In einer Zeit, als die Produkte der Roland Schwestermarke Boss noch „Dr. Groove“ und „Dr. Rhythm“ hießen, kam 1998 der Boss Dr. Sample SP-202 auf den Markt, ein simpler Flash-ROM-basierter Desktop-Sampler und schon rein design-technisch der kleine Bruder des Roland SP-808. 2001 folgte noch der Boss SP-303, bis schließlich 2005 Roland das Update SP-404 unter eigener Flagge in die Läden stellte. Eine SX-Variante später kommt nun der SP-404A im schwarz-grünen AIRA-Design. A wie AIRA: Ist das nun der erhoffte AIRA-Sampler?
Auch wenn die A-Variante „nur“ eine Weiterentwicklung des SX ist, die Basisfeatures des SP-404 klingen immer noch sehr spannend: direkter Zugriff auf bis zu 120 Samples mit bis zu jeweils 2 GB Größe via SD-Card, die bis zu 32GB groß sein darf und ruckzuck gewechselt werden kann. Und mit bis zu zwölf Sound-Sets (Backups) pro SD-Karte lässt sich schon einiges anfangen. Schwungvolle 439,- Euro kostet der kleine Freund, also nur einen Bruchteil größerer Desktop-Sampler wie Toraiz oder MPC. Aber was kann er für sein Geld?
Details
Der SP-404A ist ein zwölfstimmig polyphoner, kompakter und mobiler Desktop-Sampler, der mit Batteriebetrieb oder Netzteilversorgung über ein eingebautes Mikrofon, einen Mikrofoneingang oder auch einen Line-Eingang autark sampeln kann. Die Samples werden in zehn Bänken mit jeweils zwölf Slots abgelegt und auf einer SD-Card gespeichert. Diese 120 Samples können in ebenfalls 120 Patterns programmiert werden. Zu allem Überfluss können auch noch zwölf sogenannte Backups auf die SD-Karte gespeichert werden, wodurch man auf die theoretische Sample-Anzahl von 1.440 Samples pro SD-Card kommen könnte. Die Samples werden als One-Shots oder als Loops abgespielt, chromatisches Spiel ist nicht möglich. Der Sampler ist mit Abmessungen von 178 x 257 x 72 mm und einem Gewicht von lediglich 1,2 kg transportabel und kann auch mit sechs AA-Batterien betrieben werden. Wird das Netzteil bei eingelegten Batterien abgezogen, schaltet der SP-404A jedoch kurz ab und startet dann neu, ebenso umgekehrt, wenn man den Sampler im Batteriebetrieb wieder ans Netzteil hängt.
Solltet ihr den SP-404A ein paar Stunden unbeaufsichtigt lassen und er erscheint euch später wie tot: Keine Panik, dann hat die Auto-Off-Funktion den Sample-Player nach vier Stunden einfach abgeschaltet. Tatsächlich kann der SP-404A dann nicht einfach aus- und wieder angeschaltet werden. Das Gerät muss schon ein paar Sekunden abgeschaltet sein, bevor es wieder neu starten kann.
Zum Lieferumfang gehören noch eine SD-Karte mit Loopmaster-Sounds, ein Netzteil und ein mehrsprachiges Handbuch, das mehr einer Quickstart-Anleitung ähnelt. Die detaillierte Referenz gibt es nur als PDF-Datei im Netz.
Oberfläche
Die Oberfläche ist mit 33 orange hintergrundbeleuchteten Funktionstastern übersät, dazu kommen zwölf Performance-Pads. Diese erinnern immer noch stark an jene, die Roland und Boss bereits vor fast 20 Jahren verbauten: gummiert, hintergrundbeleuchtet, aber nicht anschlagsdynamisch. Die vier Potis dienen allen möglichen Einstellungen, vom Start- und Endpunkt eines Samples über dessen Lautstärke, die Quantisierung des Sequencers und natürlich auch zum Schrauben an den Echtzeiteffekten. Der Blickfang des SP-404A ist das darunterliegende „magische Auge“, das wie ein Mood-Light zwischen den Farben Rot und Blau changiert. Des Weiteren dient es als rhythmische Anzeige des Beats und Aussteuerungshilfe beim Sampling. Das darin verbaute große rote LC-Display stellt mit drei Stellen die BPM-Zahl oder andere Werte dar. Es ist das einzige Display des SP-404A.
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Effekte
Um das Display sind sechs Effekt-Buttons angeordnet. Es stehen zur Verfügung: Filter+Drive, Voice Trans(form), Delay, Isolator, DJ-FX Looper und MFX, ein Multi-Effekt, der von Reverb über Tape Echo, Bit Crusher und Vinyl Simulation 24 weitere Effekte anbietet. Die Liste der MFX-Effekte ist in winzig kleiner Mäuseschrift rechts daneben auf das Gehäuse gedruckt. Der Effekt wirkt normalerweise nur auf den letzten angewählten Sound, kann aber auch mehreren zugeordnet werden und beim Sampling mit aufgenommen werden. Auch Resampling ist machbar.
Vorder- und Rückseite
Auf der Rückseite befinden sich je ein Stereo-Cinch-Ein- und Ausgang, was schon mal den DJ-Einsatzzweck unterstreicht. Dazu kommt lediglich ein MIDI-Eingang, ein Anschluss für das mitgelieferte Netzteil, der Powerschalter und ein Schlitz für ein Kensington-Lock. Einen USB-Anschluss wie bei den anderen AIRA-Geräten sucht man vergeblich.
Auf der Vorderseite befinden sich ein Kopfhörerausgang, ein Mikrofoneingang nebst Level-Regler sowie ein SD-Card-Slot. Der Verschlussdeckel für den SD-Card-Slot ist eine gute Idee, aber leider ist er viel zu fummelig und kunststoffmäßig. Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis eine der Klammern abbricht. Ich habe den Verschluss für die Dauer des Tests einfach weggelassen, zumal ich die SD-Card häufig in den Computer geschoben habe, um Sounds zu importieren.
Sample-Import
Sample-Import findet via SD-Card statt, entweder per Import Folder oder mit Hilfe der kostenlosen Verwaltungssoftware „SP-404SX Wave Converter“ für Mac und Windows, die genauso schmucklos ist, wie ihr Name vermuten lässt.
Eine SD-Card kann maximal 32 GB groß sein. Da passt dann aber auch schon einiges drauf. Das Wechseln der SD-Card bei laufendem Betrieb ist auch kein Problem. Der SP-404A verliert mit dem Entfernen der Card zwar alle aktuellen Daten, lädt dann von der neu eingeschobenen SD-Card wieder neu. Fast könnte man den SP-404A als „SD-Card-Player“ bezeichnen, denn sämtlicher Inhalt wird tatsächlich ausschließlich auf der Karte abgelegt.
Auf einer Karte befindet sich stets ein „Inhalt“, ein komplettes SP-404A-Projekt mit zehn Bänken à zwölf Sounds. Zusätzlich können bis zu zwölf sogenannte Backups auf der Karte abgelegt werden. Das Laden eines Backups dauert indes länger als das Wechseln der SD-Card, auf deren Sounds der SP-404A innerhalb weniger Sekunden Zugriff hat. Möchte man nur 120 kurze Drum-Sounds laden, muss man nicht zur 32 GB Karte greifen, da reicht auch ein altes, vielleicht noch vorhandenes 1 GB Modell mehr als aus.
Die Polyphonie ist maximal zwölfstimmig. Soll heißen: sechs Stereosamples. Schlaue Sample-Füchse legen ihre Drums besser in Mono an, damit sie noch möglichst viele Stimmen für die wertvollen Stereo-Loops übrighaben.