Praxis
Grundsätzliche Eigenschaften des Controllers
Nach Drücken des Power-Buttons und kurzer Ladezeit ist das Pad spielbereit, und ich checke mal die insgesamt 16 Presets aus, von denen die ersten sechs Kits sind, die hauptsächlich aus kompletten Loops bestehen, während die zehn übrgen Kits mit klassischen Einzelstimmen wie Kicks, Snares, Hi-Hats, Toms, Cymbals etc. bestückt sind. Alle weiteren 84 verfügbaren Speicherplätze sind „New Kits“, die vom Nutzer mit eigenen Kombinationen und Samples gefüttert werden wollen. Ich denke nicht, dass allzu viele Trommler dauerhaft auf die „Loop-Kits“ zurückgreifen, vielmehr dienen diese wohl dazu, dem Nutzer die Möglichkeiten zu demonstrieren, die in Sachen Pad- und Loop-Verhalten mit dem Controller möglich sind. Loops lassen sich zum Beispiel immer wieder neu starten oder durch abwechselndes Anschlagen ein- und ausschalten, ebenso können Pads Sounds oder Loops gegenseitig „muten“, also stummschalten, und bieten somit im Prinzip genau die Features, die man von so einem Gerät erwartet – und ja auch seit vielen Jahren kennt. Die Pads an sich fühlen sich – wie von Roland gewohnt – prima an, nicht zu hart, aber auch nicht zu weich. Von Beginn an verspüre ich auch keine große Not, an den vom Werk aus angenehm vorgeschlagenen Anschlagsempfindlichkeits-Einstellungen zu basteln. Als besonders angenehm und hilfreich empfinde ich die kleinen roten Lämpchen, die anzeigen, ob ein Pad gerade angetriggert wird bzw. einen Sound/Loop ausgibt; das kann sehr nützlich sein und macht sich vor allem bei den „Loop-Kits“ bemerkbar, die mit doch teils recht langen Sequenzen arbeiten – so behält man den Überblick, was gerade noch alles spielt.
Echtes Multi-Sampling: Fehlanzeige
Ein Pad kann mit maximal zwei Samples „beladen“ werden, dem „Main“- und dem „Sub“-Sample. Für beide Samples kann das Panning (links / rechts) sowie eine Ausgangslautstärke bestimmt werden – allerdings keine individuelle Eingangs-Velocity. Im Klartext heißt das, dass man zwei Sounds zwar klanglich miteinander kombinieren und abstimmen kann, aber keine Möglichkeit besteht, dass je nach Anschlagstärke unterschiedliche Sounds ausgelöst werden – also kein Multi-Sampling im eigentlichen Sinne. Das ist durchaus schade, weil sich so natürlich keine realistische Abbildung akustischer Drumsounds verwirklichen lässt, Stichwort Snare-Sound / „Machinegun Effect“, und überhaupt viele kreative Möglichkeiten zur Verwendung von Samples von vornherein wegfallen. Eigentlich etwas verwunderlich für ein Gerät dieser Preisklasse, vor allem wenn man bedenkt, dass ein Update bzw. eine „Special Edition“-Version bestens dafür geeignet gewesen wäre, dieses beim „normalen“ SPD-SX oft bemängelte „missing feature“ nun anzubieten. Jedem Kit ist über die Menüführung, die sich, hat man sich erst einmal ein halbes Stündchen mit dem SPD-SX SE beschäftigt, als ziemlich intuitiv und logisch darstellt, ein Tempo zuzuordnen, welches durch eine stetig blinkende Tempoanzeige visualisiert wird – auch wenn der hörbare Click nicht angeschaltet ist. Das kann hilfreich sein, um das Tempo eines Songs „zu sehen“. Der hörbare Click lässt sich in Intervall / Subdivision per Menüpunkt definieren, ebenso der Sound und die Ausgabelautstärke.
Bis zu drei Mixe: flexible Ausgangs-Routings
So weit, so gut, so logisch. Schön sind die Möglichkeiten des Ausgangs-Routings. Neben dem klassischen Master-Output (als Mono- und Stereo-Variante) und dem Stereo-Kofhörerausgang verfügt das SPD-SX SE über einen weiteren Stereo-Output namens Sub Out, sodass insgesamt drei verschiedene Ausgangsvarianten ausgegeben werden können. Ein Beispiel für die Anwendung wäre: Über Kopfhörer bekommt der Drummer die Sounds inklusive Effekten plus den Click, die Band-Kollegen werden über den Sub Out ebenfalls mit Click und Sounds, aber dafür ohne eventuell störende, weil vernebelnde Effekte bedient, während das Publikum über den Master Out alle Sounds mit allen Effekten, aber natürlich keinen Click zu hören bekommt. Wie auch immer – das Stichwort lautet „drei unterschiedliche Ausgangs-Mixe sind möglich“, und diese sind auch spielend leicht einstellbar.
Interne Sounds & Presets
Die Preset Sounds an sich sind prima, ich würde sogar sagen, bisweilen hochwertig – vor allem die „Loop-Kits“ warten mit ordentlich Alarm auf. Auf den ersten Blick ist das Staunen beim Zuhörer bestimmt recht groß, feuert man durch einige gezielte Schläge nacheinander ganze Song-Passagen heraus, die fast klingen, als kämen sie von einer fertigen Produktion. Allerdings muss man schon timingsicher aufs Pad treffen, ansonsten wird es schnell chaotisch und dann auch, nun ja, etwas peinlich… Der synchronisierte Click ist dabei sehr hilfreich, eine Launch-Quantisierung („Starte Sequenz auf der nächsten Eins“), wie man sie von Ableton Live kennt, ist (selbstverständlich) nicht verbaut, aber im Lieferumfang ist Live ja nun enthalten, zumindest in der eingeschränkten „Lite“ Version, sodass man auf jeden Fall weiß, was das SPD-SX SE zwar selber nicht kann, was in MIDI-Verbindung mit einem Computer und eben mit Live dann aber doch möglich ist.
Sampling
Kommen wir nun zum Thema Sampling: Durch einen Druck auf den „Sampling“-Button erreicht man das Sampling-Menü, aus dem heraus sich die verschiedenen Möglichkeiten des Samplings bestimmen lassen. Entscheidend ist zunächst vor allem: Wie kommt das Audio ins SPD-SX SE? Auf der Rückseite des Controllers befinden sich ja die zwei Klinken-Eingänge namens „Audio In“; hier verbindet man entweder (in Mono oder Stereo) ein Audio-Ausgabegerät, zum Beispiel einen MP3-Player oder eine Soundkarte, oder man schließt ein dynamisches Mikrofon an (da es keine zuschaltbare Phantomspeisung gibt, fällt die Nutzung eines Kondensator-Mikrofons leider aus). Nun noch mit dem neben den Eingängen liegenden Drehregler „Gain“ die Eingangslautstärke festlegen, und schon sind die Voraussetzungen fürs Sampling gegeben. Jetzt ist es also möglich, Audio-Material auf ein einzelnes Pad (Basic) oder gleich verteilt auf mehrere Pads (Multi Pad) zu samplen, die Audio-Wellenformen zusammenzuführen (Merge) oder Audio – direkt mit Master-Effekten versehen – aufzuzeichnen (with FX). Außerdem lassen sich bereits aufgenommene Samples zerschneiden und auf mehrere Pads neu verteilen (Chop) sowie ganze Performances aufnehmen (Perform & Record).
Aber noch einmal zurück zum grundlegenden Prozess des Samplings: Ich habe für diesen Test ein paar Einzelschläge von einer Blechdose und einer Salatschüssel mit einem Mikrofon gesampled. Am Ende des Aufzeichnungsprozesses wird die Wellenform im Display sichtbar, und ich kann einen Start- und Endpunkt des Samples bestimmen, indem ich die Welle mit dem Cursor an Anfang und Ende eingrenze. Dann noch bestätigen, und fertig ist das einem Pad und Kit zugeordnete Sample, welches dann auch in der „Wave-List“ zu finden ist und betitelt werden kann.
Als nächstes versuche ich, mit denselben beiden Küchenutensilien einen kleinen Beat bzw. Loop zu spielen und mit derselben Methode aufzuzeichnen. Das funktioniert grundsätzlich genau wie zuvor, lediglich das saubere Schneiden eines „rund-loopenden“ Beats gestaltet sich aufgrund der nicht genau taktbaren Unterteilung in Zeit oder Raster eher schwierig. Es gehört also schon etwas Geduld und Glück dazu, ein „rundes“ Loop-Ergebnis mit dieser Methode zu erzielen. Ich stelle fest: Die Idee, direkt in ein Controller Pad „hinein-samplen“ zu können, ist nach wie vor schon prima und für spontane Aktionen im Proberaum auch durchaus brauchbar, aber bei all den Möglichkeiten, die heutzutage auch schon einfache und günstige Audio-Bearbeitungsprogramme bieten, würde ich im wahren Leben meine Sampling-Arbeit und -Bearbeitung wohl grundsätzlich eher im Computer vornehmen und die fertigen Ergebnisse dann ins SPD-SX SE importieren. Dieses Argument lässt sich noch durch folgendes Szenario untermauern: Stellt Euch vor, ihr habt einen Loop auf die eben beschriebene Art und Weise im SPD-SX SE kreiert und so bearbeitet, dass er in dem definierten Kit-Tempo „rund“ läuft – und dann entscheidet Ihr, dass der gesamte Song nun doch vier BPM langsamer gespielt werden soll. Ja, das SPD-SX SE verfügt auch über eine Time-Stretching Funktion, aber das Stauchen und vor allem das Ziehen einer Wellenform führt aufgrund des eher rudimentären Algorithmus im Controller schon bei kleinen Tempoänderungen zu hörbaren Audio-Verzerrungen („Artefakten“). Nicht wirklich schön… Also, einfaches Sampling: ja; ernsthafte Sample-Bearbeitung im SPD-SX SE: eher nein – vor allem, wo ja nun mit Ableton Live eine Software mit dem Gerät geliefert wird, die genau diese Prozesse perfekt und spielend leicht leisten kann.
Apropos Computer: Mit dem ebenfalls mitgelieferten „Wave Manager“ Programm lassen sich Audio-Files kinderleicht auf das SPD-SX SE übertragen: Einfach den Controller per USB mit dem Rechner verbinden, Wave-Manager-Programm starten, der Rest ist wirklich simpel und intuitiv. Alternativ dazu kann man auch einen USB-Stick in den zweiten USB-Anschluss einstecken und auf diesem Weg Audio-Dateien importieren. Wichtig zu wissen: Nur Files im Format Wav/Aiff 44.1/16 Bit sind importierbar.
Effekte: Kit FX
Das SPD-SX SE bietet des weiteren die Möglichkeit, interne Effekte zu nutzen. Insgesamt stehen, wenn man es kompakt formulieren möchte, drei Effektbänke, sogenannte „Multieffekte“ zur Verfügung: Zum einen wären da die beiden „Kit FX“, also Effektgruppen, die auf die einzelnen Kits angewendet werden können. Genauer gesagt lassen sich jeweils zwei sogennante Kit FX für ein Kit bestimmen, die man im Kit-Menü aktivieren oder eben deaktivieren kann. Und dann kann jedem der neun Pads eben dieses Kits einer dieser beiden Effekte individuell zugeordnet werden. Ein Beispiel: Für das Kit 1 bestimme ich als Kit FX 1 ein Delay und als Kit FX 2 einen Filter. Nun kann ich jedem der neun Pads dieses Kits entweder das Delay oder den Filter oder eben auch keinen Effekt zuschreiben. In einem weiteren Kit könnten FX 1 und FX 2 natürlich gänzlich andere Effekte sein; insgesamt stehen 20 Kit FX zur Verfügung. Um davon mal einige namentlich zu erwähnen: Stereo Delay, Tape Echo, Flanger, EQ, Compressor, Distortion, Ring Modulator, Reverb, Slicer und so weiter – also im Grunde genommen so ziemlich all jene Effekte, die „man so kennt“. Im FX Menü lassen sich dann die einzelnen Parameter des jeweiligen Effektes bearbeiten, zum Beispiel die Delay-Zeiten und die Feedback-Länge bei einem Delay, sowie bei einem Reverb die Größe des Raumes und die Länge des Pre-Delays etc.
Effekte: Master FX
Neben diesen beiden Kit FX Multieffekten verfügt das SPD-SX SE noch über die Möglichkeit sogenannter Master-Effekte: Auf dem Front Panel lassen sich drei global definierte Effekte per Knopfdruck aktivieren (verschiedene Varianten von (A) Filter, (B) Delay, (C) Short Loop), deren Unter-Parameter sich dann wiederum mit den beiden größeren „Controller 1“ und „Controller 2“ – Drehreglern live und während des Spielens tweaken lassen. Ein vierter Button in der Master FX-Sektion nennt sich schlicht FX. In dessen Untermenü kann einer der zuvor beschriebenen 20 Effekte, die auch als Kit FX verfügbar sind, definiert werden. In der Gesamtkombination aus Master FX und den Kit FX lassen sich die Sounds und Samples, die im SPD-SX SE anliegen, schon ziemlich heftig bearbeiten. Die meisten der angebotenen Effekte klingen ordentlich bis gut, ausnehmend gut gefallen mir die Stutter-Effekte. Die verschiedenen Delays sind ok, das Reverb klingt hingegen recht synthetisch, alles in allem aber sind die angebotenen Effekte des SPD-SX SE absolut brauchbar. Mit ein wenig Übung und Inspiration macht auch das „live-tweaken“ der Master-Effekte Sinn und Spaß.