Praxis
Roland SH-4d Test – die Groovebox in der Praxis
Angesteckt und losgelegt – und erst zwei Stunden später wirklich aufgehört. Schon lange nicht mehr hat mich eine Kiste so instant ge-hooked. Vier Spuren plus Beats, da bekommt man schnell was zum Laufen und verliert nicht den Überblick. Auch die schiere Anzahl an Effekten kann man gut nutzen und es wurde an wirklich vieles gedacht!
Somit erweist sich der Roland SH-4d im Test zweifelsohne als ein tolles, in sich geschlossenes System, mit dem man sich auch einfach mal auf die Couch verkrümeln kann, ohne den Rechner anzuwerfen. Man fühlt sich auch nicht gleich eingeschränkt, wenn man ihn nicht gleich mit etwas anderem kombiniert. D-Motion sowie der fancy Visual Arpeggiator machen neben dem flinken Steps-Setzen besonders Laune. Das Motion-Recoding sorgt für komplexe Bewegungen, mit maximal vier Parametern pro Synthesizer-Part.
Wie klingt der Roland SH-4d?
Klanglich liefert die Synth-Engine des Roland SH-4d im Test viele Möglichkeiten und klingt vor allem mit SH-101 und Juno-106 Modulen sofort gut. Jedenfalls bringt allein schon der Analog-Parameter Leben in die Bude, aber es gibt noch viele andere individuelle Parameter für die Engines zu entdecken. Alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Wer es genauer wissen will, dem empfehle ich das Handbuch.
Die Synths klingen für sich genommen alle sehr gut. Der 5-Spur Mixer mit seinen drei Sends ist ebenfalls nice – seine Einstellungen bleiben über den Pattern-Wechsel hinaus aber nicht erhalten. Ferner muss man anmerken, dass bei zunehmender Verdichtung im internen Mixer alles etwas „undefiniert“ zusammenkommt und an Glanz verliert. Analoge Einzelausgänge wären für Jams sicherlich besser, vielleicht hätte ein einfacher ADAT schon gereicht.
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Audiobeispiele Roland SH-4d Test
Das 12-IN/2-Out USB-Audiointerface ist ebenfalls interessant, vor allem, wenn man den SH-4d allein an einen Laptop anschließt. Im „dedizierten Studio“ ist diese digitale Verbindung allerdings nicht so sinnvoll zu verwenden, von MIDI einmal abgesehen. Trotzdem: Die Möglichkeit fertige Kompositionen vom Gerät einfach in die DAW als Audio zu überspielen, ist schon absolut lässig. Noch lässiger wäre ein Export in entsprechende Zen-Core-Plugins oder dergleichen.
Roland SH-4d Test – Tricky Handhabung
Für Live-Sets bietet der Roland SH-4d ebenfalls gute Grundlagen, wenn nicht sogar das Gerät allein ausreicht. Minimalisten könnten das hart feiern! Allerdings sind die Menüs, die Mode-Umschaltungen und die vielen Doppelbelegungen sehr „Roland“ und japanisch vertrackt. Und in ihrer Konsequenz und Vielfalt schlichtweg überfordernd bzw. an manchen Stellen einfach nur umständlich.
Das betrifft weniger das Sounddesign als vielmehr das Wechseln der vielen „Performance“-Modi. Ein Handbuchauszug: SHIFT plus 1-5 wechselt zwischen den Parts und der Keyboardbelegung. Mit denselben Tasten plus PATTERN kann man wiederum die Parts und auch einzelne Drums muten. Allein für diese Essentials sind die Tasten der Sekundärbefehle ziemlich klein, zumal die Shift-Taste weit außen liegt.
Der Pattern-Taster ist aber auch generell ein wichtiger Umschalter, definiert beispielsweise, ob man mit den Tastern 1-16 die Steps oder die Patterns anwählt – wie lange man den Taster hält, unterscheidet das Umschalten auch nochmal …
Aufpassen angesagt!
Bei Pattern-Orgien muss man somit aufpassen, dass man nicht aus Versehen das Pattern wechselt, wenn man eigentlich nur Parts muten wollte. Oder Synth-Parameter ändert, obwohl man nur den Mixer wollte. Auch wenn die Pattern-Tasten gelb und die Steps weiß sind … im Eifer des Gefechts habe ich regelmäßig danebengehauen.
PATTERN braucht man übrigens auch, um zu definieren, was man mit Shift+Clear löscht. Außerdem sorgt PATTERN dafür, dass man mit de Fader-Block entweder Voice-Parameter oder eben den Mixer steuert. Zum Glück gibt es ja Undo …
Jedenfalls habe ich mich beim Test des Roland SH-4d öfters gefragt, warum es für fünf Spuren nur vier Fader gibt? Vor allem aber, warum es keine dedizierten Taster für die Parts gibt. Selbst warum, und warum mal nicht man die Menüs mit EXIT verlassen kann, war mir nicht ganz ersichtlich. Dennoch: Es gibt hier auch deutlich mehr Funktionen als bei anderen Synth-Grooveboxen – man muss sie nur finden.
Bedienung des Roland SH-4d im Zwischenfazit
Der Einstieg ist also leicht, wenn man die Bedeutung von Shift und Pattern verstanden hat. Um das Ganze dann auch flink und intuitiv zu beherrschen, bedarf es jedoch einiger Übung.
Für ungeduldige Charaktere wie mich auf jeden Fall mühselig, und so ist das Ding am Ende doch nicht mein „cup of tea“ – obwohl ich es mir so gewünscht hätte. Wer aber Gameboys, Gadgets und großes Spielzeug mag, und eher meditativ, explorativ oder geeky unterwegs ist, der könnte es durchaus lieben!
Roland SH-4d – Patches und Bänke
Die Library des Roland SH-4d zeigt sich während des Tests mit ihren Kategorien weiterhin üppig und „ok“ sortiert. Für die User-Patches gibt es allerdings nur eine Bank, was insofern doof ist, als dass man Backups oder Restores nur mit kompletten Flashes erreichen kann. Somit ist es schwierig, User-Bänke wie auch Artist-Kits zu verschieben oder auszutauschen.
Außerdem sollte man bedenken, dass Patterns und Kits getrennt gespeichert werden. Man muss also sehr aufpassen, wenn man aus einem Pattern heraus ein Kit ändert, das bereits von anderen Patterns an anderer Stelle verwendet wird. Eine Option zum Verschränken habe ich leider nicht gefunden.
Roland SH-4d Test: Elektron oder Roland wählen?
Der Vergleich mit Elektron drängt sich geradezu auf und es gibt viele Parallelen. Bevor ich die Features gegeneinander aufliste und den Preis bewerte, möchte ich es lieber philosophisch betrachten: Die Elektrons sind „Indie-industrieller“, sicherlich cooler sowie mit besseren Anschlüssen garniert.
Allerdings sind die großen Kästen von Elektron auch teuer und etwas klobig, während die schlanken Kisten von Elektron wiederum recht einfach gehalten sind.
Der Roland SH-4d stößt meiner Meinung nach genau in diese Lücke. Aus dem Stand klingt er mit SH-101 und Juno-106 OSCs direkt fett und durchaus auch dicker als Elektrons „analoger Stuff“. Elektron kann auch fett klingen, man muss nur deutlich länger „fummeln“.
Die Mischung der Sources ist hier bei Roland „reifer“ und weniger nischig. Die Module mögen zwar kein voll aufgeblasenes Zen-Core sein, aber sie nuancieren genug untereinander, sodass man insgesamt sicherlich breiter aufgestellt ist.
Kurz vor Toresschluss
Böse ausgedrückt, ist Elektron algorithmisch komplizierter und dennoch klanglich weniger differenziert. Aber der Sequenzer von Elektron ist immer noch flinker, weil die Doppelbelegungen intuitiver verpackt sind. Schade eigentlich, dass Elektron nie eine reine MIDI/CV-Box mit kleiner Tastatur herausgebracht hat.
Roland-typisch sind die Menüs hier einfach anders verzweigt und viele Shifts auf verschiedenen Tasten. Mit Übung kann man da richtig schnell werden, Muscle-Memory und so. Die Elektrons dagegen sind da eher sowas wie Kurbelmonster, finde ich.
Man kann es aber auch so runterbrechen, wenn man will: Magst du lieber knackige Potis oder lieber flexible Encoder? Aber bei wirklich knackigen Kurbeleinsätzen habe ich hier beim Motion Recording schon auch Knackser gehört, die allerdings bereits nach der ersten Wiedergabe wieder verschwunden waren. Elektron kann aber mehr Parameter zu automatisieren. Schön also, wenn man die Qual der Wahl hat!
Features | Roland SH-4d | Roland Boutique JU-06 | Roland Juno-X | UDO Audio Super 6 | Behringer DeepMind 6/12 |
Stimmen | 60 | 4 | 256 | 6 bzw. 12 | 6/12 |
Akku/Batterien | Batteriefach | Batteriefach | — | — | — |
Eingebauter Speaker | — | Ja | — | — | — |
Klaviatur | 24 Tasten | 16 Step-Taster | 61 Full Size | 49 Full-Size | 37/49 Full-Size |
Test-Bewertung | 4/5 | 3,5/5 | — | 4/5 | — |
Preis in € / Thomann-Link | Roland SH-4d kaufen (Affiliate) | Roland Boutique JU-06 kaufen (Affiliate) | Roland Juno-X kaufen (Affiliate) | UDO Audio Super 6 kaufen (Affiliate) | Behringer DeepMind 6 kaufen 12 kaufen (Affiliate) |
Jens sagt:
#1 - 03.11.2023 um 11:37 Uhr
Ich kann dem Test so nicht ganz zustimmen. Für mich gestaltete sich der Umgang mit dem Gerät durchweg einfach und intuitiv. die Menüführung ist meines Erachtens sehr direkt. Das mit den Patterns stimmt allerdings..dass verwirrt mich nach Wochen noch. Ich mag das Gerät wegen der intuitiven Bedienung. Die Sounds sind anfangs ehr langweilig aber funktional..mit etwas Geduld kommen aber interessante Dinge zustande. Mit der Zeit fallen einen aber auch viele Dinge auf die einen Abends um ein Firmware Update beten lassen. Die Länge der Patterns ist wie bei fast allen Maschinen heutzutage zu kurz mit 64 Steps. Es ist super schade dass man keine Motion Sequence für die Drum Sektion machen kann..da ist so viel Potenzial. Ein zweites Leo wäre wunderbar. Motion Sequences für die Effekte vermiss ich auch. Es sind viele kleine Dinge die das Gerät vermissen lässt, aber da muss man halt mit Leben. Ich liebe es trotzdem..Denn es ist handlich, umfangreich genug und doch intuitiv. Es klingt auch ganz gut.. und es macht unheimlich viel Spass. Fazit: Seit damals als ich die Korg Electribe mx bekam, hatte ich nicht mehr dieses "oh ja, lass mich noch mal schnell das Ding anmachen und basteln" Gefühl..bis ich kürzlich ein SH4D bekam. und ich bin eher der Roland Hater als Fanboy.
wertzu sagt:
#2 - 01.05.2024 um 13:58 Uhr
motion fx- 8 bars- 8motios per part - sample import- more user patches- pattern patches bank- pitch detune automation dann wäre top