder über einen USB-Flashmedium importiert werden.
Der interne Arpeggiator beherrscht mehr als das klassische Auf und Ab. Interaktiv wie bei Roland Juno-X ist er aber nicht. Ihr bekommt 128 Arpeggio-Styles, verschiedene Abspielmodi (Up, Down, Randon, Glissandi, Chord, Phrase, etc.) und rhythmische Variationsmöglichkeiten. Ein Rhythm Pattern erzeugt wiederum Grooves für ein ausgewähltes Drumkit. Für Spielspaß sorgt auch die Chord Memory-Funktion.
Den Sequenzer verstehe ich als eine Art musikalisches Notizbuch oder als inspirierende Zugabe. Er wird den Juno-D6 jedenfalls nicht in eine autarke Workstation für die Songproduktion verwandeln. Roland bietet auch keine Song-Demos. Der 8-Spur-Sequenzer hat ein Limit von 64 Schritten. Noten kann man live einspielen oder per Step-Programmierung im TR-Style eingeben.
Roland Juno-D6: Cloud Support
Eine Computer-Verbindung rentiert sich beim Roland Juno-D6: In der Roland Cloud stehen zahlreiche Sound- und Sample-Sets zum Download bereit. Das sind momentan 15 EXZ Expansions mit neuen Waveforms (Pianos, Synths, akustische Instrumente) für jeweils 10 USD sowie rund 140 Sound Packs der SDZ-Reihe, die nur fünf USD kosten. Vor allem die Sound Packs machen den Roland-Synthesizer fit für viele moderne Genres (Urban, EDM, LoFi, etc.).
Innerhalb der Roland Cloud spürt ihr weitere Abstriche beim Juno-D. So fehlen die anerkannt guten Emulationen der Vintage-Synthesizer Jupiter-8, Juno-106, JX-8P oder SH-101, die sich bei den Roland Fantom-Modellen nachträglich installieren lassen. Ein kostenfreier Software-Editor wie beim Roland Juno-X gibt es auch nicht für den Juno-D6. Es findet sich aber eine Hintertür: Wer Roland Zenology Pro besitzt, kann mit diesem Software-Synth eigene Sounds designen und die exportierten Klangdaten mit dem Juno-D6 nutzen.