Mit dem Juno-X erhalten wir von Roland eine neue Interpretation eines polyfonen Synthesizers zum Test, dessen Serie in den frühen 80er Jahren erfolgreich startete. Geschätzt – und heute als Vintage Synth sehr begehrt – sind der 1982 erschienene Juno-60 und sein Nachfolger Juno-106.
Typische Sounds der beiden analogen Synthesizer – vor allem Pads, Arpeggios und Bässe – sind auf etlichen Studioalben verewigt. Die Instrumente genießen heute einen Kultstatus. Dabei besteht das Erfolgsrezept aus nur drei Faktoren: ein musikalisch vielseitig einsetzbarer Klang, eine simple Bedienung sowie ein günstiger Preis. Das erwarten wir auch von einem Juno-X.
Roland Juno-X – das Wichtigste in Kürze
- Digitaler Performance-Synthesizer
- 61er Tastatur mit Aftertouch
- Juno-60/106 Emulation, Juno-X Model
- ZEN-Core, XV-5080, RD, Vocoder
- Erweiterbar durch Model Expansions
- 5 Parts inklusive Arpeggiator, Effekte
- 256 Scenes, über 4.000 Tones
- Relativ einfaches Handling
Details
Roland Juno-X: Eine neue Generation
Die Zeiten ändern sich. Der aktuelle Roland Juno-X basiert nicht auf Analogtechnik, sondern neben Emulationen klassischer Synths (Model) hauptsächlich auf Rolands ZEN-Core-Technologie, die wir schon beim Software-Synthesizer Zenology Pro testen konnten. Geräteübergreifend bildet ZEN-Core somit einen gemeinsamen Nenner zwischen Hard- und Software: Klangprogramme aus PCM-Samples, Modeling und Effekte lassen sich zwischen allen Plugins und Geräten tauschen, die ZEN-Core kompatibel sind. Natürlich könnte man einfach einen Laptop mit den Plugins aus der Roland Cloud – primär ein Abo-Modell – bestücken sowie ein Controller-Keyboard und Audio-Interface anschließen. Der Roland Juno-X versteht sich aber als klassisches Musikinstrument für die Live-Performance, das auch im Projektstudio multimodal einen guten Job macht. Wie stimmig ist das Konzept wirklich? Übrigens: Es gibt starke Parallelen zum Jupiter-X. So empfehlen wir neben dieser Lektüre auch den Bonedo-Test des Jupiter-Xm.
Roland Juno-X: Erster Kontakt
Nach dem Auspacken des rund elf Kilogramm schweren und robusten Synthesizers stellt sich eine gewisse Vertrautheit ein. Das Roland Juno-X Testgerät ähnelt nämlich optisch stark dem Juno-106 und bietet ein klassisch schönes Panel mit vielen Reglern und Knöpfen, die sogar richtig angenehm in der Hand liegen. Sofort gibt es Pluspunkte für die Hardware, ausgenommen das eingebaute Lautsprecher-System, denn das trübt den positiven Ersteindruck. Es transportiert den Sound kaum und ist mehr ein kleines Souvenir des Sondermodells Roland HS-60. Keine Sorge, es lässt sich ohnehin im System-Menü abschalten. Unterwegs kann man die Lautsprecher allerdings per Bluetooth-Audio betreiben. Sehr erfreulich zeigt sich die leicht gewichtete 61er Tastatur, denn sie spielt sich gut und verarbeitet monofonen Aftertouch. Neben dem Roland-typischen Pitchbend/Modulations-Hebel gibt es zudem noch zwei frei zuweisbare Slider und drei Tasten als Spielhilfe.
Roland Juno-X: Aufs Panel geschaut
Das grafikfähige Display des Roland Juno-X mit 128 × 64 Punkten ist beim Test leider keine Attraktion, vielmehr ist es die gut strukturierte Bedienoberfläche. Hier erhält man direkten Zugriff auf Oszillatoren, Filter, Hüllkurven, LFOs, Effekte und auf das Arpeggiator-System. Zudem sind Taster zur Anwahl der Scenes, Parts oder Models sinnvoll auf dem Panel platziert.
Anschlüsse des Roland Juno-X
Auf die Rückseite des Synthesizers schaut man gern, denn Roland hat dem Juno-X Klinke- und XLR-Buchsen für die Stereosumme, einen Mikrofon-Eingang samt Gain-Regler und einen Aux-Eingang als Stereo-Miniklinke spendiert. Zwei USB-Anschlüsse (Speicher, Computer) MIDI-Buchsen (In/Out) sowie Hold- und Control-Buchse zum Anschluss eines Sustainpedals bzw. Schwellers stellen auch professionelle Livemusiker zufrieden.
Roland Juno-X: Aufbau und Organisation
Die oberste Ebene beim Roland Juno-X ist die Scene. Für die sind insgesamt 256 Speicherplätze (organisiert in 16 Bänke mit jeweils 16 Scenes) vorhanden. Hier lassen sich alle Einstellungen aller fünf Parts (vier Synth + Drum Kit) inklusive Arpeggios und Effekte registrieren. Ein Tone ist ein Klangprogramm, das auf einem Oszillator-Strang mit Filter und Effekten basiert. Der Oszillator übrigens ändert sich beim Juno-X mit der Wahl eines Models (Juno-X, Juno-60, Juno-106, etc.). Im System- und Ultilty-Menü des Synthesizers kann man überdies viele Einstellungen vornehmen. So dient der Juno-X im Projektstudio auch als USB-Audio/MIDI-Interface.
Synthese-Power des Juno-X
Der Roland Juno-X bringt als Novum selbstredend das Juno-X Model. Dieses basiert auf dem Super Saw-Oszillator, den Roland 1996 erstmals mit dem virtuell-analogen JP-8000 vorstellte. Zwei weitere Merkmale sind zudem der Chorus III (eine Fortsetzung der beiden Chorus-Typen der klassischen Junos) und die Anschlagdynamik. Ferner sind der Juno-60 und 106 die weiteren wichtigen Modelle des Juno-X. Weiterhin gibt es serienmäßig das XV-5080-Model mit verschiedenen Sample-ROM-Klängen, das RD-Model mit den Pianos der RD-Serie, ein klassisches Vocoder-Modell sowie die ZEN-Core-Engine. Zusätzlich finden sich in der Roland Cloud mehrere Emulationen: Gegen einen Aufpreis von 149 US-Dollar kann man den Juno-X mit diesen Model Expansions erweitern: SH-101, JX-8P, Jupiter-8, JD-800 und Vocal Designer. Das sind gute Aussichten, wenn man später zur Abwechslung noch weitere Synth-Klassiker mit dem Juno-X spielen möchte.
Effekte und Arpeggiator im Juno-X
Das Effektsystem des Synthesizers zeigt sich im Test sehr vielschichtig und versorgt überdies jeden einzelnen der bis zu fünf Multimode-Parts. Beispielsweise gibt es für jeden Part neben einem EQ, für die vier Synth-Parts auch einen eigenen Multieffekt. Die Summe lässt sich dabei per Master-EQ/Kompressor bearbeiten. Zu den System-Effekten gehören übrigens auch Delay, Reverb und Chorus. Qualitativ ist hier alles im grünen Bereich. Die I-Arpeggio-Sektion des Roland Juno-X reagiert dynamisch aufs jeweilige Keyboardspiel. Rhythmik und Notenhäufigkeit der Arpeggios sind dabei aber nicht statisch, sondern variieren je nach Triggernoten. Wie das klingt, haben wir bereits akustisch schon beim Test des Jupiter-Xm demonstriert. Beim Juno-X stehen ebenso klassische Muster zur Auswahl. Zudem gibt es einen praktischen Step-Sequencer, der auf der Tastatur eingespielte Noten aufnimmt. Das Arpeggio-System steht überdies bei jedem der fünf Parts individuell bereit. So lassen sich mit dem Juno-X komplexe rhythmische Arrangements erstellen.
Juno-X Software-Unterstützung
Der Roland Juno-X will mit einem Computer zusammenarbeiten, seine Anlaufstelle ist die Roland Cloud. Dort erhält man sogar zehn Sound Packs gratis. Ebenfalls kostenfrei gibt es den JUNO-X-Editor-Software zum Download. Außerdem steht ein Profile für Apple MainStage (ab Version 4.3.2) zur Verfügung. Damit lässt sich der Juno-X als Controller-Keyboard für Apples Performance-App verwenden – ebenso als Steuerzentrale für die eigene DAW ist er nutzbar. Anders formuliert: Wer mehr oder vielleicht sogar alles aus dem Roland Juno-X herausholen möchte, kommt am Einsatz eines PC (ob Mac oder Windows) nicht vorbei. Dieser Ansatz ist natürlich für Keyboarder, die am liebsten rechnerfrei musizieren wollen, nicht gerade ideal. Allerdings sollte man realistisch bleiben: Digitale Musikinstrumente sind nun einmal nahe am Rechner gebaut. Und so freut man sich letztlich schon, wenn man eine Sicherheitskopie bequem auf einem USB-Speichermedium ablegen kann.