Praxis
Los geht’s mit den drei Preset-beladenen Versionen Kick, Electro und Percussion. Was mir sofort positiv auffällt, sind das Gewicht und die Verarbeitung der Geräte. Kein Eindruck von billigem Plastik, vielmehr hat man das Gefühl, sehr robuste, wertige und road-taugliche Instrumente vor sich zu haben. Die Batterien habe ich bereits eingelegt, sodass lediglich eine Kabelverbindung zwischen dem Mono Out (oder dem Stereo-Kofhörerausgang) und „der Anlage“ hergestellt werden muss, dann Power-On und schon kann es losgehen. Ach ja, zuvor kann man sich noch überlegen, ob man den beigelegten Adapter / die Befestigungsschiene in zehn Sekunden an die Unterseite des Pads anschrauben möchte, das Gerät auf einer glatten Fläche abstellt (dank der beiden Gummifüße steht es so auch recht gut und rutschsicher) oder es alternativ noch anders verbauen will – zum Beispiel auf einem Snareständer. Alles easy. Neben den verschiedenen Möglichkeiten, ein SPD One zu befestigen und im Set-Aufbau zu platzieren, lassen sich die Pads auch unterschiedlich bespielen: Mit Sticks, mit den Händen oder auch mit dem Fuß. Dabei ist es hilfreich, die seitlich sitzenden Sensitivity- und Threshold-Potis zu nutzen, mit deren Hilfe sich die Empfindlichkeit des Triggerings und der Sample-Auslösung justieren lassen.
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Mehr InformationenSPD One Kick
Als ich das Kick Pad ausprobiere, stelle ich mir vor, ich wäre ein alleine auftretender Singer-Songwriter, der wegen seiner Gitarre keine Hand frei hat, aber Sounds wie Kick-Drums oder Tambourine mit dem Fuß spielen möchte. Das geht wirklich gut, wenngleich schnelle Doppelschläge wie mit einem Kick-Pedal natürlich eher schwierig, um nicht zu sagen unmöglich sind, aber mit ein bisschen Übung ist es absolut möglich, sich auf diese Art und Weise selbst zu begleiten. Die Sounds in diesem gelben Kick Pad machen in ihrer Auswahl durchaus Sinn; neben akustischen und elektronischen Kicksounds sowie Cajon-Klängen finden sich auch Schellenkranz, Cabasa, Cowbell, Claps und Cymbals unter den insgesamt 22 Preset-Slots. Anwählen kann man diese mit dem ersten, schön gerasterten Drehpoti. Um an den zweiten Block, also die zweite Bank an Klängen zu kommen, muss der kleine Druckknopf namens „Inst Variation“ gedrückt werden.
Zur Qualität der einzelnen Samples / Sounds würde ich sagen: Absolut amtlich, in sich stringent, auch was die Zusammenstellung betrifft, nicht überbordend spektakulär, sondern ziemlich genau das, was man erwartet – gediegene Roland-Qualität eben. Zudem lassen sich diese Sounds ja noch dreifach weiter bearbeiten: Der zweite Poti (Tuning) erlaubt es, das jeweilige Sample rauf- oder runterzupitchen, also umzustimmen. Nicht nur, dass sich so natürlich sehr viel mehr absolute Klangvarianten erstellen lassen, das Tuning kann auch während des Spielens verdreht werden, was nicht nur Sinn, sondern auch richtig Bock machen kann. Der dritte Poti ist ein Kombi-Effekt-Parameter. Dreht man ihn nach links, bekommt das Sample einen Reverb zugefüttert (der auch ok klingt), dreht man den Poti nach rechts, wird das Signal verzerrt (Distortion). So wird die harmlose Akustik-Kick schnell zum brachialen Club-Monster. Aber dadurch, dass es sich um einen geteilten Poti handelt, muss man sich bei den drei Preset-bestückten Modellen grundsätzlich für einen der beiden Effekte entscheiden und kann mit dem Regler lediglich die Intensität („Wet“) des jeweiligen Effektes definieren. Bleibt schließlich noch der Master Volume Regler, der, Ihr habt es erraten, die Ausgangslautstärke des Instrumentes bestimmt. Dieser regelt aber auch, wie laut das Signal am Kopfhörer anliegt, womit keine Trennung dieser beiden Signale möglich ist und der Trommler seine Kopfhörerlautstärke vom gewünschten Ausgangspegel abhängig macht.
SPD One Electro & Percussion
Alles, was zuvor zum Kick Pad gesagt wurde, lässt sich auch auf die anderen beiden Preset-Geräte „Electro“ und „Percussion“ beziehen. Neben den natürlich thematisch unterschiedlichen Sounds unterscheiden sich diese beiden Kandidaten vom Kick Pad nur insofern, als dass sie anstelle des Distortion-Effektes ein Delay als Alternative zum Reverb zu bieten haben. Mischt man das Delay hinzu, sinkt mit steigendem Wert die Geschwindigkeit des Delays, die Feedback-Länge erhöht sich. Da es somit keine festen Delayzeiten und auch keine Anzeige, keinen Tap-Knopf oder ähnliches gibt, ist es so natürlich recht schwierig, das richtige Delay-Tempo für eine Performance zu finden, Dafür gefällt mir aber der klassische, an ein Tape Delay erinnernde Effekt, der bei schnellerem Delay-Zeit-Wechsel hörbar wird. Damit lassen sich interessante und kreative Momente und Klänge erzielen. Auch zu den Presets im weißen SPD One Percussion Pad lässt sich sagen: Prima Sounds, schöne Auswahl und Bandbreite (Claps, Cowbells, Congas, Bongos, Schellenkränze, Timbales etc.), also Klänge, die den Bereich „Percussion“ gut abdecken. Und mithilfe des auch hier vorhandenen Tuning-Potis entstehen wiederum nicht so leicht zu definierende, spannende Sounds.
Das grüne „Electro“-Modell kommt ebenfalls mit 22 Preset-Sounds aus der modernen Klangwelt ums Eck: Verschiedene Claps, satte Electro-Snares, klassische Simmons Toms (super im Verbund mit dem Tuning-Poti), 808 Sounds, Booms und Vocal-Samples lassen sich hier anwählen.
Alle drei Instrumente glänzen somit durch eine gute Auswahl an Klängen, die sich mithilfe der Effekte ja auch noch weiter manipulieren lassen. Aber es sind eben „nur“ diese 22 Sounds; diese grundsätzlich auszutauschen oder zu erweitern, ist baubedingt nicht möglich. Was Roland diesen drei Modellen aber spendiert, ist ein Slot für ein User-Sample von maximal fünf Sekunden Länge, welches über ein USB / USB Mikro B -Kabel via Computer in einen nach Verbindung (Preset 12 anwählen!) auf dem Schreibtisch erscheinenden Ordner gelegt werden kann.
Achtung: Für alle SPD One Pads gilt: Nur Samples im Format 44.1 / 16 bit können von den Geräten gelesen werden.
SPD One Wav
Kommen wir nun zum „Außenseiter“ dieser Familie – dem roten SPD One Wav. Auch wenn es sich äußerlich und auf den ersten Blick nicht von seinen bunten Geschwistern unterscheidet, ist es doch ein Gerät mit gänzlich anders ausgerichteter Konzeption: Beim Wav Pad geht es um das Laden und Spielen eigener Samples. Dabei kann es sich um alle möglichen One-Shots handeln, um Loops oder gar um ganze Songs bzw. Backingtracks.
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Mehr InformationenBei der Auswahl dieser individuellen Samples gilt es nur zwei Regeln zu beachten: Die Samples müssen der zuvor erwähnten Format-Vorgabe von 44.1 /16 bit entsprechen, und ihre Gesamt-Datenmenge, verteilt auf die zwölf vorhandenen Speicherplätze, darf vier Gigabyte nicht überschreiten.
Parallel zu den One Shots, Loops oder Backingtracks kann für jedes Preset / jeden Speicherplatz ein individueller Clicktrack (ebenfalls als .wav-Datei zu laden) importiert und abgelegt werden. Dieser wird dann per Trigger zeitgleich mit dem „Song“-Sample abgefeuert und nur über den Stereo-Kopfhörer-Ausgang ausgespielt. Die Mischung zwischen dem Clicktrack und dem Backingtrack auf dem Kopfhörer lässt sich „gegeneinander“ mixen, dreht man den „Mix“-Poti nach links, wird der Click lauter und das Backing leiser – und umgekehrt. Das ist nicht ganz so transparent wie zwei unabhängige Regelmöglichkeiten, funktioniert aber ok.
Bleibt natürlich noch die Frage, wie die Samples ins Pad kommen. Da die SPD One Pads über kein Display, keine Edit-Buttons oder Ähnliches verfügen, hat Roland sich für eine „Script-Variante“ entschieden: Verbindet man den Computer per USB / USB Mikro B-Kabel mit dem Wav Pad, erscheint auf dem Desktop des Rechners ein externes Speichermedium. Darin wiederum liegt ein Ordner namens „Roland“, in dem sich zwölf weitere, durchnummerierte Ordner befinden. Jeder dieser Ordner steht für eines der wählbaren Presets / Slots. In diesen Ordnern liegen je zwei weitere Ordner namens „Master“ und Click“ sowie eine Textdatei, advanced.txt. Nach einer kurzen Orientierung wird das Verfahren deutlich: In den Ordner „Master“ zieht man per Drag & Drop das bzw. die Samples, die abgespielt werden und „draußen“ hörbar sein sollen, in den Ordner „Click“ kommen die Samples (Clicktrack-Sample), die lediglich über den Kopfhörer ausgespielt werden sollen.
Dann öffnet man die Textdatei, trägt dort die Namen der in den Ordner geladenen maximal drei Samples ein (WAV A: / WAV B: / Wav C: ), bestimmt die Ausgangslautstärke und weitere „Verhaltensregeln“. Welche das sind, wird praktischerweise im unteren Abschnitt des Textdokumentes erläutert, sodass man schnell versteht, wie man welches Verhalten der Samples erreicht. Hat man alle Texteinstellungen für ein Preset vorgenommen, sichert man das geänderte Textdokument, wirft das Speichermedium aus und kann das Kabel vom Gerät abziehen – die Änderungen sind im Gerät gespeichert und bleiben bis zur erneuten Änderung so bestehen.
Die Varianten im Sample-Verhalten sind gut durchdacht und lassen eigentlich keine Wünsche offen. Maximal drei Samples lassen sich gleichzeitig oder abhängig von Anschlagsstärken „ge-layered“ auslösen, dabei können sie ineinander übergehen oder sich gegenseitig stumm schalten etc.. Clicktracks und ihre korrespondierenden Master Tracks müssen natürlich von der Länge her aufeinander abgestimmt sein („wie lang ist mein Song? / „will ich einen Click-Vorzähler einbauen?), die Vorbereitung bringt also schon ein wenig Arbeit mit sich und setzt minimale Grundkenntnisse des Arbeitens mit einer Musik-Software voraus. Dass für jede Sample-Änderung der beschriebene Vorgang des USB-Verbindens, des Text-Editierens, Speicherns und wieder in den Play-Modus-Zurückversetzens erledigt werden muss, ist zugegebenermaßen etwas nervig und ungewohnt, andererseits ist dies eine zwar etwas altmodisch anmutende, aber dennoch clevere Methode zur Editierung, da das Gerät selber in seiner Schlichtheit und Kompaktheit ja nun mal über keinerlei Sample-Bearbeitungs-Skills verfügt. Ich habe mich jedenfalls recht schnell daran gewöhnt und finde es ok.
Die SPD One Pads als Midi Controller
Die USB-Verbindung aller vier Modelle dient nicht nur dem Zugriff auf das Laden und die Sample-Editierung, über sie können auch MIDI-Daten übertragen werden. Um in diesen Modus zu gelangen, verbindet man das ausgeschaltete Gerät per USB mit dem Rechner und schaltet das Pad ein, während man den kleinen Druckknopf gedrückt hält. Nun sendet und empfängt das SPD One MIDI-Noten. Leider senden und empfangen alle vier Modelle in allen Presets dieselbe MIDI-Note über denselben MIDI-Kanal: C3 / Kanal 10. Das ist sicher kein allzu gravierender Punkt, andererseits wäre es sicherlich auch nicht besonders schwierig gewesen, entweder eine chromatische Notenfolge, aufsteigend mit den Presets, in die Geräte zu implementieren, oder diesen Parameter in das Textdokument aufzunehmen und dem Spieler so eine flexiblere MIDI-Nutzung anzubieten.