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ROLAND PK-6 Test

„Ich suche jemanden, der mit so einem Teil umgehen kann.“ lauteten die Worte meines Redakteurs, als er mich mit dem Test des Roland PK-6 MIDI Pedals beauftragte. Wer braucht denn heutzutage noch ein Fußpedal? Ich fühlte mich sofort an meine Heimorgel-Kindheit erinnert und antwortete unüberlegt und mit kindlicher Begeisterung: „Klar kann ich das!“

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Ebenso kindlich naiv war mein Gedanke, dass sich ein modernes MIDI-Fusspedal nur auf das Treten von tieffrequenten Tönen beschränken würde und der Test somit schnell erledigt sei. Weit gefehlt! Wie sich in den folgenden Abschnitten herausstellt, steckt weit mehr im PK-6, als die Featureliste erahnen lässt.

DETAILS

Das Roland PK-6 ist – wie sein Vorgänger das PK-5A – ein MIDI-Pedal mit 13 Stummelpedalen, das in vier Haupt- und drei Nebenmodi arbeitet. Das mattschwarze Metallgehäuse macht einen unzerstörbaren Eindruck und beim ersten Hinlegen des PK-6 erfreut sich der Musiker über einen rutschfesten Stand auch auf glatten Bühnenböden. Somit kann man getrost kräftig in die 13 dunkelbraunen bzw. schwarzen Plastikpedale treten, die vorne aus dem Gehäuse herausragen. Zur Bedienung per pedes befinden sich auf der Oberseite acht Roland-typische Fußtaster und eine dreistellige 7-Segment-LCD-Anzeige.

Los geht’s mit dem Anschluss für das nicht mitgelieferte Netzteil. Ok, kein Problem, das Rolandpedal lässt sich auch mit sechs handelsüblichen AA-Batterien betreiben, die ebenfalls nicht mitgeliefert werden. Im Moment habe ich gerade keine zur Hand. Daher muss das leicht zugängliche Batteriefach auf der Rückseite leer bleiben. Im Batteriebetrieb hat das PK-6 nach Herstellerangaben bei kontinuierlicher Verwendung eine Laufzeit von ca. 16 Stunden – abhängig von der Qualität der Batterien. Damit das Pedal auf der Bühne nicht verstummt, kann man sich den Ladezustand der Batterien in Prozent anzeigen lassen, um so rechtzeitig die Batterien austauschen zu können. Eine nützliche Auto-Off-Funktion schaltet das Pedal bei nicht Gebrauch nach einer vom User bestimmbaren Zeit automatisch aus. Aber kein Originalnetzteil und keine Batterien – also muss das Universalnetzteil aus dem Elektronikladen ran. Leider findet man nirgendwo auf dem Gerät eine Information, wie viel Spannung und welche Polarität das PK-6 verträgt. In der Bedienungsanleitung steht immerhin, dass das Pedal mit 9V arbeitet. Kurz noch mal mit der Polarität herum spielen und den Power-Taster betätigen….. „et läuft doch!“

Neben dem 9V-Anschluss befindet sich das MIDI-Trio. Roland hat dem PK-6 eine MIDI-Merge Funktion spendiert. Hier werden die MIDI-Befehle, die das PK-6 über die MIDI-IN-Buchse empfängt mit den intern erzeugten MIDI-Daten kombiniert (“Merge”) und gemeinsam an die MIDI OUT-Buchse ausgegeben (“Soft Thru”-Funktion). Somit lässt sich das Rolandpedal mühelos ins bestehende MIDI-Setup einbinden.Weiterhin gibt es eine 8-polige DIN-Buchse mit der Beschriftung PK Out und dem Hinweis, im Handbuch nach zu schauen. Dort steht, dass über diese Verbindung sowohl der MIDI-Datenstrom als auch die Stromverbindung für das PK-6 laufen. Diese Anschlussmöglichkeit ist für Musiker komfortabel, die bereits ein Rolandinstrument mit einem PK-Anschluss spielen.
Schließlich kann an die Buchse “External Pedal” wahlweise ein Fußtaster, Sustain- oder Schwell-(Control-)Pedal angeschlossen und mit verschiedenen Funktionen versehen werden. Eine gute Idee, denn so hat man die Möglichkeit sein Setup um einen weiteren MIDI-Controller zu erweitern, um z. B. das Filter mit dem Fuß zu steuern, während beide Hände zum Spielen frei bleiben.Allerdings sollte der User auch hier möglichst ein Produkt von Roland verwenden, da im Test ein angeschlossenes Yamaha-Control-Pedal nicht funktionierte. Dieses Problem der Inkompatibilität ist meines Erachtens ärgerlich und unnötig, da Instrumente anderer Hersteller – z.B. die C2 von Nord – Kontrollpedale der Konkurrenz sehr wohl akzeptieren.

Funktionen „External Pedal“:
Expression
Cutoff
Resonance
Pitch Bend Up
Pitch Bend Down
Modulation
Hold
Volume
Panpot
MIDI-Ctrl 16-19

Das PK-6 bietet vier Betriebsmodi und drei Zusatzfunktionen, die direkt über einen Taster auf der Gehäuseoberseite aufgerufen werden. Ein Druck auf den „Shift“-Taster aktiviert die Zweitfunktionen der übrigen Taster, mit denen man weitere Einstellungen vornehmen kann. Welche Zusatz- und Shift-Funktionen möglich sind, hängt vom jeweiligen Betriebsmodus ab.
Im Mono-Mode ist das Roland-Pedal monofon spielbar und gibt auch bei mehreren gedrückten Tasten nur einen Ton wieder. Eine Besonderheit ist die Retrigger-Funktion, die nur in diesem Modus zur Verfügung steht. Hierbei handelt es sich um eine Art Tapping-Effekt, wie man ihn von den Gitarrenkollegen kennt. Bei zwei gleichzeitig gedrückten Tasten klingt der tiefere Ton zuerst. Erst nach dem Loslassen erklingt der höhere. Im Audiobeispiel wird das hohe Pedal gehalten, während das untere eine Bassfigur spielt. So sind komplexere Basslinien technisch einfacher spielbar.

Audio Samples
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Retrigger-Funktion

Das PK-6 arbeitet im Poly-Mode polyphon und kann also mehrere Notenbefehle gleichzeitig senden. Laut Vorgabe verwendet dieser Modus MIDI-Kanal 11, der dem “Note-To-Arranger”-Part der Arranger-Instrumente von Roland zugeordnet ist. Das heißt, der User kann über die Pedale des PK-6 die Akkorde des Arrangers bzw. Arpeggiators steuern. Wenn ihr jetzt denkt, dass dies nur für Roland-Portis interessant ist, liegt ihr falsch. Mit ein bisschen Kreativität funktioniert dies auch bei anderen Instrumenten. Im ersten Audiobeispiel steuere ich mit dem PK-6 die Akkorde des Arpeggiators meines Yamaha Motif XS, während ich gleichzeitig auf einem Nord Stage EX einen Rhodes Sound spiele.

Audio Samples
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Arpeggiator

Und wer sagt denn, dass man auf einem Fußpedal nur Bass spielen muss? Im zweiten Audiofile werden die beiden Streichertöne mit dem Pedal gehalten. So hat man beide Hände für die Klavierbegleitung frei.

Audio Samples
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Strings & Piano

Ebenso interessant wie kreativ ist der Drum-Modus. Hier sendet das PK-6 Notenbefehle, mit denen Schlagzeugparts gespielt werden können. Es gibt zwei verschiedene Maps, bei denen die einzelnen Pedale bestimmten Schlagzeugsounds einer GM-/GS-Map zugewiesen sind. Die drM-Map ist werkseitig den Notennummern 36 bis 48 zugewiesen, die nicht editiert werden können. Damit triggert man die einer GM-Map die Oktave mit Bassdrum, Snare, Hi-Hat, und Toms usw. Durch Transponierung und Änderung der Oktavlage „schiebt“ man die Pedale des PK-6 quasi durch die GM-Drummap und kann somit andere Drumsamples triggern. Seine eigene Map kann sich jeder in der User-Map “drU” basteln. Mittels der Drum User Edit Funktion weist man jedem Pedal seine eigene Notennummer zu. Die Nummern müssen nicht auf- oder absteigend sein, sondern können willkürlich variieren. In der Praxis kann man sich eine Drummap mit seinen eigenen Samples bauen und diese mit dem PK-6 abfeuern. Durch Betätigen des Drum-Tasters schaltet man zwischen den beiden Maps hin und her. Sehr schön.
Im letzten Modus fungiert das Roland PK-6 als MIDI-Controller und sendet lediglich MIDI-Befehle (Start/Stop, Fill In, Ending usw.), die für Roland-Instrumente mit Begleitautomatik gedacht sind. Wie im Drum-Mode gibt es auch hier zwei Zuordnungssätze. Im nicht editierbaren Factoryset Ctr führen die einzelnen Pedale die Befehle Start/Stop., Intro/Ending 1 bis 4, Fill Up/Down 1 bis 3 und Break Mute aus. Dem User Set CtU sind werksseitig die entsprechenden Controller für ältere Roland-Keyboards zugewiesen. Diese lassen sich jedoch den eigenen Bedürfnissen anpassen und speichern. Leider erfüllt der MIDI-Controller-Mode nicht ganz meine Erwartungen, da er nur Control-Befehle sendet, die lediglich zu Roland-Arranger-Keyboards kompatibel sind. Ich hätte mir frei zuweisbare MIDI-Controlnummern und eine Learnfunktion gewünscht, damit ich einen externen Sequencer bzw. Arpeggiator wie z.B. den des Yamaha Motif XS steuern kann.

Zu jedem Hauptmodus bietet das PK-6 bis zu drei Zusatzfunktionen, die jeweils über einen eigenen Fußtaster aktiviert werden. “Hold” hält einen gespielten Ton so lange fest, bis ein anderes Pedal gedrückt oder die Funktion deaktiviert wird. Wenn der “Octaver Bass” eingeschaltet ist, wird zu jeder gespielten Note ein weiterer Ton hinzugefügt, der eine bis vier Oktaven unter der gespielten Note liegt. Die Vorgabe ist –1. Mit dieser Funktion kann man seine (Synth-)Bass-Sounds, aber auch Streicher und Bläser schön fett machen.

Audio Samples
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Octaver Bass

Der Parameter lässt sich auch komfortabel aufrufen, indem man den Octaver Bass Taster länger gedrückt hält. Diese Funktion macht richtig Spaß!
“Portamento” ist die dritte Zusatzfunktion, die allerdings nur funktioniert, wenn das vom PK-6 angesteuerte Instrument über einen Portamento-Parameter verfügt. Die Zeit für das Portamento ist in 127 Schritten einstellbar und der Parameter kann auch hier bequem über das gedrückt Halten des Fußtasters erreicht werden.

Einen interessanten Effekt haben die Roland-Ingenieure dem PK-6 mit dem sog. “Cross Portamento” spendiert. Dabei handelt es um eine Kombination aus “Octaver Bass” und “Portamento”. Dafür müssen beide Funktionen aktiviert sein. Bei einem Tonwechsel nach oben gleitet der Ton von der zuerst gespielten Note zunächst zur Oktave des Octavers, hält diesen und gleitet weiter zum neu gespielten Ton. Bei abwärts gespielten Tönen gleitet der Ton von der zuerst gespielten Note einmal nach oben zum neu gespielten Ton und gleichzeitig nach unten zur Oktave des Octavers des neu gespielten Tons. Nix kapiert? Dann hört euch das Ganze doch einfach mal an.

Audio Samples
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Cross Porta

Zusätzlich zu den verschiedenen Haupt- und Zusatzfunktionen sind die Fußtaster mit einer Doppelfunktion belegt, die über den Shift-Taster erreicht werden. Den MIDI-Kanal eines jeweiligen Modes stellt man mit MIDI-Channel ein. Jeder Modus kann auf einem eigenen MIDI-Kanal senden. Die folgenden drei Funktionen gelten nicht für den MIDI-Controller-Modus. Mit Transpose ändert man die Tonhöhe von -5 bis +6 Halbtonschritten, während Octave die Tonhöhe der Pedale in Oktavschritten von -8 bis 0 variieren kann. Mit der Funktion PG (Program Cange) lassen sich“eben mal schnell” MIDI- Speicherwahlbefehle (Programm- und Bankwechsel) zum Empfängergerät übertragen. Gesendet werden die Bankwechselbefehle CC00 (MSB) und CC32 (LSB) sowie die Programmnummern 1-128. Die Eingabe ist denkbar einfach: Durch mehrfaches Drücken des PG-Tasters steppt man durch die einzelnen Parameter und gibt den gewünschten Wert über die Pedaltasten ein, welche die Funktion einer numerischen Tastatur übernehmen. Die Programmwechsel-Einstellungen können gespeichert werden, und das PK-6 merkt sich die jeweiligen Programmnummern für den Mono-, Poly- und Drum-Modus.

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Wie der Begriff “Parameter” schon erahnen lässt, erfolgt hier der Zugriff auf die Parameter der einzelnen Haupt- und Zusatz-Modi sowie die der Batterieanzeige und der Anschlagempfindlichkeit. Mit drei verschiedenen Velocity-Kurven kann man letztere dem eigenen Spielgefühl anpassen oder ihr einen festen Wert von 0 bis 127 zuweisen. Alle vom User vorgenommenen Einstellungen lassen sich über einen Write-Parameter speichern und per MIDI-Dump in einem externen Sequenzer ablegen. Leider gibt es nur einen Speicherplatz. Nutzen Nichtkeyboarder das PK-6 als “Master-Keyboard” auf der Bühne, wären mehrere Speicherplätze kein übermäßiger Luxus, um verschiedene Konfigurationen/Songs aufrufen zu können. Die passenden bedientechnischen Voraussetzungen sind aufgrund des Displays und der Möglichkeit zur direkten Werteeingabe über die Pedal-Tasten vorhanden.
Ich muss sagen, das PK-6 hat für ein einfaches MIDI-Pedal wirklich eine Menge zu bieten. Wie das Ganze sich in der Praxis umsetzen lässt, sehen wir im nächsten Abschnitt.

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