Gleichzeitig mit der Veröffentlichung des SYSTEM-1 stellte Roland den separat erhältlichen SH-101 Plug-Out Synthesizer vor. Die Software emuliert den beliebten Analogsynthesizer SH-101 aus dem Jahr 1983 und läuft in der DAW wie ein normales Plug-in. Zusätzlich lässt er sich mit Rolands „Plug-Out“-Technik auf das SYSTEM-1 laden und kann dort unabhängig vom Computer gespielt werden. Im Rahmen des SYSTEM-1 Tests haben wir natürlich auch einen Blick auf den SH-101 geworfen.
Details
Konzept
Die Erweiterbarkeit durch verschiedene Plug-Out Synthesizer ist der Kern des Konzeptes beim SYSTEM-1. Zusätzlich zur vierstimmigen internen Klangerzeugung bietet der Hardware-Synthesizer Platz für eines dieser Software-Instrumente, die dann ohne angeschlossenen Computer lauffähig sind und mit den Effekten und dem Arpeggiator/Scatter des SYSTEM-1 genutzt werden können. Neben dem hier getesteten SH-101, gibt es inzwischen den SH-2 und den PROMARS als weitere Plug-Outs. Leider ist auf der Hardware nur Platz für ein Plug-Out – man muss sich also jeweils entscheiden, welchen Synth man darauf laden möchte. In der DAW verhält sich das Plug-Out wie ein ganz normales Software-Instrument in den Formaten VST (Windows/Mac) und AU (Mac).
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Oberfläche
Das Design der Bedienelemente ist dem Vorbild nachempfunden. Über die Schaltfläche OPTION kann man sogar aus den drei Original-Farbvarianten grau, rot und blau wählen. Alternativ kann die Oberfläche auf das Layout des SYSTEM-1 umgestellt werden, was die Übersicht bei Verwendung des SYSTEM-1 als Controller verbessert.
In der Leiste am oberen Rand findet man unter anderem die Preset-Verwaltung. Ein Klick auf PATCH öffnet die Preset-Liste, in der man Programme benennen, umsortieren sowie im- und exportieren kann. Die ersten acht Plätze sind in der Liste hervorgehoben und entsprechen den acht Preset-Tastern des SYSTEM-1. Per Drag & Drop kann man diese Taster also in der Patch-Liste mit den gewünschten Programmen bestücken.
Der Button PLUG-OUT installiert den SH-101 auf einem angeschlossenen SYSTEM-1. Da leider nur ein Plug-Out Synthesizer zur Zeit auf der Hardware Platz hat, muss ein anderer dort bereits installierter Synth (z.B. der SH-2) Platz machen, worauf man ggf. freundlich hingewiesen wird. In der DAW ist es aber problemlos möglich, die verschiedenen Plug-Outs gleichzeitig zu benutzen.
Klangerzeugung
Der analoge SH-101 ist ein einfach aufgebauter Synthesizer, was seinerzeit für einen günstigen Preis und eine leichte Programmierbarkeit sorgte und zur Beliebtheit beitrug. Ein Oszillator, ein Filter, eine Hüllkurve, ein LFO – viel mehr ist nicht dran am Original, was aber nicht heißen soll, dass man der kleinen Kiste nicht jede Menge charakterstarke Sounds entlocken könnte. Die Software-Version emuliert die analogen Schaltkreise auf Bauteilebene, was für ein authentisches Abbild dieser speziellen Charakteristik sorgen soll. Dabei bleibt die Grundstruktur des Synthesizers natürlich enthalten – sonst könnte man ja auch nicht SH-101 darauf schreiben – aber Roland hat auch einige zusätzliche Funktionen integriert.
Der SH-101 besitzt einen Oszillator mit den Schwingungsformen Sägezahn und Puls. „Und“ deshalb, weil sich diese gleichzeitig nutzen lassen, man kann also im Mixer Sägezahn und Puls gleichzeitig abrufen und stufenlos miteinander mischen. Die Pulsbreite ist manuell, per LFO oder Hüllkurve modulierbar. Außerdem gibt es einen Suboszillator (Puls), der wahlweise eine oder zwei Oktaven unter dem VCO klingt und stufenlos hinzugemischt werden kann, und einen Rauschgenerator. Mit den gleichzeitig nutzbaren Schwingungsformen plus Sub ähnelt die Oszillatorsektion von der Struktur her dem Arturia MiniBrute, der ein ähnliches Konzept verfolgt.
Nach dem Mixer erreicht das Signal ein resonanzfähiges Tiefpassfilter mit einem Regler für die Modulation via Envelope und einem für das Keytracking. Beim Original gibt es hier noch einen Schieberegler für die LFO-Modulation, der in der Software-Version in die LFO-Abteilung gewandert ist.
Danach geht’s in den VCA, wo es ein paar Neuerungen zu verzeichnen gibt. Zuallererst fällt auf, dass der Software SH-101 zwei ADSR-Hüllkurven bietet, gegenüber einer beim Original. Filter und Amp können also von verschiedenen Envelopes gesteuert werden, was die klanglichen Möglichkeiten nicht unerheblich erweitert. Der Wahlschalter VCA MODE ist geblieben, sodass man die Amp-Hüllkurve auf Wunsch deaktivieren kann. Außerdem bieten die Envelopes die drei Trigger-Modi GATE, LFO und GATE+TRIG – diese Auswahl wirkt sich stets auf beide Hüllkurven aus, obwohl der Schalter beim VCA zu finden ist. Der Regler TONE ist ebenfalls neu, hierbei handelt es sich um eine einfache Tonblende (nach links = weniger Höhen, nach rechts = weniger Bässe).
Der LFO heißt beim SH-101 „Modulator“ und bietet die Schwingungsformen Sinus, Dreieck, Sägezahn steigend, Rechteck und Random sowie Rauschen. Logisch, dass er sich bei der Softwareversion zum DAW-Tempo synchronisieren lässt, was man über den Taster TEMPO SYNC erreicht. In der LFO-Abteilung gibt es Schieberegler für die Modulationsintensität für den VCO (Pitch) und das Filter. Außerdem kann der LFO die Pulsbreite modulieren und die VCA-Hüllkurve triggern.
Eine kleine Effektsektion bildet den Abschluss. Sie enthält die gleichen Effekte, die auch auf der SYSTEM-1 Hardware zu finden sind: einen Bitcrusher, einen einfachen Hall und ein synchronisierbares Delay.
Arpeggiator und Effekte
Schon das Original verfügte über einen digitalen Stepsequencer und einen Arpeggiator. Ersterer wurde beim Plug-Out gestrichen, während der Arpeggiator dem des SYSTEM-1 entspricht. Es gibt die Standardpatterns UP, DOWN und UP/DOWN jeweils in Varianten mit einer oder zwei Oktaven Umfang. Wenn man das SYSTEM-1 als Controller verwendet, steht zusätzlich die dortige „Scatter“-Funktion zur Verfügung, diese gibt es softwareseitig nicht.