Details
Auch unser Testkandidat hält sich an die Tradition und kommt im altbekannten Familiendesign daher: schwarzes Plastikgehäuse mit einer leicht abgesetzten, schwarz gebürsteten Armatur. Mit nicht einmal sechs Kilo ist er dabei ein absolutes Leichtgewicht. Die Bedienelemente sind farblich deutlich in einzelne Sektionen gegliedert – die alte rot-blaue Juno-Schule eben. Links neben der ungewichteten, aber griffigen 5-Oktav-Tastatur findet man nicht nur den typischen Joystick, sondern auch zwei Taster als Modulationsquellen sowie zwei weitere zur Steuerung des Songplayers. Der darüber liegende, eingelassene Anschluss für einen USB-Stick wurde vom Juno-Stage übernommen und von mir bereits dort hoch gelobt. Einfach super-praktisch!
Das eigentliche Bedienfeld beginnt auf der linken Seite mit dem D-Beam-Controller sowie einem Volumenregler. Darauf folgt eine mit „Keyboard“ überschriebene Sektion mit diversen Funktionstastern, unter anderem mit zwei praktischen „Octave-Transpose“ Schaltern sowie dem wichtigen „Menu“-Taster.
Unterhalb des großen, schwarz-weißen Displays liegen die griffigen Taster zur Anwahl der Instrumentenkategorie, mit denen man gleichzeitig auch die im Display angezeigten Funktionen auswählt. Über kleine, eingelassene LEDs in den Tastern ist man immer über die gerade aktuelle Kategorie bzw. Funktion informiert. Rechts vom Display sitzen ein großes Value-Rad sowie Cursor-Taster und die ständigen Begleiter „Shift“, „Enter“ und „Exit“.
Es folgt der grau unterlegte Digitalrecorder mit seinen Transporttastern und sechs komfortablen Schiebereglern. Bereits optisch wird hier die Eigenständigkeit des Recorders demonstriert.
Abschließend sind noch die sechs Drehpotis zu erwähnen, die einen bequemen Direktzugriff auf Reverb, EQ und Filtercutoff erlauben.
Auf der Rückseite findet man Stereo-, Kopfhörer- und Click-Ausgang sowie USB-Anschluss und SD-Kartenschacht, MIDI-In/Out und zwei Anschlüsse für Hold- und Control-Pedal. Für den Digitalrecorder stehen ein Stereo-Eingang für Line-Signale und ein XLR/Klinke-Combi-Eingang für Mikrofon und Gitarre zur Verfügung. Unterhalb des Gerätes außerdem ein Batteriefach für den kabellosen Betrieb.
Konzept
Die zwei großen Themen im Juno-Gi sind die Live-Sets, bis zu 4-fach gelayerte Presetsounds und der Digitalrecorder. Beginnen wir mit den Live-Sets. Diese bestehen aus bis zu vier Tones. Bei einem Tone handelt es sich im Prinzip um ein spielfertiges Sample, das nur noch auf ein wenig Klangkosmetik wartet. Die meisten Presetklänge bestehen dementsprechend auch nur aus einem Tone und kommen ohne mehrere Layer aus. Insgesamt gibt es 788 Tones. Sie selbst sind zwar nicht veränderbar, dennoch lässt sich wunderbar mit ihnen herumspielen. Das Verfahren zum Editieren der Tones hat Roland in zwei Stufen gegliedert. Zunächst lassen sich die „Basics“ in drei Edit-Seiten bearbeiten. Hierunter fallen etwa die Lautstärkeverhältnisse der Tones und die Tastaturaufteilung sowie Envelope- und Velocity-Einstellungen. Ans Eingemachte geht es in der „Pro-Edit-Page“, über die weitere Einstellungen bezüglich Filter-, Amp- und LFO-Verhalten sowie einige Spezialitäten wie Random Pitch Depth oder Bias Level vorgenommen werden können. Per Split-Taste lässt sich ein Splitpunkt setzen, der dann jeweils zwei und zwei Tones über die Tastatur aufteilt. Eine ungerade Aufteilung von beispielsweise einem Tone auf der unteren und drei auf der oberen Hälfte der Tastatur ist nicht möglich. Einen weitergehenden Combination- oder Performance-Modus, in dem man mehr als einen Splitpunkt setzen kann, gibt es leider ebenfalls nicht. Ein klarer Nachteil im Livebetrieb.
Das Effekt-Routing kann individuell für alle vier Tones vorgenommen werden. Grundsätzlich stehen zwei Multieffekt-Plätze sowie ein Hall- und Chorus-Effektweg zur Verfügung. Pro Multieffekt lassen sich vier Modulationsquellen für die wichtigsten Parameter anschließen. Die Multieffekte bieten den typischen Effekt-Gemischtwarenladen von EQ über Phaser, Ring-Modulator und Overdrive bis hin zu diversen Delays (unter anderem ein faszinierendes 3D-Delay) und Lo-Fi-Effekten. Spätestens hier muss auch auf die vorbildliche Tap-Tempo-Funktion hingewiesen werden, die sich beispielsweise für den Delay-Effekt anwenden lässt. In Verbindung mit dem Mikrofoneingang kann man außerdem einen Vocoder-Effekt erzeugen.
Der Digitalrecorder besitzt acht Hauptspuren, die sowohl MIDI- als auch Audio-Daten aufzeichnen können. Jede dieser Spuren bietet wiederum acht Unterspuren, die V-Tracks genannt werden. So stehen zwar insgesamt 64 Spuren zur Verfügung, gleichzeitig abspielbar sind aber tatsächlich nur acht davon. Mit der Bounce-Funktion lassen sich jedoch immer wieder neue Spuren leeren und neu bespielen. Praktischerweise wartet der Recorder mit 371 Rhythmus-Patterns auf. Diese liegen als unterschiedliche Varianten wie etwa Intro, Verse oder Ending vor und lassen sich einfach ins Song-Arrangement einfügen. Solche Patterns kann man aber auch selbst programmieren. Ebenfalls möglich ist es, ein Drum-Pattern als MIDI-File via SD-Karte zu importieren. Die weitere Handhabung des Recorders ist recht einfach und intuitiv. Instrument anschließen, Aufnahmeknopf drücken, Spur auswählen, losspielen oder singen. Mit der praktischen A-B Repeat-Funktion kann man auch nur kurze Sequenzen des Songs abspielen. Selbstverständlich lassen sich aufgenommene Takes und Takte auch hin- und herschieben, kopieren und wieder einsetzten.
Die Audiospuren können weiter durch Effekte bearbeitet werden. Dabei hat der Juno-Gi vorgefertigte Ketten von typischen Insert-Effects an Bord. Grundsätzlich wird zwischen Mic, Guitar und Line-Signal unterschieden. Für Gitarrenaufnahmen gibt es beispielsweise eine mögliche Effekt-Kombination von Amp-EQ-Gate-Overdrive-Delay-Chorus-Reverb. Das sind jedoch nur Vorschläge, die den eigenen Effektwünschen angepasst werden können. Den fertigen Song kann man schließlich im Master-Modus mit weiteren Effekten veredeln. Typischerweise sind hier EQ, Kompressor und Limiter am Start. Gespeichert werden alle Songdaten übrigens auf einer SD-Karte. Auch das Exportieren des Songs als Wav-File ist möglich. Um die Daten auf einen Computer zu übertragen, braucht man dann allerdings ein externes SD-Kartenlesegerät, über den USB-Port des Song-Players lässt es sich leider nicht exportieren. Werksseitig befindet sich bereits eine 2 GB Karte im Slot, bis zu 32 GB sind möglich.
Aber der Juno-Gi hält noch weitere Extras bereit: Zu nennen wäre da etwa der Arpeggiator mit 128 Patterns, die variiert werden können. Im Gegensatz zum Juno-Di sind selbstgebaute Patterns hier auch auf den 64 User-Plätzen speicherbar, sogar das Importieren von MIDI-Files in den Arpeggiator ist möglich. Mit der Chord-Memory-Funktion lassen sich ganze Akkorde mit nur einer gedrückten Taste hervorrufen. Per Auswahl des Musikstils verändern sich auch die Akkorde und ihre Erweiterungen. So sind etwa im Pop-Stil vor allem Nonen und Septimen zu finden, beim Blues dann kleine Septimen und so weiter. Interessant.
Zu erwähnende Abstriche im Vergleich zum Juno-G sind unter anderem die fehlende Möglichkeit, Expansion-Boards zu verwenden. Außerdem ist (natürlich) die Bearbeitung und Benutzung von eigens importierten Samples nicht vorgesehen. Hier bleibt der Juno-G der große Bruder. Wirklich bedauerlich ist der nicht vorhandene Software-Editor. Bei vielen anderen Synthies in dieser Preisklasse gehört dieser bereits zur Standardausstattung.
Markus Galla sagt:
#1 - 11.03.2016 um 11:55 Uhr
Es macht immer wieder Spaß, mal durch das Bonedo-Archiv zu stöbern und Testberichte zu nun schon etwas älteren Instrumenten zu lesen. Da ich hier auch noch einen Juno-Gi stehen habe und regelmäßig spiele, habe ich diesen Test mit großem Interesse gelesen. Interessanterweise wird das Instrument immer mal wieder günstig als Neugerät beim Music Store angeboten. Es scheint also nach wie vor Restposten zu geben. Ich stimme in den meisten Punkten mit dem Tester überein. Es gibt aber auch zwei Dinge, die im Test falsch dargelegt sind:
1. es lassen sich bis zu vier Tones frei auf der Tastatur verteilen. Nur die "schnelle" Split-Funktion erlaubt nur zwei Zonen. Im Live Set hingegen sind vier Zonen möglich.
2. der zusätzliche Ausgang kann sehr wohl für den Click genutzt werden. Ich habe das selbst mehrfach live gemacht. Man kann entweder den Recorder/USB-Player auf diesen Ausgang legen oder den Click.Und noch eine Sache sollte nicht unerwähnt bleiben: es gibt einen Vocoder, der prima live eingesetzt werden kann. Im Vergleich zu anderen Geräten (z. B. auch dem Juno Di oder der Yamaha MOX-Reihe) gibt es für Mikrofone einen XLR-Eingang inkl. Phantomspeisung - auch nicht selbstverständlich. Das sollte als dickes "Plus" auf der Haben-Seite stehen. Die Fader der Recorder-Sektion und auch die Buttons senden übrigens MIDI-Controller, so dass man diese auch prima zum Steuern eines Computers nutzen kann. Im Verbund mit einer Software wie Ableton Live hat man somit auch die Möglichkeit, das Keyboard als Master Keyboard zu nutzen. Schade nur, dass die Tastatur keinen Aftertouch unterstützt. Doch der scheint ohnehin aus der Mode gekommen zu sein. Den Recorder kann man übrigens auch per "Umweg" als kleines Mischpult benutzen, um z. B. ein weiteres Keyboard durchzuschleifen oder live seinen eigenen Gesang (oder den eines anderen Sängers) auf die PA zu geben. Die Sounds vom Juno Gi und der angeschlossenen Geräte/des Mikros liegen dann auf den Fadern und man kann sie bequem regeln und mit Effekten versehen. So habe ich mir schon oft ein Mischpult gespart und konnte vom Juno Gi direkt in die PA gehen.