PRAXIS
Das SPD-SX kommt mit einer Auswahl von insgesamt 140 Instrumenten und 70 zusätzlichen Loops und Phrasen. Diese sind in insgesamt 16 vorgefertigten Kits organisiert – die verbleibenden 84 der insgesamt 100 Kit-Speicherplätze sind bei der Auslieferung leer, was sich noch einmal als ein deutlicher Hinweis darauf verstehen lässt, dass die Hauptaufgabe des SPD-SX nicht vorrangig im Bereitstellen fertiger Sounds liegt (wie beispielsweise beim SPD-30 mit über 600 Instrumenten), sondern dass das Gerät ganz direkt für die Verwendung eigener Samples konzipiert ist.
Trotzdem wollen wir uns die im Speicher des SPD-SX vorinstallierte Sample-Library natürlich einmal genauer ansehen. Die Klangqualität der einzelnen Sounds und Loops wirkt größtenteils wirklich fett und wird sich auf der Bühne sicherlich durchzusetzen wissen. Dem einen oder anderen Benutzer könnte der Gesamtklang fast ein wenig zu HiFi-mäßig vorkommen, aber das ist natürlich eine Geschmacksfrage. Das virtuelle Instrumentarium deckt die relevanten Kategorien ab und erstreckt sich von synthetischen Drum-Sounds über akustische Drums und Percussion-Instrumente bis zu Vocal-Samples oder ganzen Music-Loops. Samples von den eingangs erwähnten Drum Machine Legenden TR-808 und TR-909 dürfen natürlich ebenfalls nicht im Repertoire fehlen. Im Folgenden hört ihr einen Auszug aus den Kits mit Einzelsamples. Es handelt sich also um keine vorgefertigten Loops.
Die Sample-Architektur des SPD-SX bietet zwar die Möglichkeit, einem Pad zwei Sounds zuzuweisen und diese somit gleichzeitig abzuspielen, ein echtes Velocity-Layering, bei dem für verschiedene Anschlagstärken verschiedene Samples abgespielt werden, ist jedoch nicht möglich. Dementsprechend reagiert das Gerät auf leisere Anschläge auch ausschließlich mit einer geringeren Ausgabelautstärke. Im Falle der synthetischen Sounds stellt dies kein Problem dar, denn diese dürfen und sollen ja bekanntlich auch synthetisch klingen. Eine überzeugende Simulation echter Instrumente fällt dem SPD-SX dagegen schwer. Während das SPD-30 schon vor zwei Jahren zumindest bis zu zwei Layer anbot, und damit einen grundlegenden Schritt in Richtung Authentizität machte, ist beim SPD-SX der künstlich wirkende Machinegun-Effekt vor allem bei schnellen Schlagfolgen auf dem gleichen Pad sehr deutlich zu vernehmen. Ein wirklich authentisches Klangverhalten von z.B. einer gesampelten Snaredrum darf man hier also keinesfalls erwarten. Meiner Ansicht nach kann man dies der Factory-Library aber auch nicht negativ ankreiden, denn das Instrument nimmt sich nicht vor, in dieser Hinsicht ein Spezialist zu sein.
Für das Verwenden von eigenen Sounds wäre eine echte Multisampling-Funktionalität aber tatsächlich ein dickes Plus gewesen, das mich persönlich sicher ein wenig mehr zum Schwärmen angeregt hätte. Obwohl das Sampling zu den Hauptaufgaben des SPD-SX gehört, ist der Funktionsumfang der internen Engine sehr rudimentär gehalten. Audio-Daten können über den entsprechenden Eingang von einem Mikrofon bzw. einem Wiedergabegerät aufgezeichnet oder von einem Computer oder Memory Stick importiert werden (Format: Wav/Aiff, 16 Bit/44,1 kHz). Funktionen zum Trimmen von Start- und Endpunkten des Files sowie zum Bearbeiten von Lautstärke und Position im Stereo-Panorama sind ebenso vorhanden wie eine Reverse-Funktion und ein Pitch-Shifting Algorithmus, mit dem die Tonhöhe der Sounds verändert werden kann. Letzterer nimmt allerdings keine Anpassung des Tempos vor und arbeitet nicht in Echtzeit. Eine Anpassung des Tempos kann im Nachhinein über eine Time-Stretching Funktion erwirkt werden, die jedoch bereits bei Änderungen von +/- 10 bpm zu deutlich hörbaren Artefakten neigt. Alternativ gibt es Pitch-Shifting auch in der Effekt-Sektion des Pads, dieser Weg erzeugt allerdings eine mehr als deutlich spürbare Latenz. Die so bearbeiteten Sounds werden dementsprechend mit einer leichten Verzögerung wiedergegeben, was für perkussive Klänge natürlich nicht besonders praxistauglich ist. Weitere Funktionen, wie sie beispielsweise bei Software-Samplern zu finden sind, hat das SPD-SX nicht an Bord. Ein Round-Robin-Modus, bei dem jedes Pad nacheinander mehrere alternative Samples abspielt, oder ein anschlagdynamisch zugreifendes Filter wären neben einer Möglichkeit, mehrere Velocity-Layers zu verwenden, sicher in einem solchen Gerät umsetzbar, ohne dabei in eine praxisferne Tiefe abzutauchen. Natürlich funktioniert das Sampling eigener Sounds in seiner rudimentären Form aber trotzdem sehr gut und ist wirklich sehr einfach zu bewerkstelligen. Um die Möglichkeiten zu demonstrieren, habe ich mehrere Schläge auf ein Backblech mit dem guten alten Shure SM 58 aufgenommen. Den tiefsten der so aufgenommenen Klänge habe ich mit einer leisen Bassdrum unterlegt und mit diesen Sounds wiederum eine eigene Loop eingespielt. Beim Zurechtschneiden dieser Datei fiel mir allerdings ein weiterer Problempunkt auf: Für das Setzen von Start- und Endpunkten einer Loop gibt es kein Taktraster. Wenn man diese Funktion nutzt, muss man schon sehr großes Glück haben, das Ende einer solchen Datei genau an der richtigen Stelle zu setzen und somit sicherzustellen, dass die Loop auch nach mehreren Durchläufen noch synchron zum Click bleibt. Zwar lässt sich das Tempo des SPD-SX an die Loop anpassen, meiner Ansicht nach zäumt man damit aber das Pferd von hinten auf. Wer seine Loops sauber schneiden will, tut das also am besten mit einer entsprechenden Software an einem Computer. Der enthaltene SPD-SX Wave-Manager eignet sich dazu leider nicht und ist ausschließlich auf die Verwaltung des Sample-Speichers und der Kit-Speicherplätze ausgelegt.
Für dich ausgesucht
Lassen wir das Thema Sampling hinter uns und widmen wir uns den Effekten. Insgesamt gibt es drei Multi-Effekte, die mit jeweils einem Vertreter aus einer breiten Auswahl verschiedener FX-Typen bestückt werden können. Von grundlegenden Klangformern wie Equalizer und Kompressor über verschiedene Delays und Modulations-Effekte (Flanger, Phaser, etc.) wird man bis zu einem Verzerrer und einem Ringmodulator wirklich umfassend versorgt. Der Klang der Effekte ist größtenteils wirklich gut und definitiv im verwendbaren Bereich. Einzig die Hall-Algorithmen wirken etwas leblos, was für ein Gerät in dieser Form aber auch nicht anders zu erwarten ist.
Die beiden Kit-Effekte (20 Effekt-Typen) können von einzelnen Pads zu frei einstellbaren Anteilen beschickt werden, der Master-Effekt bezieht sich dagegen gleichzeitig auf alle Sounds und ist direkt über zwei Drehknöpfe und vier Auswahltaster in der linken unteren Ecke des SPD-SX steuerbar. Je nach Auswahl funktioniert der Master-Effekt als Filter, als Delay, als Loop-Slicer oder als einer der 21 Master-Effekte. Die Parameter, die von den beiden Potis gesteuert werden, unterscheiden sich je nach Anwendungsgebiet. Im Falle des Delays lassen sich beispielsweise das Dry/Wet-Verhältnis und Feedback regeln, bei aktivem Filter steuert man Cutoff-Frequenz und Resonanz. Feinere Einstellungen lassen sich etwas tiefer im generell sehr übersichtlich angelegten Menü vornehmen. Das LC-Display ist hier natürlich sehr hilfreich und zudem hübsch anzusehen. Im ersten der folgenden Beispiele hört ihr zwei verschiedene Arten von Distortion als Kit-Effekt auf unserem Backblech. In den weiteren Tracks wird dem ein zusätzlicher Master-Effekt hinzugefügt.
SPD-SX-Editor sagt:
#1 - 09.01.2016 um 14:31 Uhr
Es gibt neu eine Software, mit welcher sich Parameter wie Lautstärke, Abspielmodus oder Mute-Group-Zuordnung einstellen lassen. http://www.spd-sx-editor.com
Sie bietet einiges mehr als die vom Hersteller mit gelieferte Software.