Mit dem JX-08 präsentiert Roland – neben dem ebenfalls kürzlich erschienenen JD-08 – einen weiteren Boutique Synth, der wieder einer analogen Legende nachempfunden ist und kompakt-geschrumpft wurde. Dabei handelt es sich in mehrfacher Hinsicht um Meilensteine.
Das Original JX-8P war seinerzeit Rolands letztes analoges Flaggschiff – mit klar erkennbaren Vorzeichen, was die Zukunft bringend würde: Digital war in und analog wohl bald out. Mit ungalanten Folien-Tastern und sperrigen Programmiermöglichkeiten wäre der JX-8P fast zur Preset-Schleuder verkommen, wäre da nicht der PG-800 Programmer mit seinen optionalen Fadern gewesen.
Aber auch die Boutique-Serie selbst läutet mit den beiden Neuerscheinungen eine kleine Wende ein, denn jetzt gibt es Multitimbralität mit Dual/Split-Modes sowie ein ernsthaftes Polyphonie-Konzept! USB-C hat es ebenfalls hineingeschafft – ansonsten ist das Konzept recht gleichgeblieben und wir sollten prüfen, wie es klingt!
Details
Letzter seiner Art
Der JX-08 ist ein Roland Boutique Synth und eine durchaus freiere Interpretation des JX-8P sowie dessen Nachfolger JX-10. Beide Oldies waren prinzipiell gleich und nur mit unterschiedlicher Polyphonie gesegnet (6 bzw. 12 Voices). Rund 40 Jahre später bietet der JX-08 nun zehn Voices – pro Part!
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Who´s your daddy
Wie beim JX-3P waren die echten Vintage-Kisten eher müßig zu bedienen, weshalb die vielen Fader des JX-08 an den obligatorischen PG-800 Controller erinnern. Folien-Taster wie beim Original gibt es zum Glück nicht – und damit beschränkt sich der Wiedererkennungswert auf die Taster in den typischen Pastell-Farben Rot, Gelb und Blau.
Fette Engine
Die Verwendung der markanten Roland DCOs begann mit dem Juno-6 und wurde mit dem JX-8P/JX-10 im knappen Zeitraum von ’82 bis ’86 durchaus komplexer. Die zwei „DCOs“ im JX-08 sind in den Fußlagen 2’, 4’, 8’ und 16’ nutzbar sowie um zusätzlich um +/- eine Oktave tansponierbar, was im Falle des DCO-2 außerdem um Fine-Tuning ergänzt wurde. Als Wellenformen kommen die Klassiker Sägezahn, Rechteck, Puls und Rauschen zum Einsatz. Cross-Modulation und Sync gibt es ebenfalls.
Noch mehr nette Extras
Neben den üblichen Play-Modes eines solch analogen Kalibers mit Solo, Unison und Poly kann der Synth auch mit zwei unterschiedlichen Parts gespielt werden, sprich, es können zwei Klänge gleichzeitig abgerufen werden. Die Programmierung mit den fixen Stummel-Fadern macht allerdings nur bedingt Spaß und ist auch generell nicht sonderlich übersichtlich. Für den Note-Mode gilt Ähnliches, sodass eine richtige Klaviatur eigentlich unabdingbar wird. Split-Modes auf einer Oktave spielen macht kaum Sinn.
Sinnvoller wird es mit dem Sequenzer, der beide Parts getrennt ansprechen kann und das mit bis zu achtfacher Polyphonie. Das ist für Frickler ein gefundenes Fressen, für expressive Künstler allerdings nur bedingter Zugewinn – aber es gibt neben Note- und Step-Write auch einen Live-Write. Man muss Roland also durchaus loben, dass sie die ausgetretenen Pfade verlassen und nicht mehr allzu steif am „Authentic-Vintage“ Konzept kleben.
Das wird an der Vielzahl an Effekten ebenfalls deutlich, welche die folgenden Möglichkeiten umfassen: Chorus 1, 2 & 3, vier Delays, zwei Phaser, ein Filter, ein Overdrive, ein Drive, ein Fuzz sowie Lofi Compressor, Bit Crusher und sogar ein Pitch-Shifter.
analogue sagt:
#1 - 23.03.2023 um 14:50 Uhr
Ich finde es schade, dass im Split-Modus, wenn bei einem Part der Arpeggiator an- und beim anderen ausgeschaltet ist, die Stimme ohne Arp den Takt des Arpeggiators auf der anderen Seite stört beziehungsweise beeinflusst, wenn man sie spielt. Das ist ein sehr nerviger Bug ohne Workaround ...