Ob Yamaha CS80, Sequential Circuits T8, Oberheim OB-8 oder eben Roland Jupiter 8 – es scheint, als habe sich die 8 als Zertifikat für analoge Vintage Synth Flaggschiffe durchgesetzt. Auch bei mir glänzten die Augen, als ich den Roland Jupiter-8 zum ersten Mal bei mir zu Hause hatte. Bis zu diesem Tag trugen meine Top-Synthesizer eher Bezeichnungen wie Polysix, Juno-60 oder Prophet 600. Dieser Tag wurde lang und das Glänzen in meinen Augen größer. Heute gehört der Jupiter-8 zu meinen festen Weggefährten.
Das aufgrund ein paar Seitensprünge. Wer den Roland Jupiter-8 mag, der wird immer mal auf das Rackmodul MKS80 schielen, das so etwas wie ein würdiger Nachfolger des Jupiter 8 sein sollte. Ich konnte ein frühes sowie ein späteres Modell des MKS im direkten Vergleich mit dem Roland Jupiter-8 probieren. Und, ich habe beide MKS80 wieder verkauft. Der Juno-60 liegt meinen Ohren nach klanglich näher am Jupiter-8, als ein MKS80.
Details & Praxis
Vintage Synth Roland Jupiter-8 vs Roland MKS80
Um die Jupiter-Filter ranken sich im Internet zahlreiche Mythen und Legenden. Oft liest man, dass im MKS80 ab einer bestimmten Baureihe (Seriennummer 511800) keine Curtis-Filter mehr verbaut wurden. Ich habe aber weder in den beiden MKS80, noch in meinem Roland Jupiter-8 auch nur einen Curtis-Filter gefunden. Die Filter stammen von Roland und tragen bei meinem Jupiter-8 die Bezeichnung IR 3I09. Später wurden im MKS dann IR305 eingesetzt (auch von Roland), die gleichzeitig VCF und VCA steuern.
Roland Jupiter-8: Vollgepackt bis oben hin
Meiner Ansicht nach hat die MKS-Rackversion ohne Zweifel ihre ganz eigenen Qualitäten. Sie klingt viel klarer und digitaler, während der Jupiter-8 deutlich aggressiver, charaktervoller und analoger klingt. Auch ist das Schrauben, selbst mit MPG80, längst nicht so sexy wie bei der Tastenversion. Aber lassen wir den subjektiven Höreindruck mal beiseite und widmen uns gleich den harten Fakten. Denn auch da hat der Roland Jupiter-8 es in sich! Beim Öffnen der „Motorhaube“ wurden mir auf Anhieb zwei Dinge klar:
Für dich ausgesucht
1. Warum wiegt ein Jupiter-8, der gerade mal 16 mm breiter ist als ein Juno, fast doppelt so viel, wie sein kleiner Bruder?
2. Warum brauche ich im Winter keine Heizung im Studio?
Antwort: der Roland Jupiter-8 ist so randvoll mit Elektronik, dass nicht mal mehr Platz für Staub ist. Mir drängt sich der Vergleich mit dem Motorraum eines 911er Porsche auf, der hinsichtlich Raumausnutzung, Betriebstemperatur und Leistung ähnlich dimensioniert ist.
Vintage Synth Roland Jupiter-8: Oszillatoren
Der Roland Jupiter-8 verfügt über 8 Stimmen, die durch 2 VCO’s pro Stimme samt Pulsbreitenmodulation und Ringmodulation ordentlich Druck auf die Ohren bringen. Die Oszillatoren kann man synchronisieren und die Modulation mittels Mod Switch wahlweise auf den einen, den anderen oder auf beide Oszillatoren routen. An Wellenformen stehen die üblichen Vertreter zur Verfügung (Triangle, Sawtooth, Pulse, Square Waves). Dazu lässt sich auf dem zweiten Oszillator noch Noise mischen. Über den PWM Mode Switch stehen dem Vintage Synth noch die Einstellungen LFO, Manual und ENV-1 zur Verfügung.
Roland Jupiter-8: LFO, Hüllkurven & Arpeggiator
Der LFO hat neben vier Wellenformen als besonderen Gimmick eine Random-Funktion. Über den LFO lässt sich beim Roland Jupiter-8 auch der VCA modulieren, was der Soundvielfalt zugutekommt.
Über die zweifache ADSR-Regelung brauchen wir hier nicht groß zu reden. Attack kann man in einem Regelbereich von 1 ms bis 5 sek steuern, Decay spielt sich in einem Bereich von 1 ms bis 10 Sekunden ab. Ebenso die Release-Zeit. Praktisch für Live-Betrieb und Studio-Produktionen ist die Split-Funktion. Hier kann man zwei Sounds parallel nebeneinander spielen oder man lässt den Arpeggiator links dudeln, während man die rechte Hand für Soli freihat. Apropos Arpeggiator: der ist beim Roland Jupiter-8 eine wirklich nützliche Funktion. Neben der üblichen rauf- und/oder runter-Spielweise, kann man sich hier entschieden über welches Oktavspektrum sich der Arpeggiator erstrecken soll. Darüber hinaus gibt es die Random-Funktion, die die Klangvielfalt des Vintage Synths drastisch erhöht.
Kein Sequenzer im Vintage Synth Roland Jupiter-8
Einen Sequenzer vermisst man hier nicht wirklich schmerzlich, wenn man sich die aus heutiger Sicht kläglichen Sequenzer damaliger Konkurrenzmodelle anschaut. Dafür bietet der Vintage Synth Roland Jupiter 8 eine Vielzahl an Modulationsmöglichkeiten, die – damals wie heute – gigantisch sind. Außerdem gab es bereits damals eine Option mit dem Namen Roland JSQ-60, zumindest für die DCB-Modelle. Der Sequenzer ist einfach, aber er erfüllte damals seinen Zweck. Auch heute noch ist der JSQ-60 ein simpel und intuitiv bedienbares Gerät. Ob er technisch gesehen noch sinnvoll ist, muss jeder selbst entscheiden.
Wer die Power eines Roland Jupiter 8 spüren will, der sollte versuchen, mal einen unter die Hände zu bekommen. Spätestens dann, wenn man alle Stimmen des Jupiter-8 im Unisono-Modus auf einmal ins Rennen schickt, weiß man, warum der Jupiter-8 nach wie vor von so vielen Größen im Musikgeschäft als heiliger Gral betrachtet wird.
Status des Roland Jupiter-8 in der Musikwelt
Möchte man einen Eindruck erhalten, warum der Jupiter-8 bei seinem Erscheinen so große Wellen schlug und die Musik so entscheidend beeinflusste, darf man nicht nur auf die „inneren“ Werten schauen. Denn in dieser Hinsicht hatte ein Yamaha CS80 unterm Strich sicher mehr zu bieten. Bleiben wir ruhig mal beim Vergleich mit einem Porsche. Der hatte oftmals weniger PS als ein Ferrari und erreichte trotzdem die Ziellinie in vielen Fällen früher, als sein italienischer Kollege. Dafür müssen wir uns in die Zeit von 1981 zurückversetzen, in der der Jupiter-8 das Licht der Welt erblickte. Die Musik war Anfang der 1980er Jahre einfach anders, als noch zum Ende der 1970er Jahre. Die Produktionen wurden komplexer und die Musiker suchten händeringend nach einem Synthesizer, der nicht nur klanglich überzeugen konnte, sondern sich darüber hinaus auch perfekt in eine Studio-Umgebung integrieren ließ. Ein Arbeitstier musste her. Und der Roland Jupiter-8 ist ein Arbeitstier.
Roland Jupiter-8 Bedienpanel: Erster Eindruck
Eine Benutzeroberfläche kann man nicht in jedem Fall mit Logik bewerten. Hier spielen immer auch persönliche Vorlieben eine Rolle. Ich empfinde das Panel des Roland Jupiter-8 trotz der vielen Regelmöglichkeiten als relativ aufgeräumt. Im Gegensatz zur eigentlich kühlen Optik haben die Roland-Designer hier dem Farbkasten freien Lauf gelassen. Ein wenig erinnern die vielen bunten Knöpfe schon an Opa Herberts Bontempi-Orgel. Beim Spielen dagegen erweist sich das als wahrer Pluspunkt: Denn die Farben ergeben durchaus Sinn. Und spätestens, wenn man in der Hektik eines Live-Konzerts die richtigen Knöpfe findet, weiß man, dass hier praktische Erwägungen Vorfahrt vor Glanz und Glamour hatten.
Roland Jupiter-8 Bedienpanel: Volume, Balance & Co.
Beginnen wir auf der linken Seite der Roland Jupiter-8 Bedienoberfläche. Dort finden wir neben Volume, Balance, Master Tune und Auto Tune auch den Arpeggio-Regler. Letzteren hätte man sicher näher an die Arpeggio-Range-Schalter verlegen können, aber sei’s drum. Auto Tune war Anfang der 80er State Of The Art – und ist sicher auch heute noch eine komfortable Einrichtung für einen Analogsynthesizer. Gerade bei Studioproduktionen sollte der Druck auf den Auto Tune Knopf zum regelmäßigen Prozedere gehören. Anders als z. B. bei einem Prophet T8 dauert es hier auch nur 2 – 3 Sekunden, bis der Synthesizer gestimmt ist und die Funktionen wieder freigegeben sind. Die erste Sektion auf dem Bedienfeld startet mit dem Low Frequency Oscillator (LFO), den ich eher den Effekten zuordnen und später ansiedeln würde. Wir finden hier zwei Schieberegler für Rate und Delay Time, daneben haben wir die Wahl zwischen Sine Wave, inverted Sawtooth, Square Wave und der Random-Funktion.
Roland Jupiter-8: VCO-Modulator
Einen orangefarbigen Block weiter liegt der VCO-Modulator des Vintage Synths, mit dem man die Ausgänge von LFO und Hüllkurven (Env 1) bearbeitet. Ein nettes Feature ist der Schalthebel daneben, mit dem man die Modulation wahlweise auf VCO-1, VCO-2 oder auf beide gleichzeitig legen kann. Daneben lässt sich die Pulsweite modulieren über einen Range-Schieber und einen Wahlschalter (LFO, Manual oder ENV-1). Mit diesen Bedienelementen kann man die Sounds des Roland Jupiter-8 über wechselseitige Beeinflussung der Hüllkurven ordentlich zum Schwingen bringen.
Roland Jupiter-8: VCO-1 und VCO-2
Neben dem VCO-Modulator liegen die Regler für VCO-1 und VCO-2. Die Editiermöglichkeiten beider Sektionen unterscheiden sich deutlich voneinander. VCO-1 beginnt mit einem Cross Mod-Schalter, mit dem sich schöne metallische Sounds erzeugen lassen. Daneben liegen der Fußlagenschalter (16’, 8’, 4’ und 2’) und der Schalter für die oben beschriebenen Wellenformauswahl. VCO-2 beginnt mit dem Sync-Knopf, über den man das Signal mit VCO-1 koppeln oder eben entkoppeln kann. Rechts neben dem Sync-Knopf lässt sich die Range von VC=-2 stufenlos regeln und über einen Switch-Button auf “Normal” oder „Low-Freq“ schalten.
Nutzung von VCO-1 und VCO-2
Im „Normal“-Modus spielt VCO-2 in der gleichen Frequenz, wie VCO-1. Die Einstellung „Low Freq“ erzeugt einen tieffrequenten Ton, der als Kontrollsignal für die Crossmodulation von VCO-1 genutzt werden kann. Über den Fine-Tune-Drehregler kann man VCO-2 gegen VCO-1 verstimmen. Mit Feingefühl lassen sich hier herrlich dichte Analogsounds entwerfen. Letzte Edit-Möglichkeit unter VCO-2 ist der Waveform-Schalter, der mit Sine, Sawtooth und Variable Pulse Waves ähnlich dem von VCO-1 ist, aber mit „Noise“ eine vierte Wahlmöglichkeit bietet. Dieses kann im richtigen Mischungsverhältnis mit VCO-1 sehr variantenreiche Sounds entstehen lassen.
Die Filtersektion des Roland Jupiter-8
Die Filtersektion beginnt mit dem Source-Mix, der direkt über das HPF mit einem Regler für CutOff Frequency geroutet wird. Daneben liegt die reichhaltige VCF-Ausstattung mit CutOff Freq. Und Resonance. Danach finden wir den Slope-Schalter, mit der Wahlmöglichkeit zwischen –12dB oder –24dB Flankensteilheit. Über die VCF Envelope Modulation legt man fest, in welchem Maße der Ausgang der beiden Filter den VCF Cutoff moduliert. Der Schalter neben dem Schieberegler bestimmt, ob Env 1 oder Env 2 den VCF beeinflussen soll.
Filtermodulation im Jupiter-8
Daneben liegt die LFO Mod, mit dem die Cutoff Frequenz durch das Signal der LFO-Sektion moduliert werden kann. Als letzte Editiermöglichkeit im Bereich des VCF bietet der Roland Jupiter-8 Vintage Synth einen Key Follow-Regler. Das Signal, dass wir gerade im VCF-Bereich moduliert haben, wird nun durch den VCA geführt. Hier wird die Modulationstiefe des Signals nach Durchlaufen von ENV-2 bestimmt. Neben dem Schieberegler finden wir vier Einstellmöglichkeiten, die in die Modulationstiefe des LFO-Signals bestimmen. Was jetzt folgt, ist weniger komplex: In zwei Bereichen werden die ADSR-Parameter von ENV-1 und ENV-2 bestimmt. Beide Sektionen haben zusätzlich einen Key Follow Schalter, bei ENV-1 lässt sich zusätzlich noch die Polarität der Kurve bestimmen.
Arpeggiator des Jupiter-8
Neben dem Tune-Schalter links liegt die Arpeggiator-Sektion des Roland Jupiter-8. Hier kann über vier Schalter bestimmt werden, innerhalb welchen Oktavspektrums sich der Arpeggiator bewegen soll. Daneben gibt es die typischen Up-, Down und Up/Down-Schalter. Dazu hat Roland noch den wirklich spektakulären Random-Modus eingebaut. Alleine dieser Schalter ist Spielfreude pur. Stimmverteilung: Direkt neben diesem Bereich können wir entscheiden, ob wir pro Taste nur eine Stimme haben möchten (Solo-Mode), ob wir alle acht Stimmen auf eine Taste legen wollen (Unison) oder den Jupiter im Polymodus spielen möchten. Der Polymodus ist unterteilt in Poly-1 und Poly-2, wobei sie grundsätzlich ähnlich aufgebaut sind. Poly-2 wurde speziell für Sounds eingerichtet, die eine lange Ausklingzeit haben. Das Prinzip: werden mehrere Tasten hintereinander gedrückt und gehalten, dann klingen nur die letzten Tasten lange aus, während die früher gedrückten Tasten mit nur kurzem Release ausgegeben werden. Dadurch wird vermieden, dass die Töne zu sehr verwaschen.
Vintage Synth Roland Jupiter-8: Hold-Funktion, Key Mode und mehr
Dem gerade beschriebenen Assign Mode des Roland Jupiter-8 Vintage Synths folgen zwei Hold-Tasten, einer für die Lower- eine für die Upper-Section. Praktisch ist das auch im Arpeggio- und Split-Betrieb. Daneben liegen drei Schalter für den Key Mode (Dual, Split und Whole). Daneben befindet der Panel-Mode, bei dem wir entscheiden, ob wir den Lower- oder Upper-Bereich editieren möchten. Mittig vom Keyboard ist das Display und rechts daneben reihen sich die Patch-Schalter auf, ein Manual-Schalter, mit dem man auf Knopfdruck in den Manual-Modus gehen kann und danach folgen die Patch-Presets, eine Write-Taste und drei Drucktaster für Tape Memory.
Die Bender-Sektion des Roland Jupiter-8
Last but not least finden wir ganz links neben der Tastatur des Roland Jupiter-8 noch eine ausgereifte Bender-Sektion. Neben dem LFO Modulations-Schalter, den wir schon vom Juno her kennen, gibt es hier die Möglichkeit, verschiedene Parameter auf den Bender zu routen oder alternativ auf Fuß-Pedale: VCO-1, VCO-2, VCF, VCO MOD und VCF MOD. Darüber hinaus kann man über einen Drehregler die LFO Rise Time bestimmen.
Ein Gimmick der 1980er Jahre: der Portamento-Regler, der sich jedoch wunderbar ins Spiel einbinden lässt. Im Solo- oder Unison-Modus werden da Erinnerungen an die Anfänge der Synthesizer-Geschichte wach.
Anschlüsse des Jupiter-8
Das „Hinterteil“ des Jupiter-8 Vintage Synths ist eine klare Aussage, mit der Roland den Markt überzeugen wollte. Hier gibt es Anschlussmöglichkeiten, die aus damaliger Sicht revolutionär erscheinen mussten. Beginnen wir mit dem Tape Memory. Der Jupiter wurde mit 64 Werks-Presets ausgeliefert, die einen Einblick ins klangliche Spektrum des Super-Synthesizers erlaubten, aber den Fähigkeiten des Instruments nicht gerecht wurden. Mithilfe der Tape Memory-Funktion kann man die Voreinstellungen problemlos auf ein analoges – oder eben heute – digitales Abstellgleis laden und bei Bedarf wieder zum Leben erwecken. So lassen sich durch die Write-Funktion im laufenden Betrieb Sounds abspeichern, ohne dass man vorher mühsam geschraubte Sounds überschreiben muss. Neben den Tape Memory-Anschlüssen finden wir CV- und Gate-Buchsen, die schon Anfang der 80er Jahre nichts Neues waren. Eine Sektion weiter sind die externen Controls angesiedelt, die die Spielmöglichkeiten auch heute noch erleichtern und erweitern.
Weitere Anschlüsse
Neben VCF, VCA, Portamento und Hold liegt die Arpeggio-Clock-Buchse. MIDI hin oder MIDI her, bei mir ist Arpeggio-Clock fest mit meiner CR78-Drummachine verdrahtet, die beim Jupiter-8 den Takt angibt, wenn sein Arpeggio läuft. Auch das war damals ein Gewinn für jeden Musiker, der eine Einheit zwischen Konservenschlagzeug und Synthesizer suchte. Und davon gab es nicht wenige. Direkt daneben finden wir weitere Steckmöglichkeiten: Neben drei unsymmetrischen Ausgängen für die Upper-Voices, den Lower-Voices, gibt es zusätzlich zwei symmetrische XLR-Anschlüsse für Upper und Lower, die dafür garantieren, dass sich der Sound des Jupiter-8 auf einer Aufnahme genauso gut anhört, wie er im Gerät erzeugt wird. Und sogar an einen Phones-Level-Schalter hatte man gedacht. Hier kann man die Ausgangslautstärke für den Kopfhörer in Abhängigkeit zur Umgebungslautstärke einstellen. Wie gesagt: Wir befinden uns im Jahr 1981!
Vintage Synth Roland Jupiter-8: MIDI und MD-8
Ich finde es schon fast erschreckend, welch hohen Stellenwert MIDI mittlerweile hat: Klickt man sich bei YouTube und Co. durch die Filme von alten analogen Synthesizern, dann erhält man den Eindruck, dass viele Musiker keinen Gebrauch mehr von den Tasten machen. Da spielen irgendwelche Sequenzer im Hintergrund und die eigentlichen Hauptakteure werden nur noch zum „Schrauben“ eingesetzt. MIDI gab für den Jupiter-8 es erst ein paar Jahre später. Dafür spendierte Roland dem Synthesizer eine DCB-Schnittstelle, die sich später mit MIDI synchronisieren ließ. Ich verwende das hauseigene MIDI-Kit, welches Roland selbst einige Jahre nach Erscheinen des Jupiters produzierte. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe anderer Anbieter, wie z. B. Lintronics, Kenton etc., die eine deutlich bessere MIDI-Einbindung erlauben. Da ich beim Spielen aber sowieso mehr auf Handarbeit stehe, reicht mir das MD-8, das auch beim Juno-60 eingesetzt werden kann.
Fazit
Braucht man ihn noch? Beim Schreiben dieses Vintage Synth Specials habe ich mir einmal mehr die Frage gestellt, ob ein Roland Jupiter-8 in der heutigen Zeit eigentlich noch Sinn ergibt. Die Software-Versionen des Jupiter-8 haben einfach unschlagbare Vorteile gegenüber der in die Jahre gekommenen Hardware-Version: Das Totschlagsargument für die Software-Variante ist sicherlich der Preis. Ein Plug-In erhält man für einen Bruchteil des Preises, für den ein originaler Jupiter-8 heute gehandelt wird. Die Software ist zudem besser steuerbar und ins Studiosetup integrierbar. Sie bietet darüber hinaus einige Funktionen, über die das Original nicht verfügt. Ganz zu schweigen vom Risiko einer kostspieligen Reparatur! Ersatzteile werden immer seltener und ich hatte schon öfter Situationen, in denen ich Schweißausbrüche erleiden musste. Die, weil die Speicherbatterie leer war und beim Einschalten des Synthesizers nur noch Quietschgeräusche aus den Boxen kamen.
Schlusswort
Trotzdem steht mein Jupi immer noch auf seinem angestammten Platz. Er klingt eben doch um Welten besser, als seine digitale Konkurrenz. Und die Haptik ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Es ist immer noch ein Unterschied, ob man beim Spielen einen Drehregler zwischen Daumen und Zeigefinger dreht oder eine Maus auf dem Pad hin und her schiebt. Ein letztes Mal bemühe ich den Vergleich mit einem Porsche. Es ist schon ein Unterschied, ob man sich ein Motorengeräusch auf einer Dolby-Surround-Anlage anhört oder man selbst in einem echten Oldtimer mit unsynchronisiertem Getriebe ohne EPS, ABS und Airbag um die Kurve jagt. Weder Analog-Freak noch Purist genug, um dem Original immer den Vorzug zu geben, ist für mich das Spielgefühl und der Sound entscheidend. Gerade deswegen steht der Jupiter-8 immer noch auf seinem exponierten Platz und lockt mich bei jedem Betreten des Studios mit einem „Ja – komm und spiel mich!“
Marcus Wittner sagt:
#1 - 23.03.2012 um 15:02 Uhr
Ein sehr schöner Artikel. Hab lange überlegt, mir einen Jupiter 80 zu kaufen aber jetzt bin ich mir sicher, dass ich lieber noch was spare und mir den echten hole. Der Sound ist einfach obergeil.
Jens sagt:
#2 - 09.05.2012 um 12:15 Uhr
Der Jupiter 8 ist ein Langeweiler, weil er neben der Corssmodulation keine wirklich einzigartigen neuen Sounds liefert. Er war in fr
SHX0X sagt:
#2.1 - 08.05.2015 um 12:18 Uhr
Er liefert eben den typischen 80er Jahre Italo-/Synth Pop Sound. Für die mittlerweile aufgerufenen 5000+ würde ich mir den nicht mehr reinstellen. Da gibt es mittlerweile interessantere Alternativen wie z.B. den Andromeda oder die DSI-Teile.
Antwort auf #2 von Jens
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMartin Weidlich sagt:
#2.2 - 16.01.2023 um 11:35 Uhr
Paperlapapp..Ich hatte und spielte den Jupiter8 über mehrere Jahre in den 80ern. Gibt und gab für mich keinen schöneren Synthesizer neben dem Memorymoog und dem Moog Modular!
Antwort auf #2 von Jens
Melden Empfehlen Empfehlung entfernensynthnerd sagt:
#3 - 15.05.2015 um 13:19 Uhr
Mittlerweile viel zu teuer...
S. Zomoja sagt:
#4 - 16.07.2023 um 11:28 Uhr
Naja, man muss dann letztlich und schlussendlich doch "Butter bei die Fische" klartexten: Echte Vollblutmusiker brauchen keinen originalen Jupiter 8 bei heutigen Softwareentwicklungen, die allerselbstverständlichst nicht den geringsten Klangwunsch offen lassen, beim, Achtung, erstellten Endprodukt eines Musikstückes. Natürlich klingt ein echter analoger, wie bspw. Roland's J.8 im Live Betrieb um Nuancen anders, "nichtklinisch", wie Fanatiker unter anderem äußern. Auch das verliert heutzutag jedoch am Ende vollends seine Bedeutung, weil das im elektronischen Musik-Areal Erbaulichste immer die auf Datenträgern festgehaltene Produktion darstellt, mit im Vorfeld völlig frei justierbaren klanglichen Einstellungen und Verläufen. Da gibt's für wahre Musiker (...) die den Dingen auf den Grund gehen, nicht das Kleinste dran zu zweifeln/rütteln je. MfG
Steve sagt:
#5 - 15.02.2024 um 00:40 Uhr
Ich hatte damals Anfang 90er von J.M. Jarre Studios Paris günstig einen gebrauchten Jupiter-8 kaufen können, er hatte mehrere von denen und daher einige zum Verkauf. Nach USA verschifft, um von der Firma «Encore US» ein komplettes MIDI Kit installieren zu lassen. Zurück für diverse Produktionen und Live Auftritte, das Teil war massiv und heavy schwer. Leider dann Mitte 90er für 2,2k verkauft, um einen brandneuen Clavia Nordlead zu ergattern, ich bin extra nach Vancouver geflogen um den Nordlead in einem MusicStore in der Burnaby abzuholen, Boris Blank aus Zürich war grosser Fan von diesem Synth damals und hat mich überzeugt. Der Nordlead steht heute noch nach vielen Produktionen in meinem Studio. Trotzdem: Mit dem Jupiter-8 hatte ich mit unzähligen Vinyl- und CD Releases die produktivste Phase ever. Das hat bis heute kein Plugin oder Clone ersetzen können. Ich hätte den Jupiter-8 behalten sollen, wobei mit Sentimentalitäten kann man sich nichts kaufen, und der Jupiter-8 wäre in den 35 Jahren unterdessen eh mehrmals abgeraucht. Der Jupiter-8 war nicht mein erster Synth, aber meine erste grosse Liebe. Und dieser trauert man immer nach...